Forum: HF, Funk und Felder Verständnisproblem MMIC


von Frank H. (Gast)


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Nabend,

ich habe ein Verständnisproblem mit MMICs.
Auf der einen Seite wird ein Frequenzbereich von DC - xGHz für die 
Bauteile in den Datenblättern angegeben, auf der anderen Seite ließt 
man, dass MMICs kein DC am Eingang sehen wollen und es bedarf eines 
Abblockkondensators, um Gleichspannung vom Eingang fern zu halten.
Es scheint dabei völlig egal, von wem die MMICs sind, Minicircuits, 
Avago, Infineon etc.
Wie passen diese Angaben zusammen und ab welcher untersten Frequenz sind 
MMICs tatsächlich zu gebrauchen? Die meisten Bausteine scheinen erst ab 
50MHz spezifiziert zu werden.
Und darüber hinaus stellt sich mir natürlich die Frage, warum wollen die 
MMICs kein DC am Eingang sehen? Man könnte DC ja auch als eine AC mit 
unendlich kleiner Frequenz betrachten.
Es wäre Klasse, wenn mir da jemand aussagekräftige Erklärungen liefern 
könnte.

Einen schönen Abend noch.

von Purzel H. (hacky)


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In der Tat, es handelt sich korrekterweise um AC mit beliebig kleiner 
Grenzfrequenz. Den Kondensator braucht es, weil dort eine vorgespannte 
Basis ist. Den kondensator macht man nicht beliebig gross, da er sonst 
keine HF Eigenschaften mehr haette. Es werden also um die 10nF sein. Die 
eingangsimpedanz sollte 50 Ohm sein, das ergibt mit dem 10nF zusammen 
eine Grenzfrequez von ein paar MHz.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Frank H. schrieb:
> Und darüber hinaus stellt sich mir natürlich die Frage, warum wollen die
> MMICs kein DC am Eingang sehen?

Hi, Frank,

schau in den Schaltplan des Bausteins, den Du meinst.
Ich spiele mit beispielswweise MAR-6, ausgeschlachtet. Dies Ding ist ein 
Darlington-Transistor mit kunstvoller Beschaltung.

Die Angabe "DC" ist nicht falsch, ich empfinde sie aber ein wenig als 
euphemistisch.

Ciao
Wolfgang Horn

P.S. In den völlig anderen Zusammenhang "Mergers & Acquisitions" 
beschäftige ich mich gerade mit dem Schrecken all derjenigen Leute, die 
Zig-Millionen € bewegen,aber in manchen Aspekten auf Leute vertrauen, 
die selber gar nicht wissen, wovon sie reden. Aber sie vertuschen das so 
kunstvoll wie es wohl Seni tat, der kreuzworträtselberühmte Astrologe 
Wallensteins.
Ich schätze die Kunst von uns Ingenieuren, in die Schaltung eines IC 
sehen und selbst erkennen zu können, was der wohl kann und was nicht 
mehr.

Das war ein kleiner Seitenhieb, aber hilfreich gemeint.

W.H.

von branadic (Gast)


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Hex Oschi schrieb:
> Es werden also um die 10nF sein. Die
> eingangsimpedanz sollte 50 Ohm sein, das ergibt mit dem 10nF zusammen
> eine Grenzfrequez von ein paar MHz.

Wobei man auch schon Schaltpläne mit 100nF || 330p an einem GALI-4 
gefolgt von einem HMC307 gefolgt von einem GALI-6 gesehen hat, sodass 
die Grenzfrequenz bei etwa 32kHz liegt. Aber es stimmt wohl, die Angabe 
von DC entspringt wohl eher der PR-Abteilung und stiftet leicht für 
Verwirrung.

branadic

von Lukas K. (carrotindustries)


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Für einen MMIC mit mehreren GHz Bandbreite sind 32kHz ja auch schon 
beinahe DC, für das Marketing anscheinend auch ;)

von U. B. (Gast)


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> Wobei man auch schon Schaltpläne mit 100nF || 330p an einem GALI-4
> ... gesehen hat,

Man könnte ja noch Goldcaps o.ä. parallel schalten ...  ;-)

von Jens G. (jensig)


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Die Angabe bis zu DC runter soll eigentlich nur aussagen, daß der MMIC 
keine (künstlichen) Grenzen für die untere Frequenz hat. Klar kannste 
damit DC verstärken, wie bei jedem Transistor auch. Nur mußt Du das 
sinnvoll in Einklang mit seiner internen Biaseinstellung bringen, die Du 
mit externen DC-Pfaden stören könntest/würdest. Auch dürfte seine 
DC-Stabilität nicht gerade umwerfend sein (Temperaturabhängigkeit) . 
Sinnvoll ist es also nicht unbedingt, einen GHz-Baustein für DC zu 
verwenden. Da würde ich eher zu OPVs tendieren, wenn es nicht unbedingt 
in höchste HF-Bereiche gehen muß.

von W.S. (Gast)


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Es gibt solche und andere. MMIC's haben eine innere 
Arbeitspunkt-Stabilisierung und die funktioniert manchmal über innere 
C-Kopplungen und manchmal einfach nur DC durchgängig. Manche arbeiten ab 
einigen kHz, andere fangen erst ab einigen 100 MHz an. Also: "DC" heißt 
wohl, daß der IC auch Frequenzen unterhalb 100 MHz verarbeiten kann.

Es gibt auch Kurioses: Hab mal mit einem BF1009 (Pollin) experimentiert 
und der zeigt bei 100 MHz und mehr eine Eingangsimpedanz von einigen 
kOhm, aber bei einigen kHz (so unter 1 MHz) ist seine Eingangsimpedanz 
fast NULL !

W.S.

von Frank H. (Gast)


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Entschuldigt die späte Rückmeldung von mir. Ich danke euch für die 
Informationen. Die Quintessenz ist, theoretisch wäre DC machbar, 
praktisch ist diese Angabe aber Quatsch.

In dem Zusammenhang habe ich mir auch diverse Informationen bezüglich 
Layoutdesigns zugeführt und da ist bei mir die nächste Frage 
aufgetaucht, zu der ich noch keine richtige Antwort gefunden habe.
Bei Durchkontaktierungen gegen Masse darf die Hülse nicht gefüllt bzw. 
es darf kein Volldraht als Durchkontaktierung verwendet werden. 
Stattdessen kommen im Prototypenaufbau Hohlnieten oder chemifreie 
Durchkontaktierungen (bspw. LPKF  Pro Concuct) zum Einsatz.
Warum ist das so? Die Induktivität bei Hülse und Volldraht dürfte 
näherungsweise gleich groß sein, die Kapazität des Volldrahtes 
wahrscheinlich sogar kleiner.
Sollten tatsächlich nur Wirbelströme der Grund dafür sein?

Welche Möglichkeiten stehen noch zur Verfügung Durchkontakierungen zu 
realisieren?

Einen schönen Samstag.

von Ralph B. (rberres)


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Frank H. schrieb:
> Bei Durchkontaktierungen gegen Masse darf die Hülse nicht gefüllt bzw.
>
> es darf kein Volldraht als Durchkontaktierung verwendet werden.

Das hängt auch mit dem Skineffekt zusammen. Aber auch mit der 
Induktivität. Bei einer Hohlniete ist die Fläche einfach größer. Bei 
hohen Frequenzen ( im cm Bereich ) setzt man oft mehrere 
Durchkontaktierungen parallel in einen Abstand von ein paar mm.

Ralph Berres

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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>1 Mhz == DC

;-)

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