Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Verschiedene sensorlose Vefahren der Sinuskommutierung von PMSM / BLDC


von Simon S. (siemons87)


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Hallo Zusammen,
Im Rahmen meiner Thesis bin ich auf der Suche nach verschiedenen 
Verfahren der Sinuskommutierung bei PMSM (permanentmagneterregte 
Synchronmaschine). Leider habe ich hierzu keine Bücher gefunden bzw. mal 
eine Seite in der das Thema leicht angerissen wird, aber nichts wirklich 
Hilfreiches.
Für mich sind besonders sensorlose Verfahren interessant. Da es sich um 
einen Lüfter handelt, gibt es keine schnellen Lastsprünge d.h. die 
Dynamik des Verfahrens muss noch hoch sein. Allerdings darf die 
Elektronik nicht teuer werden (ca.10-15 Euro). Ich habe meine bisherigen 
Ergebnisse mal aufgelistet:
- V/f Methode (Gestellter Betrieb) (bei sensorlos, Gefahr das Rotor 
kippt, schlechter Wirkungsgrad)
- FOC - Feldorientierte Regelung (rechenaufwendig)
  - FOC mit Sensor
  - FOC mit Observer (Sensorlos)
    - Kalman
    - Lueneberger
    - MRAS ? nicht sicher wie und wo das einzuordnen ist
- INFORM Verfahren (Rotorlage über Induktionsmessung, dann Back EMF)

Desweiteren gibt es auch ICs mit Sinus-Engine, leider muss meine 
Elektronik bis 75V arbeiten, wofür ich noch keinen Baustein gefunden 
habe. ICs mit niedrigerer Spannungsfestigkeit wären z.B:
-VirtuHall ELMOS (Sensorlos)
-TruSense Melexis (Sensorlos) mit dem MLX81200
-Toschiba  z.B. TB6582

Ein paar dieser Verfahren/Bausteine setzten im oberen Drehzahlbereich 
auf die BACK EMF Messung, wobei mir nicht ganz klar ist, wie die 
Induzierte Spannung bei Sinuskommutierung gemessen werden kann, da dort 
jede Phase zu jeder Zeit bestromt wird.

Ich freue mich über eure Kommentare und Ideen

Vielen Dank schon mal

von Dieter (Gast)


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Hey,

würde mich auch mal interessieren was es im Bereich Sinus U/I noch so an 
Möglichkeiten gibt.

Grüße,
Dieter

von Alex E. (tecnologic) Benutzerseite


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Hi,

Also das du nix zu Sensorlosen Verfahren findest glaube ich nicht.
Die Verfahren die du aufgelistet hast sind doch fast alles was es der 
Zeit so gibt.

Ich frage mich viel eher, was ist das für ein Lüfter? Das sind meißt gar 
keine PMSM.

Wenn du günstige Hardware für sensorlose FOC suchst, würde ich mir den 
dsPIC mal ansehen, da gibts glaube ich die AN1023 von Microchip. Einfach 
mal bei denen in den Applications nach PMSM gucken.

Verfahren wie INFORM ist für einen LÜFTER vollkommene Grütze, das ist 
dafür gedacht im Stillstand und für kleine Drehzahlen die Rotorposition 
zu messen. MRAC ist nur ein Ansatz für eine FOC mit Beobachter.

Bei einem Lüfter oder einer Luftschraube kannst du Standard BLDC-Regler 
aus China nehmen. Der Wirkungsgrad ist zwar miserabel aber es läuft, ob 
du allerdings einen für 75V findes für 15 Euro kann ich nicht sagen. Ich 
gehe mal davon aus es geht um 1 Stück oder?

Wenns unbedingt FOC sein muss, dann reicht n PLL-Observer alle mal, für 
n Lüfter :)

MfG

Tec

von Simon S. (siemons87)


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Hallo Tec,

danke für deine Antwort. Scheinbar kennst du dich mit der Materie aus. 
Die Lösung mit dsPIC (AN1078) habe ich schon betrachtet. Leider ist 
diese zu teuer für meine Anwendung.

Sind dir noch andere Verfahren als die genanten bekannt?

