Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Grundlagenfrage zu Speicherspulen - Luftspalt.


von Paul Panther (Gast)


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Hallo,

aus dem Grundlagenartikel Spulen :

"Wenn in einer Spule aufgrund der Anwendung eine nennenswerte Menge 
Energie gespeichert werden muss, benötigt sie einen Luftspalt. Der 
Großteil der Energie wird dann nicht mehr direkt im Kernmaterial 
(welches sättigen kann), sondern im Luftspalt gespeichert."

das dies so ist ist ja Fakt.

Aber warum ? Ich kann mir nicht vorstellen wie im Luftspalt Energie 
gespeichert wird.
Was für Zustände (Veränderungen) finden in den Luftspalt statt um das 
dort Energie gespeichert wird ?
- Muss es unbedingt Luft sein, oder würde zb. die Energiespeicherung 
auch in einen anderen Gas funktionieren?
- Was wäre wenn die Spule in (Trafo)-öl getaucht würde - findet die 
Energiespeicherung dann im Öl welches sich im Spalt befindet statt ?

Irgendwie kann ich mir Energiespeicherung in einen Luftspalt nur sehr 
schwer vorstellen bzw. überhaupt nicht erklären.

Wer kann mich hierzu "aufklären" ?


Paul Panther

von Michael (Gast)


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Paul Panther schrieb:
> Aber warum ?

Das Kernmaterial ist der magnetische Leiter. Jedwede Energie die im 
Leiter transportiert wird trägt stets nur zu den Verlusten bei (Pointing 
Vektor), die Nutzenergie wird außerhalb des Leiters, idR Luft, 
transportiert.

von Volker Z. (vza)


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Die Energie wird nicht in der Luft gespeichert. Die Energie befindet 
sich im Magnetfeld das sich an der Stelle des Luftspaltes befindet.

Somit geht jedes Material, was ein µr hat das wesentlich kleiner ist, 
als das von Eisen.

Volker

von Michael (Gast)


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Volker Zabe schrieb:
> Die Energie wird nicht in der Luft gespeichert.

Das ist ein guter Einwand und ein Aspekt, den ich nicht bedachte. Volker 
hat natürlich recht, die Energie ist zwar hier in der Luft und wird da 
(scheinbar) gespeichert aber sie wäre auch im Vakuum im "Luftspalt". 
Gespeichert wird sie natürlich, wie Volker sagte, im magnetischen Feld. 
Zu Felder muss man eines sagen: Sie sind fiktive mathematische 
Konstrukte die uns helfen sollen etwas zu verstehen. Ein Feld ist, so 
die Definition, ein Gebiet in welchem Kräfte wirken können aber nicht 
zwangsläufig müssen. Genauer erklärt wird sowas häufig in Einleitungen 
zur numerischen Feldberechnung.

von Falk B. (falk)


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@  Paul Panther (Gast)

>Was für Zustände (Veränderungen) finden in den Luftspalt statt um das
>dort Energie gespeichert wird ?

Es wird ein Magnetfeld aufgebaut. Die Luft sorgt dafür, dass der 
magnetische Widerstand hoch ist, damit kann man mehr Energie speichern. 
Klingt komisch, ist aber so. In einem geschlossenen Eisenkern kann man 
nur wenig Energie speichern, weil man zwar mit wenig Strom schon einen 
hohe Flußdichte erreicht, der Kern dann irgendwann sättigt, aber damit 
die Energie klein bleibt! Siehe Formel!

http://www.mikrocontroller.net/articles/Spule#Spulen_selber_wickeln.2C_quick_.26_dirty

>- Muss es unbedingt Luft sein,

Nein. So ziemlich jeder Nichteisenwerkstoff, der keine magnetische 
Sättigung hat, ist brauchbar. Holz, Kunststoff, sogar Aluminium und 
Kupfer, dann aber nur für Gleichstrom, wegen der Wirbelströme ;-)

> oder würde zb. die Energiespeicherung
>auch in einen anderen Gas funktionieren?

Sicher.

>- Was wäre wenn die Spule in (Trafo)-öl getaucht würde - findet die
>Energiespeicherung dann im Öl welches sich im Spalt befindet statt ?

Ja.

>Irgendwie kann ich mir Energiespeicherung in einen Luftspalt nur sehr
>schwer vorstellen bzw. überhaupt nicht erklären.

Energie in einem Magnetfeld speichern heißt, stark vereinfacht, eine 
magnetische Feder zu spannen. Ist diese recht hart (hoher magnetischer 
Widerstand, Kern mit Luftspalt), kann man viel Energie speichern.
Ist sie weich (geringer magnetischer Widerstand, Eisenkern ohne 
Luftspalt) kann man nur wenig Energie speichern.

MfG
Falk

P S Die wissenschaftliche Erklärung ala Maxwell überlasse ich den dazu 
qualifizierten Leuten, ich hatte in Theoretischer Elektrotechnik nur ne 
4- 8-0

von Daniel R. (daniel_r)


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Ich erklärs mal mathematisch in möglichst einfachen Formeln. Da sieht 
man das mMn. am besten.

Fangen wir an mit der magnetischen Energiedichte. Die ist
.

Man muss also das B-Feld und das H-Feld kennen. Das B-Feld ist (wegen 
den Stetigkeitsbedingungen) überall im magnetischen Kreis (d.h. im 
Kernmaterial und im Luftspalt, sofern der Luftspalt klein ist) gleich 
gross. Das H-Feld hingegen macht einen Sprung an der Materialgrenze. 
Weil B gleich bleibt und man es einfach berechnen kann, rechnen wir 
damit weiter.

