Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Massebezogenes Signal in differentielles Signal umwandeln


von havarti (Gast)


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Hallo!

Ich hätte da eine Frage. Am besten ich sage gleich dazu, dass ich noch 
nicht so viel Ahnung habe, vielleicht entschuldigt das meine (eventuell) 
dumme Frage.

Ich habe ein analoges, massebezogenes Signal (Frequenz geschätzt 
10...500 kHz) welches ich in ein differentielles Signal umwandeln 
möchte. Das Signal ist mit einem Offset von +2V versehen und kommt so 
aus einem anderen Gerät raus. Den Offset kann ich so auch nicht direkt 
abgreifen. Das differentielle Signal soll am Ende auch um diese +2V 
schwingen (beide Pfade).

Normalerweise würde ich jetzt einfach einen invertierenden Verstärker 
(mit OpAmp) nehmen, aber der würde ja auch den 2V-Offset umkehren?

Alternativ dachte ich mir, mit einem Spannungsregler erzeugte -4V 
aufzuaddieren und dann zu invertieren. Aber so oder bräuchte ich dann 
eine negative Spannungsversorgung (die ich mir gerne sparen würde) und 
hätte im zweiten Fall wohl auch nicht exakt die gleichen DC-Pegel auf 
dem invertierten und nicht invertierten Zweig.

Eigentlich hört sich das ja nicht nach einer so komplizierten Aufgabe 
an...wie macht man so etwas ohne negative Spannungsversorgung, wenn man 
schon etwas mehr Ahnung hat? :)


Gruß,
havarti

von Irina (Gast)


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Ich würde das so machen, wie in symmetrieren.PNG .

Allerdings müssen für 500kHz wahrscheinlich schnellere OPamps zum 
Einsatz kommen und auch die Beschaltung niederohmiger ausfallen.

von LTC (Gast)


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Trafo?

Wird in der Audio- und HF- Technik häufig verwendet.

von Reinhard Kern (Gast)


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havarti schrieb:
> Normalerweise würde ich jetzt einfach einen invertierenden Verstärker
>
> (mit OpAmp) nehmen, aber der würde ja auch den 2V-Offset umkehren?

Hallo,

wenn du keine negative Versorgung haben willst, musst du auch deine 
OpAmps mit einer solchen positiven Offsetspannung betreiben - für einen 
differentiellen Ausgang brauchst du einen invertierenden und einen 
nichtinvertierenden Verstärker mit möglichst gleichen Eigenschaften.

Grundsätzlich hast du 2 Möglichkeiten:

1. du vertraust darauf, dass die 2 V schon stimmen werden, und 
beschaltest deine OpAmps mit der gleichen Offsetspannung (du betreibst 
sie also an der gleichen virtuellen Masse). Da das vermutlich nicht 
genau genug ist, solltest du deine Offsetspannung abgleichbar machen, 
dann kannst du sie so einstellen, dass die differentiellen Ausgänge 
zueinander symmetrisch sind.

2. Du trennst den Gleichspannungsanteil des Signals mit einem 
Kondensator ab, dann sind die Ausgänge auch ohne Abgleich symmetrisch. 
Einen Offset brauchst du wegen der fehlenden negativen Versorgung 
natürlich trotzdem.

Sollte der Offset am Ausgang stören, müsstest du wiederum über 
Kondensatoren auskoppeln, oder du nimmst eben doch eine negative 
Versorgung dazu - ist eh die sauberste Lösung.

Gruss Reinhard

von Klaus D. (kolisson)


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@ Irina (Gast)
Dein Schaltplan ist aber wirklich merkwürdig.


Das, was du ja suchst , ist ein Symmetrierer.
Allerdings haben Reinhard und LTC jeweils auf Ihre Art  Recht,
nicht zuletzt wegen der hohen Frequenz.

Interessant wäre natürlich zu wissen, mit welcher Amplitude die
Signale reinkommen.
Ferner wichtig ist, on es Sinüsse oder was anderes sind.
Sollen die Sigs weitergeleitet werden oder bleibe diese vorort ?