Grüße,
Simon

von Alex E. (tecnologic) Benutzerseite


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Hi,

das kommt auf den Motor an? Ist das jetzt wirklich eine PMSM? auf die 
nur
ne Luftschraube Montiert ist? Oder ne Art PC lüfter?

Das es um Spannungen bis 75V geht hast du ja schon gesagt.
Wieviel Leistung? Welche Drehzahlen?

Wenn du Stückzahlen hast würde ich mal bei Trinamic gucken, die haben 
integrierte Steuergeräte. Die Arbeiten über BEMF im Blockbetrieb.

Also muss es unbedingt Sinus sein? Wenn es Raumzeigermodulation sein 
muss,
lereffekt oder so, würde ich n dsPIC33F12MC202 samplen und ne Endstufe 
auf dem Steckbrett aufbauen. Die AN1078 ist das Simpelste was mir 
bekannt ist was du sensorloss machen kannst. Wenn du keinen Betrieb nahe 
dem Stillstand brauchst geht das super.

MfG

Tec

von Simon S. (siemons87)


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Morgen :-)

also es handelt sich um einen 3-phasigen Außenläufer mit 
Permanentmagneten auf den direkt das Lüfterrad aufgespritzt ist. 
Äußerlich mit einem großen PC-Lüfter vergleichbar.  Der Verlauf der 
induzierten Spannung ist sinusförmig. 3 elektrische pro mechanische 
Umdrehungen. Später stehen hinter dem Lüfter schon größere Stückzahlen, 
wie hoch weiß ich aber nicht.

Leider muss es Sinuskommutierung sein. Das bestehende System arbeitet 
mit Blockkommutierung. Und nun soll ich untersuchen wie leise der Lüfter 
wird wenn ich durch Sinuskommutierung einen geringeren Drehmoment-Riplle 
bekomme.

Bei Trinamic hatte ich schon geschaut, dort gibt es nur den TMC603 
welcher leider nur bis 50V einsetzbar ist.

Die Microchip Lösung wurde schon an anderer Stelle versucht, ebenfalls 
mit dem dsPIC33F12MC202. Leider ist diese zu teuer, da auch für 75V ein 
DC/DC Wandler benötigt wird.

Daher suche ich nach weiteren Verfahren der Sinuskommutierung :-)

Grüße,
Simon

von Ralf (Gast)


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Hi,

Microchip Lösung ist auch aus meiner Sicht mit das einfachste was man 
machen kann. Ob der Code auf einem dsPIC läuft oder auf einem anderen 
Controller ist erst einmal egal.

Du schreibst das es schon eine Lösung mit Blockkommutierung gibt. 
Braucht man für diese Lösung keinen Schaltregler? Wie werden dann die 
Spannungen für den Controller und die Versorgung für die 
Halbbrückentreiber generiert? Woher kommen die 75V?

Aus meiner Sicht sind die feldorientierten Regelungen nicht unbedingt 
teurer als die Regelungen mit BEMF Erfassung. Der einzige Unterschied 
ist, dass die Komparatoren für die BEMF Erfassung bei der 
feldorientierten Lösung durch eine Strommessung ersetzt werden. Eine 
Strommessung braucht man gewöhnlich aber auch bei einer BEMF Lösung.

Ist der Kostentreiber aus deiner Sicht wirklich das Schaltnetzteil?
Kennst Du die Größenordnung der endgültigen Stückzahl? Sind größere 
Stückzahlen einige 1000 oder >100k/1000k?

Viele Grüße,
Ralf

von PMSM (Gast)


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Musst du die Drehzahl denn regeln?
Weil wenn nicht würde ein beliebiger yC (Billigteil) zum erzeugen der 
Sinussignale ausreichen. Einfach die Frequenz mit einer Rampe hochfahren 
dass der Motor mitkommt und dann bei gewünschter Drehzahl halten. Wenn 
der Motor blokiert7steht müsste man das über den Aufnahmestrom messen 
können.

von Alex E. (tecnologic) Benutzerseite


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PMSM schrieb:
> Musst du die Drehzahl denn regeln?
> Weil wenn nicht würde ein beliebiger yC (Billigteil) zum erzeugen der
> Sinussignale ausreichen. Einfach die Frequenz mit einer Rampe hochfahren
> dass der Motor mitkommt und dann bei gewünschter Drehzahl halten. Wenn
> der Motor blokiert7steht müsste man das über den Aufnahmestrom messen
> können.

