Forum: Platinen Platinen galvanisch oder "thermisch" verzinnen?


von M. .. (barracuda)


Lesenswert?

Hallo zusammen

Ich bin gerade dabei mir mein Equipment zusammenzusuchen um eigene 
Platinen fertigen zu können. Zum Einsatz soll dabei die Toner-direkt 
Methode kommen. Als Ätzchemikalie plane ich Natriumpersulfat einzusetzen 
(Natürlich auf 40 Grad erhitzt).

Nun ist noch die Frage mit dem verzinnen:

Das Verzinnen dient doch lediglich dafür, dass das Kupfer der 
Leiterbahnen nicht anläuft/oxidiert und sich so besser löten lässt? 
Ausserdem siehts natürlich schön aus;)

Meine Frage ist nun wie ich besser verzinne, unter der Berücksichtigung, 
dass ich noch keinen Heissluftfön habe (der für die thermische 
verzinnung mit Fittinglötpaste notwendig wäre).

Die Galvanische Verzinnung finde ich persönlich sehr elegant, vielleicht 
überseh ich da aber auch ein paar Nachteile (ich denke die Whisker kann 
man im Hobbybereich getrost vergessen?). Eine andere Frage wäre noch, 
sollte die Entscheidung wirklich auf die Galvanische Verzinnung fallen, 
von wo ich einen Zinnelektrolyten herbekomme. (Gold oder Silber wären 
auch ok oder? ein Freund von mir ist Goldschmied, der könnte mir da doch 
eventuell helfen?).

Also, was ist euer Favorit? Galvanisch oder mit Hitze und 
Fittinglötpaste?

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Gar nicht.

Falls du die Platinen nicht demnächst bestückst,
sondern erst mal lagerst, dann lackiere sie
mit Kolophonium (Brocken in Spiritus gelöst).

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Wie willst du denn galvanisch verzinnen?  Dafür müsstest du ja
alle Stellen, die du verzinnen willst, elektrisch verbinden.  Wenn
deine Platine schon geätzt ist, wie stellst du dir das vor?

Man kann das Zinn auch als Ätzresist benutzen, dann kann man es
auf die noch geschlossene Cu-Fläche galvanisieren.  Würde ich mir
hobbymäßig nicht antun.

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


Lesenswert?

Martin Luther schrieb:

> Also, was ist euer Favorit? Galvanisch oder mit Hitze und
> Fittinglötpaste?

Galvanisch Verzinnen? Das ist unnoetig, da es gut funktionierende 
chemische Loesungen gibt (Sur Tin, Seno Glanzzinn, ...). Und 
Fittingloetpaste aus dem Klempnerzubehoer hat auf Platinen nichts 
verloren, das ist und bleibt eine Pfuscherloesung. Dann lieber gar nicht 
verzinnen und die Platine am Ende versiegeln.

Gruss,
Michael

von Michael S. (technicans)


Lesenswert?

