Forum: Offtopic Mit Oszilloskop an Fahrrad-Dynamo gemesse Wechselspannung


von C. L. (chimera2)


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Hallo zusammen,

ich soll im Physikunterricht eine kleine Einführung in die 
Wechselspannung liefern. Dazu hab ich letztens die von einem 
Fahrrad-Dynamo generierte Spannung mithilfe eines Oszilloskops gemessen. 
Das Dynamo wurde dabei gleichmäßig durch einen Motor gedreht (beim 
Aufbau hat mir mein Lehrer kurz geholfen und war dann auch wieder weg).
Dabei war der vom Oszilloskop angezeigte Kurvenverlauf nicht "schön 
glatt" sinusförmig, wie ich eigentlich vermutet hatte aufgrund von 
diversen Texten, die ich lesen sollte. Ich frage mich, wie ich das am 
Montag meinen Mitschülern erklären könnte - meinen Lehrer konnte ich am 
Freitag nicht mehr fragen. Der war ja schon weg, als sich meine Frage 
ergab...

Meine Frage ist nun eben, wie sich das erklären lässt, dass beim 
Fahrrad-Dynamo im Wechselspannungs-Kurvenverlauf immer periodisch so 
kleinere Plateaus auftreten?

Und ist das bei den großen Generatoren in Kraftwerken auch so, dass die 
eigentlich keine "schöne" sinusförmige Wechselspannung liefern?
Ich hab keine Ahnung, wie ich das erklären soll... Das sind so Momente, 
wo ich in Physik einfach verzweifel!!! Jaja, ich weiß: "Mädchen und 
Technik!" - aber wäre schön, wenn ihr mir trotzdem helfen könntet.

Schon einmal im Voraus vielen Dank!

von Uhu U. (uhu)


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Christin K. schrieb:
> Dabei war der vom Oszilloskop angezeigte Kurvenverlauf nicht "schön
> glatt" sinusförmig, wie ich eigentlich vermutet hatte aufgrund von
> diversen Texten, die ich lesen sollte.

Das hängt ganz einfach von der inneren Geometrie des Dynamos ab. Wenn - 
grob gesagt - dessen Spulen nicht symmetrisch sind, dann wird auch keine 
symmetrische Spannung hinten rauskommen.

Um einen sauberen Sinus zu erzeugen, muß der mechanische Aufbau 
entsprechend sauber sein - was bei einem Fahrraddynamo nicht unbedingt 
nötig ist.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Du hast den Dynamo nicht belastet. Es gibt da einen Passus in der STVZO 
in dem der Dynamo ab einer gewissen Geschwindigkeit (15km/h) in die 
Sättigung gehen muß um ein Prüfzeichen zu bekommen. Das was du da siehst 
ist die Leerlaufspannung die dann in die Sättigung des Generators geht. 
Würdest du eine Glühlampe simulieren wollen (6V, 0,5A) müßtest du einen 
12 Ohm Widerstand als Last schalten. Dann bekommst du auch etwas 
Sinusähnliches.
Hier mal was zum Lesen:
http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=155447&highlight=nabendynamo

von U. B. (Gast)


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> der Dynamo ab einer gewissen Geschwindigkeit (15km/h) in die
> Sättigung gehen muß

Was heisst denn das ? Wie soll denn das Eisen das können, bloss weil 
schneller gefahren wird ?
Wenn das Eisen magnetisch gesättigt ist, ist es das auch schon bei v=0.

von U. B. (Gast)


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> Meine Frage ist nun eben, wie sich das erklären lässt, dass beim
> Fahrrad-Dynamo im Wechselspannungs-Kurvenverlauf immer periodisch so
> kleinere Plateaus auftreten?

Wurde ja schon geschrieben:
"Guter" Sinus ist nicht zwingend für die befriedigende Funktion des 
Dynamos.

Die sich ergebende Kurvenform setzt sich eben aus der Grundschwingung 
und Oberschwingungen zusammen, letztere machen die Verzerrungen aus.
Bei angeschlossener Last ( Lämpchen mit zusammen 3 W ) sieht die 
Spannung bei mittlerer Geschwindigkeit dann "besser" sinusförmig aus, 
als bei Leerlauf, weil die höheren Frequenzen von der Innenimpedanz des 
Dynamos stärker gedämpft werden, als die Grundschwingung.

> Und ist das bei den großen Generatoren in Kraftwerken auch so, dass die
> eigentlich keine "schöne" sinusförmige Wechselspannung liefern?

Die liefern ganz "guten" Sinus. Durch verzerrten Sinus würden 
zusätzliche Verluste in allen Anlagenteilen verursacht.

Kann man ja z.B. mit den Skop hinter einem Niederspannungstransformator 
beobachten;
folgt diesem Trafo dann jedoch eine Gleichrichterschaltung mit 
Kondensator und Widerstandslast, hat man wiederum Abplattungen auf dem 
Sinus.

von Mike S. (drseltsam)


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>Meine Frage ist nun eben, wie sich das erklären lässt, dass beim
>Fahrrad-Dynamo im Wechselspannungs-Kurvenverlauf immer periodisch so
>kleinere Plateaus auftreten?

Zeig mal die Messergebnisse! Kann es sein, dass interne Z-Dioden die 
Spannung aufgrund fehlender Last kappen?

von Wilhelm F. (Gast)


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Bisher habe ich mit dem alten 3W-Dynamo z.B. bei 70km/h über einen 
größeren Streckenabschnitt von mehreren km Länge noch immer alle 
Glühlämpchen am Fahrrad schnell verheizt ... ;-)

Der Dynamo hat vielleicht bei 15km/h ein Maximum, aber das streckt sich 
weit bis in hohe Geschwindigkeiten. Der Blindwiderstand des Generators 
wird zwar höher, aber auch der Glühfadenwiderstand bei höherer Leistung.

von Michael K. (charles_b)


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Ein sinusförmiger Spannungsverlauf ergibt sich nur dann, wenn die 
"Dreck- und Randeffekte" nicht allzugroß sind. Dass also das Magnetfeld 
konstant und homogen ist, dass sich die durchsetzte Fläche sinusförmig 
ändert etc.