Moin,

Das wäre dann ja U/f Steuerung und wirklich das simpelste, mit dem 
Nachteil, dass du den Motor nich im bessten Betriebspunkt betreibst.

Wie schlimm sind Halsensoren für dich? Weil wenn du Hallsensoren hast 
kannst du auch ohne FOC Sinus kommutieren.

Sensorlos kommst du um eine Drehwinkelschätzung über den Stromzeiger 
nicht herrum. Dann Brauchst du wieder Stromsensoren.

Es gibt noch eine AN von Microchip die beschreibt FOC mit einem Shunt 
über den der Gesamtstromläuft. Das Spart auch.

Mir stellt sich gerade die Frage Warum du einen DCDC brauchst, denn für 
die Highside brauchste den nicht da reichen Ladungspumpen bei 
Sinuskommutierung.

Nur für die 3V3 brauchste ne Schaltregler, aber n Stepdown von 80V auf 
3V3 kann nicht so teuer sein, LT Chip, Spule plus Hünerfutter, wobei der 
dsPic mit 40MIPS nicht gerade wenig Leistung aufnimmt.

Ich würde das mal aufbauen. Du sagtest doch das sei ne Thesis.
Ich schreibe auch gerade meine Thesis, die Sensoren sind auch 
Hoffnungslos zu teuer, aber ich konnte zeigen das es was bringt. Das das 
nicht verkauft wird ist doch wurscht. Red mal mit deinem Chef.

MfG

Tec

von Hauspapa (Gast)


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Wenn es nur um die Frage nach der Lärmreduktion geht würde ich
2 identische Lüfter an den Klemmen verbinden, den ersten im Nebenzimmer 
mit Druckluft antreiben und den 2. an einem möglichst stillen Örtchen 
nach Drehzahl und Lärm vermessen.

Wenn Du eine Motorsteuerung selbst realisieren sollst hast Du nach 
meiner Meinung nur eine Chance wenn Du eine fertige Hardware (Evaluation 
board o.ä.) findest. Sonst ist die Zeit einfach alle.

viel Erfolg
Hauspapa

von Ralf (Gast)


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Hallo,

eine Sinuskommutierung geht auch mit Rotorlageerkennung mittels BEMF. 
Dabei wird Sinusförmig moduliert und innerhalb der Sinusansteuerung ein 
kleines Fenster erzeugt in dem die BEMF abgetastet werden kann. Die Lage 
des Fensters wird in Abhängigkeit des Stromnulldurchgangs der zu 
messenden Phase eingestellt. Der Nulldurchgang des Phasenstroms lässt 
sich über die Freilaufrichtung des Stroms und damit über das 
Motorklemmenpotential in der Totzeit bei der Umschaltung von Low- auf 
Highside oder umgekehrt erkennen. Hierzu habe ich irgendwann mal eine 
Patentschrift gesehen. Finde sie aber leider nicht mehr. Selber habe ich 
das ganze noch nicht implementiert.

Das mit dem DC/DC-Wandler ist mir wie ich oben geschrieben habe auch 
nicht klar. Für günstige Anwendungen macht man das Ganze gewöhnlich so, 
dass man einen Schaltregler (nicht getrennt) für die Erzeugung von 
einmal ca. 15V für die Motorentstufe (Halbbrückentreiber) und dann noch 
5V oder 3,3V für die Logikseite vorsieht. Die Highsides werden dann per 
Bootstrapbeschaltung angesteuert wie es Tec schon geschrieben hat.

Viele Grüße,
Ralf

von Simon S. (siemons87)


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Hallo,

Vielen Dank für die ganzen Anregungen. mit DC/DC Wandler meinte ich das 
Netzteil für den µC. Momentan wird dies über einen Linearregler gemacht 
der ca. 20mA liefert. Da aber der dsPIC deutlich mehr Strom braucht kann 
ein Linearregler die Energie nicht platt machen. Also brauch ich einen 
Schaltregler o.ä. Mir wurde gesagt, dass dieser bei 75V / 200mA bei 
ca.100K pro Jahr um die 2 Euro kostet. Was zu teuer ist.
Mein Zielpreis soll bei 5-10 Euro liegen für die komplette Elektronik.