Martin Luther schrieb:
> Hallo zusammen

> Nun ist noch die Frage mit dem verzinnen:
>
> Das Verzinnen dient doch lediglich dafür, dass das Kupfer der
> Leiterbahnen nicht anläuft/oxidiert und sich so besser löten lässt?
> Ausserdem siehts natürlich schön aus;)
Wäre das so schlimm? Da gibts einfachere und billigere 
Ersatzmöglichkeiten.
z.B. mit Lötlack bespühen. Wenn die Elektronik wie erwartet funzt kann
man auch Plastigspray benutzen oder man macht frühzeitig den allseits 
beliebten grünen Lotstopplack auf die Platinen den man von Octamex 
bekommt. Macht die Industrie ja auch so.
> Meine Frage ist nun wie ich besser verzinne, unter der Berücksichtigung,
> dass ich noch keinen Heissluftfön habe (der für die thermische
> verzinnung mit Fittinglötpaste notwendig wäre).
Wenn es unbedingt sein soll reicht es wenn die Pads verzinnt sind.
Bei den Leiterbahnen ist das eigentlich überflüssig. Alternativen
wären chemisch-Silber oder chemisch-Zinn, aber das ist dann nur was
fürs Auge. Mit der Zeit reagieren so veredelte Leiterplatten irgendwann
doch mit der Luft, vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit. Wirklichen
Schutz vor Oxidation hat man nur mit Lötstoplack oder Plastikspray.
> Die Galvanische Verzinnung finde ich persönlich sehr elegant, vielleicht
> überseh ich da aber auch ein paar Nachteile (ich denke die Whisker kann
> man im Hobbybereich getrost vergessen?). Eine andere Frage wäre noch,
> sollte die Entscheidung wirklich auf die Galvanische Verzinnung fallen,
> von wo ich einen Zinnelektrolyten herbekomme. (Gold oder Silber wären
> auch ok oder? ein Freund von mir ist Goldschmied, der könnte mir da doch
> eventuell helfen?).
Da wirste eher Beschaffungs-/Entsorgungsprobleme mit den Chemikalien 
bekommen. Einfach mal so ein Elektrolyt zusammen zu panschen wird kaum 
funktionieren. Vom Aufwand/Nutzenverhältnis zwar interessant, aber
unökonomisch, reine Spielerei.

Da musste deinen Freund fragen ob der da Chemikalien kennt und nutzt.
> Also, was ist euer Favorit? Galvanisch oder mit Hitze und
> Fittinglötpaste?
Bei den Ansprüchen? ===> Leiterplattenhersteller und machen lassen.

von Frank B. (f-baer)


Lesenswert?

Thermische Verzinnung hat immer den Nachteil, dass der erste Lötprozess 
schon gelaufen ist, bevor die Bauelemente bestückt sind. Chemisch-Silber 
und Chemisch-Zinn sind nur begrenzt haltbar, bei ebenfalls 
eingeschränkter Verzinnung. Bei chemisch-Silber kommt hinzu, dass die 
Silberschicht unerwünschterweise in die Lötstelle diffundiert. Man 
unterstellt der Oberfläche zwar gute Lötbarkeit mit silberhaltigem Lot, 
beim Nachlöten hat sich das dann aber schon wieder erledigt.
Chemisch-Nickel-Gold ist deutlich überlegen, sowohl in Sachen 
Schichtdicke, als auch in Fragen der Beständigkeit gegenüber 
Feuchtigkeit und thermischen Einflüssen.


Michael S. schrieb:
> Alternativen
> wären chemisch-Silber oder chemisch-Zinn, aber das ist dann nur was
> fürs Auge.

Arbeitest du bei Würth? Was habt ihr nur alle mit chemisch-Silber?

> Mit der Zeit reagieren so veredelte Leiterplatten irgendwann
> doch mit der Luft, vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit. Wirklichen
> Schutz vor Oxidation hat man nur mit Lötstoplack oder Plastikspray.

Oder mit chemisch-Nickel-Gold.

von Michael S. (technicans)


Lesenswert?

Frank Bär schrieb:
> Arbeitest du bei Würth? Was habt ihr nur alle mit chemisch-Silber?

Früher hat man das benutzt und so ne kleine dreiviertelvolle
100ml-Flasche mit Chemisch-Silber hab ich noch rum stehen.
Ob es heute noch verkauft wird weiß ich nicht.

von M. .. (barracuda)


Lesenswert?

Okay, dass heisst ich muss sie nicht einmal verzinnen, sondern kann z.B.
zuerst

Lötlack SK 10 anwenden (ist ein Flussmittel und Oxidationsschutz bis die 
Platte fertig bestückt ist, oder verstehe ich das falsch?)

Und wenn die Platine fertig ist und ich sie für immer vor Oxidation 
schützen möchte (aber ist ja nicht zwingend nötig) könnte ich das hier 
anwenden:

PLASTIK 70

ist das so richtig?