Sag ,was du machen willst und man kann falsche Vorschläge schon 
ausschliessen

Klaus

von Irina (Gast)


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>@ Irina (Gast)
>Dein Schaltplan ist aber wirklich merkwürdig.

Aha, wieso denn? Ist doch eine ganz harmlose, kleine Schaltung.

OP2 läßt das Signal unverändert und OP1 dreht seine Phase. Dazu wird 
zunächst mit R1 und C1 der 2V Gleichanteil herausgefiltert und der "+" 
Eingang von OP1 auf diesen Wert vorgespannt. Dann wird mit C3 der 
Gleichanteil aus dem Signal herausgefiltert und das resultierende, reine 
Wechselspannungssignal invertiert und um 2V angehoben. Auch der 
Scopeplot zeigt, daß hier alles mit rechten Dingen zugeht.

Gut, man könnte C3 auch weglassen, aber manchmal ist es sinnvoll, dort 
zwei unterschiedliche Zeitkonstanten zu haben.

von Klaus D. (kolisson)


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Ja Irina,
irgendwie irritieren mich dein Kondensatoren.
siehe:
http://homepage.internet.lu/animations/portland/electronic/diff/balance.htm
ABB.2 für einen Standardsymmetrierer.
Ob und wieweit man da noch Offsets und Dc filtering einbauen muss
liegt ja dann noch in Verantwortung des Erbauers und steht auf nem 
anderen
Blatt.
Er kann ja auch mit +- Ub arbeiten (chargepump)

Klaus

von Irina (Gast)


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>Ja Irina,
>irgendwie irritieren mich dein Kondensatoren.
>siehe:
>http://homepage.internet.lu/animations/portland/el...
>ABB.2 für einen Standardsymmetrierer.

Hast du den 2V-Offset vergessen? Havarti schriebt doch:

>Das Signal ist mit einem Offset von +2V versehen und kommt so
>aus einem anderen Gerät raus. Den Offset kann ich so auch nicht direkt
>abgreifen. Das differentielle Signal soll am Ende auch um diese +2V
>schwingen (beide Pfade).

von Klaus D. (kolisson)


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okay...  das habe ich wohl überlesen.

Klaus

von Irina (Gast)


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>okay...  das habe ich wohl überlesen.

Aber du hast Recht, C3 ist schon unsinnig.

von Klaus D. (kolisson)


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Es käme ja auch darauf an, was der TO am Ausgang eigentlich haben will.
er will ja die 2V als Bias mit durchschleppen.

havarti schrieb:
> Das differentielle Signal soll am Ende auch um diese +2V
> schwingen (beide Pfade).

Entweder will den Original Offset durchschleifen oder kann damit
leben einen neuen stabilisierten Offset einzuspeisen.

eigentlich ist auch nicht ganz klar welches Eingangssignal anliegt.
>> (Frequenz geschätzt 10...500 kHz)
10 Hz bis 500 khz oder 10khz bis 500khz ?

Was ist die Signalform ?


Klaus

von havarti (Gast)


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Hallo und Danke für all die Vorschläge und Ideen!
Ich habe mich in der Zwischenzeit noch ein wenig mehr durch die Theorie 
durchgelesen und verstehe jetzt langsam, was ich da tue ;)

Ich werde es jetzt so machen, dass ich den Gleichanteil von 2V erst 
mittels Kondensator wegfiltere und dann beim OP für beide Zweige 
(Original und umgekehrtes Signal) wieder aufschlage. So ist der Offset 
nachher in beiden Zweigen gleich. Die 2V "baue" ich mir mit einem 
Spannungsteiler aus der Versorgungsspannung.

Das Signal ist etwa 10khz bis 500khz, wobei die 500 kHz ein wenig 
hochgegriffen sind. Am Ende gibt es wohl nicht wirklich Anteile über 200 
kHz.