Hall Sensoren darf ich mir auch nicht leisten, da diese in der Fertigung 
zu teuer und fehleranfällig sind.

Bin weng mit meiner Weisheit am Ende :-(

Grüße,
Simon

PS: Momentan wird ein günstiger µC der nicht viel Strom braucht über 
einen Linearregler versorgt, dieser steuert über Treiberstufen die 
MOSFETs an und misst über die BACKEMF die Kommutierungszeitpunkte für 
die Blockkommutierung.
Die 75V DC kommen von der Kundenanforderung und werden über die MOSFETs 
auf den Motor geschalten

von Alex E. (tecnologic) Benutzerseite


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Hi

Wie hoch ist den die maximal Drehzahl sonst könnte das Konzept von Ralf 
mit der BEMF Messung in der Totzeit für die Halbbrücken passend sein. 
und Vllt auch mit nem 8-Bit MCU

MfG

Tec

von Ralf (Gast)


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Hi,

das Konzept mit dem Linearregler hört sich für mich ein wenig 
ungewöhnlich an. Du brauchst ja für einen Umrichter normalerweise schon 
zwei Versorgungsspannungen. Einmal die Versorgung für den Logikteil, 
d.h. µC, OpAmps, Comparatoren usw. und zum anderen für die 
Treiberschaltung die gewöhnlich im Bereich von ca. 15V liegt. Kannst Du 
ein wenig mehr über das derzeitige Design schreiben? Wie sieht die 
Endstufe aus? Verwendet ihr da Halbbrückentreiber um die Highside 
anzusteuern oder wie ist das ganze realisiert?

Ein Preis von 5-10€ für einen einfachen Umrichter höhrt sich für mich 
bei 100k/Jahr nicht unbedingt unrealistisch an. Welche Preise hast Du 
denn für den Controller usw. kalkuliert? Woher hast Du deine Preise? 
Beziehst Du die Bauteile über einen Distri oder stehst Du in direktem 
Kontakt mit den Herstellern?

Was hälst Du von dem Konzept mit einem Schaltregler von 75V 
Zwischenkreis auf 15V für die Halbbrückentreiber zu gehen und dann mit 
einem Linearregler (z.B. 78xx) von 15V auf 5V bzw. 3,3V. Das wäre das 
gängige Konzept wie ich es kenne bei Low Cost Umrichtern.

Welche Daten hat eigentlich Dein Motor? Ich meine Leistung, Ströme, 
Drehzahlen usw.?

Viele Grüße,
Ralf

von Simon S. (siemons87)


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Hallo Ralf,

es werden 2 Spannungen über Linearregler erzeugt erst 15V (OPs) und dann 
5V (µC). Zu Ansteuerung werden Treiber ICs verwendet die über eine 
Ladungspumpe verfügen. Warum Linearregler verwendet werden und keine 
Schaltregler ist mir nicht bekannt. Da die Platine im Lüfter integriert 
ist ergeben sich auch Platzprobleme, Platine hat ca. 6 cm Durchmesser 
mit einem 2 cm Loch in der Mitte.

Motordaten müssen ca. 10.000 rpm mechanisch / 30.000 rpm elektrisch 
sein. und bei maximaler Last  300 W. Strom ist ja nach Spannung (36-72V) 
anderst.

Der Ziel-Preis von 5-10 Euro wurde mir von meinem Betreuer genannt. 
Controller sollte ca. 1 Euro kosten und idealerweise die Treiber für die 
MOSFETs und das Netzteil schon integriert haben. Die meisten Bauteile 
werden soweit ich weiß über Distributoren bezogen.

Wie funktioniert die BACKEMF Messung in der Totzeit? Ist damit das 
Aussetzen der Bestromung kurz vor dem Nulldurchgang gemeint? Geht dies 
bei jeder Drehzahl?