Um aus der Energiedichte die Energie zu erhalten, muss man die 
Energiedichte über den Raum integrieren. Da wir aber davon ausgehen, 
dass unser Luftspalt klein ist, ist das B-Feld ja überall gleich gross, 
also konstant. Damit vereinfacht sich das Integral zu einer 
Multiplikation mit dem Volumen, in dem sich das Feld befindet.

Mit
 folgt nun
.

Energie im Kernmaterial:

Energie im Luftspalt:

Das Verhältnis der beiden:

Nun ist
 sehr gross (Bereich 5000). Das Verhältnis der Volumina von Luftspalt 
und Eisenkreis, also das Verhältnis deren Längen, liegt vielleicht im 
Bereich 1:50 (10cm Eisenkreis, 2mm Luftspalt).

Damit wäre das Gesamtverhältnis der Energien im Bereich 100. D.h. der 
Luftspalt trägt 100 mal mehr Energie als das Kernmaterial.

Ich hoffe, dass das einigermassen verständlich ist.

MfG
Daniel

von Paul Panther (Gast)


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Danke ,

so in etwa habe ich das verstanden und kann mir das jetzt auch besser 
vorstellen.
Schöne erklärung von Falk.
Wie es nun streng wissentschaftlich funktioniert scheint ja doch sehr 
komplex zu sein - schon alleine die Aussage "Ein Feld ist, so
die Definition, ein Gebiet in welchem Kräfte wirken können aber nicht
zwangsläufig müssen. " deutet für mich dahin das das was in innersten 
abläuft wohl sehr komplex und wenig anschaulich sein wird.
Da gefällt mir das Bild von Falk wesentlich besser :-)

Danke an alle.


  Paul Panther

von Klaus D. (kolisson)


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Paul Panther,
deine Fragestellung finde ich superinteressant,
da auch mich diese Fragen bewegen.

du zitiertest folgendes:

> "Ein Feld ist, so
> die Definition, ein Gebiet in welchem Kräfte wirken können aber nicht
> zwangsläufig müssen. "

Es könnte ja fast philosophisch werden, wenn man sich mal Gedanken
über die Spule macht.
Da wir ja nun wissen, dass auch Öl oder das Vacuum funktionieren würde,
frage ich mich, wo nun das Energiezeugs bleiben könnte.

Falks Erklärung mit der Feder finde ich ganz gut, aber ich würde gern
ein präziseres Bild haben. z.B. was machen die Federn bei einem Kern
ohne Luftspalt anders als bei einem mit Luftspalt.

Daniel R. hat es mit Sicherheit auch gut gemeint mit seinen Formeln
aber die sagen mir nix. Ich bin eher Praktiker.

Ich hoffe es geht weiter

Klaus

von Falk B. (falk)


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@  Klaus De lisson (kolisson)

>ein präziseres Bild haben. z.B. was machen die Federn bei einem Kern
>ohne Luftspalt anders als bei einem mit Luftspalt.

Sie gehen in den Anschlag (=Sättigung). Kann man sich so vorstellen, 
dass man eine Feder nur endlich zusammendrücken kann, dann stoßen die 
einzelnen Windungen aneinander, Feierabend.

Mit Luftspalt kommt der Anschlag deutlich später, je größer der 
Luftspalt umso später. Kerne ohne jegliche Eisenmaterialen haben 
keinerlei Sättigung und können "endlos" komprimiert werden. Praktisch 
setzt hier der ohmsche Widerstand der Wicklungen eine Grenze. 
Supraleitende Spulen wie z.B. im Magnetresonanztomographen (MRT) helfen 
hier weiter.

MFG
Falk

von M. H. (siddd)


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Wie sieht das bei Ferritkernen von Übertragern aus.
Gehen diese später in Sättigung wie Übertrager mit Luftspalt?
Kann man theoretsich beliebig viel Energie im Magnetfeld speichern?
Sind die natürlichen Grenzen durch die Ausdehnung des Drahts bzw. den 
Querschnitt vorgegeben?

von ArnoR (Gast)


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Mit Übertragern (Transformatoren) will man, wie der Name schon sagt, 
etwas übertragen und nicht speichern. Übertrager haben idR keinen 
Luftspalt.

von M. H. (siddd)


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Meine Frage war wie sich Übertrager mit Ferritkernen verhalten.

Erhöht der Ferritkern gegenüber einem Eisenkern die zu übertragende 
Energie pro Magentisierungsvorgang im Sinne eines Luftspalts, oder dient 
der Ferritkern dazu, die Wirbelstrom und Ummagnetisierungsverluste zu 
reduzieren.

von U.R. Schmitt (Gast)


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@Falk
Den vergleich mit der harten und weichen Feder find ich prima. Muss ich 
mir merken :-)
Danke
Udo

von Harald Wilhelms (Gast)


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M. H. schrieb:
> Meine Frage war wie sich Übertrager mit Ferritkernen verhalten.
>
> Erhöht der Ferritkern gegenüber einem Eisenkern die zu übertragende
> Energie pro Magentisierungsvorgang im Sinne eines Luftspalts, oder dient
> der Ferritkern dazu, die Wirbelstrom und Ummagnetisierungsverluste zu
> reduzieren.

Nun, auch Ferritkerne gibts mit und ohne Luftspalt. Ferrit nimmt
man hauptsächlich, um höhere Frequenzen verarbeiten zu können.
Gruss
Harald

von Wolfgang Horn (Gast)


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Paul Panther schrieb:
> Wie es nun streng wissentschaftlich funktioniert scheint ja doch sehr
> komplex zu sein

Nö, Paul,

Sorry, aber die Physik ist überhaupt nicht kompliziert.
Nur manchmal tun wir Menschen uns so schwer im Verständnis wie mit der 
Relativitätstheorie....

