Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Widerstand SMD-Diode


von kent (Gast)


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Hallo zusammen,

ich hab mir bei Pollin SMD-Dioden geholt und wundere mich nun dass die 
Dinger in Durchlassrichtung einen Widerstand von ca. 600 Ohm haben. Sind 
die Dinger kaputt oder liegt das an der Bauform? Ich hab noch nie erlebt 
dass eine funktionsfähige Diode in Durchlassrichtung einen (mit 
Multimeter messbaren!) Widerstand hat...

von mhh (Gast)


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kent schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich hab mir bei Pollin SMD-Dioden geholt und wundere mich nun dass die
> Dinger in Durchlassrichtung einen Widerstand von ca. 600 Ohm haben. Sind
> die Dinger kaputt oder liegt das an der Bauform? Ich hab noch nie erlebt
> dass eine funktionsfähige Diode in Durchlassrichtung einen (mit
> Multimeter messbaren!) Widerstand hat...

Beim Messen liegt an den Strippen eine Spannung an, um dann anhand des 
fließenden Stromes zu sagen, wie groß der Widerstand ist. Die Spannung 
ist höher als die Flußspannung einer Diode...

von Ernestus P. (malzeit) Benutzerseite


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Sind es eventuell Schottky-Dioden? Die hätten eine geringere 
Schleusenspannung als normale pn-Dioden. Gib doch mal die genaue 
Typenbezeichnung oder Link zur Produktseite durch.

von mhh (Gast)


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Ernestus Pastell schrieb:
> Sind es eventuell Schottky-Dioden?

Eher nicht.

kent schrieb:
> Durchlassrichtung einen Widerstand von ca. 600 Ohm haben.

ist gleich ca. 0,6 V.

von Art Ickel aus W. (Gast)


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Da wird mit 1.0mA Prüfstrom gemessen.

600mV/1mA = 600Ohm.

von Ernestus P. (malzeit) Benutzerseite


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Art Ickel aus W. schrieb:
> Da wird mit 1.0mA Prüfstrom gemessen.

Hast du das auch geprüft, ich find gerade mein zweites Multimeter nicht.

von kent (Gast)


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komisch ist halt dass eine normale Siliziumdiode beim gleichen 
Multimeter "0" anzeigt.

Der Typ ist M1F60:

http://www.pollin.de/shop/dt/MzU1OTU4OTk-/Bauelemente_Bauteile/Aktive_Bauelemente/Dioden/SMD_Diode.html

von mhh (Gast)


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kent schrieb:
> komisch ist halt dass eine normale Siliziumdiode beim gleichen
> Multimeter "0" anzeigt.

Wenn kaputt normal ist...
Die hat Durchgang (kurzschluß) würde ich mal denken.

von kent (Gast)


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In Durchlassrichtung natürlich, hab ich doch oben geschrieben!
Wenn die in Sperrichtung 600R Widerstand hätte wär klar dass die 
kaputtgelötet wurde, aber so ist es halt sehr merkwürdig.

von mhh (Gast)


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Wenn Du in Durchlaßrichtung 0 Ohm misst, dann ist das in meiner 
Erinnerung ein Kurzschluß, welcher auch in Sperrrichtung wirksam sein 
sollte.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Ich habe auch gerade mal den Widerstand von ein paar PN-Dioden gemessen
und kam ebenfalls auf Werte zwischen 500Ω und 700Ω. Das war aber mit
einem billigen Multimeter, da kann ja das Ergebnis nicht stimmen. Also
ein etwas teureres genommen, aber oh Schreck: Die Dioden hatten plötz-
lich alle zwischen 300kΩ und 450kΩ (man beachte das 'k'), wohlbemerkt in
Durchlassrichtung. Selbst die relativ dicken BYV28 leiten also kaum
noch. Habe ich jetzt alle meine Dioden geschrottet?

Anschließend habe ich (wieder mit dem billigen Multimeter) den Wider-
stand von zwei parallelgeschalteten (neuen) Dioden gemessen. Jede Diode
für sich hatte einen Widerstand von 540Ω. Parallelgeschaltet sollte sich
rein rechnerisch die Hälfte, also 270Ω ergeben. Gemessen habe ich aber
500Ω, also nur unwesentlich weniger als die Einzelwiderstände. Habe ich
damit die Rechenregeln für die Parallelschaltung von Widerständen wider-
legt, und der Herr Ohm hat sich geirrt?

Nein, ganz sicher nicht. Wer misst, misst bekanntlicherweise Mist. Wer
aber versucht, den Widerstand eines stark nichtlinearen Bauelements wie
einer Diode zu messen, misst Obermist. Das Verhältnis von U/I hängt bei
der Diode stark vom Prüfstrom ab. Damit ist das Ohmsche Gesetz auf die
Diode nicht anwendbar, und die Diode darf sich nicht ohmscher Widerstand
nennen. Deswegen ist es Unfug, ihren Widerstandswert messen zu wollen.

PS: Die für die obigen Messungen verwendeten Dioden sind weder von
Pollin noch SMD :)

von MaWin (Gast)


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> Habe ich jetzt alle meine Dioden geschrottet?

Nein, aber damit ein Digitalmultimeter was misst,
braucht es eine Spannung am Eingang,
und beim Widerstandsmessbereich wird halt
irgendein Strom durchgeschickt und die Spannung angezeiogt.