(Bitte entschuldigt die Fragen, ich weis, wenn man etwas schon kann 
kommen einem die Fragen von Neuanfängern immer so blöd vor...;))

Grüsse

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Puh, bloss kein Plastik70, das stinkt bei Reparaturarbeiten,
Kupfer und Zinn gammeln eh nicht weg.

von Johannes R. (johannes_r29)


Lesenswert?

SK10 ja, Plastik 70 ja nicht.

Falls man etwas reparieren will, ist es auf jeden Fall besser SK10 
draufzusprühen, innerhalb von einem Jahr oxidiert so ne Platine wie 
nochmal was.


MFG Johannes

von Michael S. (technicans)


Lesenswert?

Martin Luther schrieb:

> Lötlack SK 10 anwenden (ist ein Flussmittel und Oxidationsschutz bis die
> Platte fertig bestückt ist, oder verstehe ich das falsch?)
verstehst du nicht falsch. Ist mit Spiritus/Alkohol wieder abwaschbar.
> Und wenn die Platine fertig ist und ich sie für immer vor Oxidation
> schützen möchte (aber ist ja nicht zwingend nötig) könnte ich das hier
> anwenden:
>
> PLASTIK 70
>
> ist das so richtig?
Ja, außer Lötstoplack gibts ja nichts anderes was das Kupfer schützt.
> (Bitte entschuldigt die Fragen, ich weis, wenn man etwas schon kann
> kommen einem die Fragen von Neuanfängern immer so blöd vor...;))
Dafür ist so ein Forum eigentlich dar, auch wenn das schon x-mal
wieder gekäut wurde. Wenn man jemand Wissen und Erfahrung vermitteln
kann hat das auch seinen Reiz. Und einen Schreibzwang gibt es ja nicht.

Lass dich nicht bange machen wegen des Gestanks oder der
Schwierigkeiten bei Reparaturen. Manche finden den Geruch angenehm
und mache nicht. Wenn man das Zeug sachte aufträgt ist eine damit
behandelte Platine schon reparaturfähig, aber es kostet halt etwas Mühe.
Ein scharfes Skalpel ist dabei oft eine große Hilfe das Plastik zu 
entfernen, da es sehr zähe ist. Mit dem Lötkolben kann man es zwar
auch schmelzen aber da es organisch ist, kann verbrannter Kunststoff
zurückbleiben.

MaWin schrieb:
> Kupfer und Zinn gammeln eh nicht weg.
Zinn sicher nicht, aber Kupfer?
Wenn es nicht nass wird.
Ich hatte mal für jemanden in seinen alten mechanischen Flipper eine 
Tongeberschaltung (mit 555er) eingebaut die auch gut funktioniert
hatten bis mal einer Bier verschüttet hatte, welcher dann auf die 
ungeschützte Platine tropfte, nur mal so als Beispiel. Die Hälfte
der Leiterbahnen waren danach futsch.
Ob das jetzt am Bier lag konnte man nicht feststellen.
Vielleicht war auf der Platine auch noch Reste von Eisen-III-Chlorid
der sich dann mit Bier zu einer Restsäure verbunden hatte und die 
Leiterbahnen weg fraß.

von Paul (Gast)


Lesenswert?

Wenn es um ein Hobbyprojekt geht, würde ich gar nicht verzinnen. Der 
Aufwand und die Entsorgung wären mir zu viel.

Ich nehme nach Reinigung der Platine vor dem Löten Plastik 70 von 
Kontaktchemie. Das Zeug klebt nicht so wie Flux nach dem Trocknen, 
isoliert (kein Anlaufen) und man kann es prima durchlöten. Die 
Lötstellen laufen nicht aus (ahnliches Ergebnis wie Lötstoplack).

von herbert (Gast)


Lesenswert?

Nimm eine chemische Variante und erspar deinen Platinen unnötigen 
Thermostress.Da eine angesetzte Lösung ein Verfalldatum hat teile ich 
die Chemikalien mittels einer genauen Waage durch vier und setze das 
ganze ofter frisch an.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.