Dein "gesunder Menschenverstand" hat völlig Recht - wo nichts ist, wie 
eben im Luftspalt, da ist auch nichts, was speichern könnte.
Aber dem mathematischen Verstand kann es so scheinen.

Bessere Erklärungen findet man mit der Fragestellung "wie funktioniert 
das?"
Dazu bemühe ich die Elementarmagnete in ferromagnetischen Materialien 
wie Ferrite - und zur Darstellung benutze ich eine Handvoll winziger 
Magnete.

Wenn Du die auf einer Fläche ausbreitest, dann orientieren die sich Nord 
an Süd, bilden "Rudel", sogar "Schleifen", bis sie ein gemeinsames 
Energieminimum gefunden haben.

Legen wir eine Spule drum rum und schicken Strom durch, orientieren sich 
einige Elementarmagnete um.
Je größer der Strom, desto mehr.
In der Sättigung sind dann alle Elementarmagnete gemeinsam ausgerichtet 
gegen das elektromagnetische Feld.
Sobald das nachlässt, verlieren die Elementarmagnete wieder ihre 
Ordnung.

In der Auslenkung der Elementarmagneten ist die Energie gespeichert.

Aber wenn Du mit Trafoquerschnitten rechnest, mit "mittlerer 
magnetischer Weglänge", EpsilonE und EpsilonR und Luftspaltlänge, dann 
findest Du, was oben schon klug gesagt war.

Ciao
Wolfgang Horn

von Johannes E. (cpt_nemo)


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> In der Auslenkung der Elementarmagneten ist die Energie gespeichert.

Das kann man so aber auch nicht sagen. Bei einem Kern mit Luftspalt ist 
tatsächlich die meiste Energie im Luftspalt gespeichert, die 
"Elementarmagnete" sind aber im Kernmaterial.


Hier passt ganz gut ein Satz von Albert Einstein: "Mache die Dinge so 
einfach wie möglich - aber nicht einfacher."


Um das wirklich zu verstehen, sollte man das nicht auf einen so 
einfachen (und falschen) Satz reduzieren.

Es ist eher so, dass man in Luft (bzw. Vakuum oder anderen dia- und 
paramagnetischen Materialien) ein wesentlich stärkeres H-Feld braucht, 
um eine bestimmte Flussdichte (B-Feld) zu erzeugen als ein 
ferromagnetischen Werkstoffen (Eisen, Ferrit, ...).

In einem Kern mit konstantem Querschnitt ist die Flussdichte überall 
gleich, also auch im Luftspalt. Die Energiedichte ist das Produkt aus H- 
und B-Feldstärke. In Luft ist also bei gleicher Flussdichte die 
Energiedichte um den Faktor µ_r größer als in Eisen bzw. Ferrit. Deshalb 
kann in einem relativ schmalen Luftspalt viel mehr Energie gespeichert 
werden als im deutlich größeren Kern.

Gleichzeitig ist bei ferromagnetischen Werkstoffen der Zusammenhang 
zwischen H- und B-Feld (µ_r) nichtlinear, ab einer bestimmten 
Flussdichte (Sättigungsflussdichte) sinkt die Permeabilitätszahl und 
geht Richtung 1, also den Wert von Luft. Man kann also theoretisch in 
einer Spule auf einem Eisen- bzw. Ferritkern eine beliebig hohe Energie 
speichern, allerdings gehen dabei die ferromagnetischen Eigenschaften 
des Kerns verloren und die Spule verhält sich annähernd wie eine 
Luftspule.

Deshalb verwendet man Kerne mit Luftspalt. Mathematisch kann man das so 
betrachten, dass sich das effektive µ_r durch den Luftspalt verringert. 
Das vereinfacht evtl. einige Berechungen, aber man sollte schon auch das 
Prinzip verstanden haben.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Johannes E. schrieb:
>> In der Auslenkung der Elementarmagneten ist die Energie gespeichert.
>
> Das kann man so aber auch nicht sagen. Bei einem Kern mit Luftspalt ist
> tatsächlich die meiste Energie im Luftspalt gespeichert, die
> "Elementarmagnete" sind aber im Kernmaterial.

Sorry, Johannes,

ich halte nichts von Geistern, Gespenstern oder nichtexistenten 
Behältern für Energie wie einen Luftspalt.

Ein Modell, wie das Zustandekommen eines Schwingkreises aus L und C, ist 
erst dann geklärt, wenn die Frage "wie funktioniert das?" hinreichend 
geklärt ist.
Im Ferrit haben wir natürlich keine magnetischen Klötzchen, im Gitter 
aber Atome, die mit einem Valenzelektron ein magnetisches Feld erzeugen.
All die Elementarmagnete im Ferrit verhalten sich etwa so, wie ich 
beschrieben habe.

Der experimentelle Beweis: Erhitze den vermuteten "Speicher" für das 
Magnetfeld über den Curie-Punkt hinaus. Was passiert?
Erhitze ich allein den Luftspalt, passiert gar nix.
Erhitze ich aber das Kristallgitter, lösen sich am Curiepunkt die 
Bindungen auf und sogar die Restremanenz verschwindet.
Das war der Beweis, dass der Speicher für die magnetische Energie 
tatsächlich im Kristallgitter war.


Ciao
Wolfgang Horn

von MaWin (Gast)


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> Aber warum ?
> Ich kann mir nicht vorstellen wie im Luftspalt Energie gespeichert wird.

Brauchst du auch nicht, ist ja nur ein Bildnis:

Eine Spule ohne Luftspalt ist wie ein magnetischer Kurzschluss.