Grüße,
Simon

von Michael O. (mischu)


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Bei den Spannungen wirst Du einen separaten Gatetreiber für die drei 
Halbbrücken brauchen (mit externen FETs), das ist schon jenseits der 
typischen Spannungsbereiche für integrierte Treiber.
Alternativ kannst Du nach Class-D Ausgangsstufen mal schauen.... Die 
könnten so hohe Spannungen vielleicht verkraften.

von Ralf (Gast)


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Hi Simon,

die BEMF wird nicht in der Totzeit gemessen. Die Messung in der Totzeit 
dient nur dazu den Nulldurchgang des Phasenstromes zu erkennen. Wurde 
der Nulldurchgang gefunden, so wird auf der Messphase die PWM ausgesetzt 
und der Nulldurchgang der BEMF gesucht. Im Idealfall sollten die beiden 
Nulldurchgänge zum gleichen Zeitpunkt stattfinden. Die Suche des 
Nulldurchgangs des Phasenstromes erfolgt über die Auswertung des 
Klemmenpotentials in der Totzeit. Fließt der Phasenstrom gerade in den 
Motor hinein, so kommutiert der Phasenstrom während der Totzeit auf die 
untere Freilaufdiode des Umrichters, d.h. an der Klemme liegt 
Massepotential an. Fließt er in der anderen Richtung, so kommutiert der 
Strom auf die Highside Diode und damit liegt Zwischenkreispotential an 
der Klemme. Stellt man eine Änderung von High auf Lowside oder umgekehrt 
fest, so hat der Phasenstrom einen Nulldurchgang gehabt.
Das Verfahren erlaubt also aufgrund des Messfensters keinen 
kontinuierlichen Sinusbetrieb. Weiterhin ist die Auflösung der 
Winkelgenauigkeit an die PWM-Fequenz gebunden und sinkt damit mit 
steigender Drehzahl. Bei deiner Anwendung könnte das zu ungenau werden 
da du eine elektrische Frequenz von 500Hz ansteuern musst.
Der Controllerpreis ist mit einem Euro denke ich recht gering für eine 
Stückzahl von 100k. Wenn Du z.B. eine feldorientierte Regelung 
realisieren willst benötigst Du eine entsprechende Rechenperformance. 
Der Controller wird dann wahrscheinlich teurer werden.

Viele Grüße,
Ralf

von Simon S. (siemons87)


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Hallo Ralf,

ist das von dir beschriebene Verfahren patentrechtlich geschützt? Ein 
Bekannter hat gemeint das er das mal in einem Patent gelesen hat, weiß 
aber leider nicht mehr welches, leider habe ich es auch nicht gefunden.

Das ist das Problem, feldorientierte Regelung ist zu teuer. Daher suche 
ich nach anderen Möglichkeiten und wollte Fragen ob jemandem noch ein 
Verfahren bekannt ist.
Da es sich um einen Lüfter handelt, welcher ein realtiv träges System 
darstellt und die Regelgeschwindigkeit einer FOC nicht zwangsläufig 
benötigt, könnten auch andere Verfahren sinnvoll sein. Eben nur die 
Frage gibts es da welche? :-)

Grüße,
Simon

von Michael O. (mischu)


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Ich habe mal eine FOC für eine ASM implementiert.

Der Unterschied zur PM ist ja, dass die Rotationsgeschwindigkeit bis zum 
Kippmoment von Feld und Rotor starr gekoppelt sind. Aus meinem 
Verständnis heraus sind die Ströme und Spannungen bei Sinuskommutierung 
halt sinusförmig. Man sieht doch lediglich eine Phasenverschiebung 
zwischen Feld- und Rotorposition die von der Drehzahl, dem Drehmoment 
und den Motorparameter abhängen.
Da du keine Servoanwendung hast, ist die absolute Position eh 
uninteressant.

Bei U/f hast Du normalerweise eine lastunabhängige Feldspannung (die nur 
von f abhängt). Dann müsste es für deinen Fall doch ausreichen, wenn Du 
ein starres Drehfeld erzeugst (feste Frequenz, variable Amplitude) und 
anhand des Stromes und den Motorparameter R und L die Amplitude der 
Statorspannung variierst. Dafür ist doch nicht so viel Rechenleistung 
notwendig...

von Simon S. (siemons87)


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Hallo Michael,

das mit der sensorlosen U/f Steuerung habe ich mir auch schon überlegt. 
Jedoch ist hier die Blindleistung oder das Abkippen des Rotors das 
Problem.

