Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik H-Brücke geht nicht


von Moe (Gast)


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Hallo,

ich habe ein Problem. Und zwar wollte ich ein DC Motor, per 
Mikrocontroller über eine H-Brücke steuern, bei dem ich zwischen 
vorwärts- und rückwärts Drehen umschalten kann.

Der Mikrocontoller funktioniert. Als H-Brücke nehme ich die L298  ( 
http://www.st.com/stonline/books/pdf/docs/1773.pdf  ) und habe die Input 
1-4 und Enable A+B jeweils direkt an ein Port des MC angehängt. VS 
bekommt eine 5V Spannungsquelle und VSS eine 12V. Soweit ist ja 
eigentlich alles klar :-)

Aber: Wenn ich nun Enable auf High setzte und zB bei Input1+2 (für Motor 
1) auf High und Low setze, dreht sich der Motor, den ich an die Output 
drann gemacht habe, auch. Wechsel ich jedoch die Input von High auf Low 
und anders herum, stürzt der MC ab und beginnt von vorne.
Woran kann das liegen?
Darf ich die Eingänge der H-Brücke direkt an die Ports des 
Mikrocontroller anhängen oder brauchen die zuviel Strom und deswegen 
stürtz der MC ab?

Schonmal vielen Dank, falls jemand ein Rat für mich hätte!


PS: Hat jemand zufällig ein Beispielschaltplan für eine Motorsteuerung 
mit solch einer Brücke?

von MaWin (Gast)


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Wenn ein Motor bremst oder die Richtung ändert,
ERZEUGT er Spannung, und die fliesst in VSS.
VSS wird also gestört. Ein grosser Elko von
tausenden uF sollte da dran, falls er nicht
am Ausgang deines Netzteils vorhanden ist.

Ausserdem will der L298 externe Dioden sehen,
die hast du hoffentlich dran.
Es sollte ja zu schaffen sein, Figure 6 des
Datenblatts nachzubauen.

von Thomas S. (tsalzer)


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Ist das so, dass VS nur an 5V hängt?
Dem Datenblatt nach ist VS die Spannung für die Brücken, also für den 
Motor.

und @ MaWin (Gast)

Im Motorbetrieb wird eine Maschine mit ihrer internen Quellenspannung 
immer unter der Versorgungsspannung liegen, so dass im normalen 
Bremsbetrieb (nicht getaktet wie bei einem StepUp) nicht in die Quelle 
gespeist werden kann. Dazu müßte die Drehzahl höher sein, als im 
Motorbetrieb erreicht wird.

guude
ts


ps  VSS ist lt. Datenblatt max. 7V. TE- Ich hoffe Du hattest Dich oben 
verschrieben.

von Jens G. (jensig)


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Es geht um die Spannungsspitzen, die die Motorinduktivität erzeugt. Und 
die sollten schon mit Freilaufdioden und dicken C's in der Versorgung 
kurzgehalten werden.

Ansonsten tippe ich auf zwei Ursachen:
- Programm ist buggy
- oder falls es nur bei angeschlossenem Moter passiert: äuserst 
schlechte Entstörung, Abschirmung, Filterung, Leitungsführung (Masse vor 
allem).

von Floh (Gast)


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Moe schrieb:
> Schonmal vielen Dank, falls jemand ein Rat für mich hätte!

Schaltplan und/oder Bild deines Aufbaus wären hilfreich :-)

von Wayne (Gast)


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Ein paar mehr Details wären nett, z.B. ein Schaltplan DEINES Aufbaus.
Ansonsten würde ich auch auf die Freilaufdioden nicht getrennte bzw. 
gestützte Versorgungsspannung oder zu schnelles Umschalten tippen.
@Thomas S.: Die Freilaufdioden sollen beim Einschalten des Motors bzw. 
Umschalten der Drehrichtung die Spannungsspitzen die durch die 
Induktivität des Motors erzeugt werden, kurzschließen ,um den 
Mikrocontroller und den Motortreiber zu schützen. Das hat nichts mit 
Generatorbetrieb zu tun.

von Thomas S. (tsalzer)


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>Es geht um die Spannungsspitzen, die die Motorinduktivität erzeugt.