An OP's habe ich noch TL071 da, 3 MHz Bandbreite. Da ich ja nicht 
verstärke, sollten die doch ausreichend sein, oder?

von Klaus D. (kolisson)


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havarti schrieb:
> Die 2V "baue" ich mir mit einem
> Spannungsteiler aus der Versorgungsspannung.

genau das machst du nicht !
Du nimmst besser einen TL431 ,der ohne besondere Beschaltung 2,5 Volt 
liefern wird. Wenn es dann doch genau 2Volt sein müssen dann muss man es
anders machen.

Mein Tipp.. wie immer:
"Erst grübeln und dann dübeln"

Liebe Grüsse Klaus

von Irina (Gast)


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>Ich werde es jetzt so machen, dass ich den Gleichanteil von 2V erst
>mittels Kondensator wegfiltere und dann beim OP für beide Zweige
>(Original und umgekehrtes Signal) wieder aufschlage. So ist der Offset
>nachher in beiden Zweigen gleich. Die 2V "baue" ich mir mit einem
>Spannungsteiler aus der Versorgungsspannung.

Warum so aufwendig? Schwankt denn deine 2V Offsetspannung, daß du sie 
herausfiltern mußt? Falls nicht, ist meine Schaltung doch völlig 
ausreichend. Ersetze C3 noch durch einen Kurzschluß.

>An OP's habe ich noch TL071 da, 3 MHz Bandbreite. Da ich ja nicht
>verstärke, sollten die doch ausreichend sein, oder?

Bei einer Loop Gain von rund 20dB bleibt da aber nicht viel zum 
Ausregeln.

von havarti (Gast)


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Klaus De lisson schrieb:
> havarti schrieb:
>> Die 2V "baue" ich mir mit einem
>> Spannungsteiler aus der Versorgungsspannung.
>
> genau das machst du nicht !
> Du nimmst besser einen TL431 ,der ohne besondere Beschaltung 2,5 Volt
> liefern wird. Wenn es dann doch genau 2Volt sein müssen dann muss man es
> anders machen.

Vielleicht eine dumme Frage, aber warum kein Spannungsteiler? Wegen dem 
erhöhten Stromverbrauch?
Wenn ich den Gesamtwiderstand vom Spannungsteiler relativ klein halte 
(z.B. 1kOhm), sollte der Op die Spannungsquelle bzw. den Spannungsteiler 
ja kaum belasten - sprich, die 2V sollte der Spannungsteiler liefern 
können.

Irina schrieb:
>>Ich werde es jetzt so machen, dass ich den Gleichanteil von 2V erst
>>mittels Kondensator wegfiltere und dann beim OP für beide Zweige
>>(Original und umgekehrtes Signal) wieder aufschlage. So ist der Offset
>>nachher in beiden Zweigen gleich. Die 2V "baue" ich mir mit einem
>>Spannungsteiler aus der Versorgungsspannung.
>
> Warum so aufwendig? Schwankt denn deine 2V Offsetspannung, daß du sie
> herausfiltern mußt? Falls nicht, ist meine Schaltung doch völlig
> ausreichend. Ersetze C3 noch durch einen Kurzschluß.

Ich glaube, ich hatte deine Schaltung beim ersten Draufschauen nicht 
richtig verstanden. Meine Idee kommt zwar mit gleich vielen Bauelementen 
aus, aber deine sieht doch etwas durchdachter aus :)
Eine blöde Frage: "Muss" der 10kOhm-Widerstand nach Masse an U2+ sein 
und welche Aufgabe erfüllt er?

>>An OP's habe ich noch TL071 da, 3 MHz Bandbreite. Da ich ja nicht
>>verstärke, sollten die doch ausreichend sein, oder?
>
> Bei einer Loop Gain von rund 20dB bleibt da aber nicht viel zum
> Ausregeln.

