Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannung addieren (Summierverstärker)


von Tom (Gast)


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Hallo zusammen,

ich benutze einen nicht invertierenden Summierverstärker (siehe Anhang) 
und habe bei dieser Schaltung ein Problem mit den Spannungen. Ich weiß 
garnicht ob das so wie ich mir das vorstelle überhaupt machbar ist und 
wollte euch um Rat fragen.

U2 ist eine Spannung zwischen 0 - 3,3V. Am Ausgang hätte ich gerne eine 
Spannung von 1,5V - 3,8V. Jetzt habe ich mir überlegt, mit U1 eine 
Spannung anzulegen um am Ausgang einen "Offset" von 1,5V zu erreichen. 
Da ich auf dem Board aber nur eine Spannung von 22V zur Verfügung habe, 
müsste ich diese erst noch mit einem Spannungsteiler teilen. Wenn ich 
jetzt annehme, dass der OP eine Verstärkung von 1 hat, müsste ich U2 
ebenfalls mit einem Spannungsteiler teilen, so dass bei 3,3V dann 3,8V 
am Ausgang entstehen.

Allerdings würde das ganze nicht funktionieren, da ich dann am Eingang 
des OPs zwei zusammengeschaltete Spannungsteiler hätte und sich die 
ausgerechneten Verhältnisse nicht einstellen. (Den OP brauche ich 
übrigens um das ganze etwas mehr belasten zu können).

Wie mache ich das am besten. Ich hab leider noch nicht so viel mit OPs 
gearbeitet und steh etwas auf dem Schlauch.

Vielen Dank

Gruß
Tom

von Paul (Gast)


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Ein Summierverstärker sieht eigentlich anders Aus. Die Eingänge werden 
über Widerstände an den invertierenden Eingang geführt, als 
niederohmiger Summationspunkt wird der nichtinvertierende Eingang auf 
Masse gelegt. So beeinflussen sich die zu mischenden Signale nicht 
gegenseitig.

http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/schalt/02101521.gif

von Harald Wilhelms (Gast)


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Tom schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich benutze einen nicht invertierenden Summierverstärker (siehe Anhang)

Einen Summierverstärker kann man eigentlich nur als invertierenden
Verstärker aufbauen. Wenn dann der Eingang zu niederohmig ist,
musst Du einen weiteren NI-Verstärker vorschalten.
Gruss
Harald

von Reinhard S. (schopfi)


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von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Harald Wilhelms schrieb:
> Einen Summierverstärker kann man eigentlich nur als invertierenden
> Verstärker aufbauen.
Das geht so wie hier gezeichnet schon, nur muß eben die Quelle eine 
ausreichend niedrige Impedanz besitzen...

Tom schrieb:
> Wenn ich jetzt annehme, dass der OP eine Verstärkung von 1 hat
Das Ganze geht nur, wenn du mit Faktor 2 verstärkst!
Nehmen wir einfach mal an:
U1=0V,   U2=5V   --> U(+) = 2,5V --> V=2 für 0V+5V = 5V am Ausgang.
U1=2,5V, U2=2,5V --> U(+) = 2,5V --> V=2 für 2,5V+2,5V = 5V am Ausgang.
U1=5V,   U2=0V   --> U(+) = 2,5V --> V=2 für 5V+0V = 5V am Ausgang.
U1=5V,   U2=5V   --> U(+) = 5V   --> V=2 für 5V+5V = 10V am Ausgang.
Und zwischen diesen Grenzwerten verläuft das ganz einfach linear...

Z.B.:
U1=4V,   U2=1V   --> U(+) = 2,5V --> V=2 für 1V+4V = 5V am Ausgang.
Oder:
U1=3V,   U2=1V   --> U(+) = 2V   --> V=2 für 1V+3V = 4V am Ausgang.

von Paul (Gast)


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>Das geht so wie hier gezeichnet schon, nur muß eben die Quelle eine
>ausreichend niedrige Impedanz besitzen...