Gerade bei kleinen Abmessungen können sich hier größere Abweichungen 
ergeben. Sind z. B. Nord- und Südpol nicht genau gegenüber sondern nur 1 
mm versetzt, so macht dies bei 10mm Baugröße schon 10% aus.


Für Schüler finden sich z. B. Erklärungen unter:

http://www.leifiphysik.de/web_ph10/umwelt-technik/12dynamo/dynamo.htm


Allerdings bin ich nicht so ganz happy mit der Seite. Inbesondere 
gefallen mir die Erklärungen nicht wie:

Die Pole des rotierenden Magneten influenzieren jeweils in dem 
Eisenstreifen an dem sie vorbeirotieren einen magnetischen Gegenpol.

Wenn im unteren Käfig ein Nordpol influenziert wurde, dann ist zum 
gleichen Zeitpunkt im oberen Käfig ein Südpol influenziert.

Bei Rotation des Magneten ändert sich also ständig die Richtung des 
Magnetfeldes, welches die Spule durchsetzt. Dadurch wird eine 
Wechselspannung in der Spule induziert.

Habt ihr hier Kommentare?

von U. B. (Gast)


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> Sind z. B. Nord- und Südpol nicht genau gegenüber sondern nur
> 1 mm versetzt, so macht dies bei 10mm Baugröße schon 10% aus.

Fahraddynamos sind Innenpolmaschinen, die 8(?)-polige Magnetsegmente 
haben; Nord- und Südpole sind geometrisch schon ziemlich "genau" 
angeordnet.

Über diesen Läufer mit radial nach aussen gerichtetem Magnetfeld sind 
ein Magnetleitblech mit "Zungen" und darüber eine Spule gestülpt.
Die wechselnde Durchflutung bei der Rotation wird durch diese Zungen 
bewirkt: Je nach Stellung des Läufers wird der Fluss einmal "vorwärts" 
und einmal "rückwärts" durch die Spule geleitet.

Diese Flussänderung verläuft eben nicht sinusförmig.

von Kai K. (applegunner)


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Bei nem dynamo den ich mal zerlegt hab, waren nichtmal alle blechzungen 
gleich geformt.

manche waren breiter, manche schmaler, manche parallel, manche nicht 
parallel geschnitten.

von U. B. (Gast)


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> Bei nem dynamo den ich mal zerlegt hab, waren nichtmal alle blechzungen
> gleich geformt.

CE-(China-Equipment)-Dynamo ?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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U. B. schrieb:
>> Bei nem dynamo den ich mal zerlegt hab, waren nichtmal alle blechzungen
>> gleich geformt.
>
> CE-(China-Equipment)-Dynamo ?

Nö, Seitenläuferdynamos waren in der Regel recht schlampig aufgebaut.
Irgendwo her muss der miserable Wirkungsgrad ja kommen. ;-)

Bei Nabendynamos könnte ich mir vorstellen, dass sie mit etwas
mehr Präzision gefertigt sind, denn die müssen ihre Leistung mit
einer sehr viel geringeren Drehzahl bereits bringen, und das geht
nur mit einem kleinen Luftspalt.  Das wiederum bedeutet, dass man
die Billigst-Blechstanzteile nicht mehr einfach so benutzen kann.

Auf die Schnelle habe ich bei Olaf Schultz nur dieses gefunden:

http://www.enhydralutris.de/Fahrrad/HPV-Bilder/Diverse/av14.jpg

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Jörg Wunsch schrieb:
> Nö, Seitenläuferdynamos waren in der Regel recht schlampig aufgebaut.

Das ist sogar gewollt, denn der Wirkungsgrad musst schlecht sein. Man 
bedenke, daß diese Dinger aus der Zeit vor der Halogenlampe stammen, 
also aus Zeiten, wo es keine Spannungsbegrenzerdioden in der 
Fahrradelektrik gab. Und so eine Fahrradfunzel sollte bei 10 km/h 
sichtbar sein, aber bei 30 km/h auch noch nicht sofort durchbrennen.
Was die empfindlicheren Halogenbirnchen dann prompt trotzdem taten, 
weswegen dann sehr schnell Spannungsbegrenzerdioden verbaut wurden.

Seitenläuferdynamos gehören auf den Müll.

von U. B. (Gast)


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> und das geht nur mit einem kleinen Luftspalt.

Wenn der Luftspalt klein ist, ist die Streuinduktivität aber auch 
kleiner.

> Das ist sogar gewollt, denn der Wirkungsgrad musst schlecht sein.

Der schlechte Wirkungsgrad des Seitenläufers ist erheblich durch die 
Reibung bedingt, verbessert daher auch kaum, wenn überhaupt die 
Strom"konstanz".
Letztere ist von der Streuinduktivität abhängig.

von Wilhelm F. (Gast)


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U. B. schrieb:

> Der schlechte Wirkungsgrad des Seitenläufers ist erheblich durch die
> Reibung bedingt,

Welche Reibung?

von Uhu U. (uhu)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Welche Reibung?

Das Rädchen, das verfluchte, am Reifen.

von U. B. (Gast)


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> Welche Reibung?

Und die Lagerreibung.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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U. B. schrieb:
>> Welche Reibung?
>
> Und die Lagerreibung.

Welches Lager? :-)

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