Legst du eine Spannung an, steigt (im Arbeitsbereich, also unterhalb der 
Sättigung) der Strom und damit der "magnetische Strom", das B-Feld, 
jedoch nicht die magnetische Spannung, das H-Feld, also ist (I*U=B*H) 
nicht so besonders.

Führst du in derselben Spule einen Luftspalt ein, steigt der 
"magnetische Widerstand" und damit mit dem "magnetischen Strom" auch die 
"magnetische Spannung" und du bekommst mehr I*U=B*H.

Daher der Luftspalt, und das Bildnis der Energie im Luftspalt.

Es ginge mit Kernmaterialen mit niedrigerem magnetischen µ genau so auch 
ohne Luftspalt.

von Michael (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> ich halte nichts von Geistern, Gespenstern oder nichtexistenten
> Behältern für Energie wie einen Luftspalt.

Dann solltest du dir unbedingt nochmal die Grundlagen anschaun und 
durchlesen. Jedwede Energie, die im Eisen ist, trägt nur zu den 
Verlusten bei und kann für nichts sonst benutzt werden (sofern man die 
Wärme des Eisens nicht nutzt). Jedwede Energie, die außerhalb des Eisens 
(des Leiters) transportiert wird kann auch genutzt werden.

MaWin hats schön anschaulich erklärt wie ich finde.

von (prx) A. K. (prx)


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Wolfgang Horn schrieb:

> ich halte nichts von Geistern, Gespenstern oder nichtexistenten
> Behältern für Energie wie einen Luftspalt.

Ich nehme an, dass du zum Telefonieren dein Handy sorgfältig mit dem 
GSM-Kabel am nächsten Funkmast anschliesst.

von Johannes (Gast)


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> Der experimentelle Beweis: Erhitze den vermuteten "Speicher" für das
> Magnetfeld über den Curie-Punkt hinaus. Was passiert?
> Erhitze ich allein den Luftspalt, passiert gar nix.
> Erhitze ich aber das Kristallgitter, lösen sich am Curiepunkt die
> Bindungen auf und sogar die Restremanenz verschwindet.

Du verstehst das anscheinend überhaupt nicht.

Der Ferritkern macht einen "magnetischen Kurzschluss", in dem sich die 
Feldlinien um den Luftspalt herum schließen. Durch das wesentlich 
größere µ_r ist die Feldstärke im Kern dabei sehr klein, während sie im 
Luftspalt sehr groß ist.

Den Kern braucht man eigentlich nur dazu, dass man Platz für eine große 
Wicklung hat, mit der eine hohe Feldstärke erziehlt werden kann.

Durch erwärmen über den Curiepunkt wird der "magnetische Widerstand" der 
Ferrits ziemlich groß, dadurch sinkt die Induktivität und damit die 
Flussdichte. Die Energiedichte im Luftspalt wird dadurch auch kleiner.

> Das war der Beweis, dass der Speicher für die magnetische Energie
> tatsächlich im Kristallgitter war.

Das ist ungefähr so, wie wenn man eine Batterie mit einem Kabel mit 
einer Lampe verbindet und dann das Kabel durchschneidet und das dann als 
Beweis dafür bezeichnet, dass die Energie im Kabel und nicht in der 
Batterie gespeichert ist.

Hier ist mein "Gegenbeweis":

Nimm einen E20-Kern, Material N87:

Mit Luftspalt 0,25 mm ist der A_l - Wert 171 nH
Mit Windungszahl 10 ergibt sich eine Induktivität von 17,1 µH. Bei einer 
maximalen Flussdichte von 0,4 T entspricht das einer maximalen Energie 
von 482 µJ.

Mit Luftspalt 0,5 mm ist der A_l - Wert 103 nH
Mit Windungszahl 10 ergibt sich eine Induktivität von 10,3 µH. Bei einer 
maximalen Flussdichte von 0,4 T entspricht das einer maximalen Energie 
von 800 µJ.

Durch den doppelt so großen Luftspalt hat sich die maximale Energie fast 
verdoppelt; die Abweichung kommt daher, dass das µ_r von N87 nicht 
unendlich ist, die Feldstärke im Ferrit ist also nicht 0.

Es wird also schon noch ein gewisser Anteil der Energie im Ferrit 
gespeichert, aber der größte Anteil ist im Luftspalt.

Wenn die komplette Energie im Kern gespeichert würde, dann bräuchte man 
gar keinen Luftspalt in den Kern reinmachen.

von Johannes (Gast)


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Nachtrag:

Man kann auch in einer Luftspule bzw. im Vakuum, also ganz ohne Ferrit 
und Elemntarmagnete Energie speichern. Nur ist hier das Volumen deutlich 
größer bzw. man braucht eine viel größere Stromdichte (Supraleiter).

von Michael (Gast)


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Johannes schrieb:
> Es wird also schon noch ein gewisser Anteil der Energie im Ferrit
> gespeichert, aber der größte Anteil ist im Luftspalt.

Eher im Streufeld. Im Ferrit ist zwar auch Energie aber die trägt nur zu 
den Verlusten bei. ;)

Aber schönes, anschauliches Beispiel.

von Johannes (Gast)


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>> Es wird also schon noch ein gewisser Anteil der Energie im Ferrit
>> gespeichert, aber der größte Anteil ist im Luftspalt.

> Eher im Streufeld. Im Ferrit ist zwar auch Energie aber die trägt nur zu
> den Verlusten bei. ;)

Ferrit (N87) hat laut Datenblatt ein effektives µ_r von 1680, das 
bedeutet, dass bei gleicher Flussdichte die Feldstärke im kern um diesen 
Betrag kleiner ist als im Luftspalt und damit auch die Energiedichte.