Dafür sind diese Freilaufdioden gut.
Die Energie ist 1/2*L*i², dafür braucht man keine
>dicken C's
eher schnelle, und auch nur in den Abschaltpunkten.

Bremsen geht anders, und Nutzbremsen erst recht.

Der TE sollte mal was zu den Spannungen sagen, wie ich oben schon mal 
gefragt hatte.

guude
ts

von Thomas S. (tsalzer)


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@ Wayne (Gast)

>@Thomas S.: Die Freilaufdioden sollen beim Einschalten des Motors bzw.
>Umschalten der Drehrichtung die Spannungsspitzen die durch die
>Induktivität des Motors erzeugt werden, kurzschließen ,um den


Darüber denken wir aber nochmal nach, gelle?



In den ABSCHALTPUNKTEN gibt es keinen Kurzschlußweg, sondern nur den Weg 
über die Quelle. DAS ist eine BRÜCKE!

guude
ts

von Wayne (Gast)


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Eben. Und dieser Weg zur Quelle läuft über die Freilaufdioden. Guckst du 
ins Datenblatt des L298, Seite 8, die Dioden D1 bis D8.

von eProfi (Gast)


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Es ist bestimmt ein Spikeproblem, vermutlich auf Gnd.
Beim Layout ist es ganz wichtig, Digital-Gnd und Power-Gnd getrennt zu 
verlegen und nur an einem Punkt, nämlich am L298 zu verbinden. Dort muss 
auch der dicke C hin, am besten noch einen Keramischen parallel dazu.

Auf kurze Leitungsführung (=parasitäre Induktivitäten) und kompakten 
Aufbau achten.
Stromschleifen sollen eine möglichst kleine Fläche aufspannen, d.h. Hin- 
und Rückleitung sollen so kurz und eng wie möglich verlaufen.

Nebenbei, der L298 ist über 20 Jahre alt, da gibt es inzwischen 
besseres, z.B. den L6203 oder ähnliche mit MOSFET-Ausgang.

Das mit dem Generatorproblem ist nicht so ganz ohne: wenn Du mit PWM 
arbeitest, kann es tatsächlich zu einer Überhöhung der Power-Spannung 
kommen. Die Schwungenergie (rotierende Massen) muss ja irgendwo hin.
Nur bei "hartem" Schalten wird die Energie in der Spule und der Endstufe 
in Wärme umgewandelt.

von Thomas S. (tsalzer)


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Letztmals:

Natürlich wird die Energie der Spule beim Abschalten über die 
Freilaufdioden gehen, und über die Leitungswiderstände und Innwiderstand 
der Quelle verbraten.


Die "Schwungenergie" der Maschine würde nach Abschaltung der Spannung in 
den Lagern in Wärme -  bzw. durch die angehängte Last umgesetzt.

Aktives Bremsen kann man
- einfach an Widerständen in Wärme umsetzen.
- die zu niedrige Spannung i.d. Art eines Step-Up-Konverters hochsetzen, 
und in den Zwischenkreis speisen. Das wäre Nutzbremsen.

Ich dachte hier posten Fachleute, aber wenn mir oben erzählt wird über 
welche Dioden das laufen soll -aber das Prinzip nicht stimmt- dann frage 
ich mich schon, ob das Schüler oder evtl. sonstige moderne Ingenieure 
sind, die hier schreiben!

guude
ts

von Michael O. (mischu)


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Thomas S. schrieb:
> Die "Schwungenergie" der Maschine würde nach Abschaltung der Spannung in
> den Lagern in Wärme -  bzw. durch die angehängte Last umgesetzt.

Das stimmt nur bedingt und hängt vom Arbeitspunkt und dem Maschinentypen 
ab.