Vielleicht die Gelegenheit etwas klarzustellen, was ich mir eventuell 
falsch aus dem Internet angelesen habe:
Der TL071 hat ein Gain-Bandwidth-Produkt (GBW) von 3 MHz. Ich hatte das 
so verstanden, dass ein 3 MHz-Sinus bei einer Verstärkung von 1 hinten 
mit der gleichen Amplitude rauskommt wie er vorne reingeht. Erst bei 
höheren Frequenzen wird er gedämpft. Da ich ja nichts verstärken möchte, 
brauche ich da überhaupt einen Loop Gain >1 ? Was müsste der Op Amp in 
meinem Fall ausregeln?


Gruß,
havarti

von Klaus D. (kolisson)


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havarti schrieb:
> Vielleicht eine dumme Frage, aber warum kein Spannungsteiler?

Weil ein Spannungsteiler keine stabile Refenrenz ergibt.
Das geteilte Ergebnis des Spannungsteilers schwankt mit der
Betriebsspannung. Also nimmt man wenigstens ne z-Ziode o.ä..

Gruss K.

von Volker S. (sjv)


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Hallo,

schau Dir doch mal den LTC1992 an, der macht aus einem unsymmetrischen 
Signal ein symm. Signal und kann einen Offset addieren!

M.f.G.

von Irina (Gast)


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>Vielleicht eine dumme Frage, aber warum kein Spannungsteiler? Wegen dem
>erhöhten Stromverbrauch?

Der Grund ist einfach der, daß die Versorgungsspannung nicht sehr stabil 
ist und dein Offset dadurch schwanken könnte.

>Eine blöde Frage: "Muss" der 10kOhm-Widerstand nach Masse an U2+ sein
>und welche Aufgabe erfüllt er?

Er gibt dem Eingang eine definierte Eingangs-Impedanz für sehr niedrige 
Frequenzen und DC, erlaubt damit die Entladung von C1 und bietet den 
"Input Bias" Strömen der OPamps einen Pfad nach Masse, wenn keine 
Signalquelle angeschlossen ist.

>Der TL071 hat ein Gain-Bandwidth-Produkt (GBW) von 3 MHz. Ich hatte das
>so verstanden, dass ein 3 MHz-Sinus bei einer Verstärkung von 1 hinten
>mit der gleichen Amplitude rauskommt wie er vorne reingeht. Erst bei
>höheren Frequenzen wird er gedämpft. Da ich ja nichts verstärken möchte,
>brauche ich da überhaupt einen Loop Gain >1 ? Was müsste der Op Amp in
>meinem Fall ausregeln?

Nackte OPamps sind in der Regel nicht sehr lineare Verstärker und 
gewinnen ihre hervorragenden Eigenschaften erst durch eine Gegenkopplung 
in Verbindung mit einer ausreichenden Verstärkungsreserve. "Ausgeregelt" 
werden hierbei die Unlinearitäten. Außerdem sorgt die 
Verstärkungsreserve für niedrige Ausganswiderstände und 
Temperaturstabilität der eingestellten Verstärkung.

Zum Vergleich: Der Open Loop Gain Temperaturgang bei einem typischen 
OPamp ist rund 1%/°C, die Open Loop Ausgangsimpedanz beträgt rund 
200...500R und der Open Loop Gain Linearitätsfehler liegt bei rund 5%. 
Diese Abweichungen vom Ideal werden näherungsweise um den Faktor der 
Verstärkungsreseve verkleinert.

Bei einer Verstärkungsreserve von 100 ist der Closed Loop Gain 
Temperaturgang also rund 0,01%/°C, die Closed Loop Ausgangsimpedanz 
beträgt rund 2...5R und der Closed Loop Gain Linearitätsfehler liegt bei 
rund 0,05%.

Erst mit einer ausreichenden Verstärkungsreserve arbeitet ein OPamp so, 
wie er soll.

von havarti (Gast)


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Ich weiß ich bin etwas spät dran mit meiner Antwort, aber trotzdem 
möchte ich mich nochmal für die hilfreichen Antworten bedanken. Die 
Schaltung ist aufgebaut und funktioniert zu meiner Zufriedenheit :)

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