Der Luftspalt beim E20-Kern hat ein Volumen von 8 mm^3 (bei 0,25mm 
Luftspalt) bzw. 16mm^3 (bei 0,5mm Luftspalt). Der Kern (ohne Luftspalt) 
hat ein Volumen von 1490 mm^3.

Damit ist die gesamte im Kern gespeicherte Energie ungefähr

W_kern = W_Luftspalt / 1680 * 1482 / 8

bzw.

W_kern = W_Luftspalt / 1680 * 1474 / 16

je nach Luftspalt.

Beim 0,25 mm - Spalt sind im Kern also ca. 11% der Energie des 
Luftspalts gespeichert; beim 0,5 mm - Spalt sind das etwa 5,5 %.

Damit erhält man für mein Beispiel folgende Energie-Verteilung:

0,25mm Luftspalt: W_Luftspalt = 434 µJ, W_Kern = 48 µJ
0,5mm  Luftspalt: W_Luftspalt = 758 µJ, W_Kern = 42 µJ

Theoretisch müsste die Energie im Kern in beiden Fällen gleich groß 
sein, der Unterschied kommt durch die Streufelder und die Kerngeometrie 
(inhomogenes Feld). Im Kern ist also schon auch Energie gespeichert, nur 
eben wesentlich weniger als im Luftspalt.

> Aber schönes, anschauliches Beispiel.

Danke.

von Michael (Gast)


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Johannes schrieb:
> Theoretisch müsste die Energie im Kern in beiden Fällen gleich groß
> sein

Nein, nicht ganz. Dein Kern ist beim 0.5mm Luftspalt ja auch kleiner als 
beim 0.25mm Luftspalt. ;)

Johannes schrieb:
> Im Kern ist also schon auch Energie gespeichert, nur
> eben wesentlich weniger als im Luftspalt.

Klar ist auch im Kern Energie gespeichert nur bringt dir die Energie im 
Kern nüschts außer, dass sie den Kern warm macht. Dat Kernmaterial ist 
ja nicht verlustfrei ;)

von Johannes (Gast)


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>> Theoretisch müsste die Energie im Kern in beiden Fällen gleich groß
>> sein

> Nein, nicht ganz. Dein Kern ist beim 0.5mm Luftspalt ja auch kleiner als
> beim 0.25mm Luftspalt. ;)

ja, richtig, hatte ich übersehen.

> Klar ist auch im Kern Energie gespeichert nur bringt dir die Energie im
> Kern nüschts außer, dass sie den Kern warm macht. Dat Kernmaterial ist
> ja nicht verlustfrei ;)

Doch. Diese im Kern gespeicherte Energie wird genau so wieder abgegeben 
wie die Energie im Luftspalt. Ansonsten würden beim 0,25 mm Luftspalt 
ca. 10 % der gesamten Energie in Wärme umgewandelt werden. Der 
Wirkungsgrad einer Ferrit-Speicherdrossel ist aber ziemlich groß.

Durch die Änderung der Flussdichte entstehen Verluste im Kern, die sind 
aber nicht so groß wie die Energie, die im Kern gespeichert ist und 
diese Verluste haben auch nichs mit der im Kern gespeicherten Energie zu 
tun.

von GEKU (Gast)


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Paul Panther schrieb:
> Ich kann mir nicht vorstellen wie im Luftspalt Energie gespeichert wird.

Es ist, wie bei einem Stein, der gehoben wird. Steckt da die Energie in 
der Luft. Nein, der Stein wird gegen das Kraftfeld, in diesem Fall das 
Gravitationsfeld, gehoben.
Man stelle sich vor,  man hätte zwei U-förmige Schnittbandkerne, die mit 
einer stromdurchflossenen Spule versehen sind und ohne Luftspalte 
zusammen gefügt sind.
Wenn man jetzt die beiden Hätten von einander trennen, dann muss man 
eine erhebliche Kraft aufwenden. Die dabei hinein gesteckt Energie ist 
das Produkt aus Kraft mal Weg. Der Weg entspricht dem Luftspalt. Steckt 
nun die Energie in der Luft zwischen den beiden Schnittbandkernhälften?

von Walter T. (nicolas)


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Falk B. schrieb:
> Energie in einem Magnetfeld speichern heißt, stark vereinfacht, eine
> magnetische Feder zu spannen. Ist diese recht hart (hoher magnetischer
> Widerstand, Kern mit Luftspalt), kann man viel Energie speichern.
> Ist sie weich (geringer magnetischer Widerstand, Eisenkern ohne
> Luftspalt) kann man nur wenig Energie speichern.

Das Bild paßt zwar, hängt aber verkehrt herum. Wenn die maximale Kraft 
feststeht, kann ich in einer weichen Feder mehr Energie speichern als in 
einer harten. Einfachstes Beispiel: Wassertank vs. Drucklufttank bei 
gleichem Druck und gleichem Volumen. In der Luft ist viel 
Kompressionsarbeit gespeichert, im Wasser fast gar keine.

Beim Magnetfeld ist es genauso. Wenn die maximale Feldstärke festliegt 
(und zwar bei der Sättigungsgrenze), kann ich natürlich mehr Energie im 
Feld speichern, wenn der dafür nötige Fluß besonders groß ist. Das geht 
eben besser bei einem sehr weichen Kern. Weil die Energie, die benötigt 
wird, um den Luftspalt aufzumagnetisieren, größer ist als beim Eisen.