Genau. Um das zu erreichen, macht man den Summationspunkt niederohmig 
(virtuelle Masse). Deshalb liegt der nichtinv. Eingang auf Masse. D

In der Schaltung des TS werden sich die Eingänge beeinflussen. Eine 
gleiche Verstärkung wird sich auch nicht einstellen 
(quellenimpedanzabhängig). Mit anderen Worten. Er könnte genausogut auch 
passiv mischen über Widerstände und dann verstärken. Seine Schaltung 
bringt da keinen Vorteil.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Da die erforderliche Verstärkung

  (3,8V - 1,5V) / (3,3V - 0V) = 0,697 < 1

ist, liegt der Verdacht nahe, dass man die Umsetzung der Spannung allein
mit Widerständen schaffen kann. Tatsächlich geht das in diesem Fall mit
drei Widerständen. Da ein niederohmiger Ausgang gewünscht wird, schaltet
man eben noch einen Impedanzwandler hindendran.

Das exakte Verhältnis der Widerstände zueinander muss

  R1 : R2 : R3 = 2852 : 279 : 828

betragen. Da dieses Verhältnis mit den Normreihen E12 und 24 nicht
sehr genau darstellbar sind, habe ich R1 aus zwei Einzelwiderständen
zusammengesetzt.

von Wilhelm F. (Gast)


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Tom schrieb:

> Wie mache ich das am besten. Ich hab leider noch nicht so viel mit OPs
> gearbeitet und steh etwas auf dem Schlauch.

Bei solchen Netzwerken, Filtern, analogen Rechengliedern, ist auf jeden 
Fall darauf zu achten, daß sie immer von vorher gehenden Gliedern und 
nachfolgenden Gliedern sauber getrennt sind. Z.B. mit 
Impedanzwandlerstufen.

Sonst wird die ganze Suppe natürlich versalzen.

von Tom (Gast)


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Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Hilfe! Hatte leider in den letzten Tagen nicht 
genug Zeit um die Sache zu testen.

Die Schaltung von Yalu funktioniert wunderbar. Ich hatte anfangs noch 
ein Problem, da die 0V - 3,3V durch eine TP gefilterte PWM erzeugt 
werden. Das habe ich nicht erwähnt, da ich dachte es sei kein Problem. 
Allerdings war der Tiefpass zu hochohmig dimensioniert, so dass sich am 
Spannungsteiler ein anderes Verhältnis einstellte. Den Fehler habe ich 
aber schon wieder behoben.

Die Schaltung funktioniert soweit wunderbar, allerdings spielt der OP 
noch nicht mit. Wenn Ich den OP aus der Schaltung entferne und am 
Spannungsteiler messe, stellen sich die gewünschten Spannungen von 1,5V 
- 3,8V ein. Mit dem OP bekomme ich allerdings nur 1V - 1,14V. Im 
Datenblatt ist angegeben, dass der OP einige MOhm bis GOhm 
Eingangswiderstand hat. Kann es sein, dass sich der Eingangswiderstand 
verringert, wenn ich den OP so beschalte wie in Yalus Bild zu sehen ist 
und sich dadurch die Verhältnisse am Spannungsteiler anders einstellen?

Noch mal eine Frage an Yalu:
Wie hast du die Verhältnisse berechnet? Ich hab mal versucht einen 
Ansatz mit dem Superpositionsverfahren aufzustellen. Dabei schalte ich 
eine Quelle ein, die andere ab (Spannungsquelle aus = Kurzschluss), 
stelle Gleichungen für die Einzelspannungen auf, addiere diese und 
versuche dann das Gleichungssystem zu lösen. Kam allerdings auf kein 
gutes Ergebnis.

Vielen Dank noch mal an alle für die gute Hilfe!

Gruß
Tom

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Tom schrieb:
> Mit dem OP bekomme ich allerdings nur 1V - 1,14V.

Am Eingang oder Ausgang des Opamp? Welchen Typ hast du genommen?

> Wie hast du die Verhältnisse berechnet?

Indem ich in Abhängigkeit der Eingangs- und Ausgangsspannung die Ströme
durch die drei Widerstände ausgerechnet (Ohmsches Gesetz), die
Summe dieser Ströme 0 gestzt und in die entstehende Gleichung einmal die
untere Eingangs- und Ausgangsspannung und dann die obere Eingangs- und
Ausgangsspannung eingestzt habe. Damit entstehen zwei Gleichungen mit
drei Unbekannten (den Widerständen), die man nach einem der drei
Widerstände (z.B. R1) auflösen kann. Das Ergebnis hat die Form

  R1 = a·R2 + b·R3

wodurch das Verhältnis gegeben ist.

von Paul (Gast)