Weil Dioden eben KEINEN (festen) Widerstandswert haben,
aber sehr wohl einen Spannungsabfall, wird 'irgendwas'
angezeigt, und zwar in jedem Messbereich was anderes.

Kluge Messgerätehersteller verwenden wenigstens im kleinsten
Widerstandsmessbereich einen Strom der zu einem Spannungsabfall
von genau so viel Millivolt führt, wie angezeigt wird, eine 600
(mV als Ohm angezeigt) Diode ist also eine normale Siliziumdiode,
eine 1100 eine IR-LED, bei 400 ist es oft eine Schottky.

0 Ohm zeigt keines meiner Messgeräte bei heilen Dioden an,
nur bei durchlegierten kurzgeschlossenen.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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@kent:
Fast alle Multimeter haben auch eine Dioden-Test-Funktion. Damit wird 
direkt der Spannungsabfall der Diode angezeigt. Widerstandsmessung ist 
hier nicht sinnvoll.

von I.Dioden (Gast)


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Wer Halbleiter mit Ohm - Meter prüft, der ist nicht dicht!

von kennie (Gast)


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Aaah sorry! Da hab ich wohl eine ziemliche Verwirrung verursacht.
Also getestet wurde mit dem Durchgangsprüfer(?) des Multimeters, also 
das Ding wo eine Diode als Symbol ist. Ich bin immer davon ausgegangen 
dass das Ding einen Widerstand anzeigt, aber Spannungsabfall macht 
natürlich mehr Sinn.
Nur: Wieso zeigt es bei eine Siliziumdiode "0" an und nur bei den 
SMD-Dioden 600?
Kann es sein dass da irgendeine "Intelligenz" eingebaut ist, die 
normalerweise einen PN-Übergang von einem ohmschen Widerstand 
unterscheidet, und die hier irgendwie durcheianander kommt? Vielleicht 
weil die Kontakte der SMD-Diode schlecht sind?

Ich hab leider keine Anleitung mehr zu dem Multimeter; ist min. 10 (eher 
15) Jahre alt.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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kennie schrieb:
> Kann es sein dass da irgendeine "Intelligenz" eingebaut ist
Sicher nicht.

Wenn deine SI-Diode da 0 anzeigt, dann hat eine Siliziumschmelze 
stattgefunden. Und dieser Wert wird dann in beiden Richtungen 
angezeigt...

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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kennie schrieb:
> Also getestet wurde mit dem Durchgangsprüfer(?) des Multimeters, also
> das Ding wo eine Diode als Symbol ist. Ich bin immer davon ausgegangen
> dass das Ding einen Widerstand anzeigt, aber Spannungsabfall macht
> natürlich mehr Sinn.

Auch hier ist Vorsicht geboten: Bei meinem Multimeter liegt der Durch-
gangsprüfer (Schallwellensymbol) und der Diodentester (Diodensymbol) an
der gleichen Position des Drehschalters. Mit einem zusätzlichen Taster
wird zwischen beiden Modi umgeschaltet. Bei der Durchgangsprüfung wird
der Widerstand in Ohm, beim Diodentest der Spannungsabfall in Volt
angezeigt. Netterweise zeigt das Gerät aber auch die Einheit im Display
an, so dass eigentlich kaum Verwirrung entsteht.

MaWin schrieb:
>> Habe ich jetzt alle meine Dioden geschrottet?
>
> Nein, aber damit ein Digitalmultimeter was misst,
> braucht es eine Spannung am Eingang,
> und beim Widerstandsmessbereich wird halt
> irgendein Strom durchgeschickt und die Spannung angezeiogt.

Die Frage nach den geschrotteten Dioden war rhetorischer Natur :)

von Jens G. (jensig)


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>Nur: Wieso zeigt es bei eine Siliziumdiode "0" an und nur bei den
>SMD-Dioden 600?

Wieso ist eine SMD-Diode keine Si-Diode, bzw. wieso eine Si-Diode keine 
SMD-Diode (bzw. könnte sein)? Dioden können beides sein, also kannste 
die Begriffe Si-Diode und SMD-Diode nicht als Einteilungsbegriff nehmen, 
die einander ausschließen.
Grundsätzlich: ein Wert 0 stellt eine schrottige Diode dar. Messe doch 
mal im echten R-Meßbereich. Wenn es da auch gegen 0 geht, dann ist es 
wohl nur noch ein Stück gutleitenden Materials.

von Irina (Gast)


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>ich hab mir bei Pollin SMD-Dioden geholt und wundere mich nun dass die
>Dinger in Durchlassrichtung einen Widerstand von ca. 600 Ohm haben. Sind
>die Dinger kaputt oder liegt das an der Bauform? Ich hab noch nie erlebt
>dass eine funktionsfähige Diode in Durchlassrichtung einen (mit
>Multimeter messbaren!) Widerstand hat...

Bei deiner Diode fließt bei 0,8V rund 100µA und bei 0,95V rund 1mA. Wenn 
dein Ohmmeter jetzt einen Strom von 1mA durch deine Diode schickt, einen 
Spannungsabfall von 0,95V mißt und daraus einen "Widerstand" von R = 
0,95V/1mA = 950 Ohm "errechnet", ist doch alles in Ordnung.

Würde dein Ohmmeter mit 100µA messen, dann hättest du jetzt 8kOhm auf 
der Anzeige. Also mißt dein Ohmmeter wahrscheinlich mit etwas mehr als 
1mA.

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