: Bearbeitet durch User
von GEKU (Gast)


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Walter T. schrieb:
> Wenn die maximale Kraft feststeht, kann ich in einer weichen Feder mehr
> Energie speichern als in einer harten.

Die gespeicherte Energie in einer Feder ist Kraft x Weg  besser

daher weiche Feder, langer Weg oder harte Feder, kurzer Weg

von GEKU (Gast)


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GEKU schrieb:
> Walter T. schrieb:
> Wenn die maximale Kraft feststeht, kann ich in einer weichen Feder mehr
> Energie speichern als in einer harten.
>
> Die gespeicherte Energie in einer Feder ist Kraft x Weg
> besserW=∫tst=0f(t)dt W = \int_{t = 0}^{ts}f(t) dt
>
> daher weiche Feder, langer Weg oder harte Feder, kurzer Weg

von Idiot (Gast)


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Ich merk's mir ganz einfach:

 - Eisen sorgt mit wenig Kupfer für viel Induktivität

 - Der Spalt macht die Sättigung vom Eisen weg (und die
   Induktivität etwas weniger).


Die Aufteilung ist halt ein Kompromiss. Mechanisch will man möglichst 
viel Eisen verwenden, elektrisch aber keins.

von Ich sage es mal so (Gast)


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Beispiel Röhrenradio:


- Bei Netztransformatoren wird kein Luftspalt benötig

- Bei Ausgangstransformatoren hingegen muß ein Luftspalt verwendet 
werden

von Walter T. (nicolas)


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GEKU schrieb:
> Die gespeicherte Energie in einer Feder ist Kraft x Weg  besser
> W=∫tst=0f(t)dt W = \int_{t = 0}^{ts}f(t) dt
> daher weiche Feder, langer Weg oder harte Feder, kurzer Weg

Und irgendwann bist Du bei gegebenem Querschnitt an der 
Festigkeitsgrenze des Materials angekommen. Die Kraft hat damit eine 
Obergrenze. In welcher Feder ist mehr Energie: Der weichen oder der 
harten mit dem gleichen Querschnitt? (Bonuspunkte gibt es, wenn als 
Plausibilitätskontrolle die Längen der weichen und harten Feder im 
entspannten Zustand verglichen werden.)

von Peter R. (Gast)


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Mal eine Spielerei mit Maßeinheiten:

Die Induktivität hat die Maßeinheit Vs /A . Sie gibt an, wie viele Vs 
Magnetfeld man je A erzeugen kann.

Bei einem ferromagnetischen Stoff passiert es aber ganz leicht: die 
schon in den Atomen in Form von Elektronenspin vorhandenen Magnete 
werden durch die außen angelegten A geordnet und man bekommt viele Vs 
Magnetfeld durch wenige A. Die aufgewendeten A je Vs sind nur wenige Ws 
= wenige J (oder Ws)

In Luft bzw. Vakuum müssen die A die Vs des Magnetfeldes "selbst" 
erzeugen.
man muss also vielmehr A für die gleiche Magnetfeldmenge (Vs)aufwenden, 
das Wagnetfeld enthält also viel mehr Ws (J)als in dem von z.B. Eisen 
ablaufenden Vorgang.

Natürlich ist die zutreffende Erklärung diejenige mit den 
Volumenintegralen.
Aber vielleicht bringt diese Spielerei mit den Maßeinheiten auch etwas

von loeti2 (Gast)


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Ich sage es mal so schrieb:
> - Bei Ausgangstransformatoren hingegen muß ein Luftspalt verwendet
> werden

Hat aber andere Gründe, man will hier vermeiden daß der Kern durch den 
Ruhestrom der Röhre (A-Betrieb!) in die Sättigung geht.
Energie will man hier nicht speichern.

Bei einer Glättungsdrossel wird aus dem selben Grund ein Luftspalt im 
Kern eingebaut.

von Kupfernagel12 (Gast)


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loeti2 schrieb:
> Energie will man hier nicht speichern.
>
> Bei einer Glättungsdrossel wird aus dem selben Grund ein Luftspalt im
> Kern eingebaut.

Liest (und versteht) man das so zusammen, könnte man auf die Idee 
kommen, daß so eine Drossel ebenfalls keine Speicherwirkung braucht. Man 
könnte Drosseln ohne Luftspalt bauen, und allein das Eisen die Energie 
speichern lassen - das aber würden sehr, sehr große Drosseln...

Einzig Trafokerne ohne DC- Belastung ("-Bias", "-Vormagnetisierung", 
...) wie z.B. Netztrafos mit Spannungs- Ein- und auch Ausgang (der 
Großteil aller Netztrafos (*)) sind - bzw. werden immer mehr - auf 
möglichst geringe Speicherwirkung / Streuung hin optimiert.

Weil diese nicht zur Funktion erforderlich, sondern sogar eher 
hinderlich.
(Magnetisierungsstrom darf natürlich Kern nicht saettigen.)

Eine AC- Drossel arbeitet prinzipiell wie eine DC- Drossel auch - 
für die Funktion ist diese Speicherwirkung erforderlich. Zwar ist das 
Ergebnis hierbei kein glatter Gleich- sondern ein (nahezu / je nach 
Dimensionierung) rechteckförmiger Wechselstrom, aber auch das gilt als 
Konstantstrom... an AC-Verbrauchern.