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Genau diese Probleme sollen bei einer aktiven Mischung nicht entstehen. 
Deshalb nimmt man den niederohmigen virtuellen Massepunkt als 
Mischpunkt. Die Schaltung von yalu stellt eine passive Mischstufe mit 
Nachverstärkung dar. All seine Nachteile hast Du praktisch live 
erfahren. Änderst Du die Quellenimpedanz, stimmen die berechneten Werte 
wieder nicht. Eine saubere Lösung ist die klassische Summationsschlatung 
mit nichtinvertirendem Eingang aus Masse. Probier es aus.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Paul schrieb:
> Die Schaltung von yalu stellt eine passive Mischstufe mit
> Nachverstärkung dar. All seine Nachteile hast Du praktisch live
> erfahren.

Klar hat die Schaltung keine hochohmigen EIngänge und belastet somit die
Quellen. Ich glaube aber, das ist nicht das Problem von Tom, denn er
schreibt:

> Wenn Ich den OP aus der Schaltung entferne und am Spannungsteiler
> messe, stellen sich die gewünschten Spannungen von 1,5V - 3,8V ein.
> Mit dem OP bekomme ich allerdings nur 1V - 1,14V.

Das hört sich eher nach einem ungeeigneten oder falsch beschalteten
Opamp an.

> Änderst Du die Quellenimpedanz, stimmen die berechneten Werte wieder
> nicht. Eine saubere Lösung ist die klassische Summationsschlatung mit
> nichtinvertirendem Eingang aus Masse.

Auch diese Schaltung hat nur einen endlichen Eingangswiderstand und
funktioniert damit bei veränderlicher Quellenimpedanz ebenfalls nicht.
Einen Summierverstärker mit hochohmigen Eingängen kann mit nur 1 Opamp
und passiven Bauteilen nicht aufgebaut werden.

Wenn die Quellenimpedanz größer 0, aber konstant und bekannt ist, kann
sie bei der Auslegung der Summierschaltung (egal ob passiv oder aktiv)
berücksichtigt werden.

von Tom (Gast)


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Hallo,

die Spannung von 1V - 1,14V liegt am Ausgang des OPs an. Ich benutze 
einen OP von Linear Technoloy, den LT1013. Diesen betreibe ich nicht 
symmetrisch, d.h. V+ auf +22V und V- auf GND.
Könnte es vielleicht an der nicht symmetrischen Betriebsspannung liegen, 
dass der OP nicht richtig arbeitet?

Der LT1013 beinhaltet 2 OPs, ich benutze jeweils beide für 
unterschiedlich Zwecke. Es wäre schön, wenn ich nicht noch einen OP 
benötigen würde. Falls das nicht funktioniert, werde ich das ganze mit 
einem invertierenden Summierverstärker und Inverter ausprobieren.

Danke für die Erklärung der Rechnung, konnte es gut nachvollziehen. Mein 
Ansatz war viel komplizierter.

Danke!

Gruß
Tom

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Tom schrieb:
> die Spannung von 1V - 1,14V liegt am Ausgang des OPs an.

Und am Eingang stimmt die Spannung noch?

> Ich benutze einen OP von Linear Technoloy, den LT1013. Diesen betreibe
> ich nicht symmetrisch, d.h. V+ auf +22V und V- auf GND.

Perfekt. Wenn es damit trotz richtiger Eingangsspannung nicht
funktioniert, hast du den LT1013 entweder falsch beschaltet, oder er ist
kaputt.

Edit: Ich habe in der Simulation von oben den LT1013 eingesetzt. Der
maximale Fehler der Ausgangsspannung beträgt mickrige 0,4mV und wäre
noch viel geringer, wenn man sich bei den Widerständen nicht auf
Normwerte beschränken würde. AM LT1013 liegt es also nicht :)

von Tom (Gast)


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Hallo,

es funktioniert alles!

Als ich eben noch mal gemessen habe, ist mir aufgefallen, dass der 
andere OP im LT1013 auch nicht mehr richtig funktioniert. Nach kurzer 
Suche entdeckte ich dann eine kalte Lötstelle in der 
Spannungsversorgung.

Jetzt läuft alles genau wie berechnet. Ich habe am Ausgang die Spannung 
von 1,5V - 3,8V.

Vielen Dank für eure Hilfe!

Gruß
Tom

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