Oder kennst du eine Möglichkeit dies zu Überwachen/Regeln? bzw. was hast 
du mit damit gemeint, anhand des Stromes und den Motorparameter R und L 
die Amplitude der Statorspannung zu variieren?

Grüße,
Simon

von Michael O. (mischu)


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Wenn ich mich nicht irre, hast Du ja gar nicht so viele Freiheitsgrade 
bei der Ansteuerung. Wenn die Spannung sinusförmig ist und die Frequenz 
(Drehzahl) fix ist, bleibt doch nur noch die Spannungsamplitude als 
Regelgröße übrig. Korrekt?
Je nach aktuellem Strom und Drehzahl kennst Du doch den Spannungsabfall 
über L und R und weißt damit, welche Spannung als GMK zur Verfügung 
steht. Der Strom enthält halt die Komponenten für die D und Q Komponente 
des Feldes (nicht mal eben separierbar). Aber eigentlich müsste es doch 
reichen bei gegebener Drehzahl die Spannung in Abhängigkeit vom 
aktuellen Strom zu regeln.... oder?

von Simon S. (siemons87)


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Hey Michael,

Hört sich interessant an. Dazu müsste ich dann aber alle drei 
Wicklungsströme (oder mind. 2) messen, oder?
Müssen die Wicklungsströme in Reihe zur Wicklung gemessen werden oder 
reicht es über Shunts im Bezug auf Masse und ich kann dann auf den 
Wicklungsstrom berechnen?
Hast du dieses Verfahren schon mal aufgebaut oder ist dir so eine Lösung 
bekannt?

Grüße,
Simon

von Alex E. (tecnologic) Benutzerseite


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Simon S. schrieb:
> Hört sich interessant an. Dazu müsste ich dann aber alle drei
> Wicklungsströme (oder mind. 2) messen, oder?

moin,

Das brauchst du nur wenn du einen Stromzeiger berechnen willst, den 
reinen Betrag der Phasenströme kannst du auch in der gemeinsamen 
Masseleitung der
3 H-Brücken messen. Plus etwas Rechnerrei.

MfG

Tec

von Simon S. (siemons87)


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Tec Nologic schrieb:
> Das brauchst du nur wenn du einen Stromzeiger berechnen willst, den
> reinen Betrag der Phasenströme kannst du auch in der gemeinsamen
> Masseleitung der
> 3 H-Brücken messen. Plus etwas Rechnerrei.

Hey,

jop davon hab ich auch schon gehört, gibts dazu ein Application Note 
oder ähnliches?

Grüße,
Simon

von Ralf (Gast)