(*: Ein Trafo und eine Drossel "in einem" ist z.B. ein sogenannter 
Streu-(feld-) Trafo. Dieser hat am Ausgang eher 
Stromquellencharakteristik. Ist sogar kleiner machbar als z.B. einem 
normalen Trafo eine Drossel nachzuschalten - durch einen Trick: Den 
magnetischen Nebenschluß.

https://de.wikipedia.org/wiki/Streufeldtransformator)


Oder was hattest Du sagen wollen? Dem obigen Anschein mußte man (also 
ich) widersprechen. Die Energiespeicherung ist bei Drosseln in keinster 
Weise "Nebensache", sondern die essentielle Funktionsgrundlage. 
Lediglich bei Ausgangstrafos könnte man das überhaupt als Nebensache 
betrachten - aber auch nur betrachten, denn ohne würden sie auch nicht 
funktionieren.

von Peda (Gast)


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Bei einem Luftspalt im Kern verringert sich doch die Induktivität L 
einer Spule.
Die gespeicherte Energie ist:
W = 0,5 L * I *I
Demnach ist die gespeicherte Energie mit Luftspalt kleiner als ohne. 
Dies widerspricht sich zu den obigen Aussagen.
Wo ist das der Fehler?

von hinz (Gast)


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Peda schrieb:
> Bei einem Luftspalt im Kern verringert sich doch die Induktivität
> L
> einer Spule.
> Die gespeicherte Energie ist:
> W = 0,5 L * I *I
> Demnach ist die gespeicherte Energie mit Luftspalt kleiner als ohne.
> Dies widerspricht sich zu den obigen Aussagen.
> Wo ist das der Fehler?

Die Spule geht mit Luftspalt aber erst bei viel höherem Strom in 
Sättigung.

von Peda (Gast)


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Ok, solange man unter der Sättigungsgrenze bleibt, kann man ohne 
Luftspalt mehr Energie speichern.

von hinz (Gast)


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Peda schrieb:
> Ok, solange man unter der Sättigungsgrenze bleibt, kann man ohne
> Luftspalt mehr Energie speichern.

Nein.

von Peda (Gast)


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Begründung?

von hinz (Gast)


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von Peda (Gast)


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Solange die Ströme unter der Sättigungsgrenze (im linearen Bereich) 
sind, sind I~H~B und die Induktivität der Spule ohne Luftspalt größer.
Größere Induktivitäten können mehr Energie speichern.
Was ist daran falsch?

von Achim S. (Gast)


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Peda schrieb:
> Ok, solange man unter der Sättigungsgrenze bleibt, kann man ohne
> Luftspalt mehr Energie speichern.

Wir betrachten zwei Kerne, die - bis auf den Luftspalt, identisch sind.

Wenn du fragst, welcher Kern mehr Energie speichern kann, dann ist die 
Antwort immer: der Kern mit Luftspalt. Diese Frage bezieht sich auf eine 
Eigenschaft des Kerns (nicht auf einen konkreten Arbeitspunkt oder einen 
bestimmten Strom). Wenn du dich z.B. in beiden Fällen der 
Sättigungsgrenze "auf 80% näherst", dann hat der Kern mit Luftspalt sehr 
viel mehr Energie gespeichert.

Wenn du stattdessen fragst, wo bei einem identischen (Popel)Strom, der 
in beiden Fällen nicht zur Sättigung führt, mehr Energie im Kern 
gespeichert ist, dann lautet die Antwort tatsächlich: im Kern ohne 
Luftspalt. Es ist aber sehr viel weniger Energie als der Kern mit 
Luftspalt problemlos speichern könnte.

von Achim S. (Gast)


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Peda schrieb:
> Was ist daran falsch?

Peda schrieb:
> sind I~H~B

dein Fehler ist z.B., dass du die stark unterschiedlichen 
Proportionalitätskonstanten in beiden Fällen ignorierst.

von Peda (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Wenn du stattdessen fragst, wo bei einem identischen (Popel)Strom, der
> in beiden Fällen nicht zur Sättigung führt, mehr Energie im Kern
> gespeichert ist, dann lautet die Antwort tatsächlich: im Kern ohne
> Luftspalt. Es ist aber sehr viel weniger Energie als der Kern mit
> Luftspalt problemlos speichern könnte.

Genau das war meine Aussage.
Mann kann das eben nicht so einfach verallgemeinern, wie das hier 
gemacht wurde.
Ist wahrscheinlich aber nur von akademische Bedeutung;)

von Achim S. (Gast)


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Peda schrieb:
> Genau das war meine Aussage.

Nein, war es nicht. Deine Aussage war:

Peda schrieb:
> Ok, solange man unter der Sättigungsgrenze bleibt, kann man ohne
> Luftspalt mehr Energie speichern.

Diese Aussage ist die falsche Verallgemeinerung. Wenn man in beiden 
Fällen bis auf 80% von B_sat geht (also in beiden Fällen unter der 
Sättigungsgrenze bleibt), dann steckt im Kern mit Luftspalt sehr viel 
mehr Energie.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Peda schrieb:
> Ok, solange man unter der Sättigungsgrenze bleibt, kann man ohne
> Luftspalt mehr Energie speichern.

Ja. Oder anders formuliert: bei gleichem Strom kannst du in der Spule 
mit der größeren Induktivität mehr Energie speichern. Woher die größere 
Induktivität kommt, ist dabei egal.

Die Frage die du nicht gestellt hast, deren Antwort dir die Leute hier 
aber alle aufs Auge drücken wollen, ist die ob du in einer gegebenen 
Spule mit gegebenem Kern mehr Energie speichern kannst, wenn du einen 
Luftspalt hinzufügst. Und die Antort ist: ja, mit Luftspalt kann die 
Spule mehr Energie speichern. Aber eben auch erst bei einem wesentlich 
höheren Strom.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Achim S. schrieb:
> Peda schrieb:
>> Ok, solange man unter der Sättigungsgrenze bleibt, kann man ohne
>> Luftspalt mehr Energie speichern.
>
> Diese Aussage ist die falsche Verallgemeinerung. Wenn man in beiden
> Fällen bis auf 80% von B_sat geht (also in beiden Fällen unter der
> Sättigungsgrenze bleibt), dann steckt im Kern mit Luftspalt sehr viel
> mehr Energie.