Typischerweise kann man mit einer gegebenen Betriebsspannung nur eine 
maximale Drehzal der Maschine erreichen, bis die Gegenspannung der 
Maschine der Speisespannung entspricht.
Schaltet man dann die Ansteuerung des Motors ab, dann sieht man eine 
Spannung, die der aktuellen Gegenspannung des Motors mit der aktuellen 
Drehzahl entspricht. Diese ist in aller Regel kleiner oder gleich der 
Speisespannung.
Solange wir bei Bremsen von langsamen Auslaufen reden stimmt die 
Aussage.

ABER: Es gibt mehrere Fälle, bei denen Energie in die Quelle 
zurückgespeist werden kann.

Fall aktives Bremsen:
Hierbei wird mit dem Umrichter quasi ein Hochsetzstellerprinzip gefahren 
und mit Hilfe der Motorinduktivität die Rotationsenergie in elektrische 
Energie in die Pufferkondensatoren zurück gespeist. Deren Spannung kann 
dann drastisch ansteigen.

Fall Reversieren:
Wenn man die Laufrichtung des Motors schnell umkehrt, dann erfolgt das 
in zwei Phasen: aktives Bremsen (mit Rückspeisung der Energie in die 
Pufferkondensator (oder Quelle) danach aktive Beschleunigung in die 
andere Richtung.

Fall Generator:
Falls der Motor im Generatorbetrieb läuft und von einer mechanischen 
Quelle gespeist wird, dann muss der Umrichter die Energie in den 
Zwischenkreis schieben. Ein Abschalten führt in aller Regel zu einer 
Beschleunigung der Drehzahl und einem weiteren Ansteigen der 
Pufferspannung.

Fall Feldschwächbetrieb:
Bei Drehfeldmaschinen (Asynchron / Synchron) ist es möglich, durch 
geeignete Wahl der Vektoren von D und Q (Erregungsdrehfeld und 
momenterzeugendem Drehfeld) mit einer reduzierten Komponente des 
D-Feldes zu arbeiten. Dadurch ist die entstehdende Gegenspannung 
geringer als im nominalbetrieb und es können deutlich höhere Drehzahlen 
gefahren werden (mit reduziertem Drehmoment). Wenn dann das künstlich 
erzeugte geschwächte Feld abgeschaltet wird, kommt es auch hier zu einer 
hohen Gegenspannung die ebenfalls einen Strom in die Pufferkondensatoren 
sucht.

Für all diese Fälle müssen Freilaufdioden vorhanden sein und ein 
ausreichend dimensionierter Pufferkondensator.

von Wayne (Gast)


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Und wenn man eine Induktivität abschaltet, induziert sie eine Spannung, 
die der abgeschalteten Spannung gegenläufig ist, um den Spulenstrom 
aufrecht zu erhalten. Für DIESE Spannung sind die Freiluafdioden da, 
denn diese kann ein vielfaches der Betriebsspannung betragen. Und ein 
Motor ist nunmal eine Induktivität.
Deine Beleidigungen kannst du dir im Übrigen sparen, sachliche Argumente 
reichen völlig.

von quadral (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> Ich dachte hier posten Fachleute, aber wenn mir oben erzählt wird über
> welche Dioden das laufen soll -aber das Prinzip nicht stimmt- dann frage
> ich mich schon, ob das Schüler oder evtl. sonstige moderne Ingenieure
> sind, die hier schreiben!

Hallo,

also mich intressiert der "Fred" hier definitiv sehr, da ich zur Zeit 
ebenfalls an einer H-Brücke arbeite. Diese funktioniert bis jetzt 
fehlerfrei, obwohl ich der Meinung bin, jeden Grundsatz der EMV verletzt 
zu haben.

Ich nehme mal an, das du mit "moderne Ingenieure" wohl die Bachelor- 
bzw. Master-Absolventen meinst und fühle mich dadurch persönlich 
angegriffen. Die Unterstreichung bestärkt mich dabei in meiner Annahme.