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Moin,

zur Motorstrommessung mit einem Shunt im Zwischenkreis gibt es z.B. bei 
Freescale ein AppNote:
http://www.freescale.com/files/microcontrollers/doc/ref_manual/DRM102.pdf
Ansonsten findest Du noch eine Menge wenn Du nach "Single Shunt" suchst.
Mit diesem Verfahren kannst Du die drei Phasenströme des Motors direkt 
im Zwischenkreis messen. Das Verfahren ist aber aus meiner Erfahrung 
auch relative rechenintensiv da man die Abtastzeitpunkte des Stromes in 
Abhängigkeit der PWM Ansteuerung berechnen muss. Habe sowas mal auf 
einem kleinen µC (Low-End 16Bit) implementiert und es dann aufgrund der 
Performance wieder verworfen. Ein anderer Nachteil ist, dass es bei 
diesem Verfahren Zeitpunkte gibt in denen sich nur ein Phasenstrom 
messen lässt. Einfacher ist es die Phasenstöme in den Fußpunkten der 
Endstufen MOSFETs zu messen. Hier kann man die Phasenströme zu dem 
Zeitpunkt messen wenn alle Lowsides eingeschaltet sind, d.h. der Motor 
gerade über die Lowsides kurzgeschlossen wird.
Was im Zwischenkreis einfach zu messen ist, ist der Mittelwert des 
Zwischenkreisstroms. Hieraus kann man sehr einfach die vom Motor 
aufgenommene Wirkleistung berechnen (ZK-Spg * Iavg).
Das mit der reinen Spannungssteuerung bringt wahrscheinlich das Problem 
des Kippens mit sich wie Du schon geschrieben hast. Ich habe die 
Erfahrung gemacht, dass PMSM Motoren sehr leicht im gesteuerten Betrieb 
ohne Lageerfassung kippen. Bei mir ist allerdings auch das 
Trägheitsmoment relativ klein gewesen. Bei dir könnte das evtl. anders 
sein. Ich denke dass man im Arbeitspunkt auch die Frequenz leicht 
verstellen muss damit bei leichten Momentschwankungen der Rotor wieder 
"eingefangen" werden kann.
Ich würde das mit der FOC nicht direkt gleich verwerfen. Wenn Du das 
ganze extrem abspeckst funktioniert das auch auf einem kleinen µC. Ob es 
funktioniert hängt davon ab, welche Abtastfrequenzen und Regelzeiten Du 
realisieren musst. Wenn Du natürlich nur einen Euro für den µC ausgeben 
kannst wird es natürlich knapp. Welche µCs hast Du denn ins Auge 
gefasst?

Viele Grüße,
Ralf

Achso, nochmal kurz zu dem Verfahren oben, ich denke das es patentiert 
ist. Kann es aber auch nicht mehr finden :-(

von Simon S. (siemons87)


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Hallo Ralf,

war leider die letzten Tage unterwegs, daher erst die späte Antwort.

für die FOC habe ich die dsPIC Lösung in Betracht gezogen, wie sie in 
AN1206 von Mircochip beschrieben ist.
http://www.microchip.com/stellent/idcplg?IdcService=SS_GET_PAGE&nodeId=1824&appnote=en536065

Ansonsten habe ich noch keine ASSPs gefunden, welche 75V stand halten 
und die Treiber und das Netzteil integriert haben.

Bei einer diskreten Lösung (µC+ Treiber+Netzteil) kommt so ziemlich 
alles in Frage, wobei ich schon etwas Erfahrung mit den PICs hab.

Von welchem Verfahren denkst du, dass es patentiert ist? Sinus mit 
Aussetzer zum BackEMF messen oder das mit der Fußpunkt-Messung?

Vielen Dank

Grüße,
Simon

von Ralf (Gast)


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Hallo Simon,

ich denke das Verfahren mit ausgesetzter PWM ist patentiert. Kann 
allerdings sein, dass die dieses Schutzrecht nicht trifft weil das 
Patent was ich mal gesehen habe etwas umfangreicher war. Bin mir also 
nicht ganz sicher welche Funktionen im Detail geschützt waren.

Gruß,
Ralf

von Simon S. (siemons87)


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Hallo,

noch mal eine andere Frage. Was passiert bei der FOC wenn ich kein 
sinusförmiges KE /induzierte Spannung habe?

Es werden ja Ströme gemessen und über die Regelung wird die PWM so 
gestellt, dass dieser Strom sinusförmig aussieht, oder?

Gibt es hier Unterschiede zwischen Sensor FOC und Beobachter FOC in 
diesem Verhalten, sprich kann der Beobachter das nihct sinusförmige KE 
berücksichtigen?

Gruß,
Simon

von Ralf (Gast)