Da verstehst du ihn (absichtlich?) falsch. Denn er schrieb ja auch noch: 
bei gleichem Strom. Ohne Luftspalt ist die Sättigungsflußdichte 
geringer, damit bestimmt diese Konfiguration den maximalen Strom. Und 
die Spule mit Luftspalt speichert bei diesem Strom dann weniger Energie.

von Peda (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Peda schrieb:
>> Genau das war meine Aussage.
>
> Nein, war es nicht. Deine Aussage war:
>
> Peda schrieb:
>> Ok, solange man unter der Sättigungsgrenze bleibt, kann man ohne
>> Luftspalt mehr Energie speichern.
>
> Diese Aussage ist die falsche Verallgemeinerung. Wenn man in beiden
> Fällen bis auf 80% von B_sat geht (also in beiden Fällen unter der
> Sättigungsgrenze bleibt), dann steckt im Kern mit Luftspalt sehr viel
> mehr Energie.

Ok, dann habe ich den linearen Bereich gemeint.

Ich wollte damit nur aufmerksam machen, dass nicht immer mit Luftspalt 
mehr Energie gespeichert werden kann.
Sonder es gibt einen Strom abhängigen Grenzfall wo das eine Modell in 
das andere übergeht.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Jetzt mal zum konkreten Anwendungsfall:


Wo benötigt man die eine oder die andere Variante?

von Achim S. (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Da verstehst du ihn (absichtlich?) falsch.

Nein: ich versuche ihm zu erklären, dass das, was er meint, und das, was 
er als Aussage aufschreibt, zwei unterschiedliche Dinge sind. Seine von 
mir zitierte Aussage ist falsch. Das hat hinz ihm korrekt, aber knapp 
beantwortet. Peda hat um einge Begründung geben, die habe ich ihm 
geliefert.

Was Peda eigentlich richtig meint (die tatsächich gespeicherte Energie 
bei konstanten Strom), habe ich deswegen oben auch schon mal richtig 
umformuliert.

Peda schrieb:
> Ich wollte damit nur aufmerksam machen, dass nicht immer mit Luftspalt
> mehr Energie gespeichert werden kann.

Es tut mir leid: wenn du fragst, welcher Kern mehr Energie speichern 
kann, dann ist die Antwort völlig eindeutig: im Kern mit Luftspalt 
kann immer sehr viel mehr Energie gespeichert werden als im selben Kern 
ohne Luftspalt. Die speicherbare Energiemenge ist eine Eigenschaft des 
Kerns und seines Luftspalts. Ein bestimmter Kern mit bestimmtem 
Luftspalt kann maximal eine bestimmte Energiemenge in J speichern. Und 
der Wert ist mit Luftspalt immer viel größer als ohne Luftspalt.

Was du meinst, ist: es kann sein, dass unter bestimmten, willkürlichen 
Randbedingungen mehr Energie im Kern ohne Luftspalt gespeichert ist. Ja, 
klar kann das sein (wie oben schon beschrieben). Wenn du als 
Randbedingung "konstanter Strom" wählst, dann wird in dem Kern mehr 
Energie gespeichert sein, der bei diesem Strom die größere Induktivität 
hat.

von Gerald K. (geku)


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Ich könnte folgendes Modell für die Vorstellung anbieten :

Ein Behälter gefüllt mit Öl (entspricht dem Eisen) enthält eine 
Luftblase (entspricht dem Luftspalt). Der Behälter wird unter Druck 
gesetzt. Öl und Luftblase werden komprimiert.

Wo wird mehr Energie gespeichert? Im Öl oder in der kleinen Luftblase?
Natürlich ändern sich beim Eisenkern und Luftspalt das Volumen nicht, 
aber es zeigt, dass sich die Energie sehr unterschiedlich auf die 
Materialien aufteilt. Das Material mit der geringeren Dicht nimmt den 
größeren Teil der Energie auf.

von Peda (Gast)


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Achim S. schrieb:
> im Kern mit Luftspalt
> kann immer sehr viel mehr Energie gespeichert werden als im selben Kern
> ohne Luftspalt.

Wenn man meine Randbedingung vernachlässigt stimmt das;)
Ist das, dann aber immer?

von Egon D. (Gast)


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Achim S. schrieb:

> m Kern mit Luftspalt kann immer sehr viel mehr
> Energie gespeichert werden als im selben Kern
> ohne Luftspalt.

Sicher nicht.
Der Hauptteil der Energie wird ja gerade NICHT im
KERN gespeichert, sondern im LUFTSPALT -- sofern
vorhanden.

Anders formuliert: Es würde rein sprachlich helfen,
wenn Du Dich festlegen könntest, ob den den Luftspalt
zum Kern dazuzählen willst oder nicht.

von Bernd K. (prof7bit)


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Gerald K. schrieb:
> Ein Behälter gefüllt mit Öl (entspricht dem Eisen) enthält eine
> Luftblase (entspricht dem Luftspalt).

Ich hab auch noch einen:

schalte einen 100µF Elko und einen 100nF Folienkondensator in Reihe und 
lade diese Reihenschaltung auf 1000V auf. Wo wird die meiste Energie 
gespeichert?

Der dicke Elko allein würde die hohe Spannung nicht vertragen, aber 
würde er sie vertragen dann könnte man damit natürlich 1000 mal mehr 
Energie speichern.

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