Ich habe Elektrotechnik studiert, weil sie seit meinem 10ten Lebenjahr 
meine größte Leidenschaft darstellt. Diese Leidenschaft ist doch wohl 
das Wichtigste, was wir hier, als "moderne Ingenieure" oder "veraltete 
Ingenieure" oder Techniker oder Fachleute oder Schüler oder intressierte 
Quereinsteiger teilen sollten. Sowohl das "moderne" als auch das 
"veraltete" Ingenieursstudium sollte uns doch wissenschaftliche 
Objektivität vermitteln und keine Subjektivität, in der wir uns 
gegenseitig an unserer Titel und Defizite erinnern.

Sorry für das Statement, das so ziemlich nichts zum Thema beiträgt. Aber 
wenn ich sowas lese, brennt bei mir was durch.

von Thomas S. (tsalzer)


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Ja, sorry.

War auch nicht so böse gemeint wie es vllt. aussah.
Ich hatte mich nur darüber geärgert, dass meine Aussagen erstmal 
negiert,  und dann mit mit Kleinigkeiten wie "dazu muß er aber über die 
Freilaudioden..." ergänzt wurden.

Zurück zur Sachlichkeit.

guude
ts

von Moe (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo,

ich habe jetzt einmal meine Schaltung aufgezeichnet. So wie auf dem 
Schaltplan gezeichnet, habe ich alles gemacht nur die Motoren drehen 
nicht. Im Datenblatt der Brücke ist diese Schaltung auch so 
aufgezeichnet.

Der Mikrocontroller steuert auch die Brücke richtig an (das habe ich 
getestet) und es kommt aus der Brücke, bei den Motorausgängen, auch 12V 
heraus, wenn ich zb. auf Linksdrehen steuer.

Bloß wenn ich das nun ändere (Richtung) passiert garnichts mehr. Was 
aber passiert ist: der MC wird warm. Ich nehme also an, dass irgenwas 
den MC stört, bloß ich weiß nicht was..

Danke und Gruß!

von Floh (Gast)


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Die Pins 1 und 15 sind Sense-Leitungen, also die Masseanschlüsse der 
H-Brücke.
Wenn du keine Strommessung machen willst, musst du diese auf Masse 
legen.
:-)

von eProfi (Gast)


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Baue Schutzwiderstände (z.B. 100 Ohm) in jede Leitung zwischen µC und 
298.
Eine andere Möglichkeit für Dich wäre ein Resistor-Array mit 8
unabhängigen Rs(Bereich 100 - 10000 Ohm).


> Es ist bestimmt ein Spikeproblem, vermutlich auf Gnd.
> Beim Layout ist es ganz wichtig, Digital-Gnd und Power-Gnd
> getrennt zu verlegen und nur an einem Punkt, nämlich am L298
> zu verbinden. Dort muss auch der dicke C hin, am besten noch
> einen Keramischen parallel dazu.

So wie der Schaltplan gezeichnet ist, hast Du meine Ratschläge vom 
10.04.2011 17:24  nicht beachtet. Warum schreibe ich eigentlich?

Welche Dioden hast Du verwendet? Hoffentlich keine 1N400x, sondern 
schnelle Schottkeys. Ein L6210 ist ein DIL14 Schottky-Array mit 8 
Dioden, eigentlich für Schrittmotoren gedacht (gibt es bei Reichelt).
http://www.st.com/stonline/books/pdf/docs/1375.pdf

von Moe (Gast)


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Danke euch. Ich werd es mal probieren mit den 1 und 15 auf Masse und 
Schutzwiderstände zwischen dem MC und der 298.

Das mit dem GND trennen hab ich irgendwie übersehen eProfi, tschuldige.. 
werde aber drauf achten!!

Zu den Dioden. Nein es sind keine Schottkeys, ist das wichtig, dass ich 
da Schottkey Dioden verwende?

Gruß :-)

von Moe (Gast)


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Hallo,

hier ein Feedback für euch :-)

Also mit den Senseleitungen auf GND klappt es nun :-). Vorsichtshalber 
hab ich aber auch noch ein Widerstand zwischen dem MC und der Brücke 
eingebaut.

Gruß und vielen Dank nochmal!

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