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Hallo Simon,

die FOC beruht auf sinusförmigen Größen. Wenn du eine nicht sinusförmige 
EMK hast musst Du hier die Grundwelle nehmen. Allerdings wirst Du dann 
aufgrund der nicht betrachteten Oberwellen auch kein konstantes 
Drehmoment des Motors erhalten. Was Du hier evtl. machen könnest wäre 
eine winkelabhängige Vorsteuerung. Sowas macht man z.B. auch um 
Rastmomente von Motoren zu kompensieren. Mit diesen Themen habe ich 
allerdings keine Erfahrung. Die Motoren für die ich bisher eine FOC 
impelementiert habe hatten alle eine recht gute sinusförmige EMK.
Bzgl. des Beobachters und der Sensormethode kann man denke ich sagen, 
dass die Sensormethode wahrscheinlich genauer ist. Aber das ist ja nur 
eine relativ wage Aussage. Ich habe mal gelesen, dass ein Beobachter so 
eine fGenauigkeit von etwa 10°el. liefern kann wenn man es richtig 
macht. Nachgemessen habe ich das aber noch nicht.
Ist deine EMK sehr weit weg vom Sinus? Wenn die EMK eher Richtung 
Trapezform geht ist eine Blockansteuerung ggf. besser geeignet um ein 
konstantes Moment zu erhalten. Verwendet ihr bei eurer derzeitige 
Regelung eine Stromregelung oder werden einfach konstante 
Spannungsblöcke auf den Motor geschaltet?

Gruß,
Ralf

von Simon S. (siemons87)


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Hallo Ralf,

die EMK ist nahe am Sinus dran, jedoch soll auch betrachtet werden was 
passiert wenn es kein Sinus mehr ist.

Momentan werden nur Spannungsblöcke (PWM abhängig von Drehzahl) auf den 
Motor geschalten.

Grüße Simon

von Ralf (Gast)


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Hallo Simon,

wenn Du eine nahe sin-förmige EMK hast, dann bringt eine Stromregelung 
im Block Mode wohl nichts. Wenn Du eine Trapezförmige EMK gehabt hättest 
wäre ein genauer Stromblock ideal für ein konstantes Drehmoment gewesen. 
Wenn Du also bisher nur Spannungsblöcke ausgibts, dann wäre die Regelung 
des Stroms noch eine Verbesserung bzgl. des Geräuschs gewesen.

Eine Betrachtung der Drehmomentschwankungen aufgrund der Abweichungen 
der EMK von der sin-Form habe ich bisher auch noch nicht gemacht. Ich 
denke das man dazu einmal die Motorgleichungen mit der Grundwelle und 
dann noch in gleicher Weise überlagert mit den Oberwellen simulieren 
müsste. Hast Du dazu evtl. schonmal in den Schröder (Elektrische 
Antriebe Regelung) geschaut? Evtl. wirst Du hier fündig.

Gruß,
Ralf

von Simon S. (siemons87)


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Hallo Ralf,

ich hatte noch keine Gelegenheit in den Schröder (Elektrische
Antriebe Regelung) zu schauen, werde dies aber bald möglichst tun.

Gibt es neben der U/F Methode auch eine I/F Methode?
Sprich ich regle die Form des Wicklungsstroms auf einen Sinus, die 
Amplitude und Frequnez werden gestellt, oder so ähnlich.
Könne soetwas sensorlos funktionieren oder wenn überhaupt mit Sensor?

Grüße
Simon

von Ralf (Gast)


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Hallo Simon,

das mit dem eingeprägten Sinusstrom ist genau das was man bei der 
sensorlosen FOC während der Anlaufphase des Motors macht, d.h. man gibt 
den beiden inneren Stromreglern einen Sollstrom vor und fährt dann eine 
Drehzahlrampe ab bis die Positionsberechnung eingeschwungen ist.

Den Motor vollständig in diesem "gesteuerten" Betrieb zu fahren würde 
ich jedoch nicht empfehlen da zum einen der Arbeitspunkt extrem schlecht 
ist, d.h. du erzeugst viele Verluste im Motor und der Endstufe des 
Umrichters was Du auch wieder durch Material (Kupfer/Eisen/Kühlkörper) 
kompensieren musst, und zum anderen habe ich die Erfahrung gemacht, dass 
das bis zu einer gewissen Drehzahl funktioniert und dann der Motor 
kippt. Ich habe allerdings bisher keine Erfahrungen mit Lüftern, d.h. 
bei mir waren die Rotorträgheiten wahrscheinlich geringer.

Wenn Du aber schon überlegst einen Sinusstrom zu regeln, dann bist Du 
auch schon fast bei der kompletten FOC. Du brauchst dann nur noch die 
Rotorpositionsberechnung und den Drehzahlregler. Den Rest hast Du ja 
schon aufgrund der Stromregelung.

Viele Grüße,
Ralf

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