Forum: Platinen Schmartboard oder DumbBoard - bin ich doof?


von Achim M. (minifloat)


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Hallo Leutz.

Ich habe heute versucht, ein QFN56-Gehäuse per Hand zu verlöten.
Dazu hab ich mir so ein Schmartboard geleistet:
http://www.schmartboard.com/index.asp?page=products_csp&id=80

OK, meins ist neuerer Bauart und grün.

Was mache ich falsch?

Ich habe es -nachdem ich mir das Video 2-3 mal angesehen und verstanden 
hatte- so versucht:

1. Platine auf den Tisch gelegt und Ecken am Tisch festgeklebt.
2. Chip auf die Platine gelegt und den Chip von oben belastet,
   dass er da liegen bleibt wo er ist.
3. SMD-Flussmittel auf Wasserbasis einmal an der Pinreihe
   entlang großzügig verteilt.
4. Ersten Pin wie im Video versucht zu löten, die Spitze war
   bestimmt nicht zu dick. Die Empfohlenen 700° Fahrenheit aus der
   beiliegenden Anleitung habe ich mal auf 650°F Reduziert.
   Also in die Rille und Zinn zum Chip hin schieben.
   Sah gut aus, knisterte ein bisschen.
5. Ersten Pin mit Lupe begutachtet huch, da is gar kein Zinn
   seitlich dran. Weils ein GND-Pin war, mit dem Ohmmeter mal von
    der Platine aus zu einem anderen GND "durchgeklingelt" - ∞Ω - nix.
6. Bisschen Lötzinn an den Kolben, Chip neu eingefluxt, ersten Pin
   nochmal gelötet, jetzt gabs Durchgang(2Ω).
7. Zweiten Pin nach Anleitung angegangen - huch, der Stopplack löst 
sich.
   Stopplack vorsichtig weggebröselt und von Hand mit zusätzlichem Zinn
   versucht, wutentbrannt aufgegeben.
8. Unbenutzte Seiten probiert und dies auch nur mit mäßigem Erfolg, s.o.

So kanns nicht gehen oder? Weiß jemand eine bessere Methode?
Liegts am Flux auf Wasserbasis? Liegts am zu fetten Kolben?

Ein zweites Schmartboard und einen zweiten Chip hab ich mir auf Reserve 
zugelegt, da muss es dann klappen.

mfg mf

von Michael S. (technicans)


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Mini Float schrieb:
> Also in die Rille und Zinn zum Chip hin schieben.

Ne, nicht in die Rille, sondern die Pins auf die Leiterbahn.


> Die Empfohlenen 700° Fahrenheit aus der
>    beiliegenden Anleitung habe ich mal auf 650°F Reduziert.

Man sollte auf Empfehlungen hören, wenn man selbst noch unerfahren ist.


> 6. Bisschen Lötzinn an den Kolben, Chip neu eingefluxt, ersten Pin
>    nochmal gelötet, jetzt gabs Durchgang(2Ω).

Nach dem Video ist genug Zinn auf den Leiterbahnen oder das Video zeigt 
nicht alles. Gewöhnlich müsste genug Zinn auf dem Board vorhanden
sein das zusätzliches unnötig ist.


> 5. Ersten Pin mit Lupe begutachtet huch, da is gar kein Zinn
>    seitlich dran.

Das Zinn soll ja auch nicht seitlich sein, sondern zwischen dem
Pins vom Chip und der Leiterbahn, also aus der Vogelperspektive
überdeckend Pin auf Pad. Wenn die Pins zwischen zwei Leiterbahnen
(in der Rille) liegen ist das ein unbeabsichtigter Kurzschluss.
Für jeden Pin ist nur ein Pad vorgesehen.


> 7. Zweiten Pin nach Anleitung angegangen - huch, der Stopplack löst
> sich.
Vermutlich hast du zu lange gelötet. Man lötet möglichst kurz und heiß.
Alles andere ist nur Brutzelei. Übrigens sind die Leiterbahnen nur
auf dem Basismaterial geklebt und können nur begrenzt der Hitze stand
halten. Auch der Lötstoplack hält der Hitze nicht ewig stand.


> Ein zweites Schmartboard und einen zweiten Chip hab ich mir auf Reserve
> zugelegt, da muss es dann klappen.

Bevor du das dann verhunzt löte den alten Chip vorsichtig mit
Entlötlitze wieder ab indem du jeden einzelnen Pin mit einer
sehr spitzen Lötspitze etwas hoch biegst bis alle Pins frei sind.
Danach die Pins mit einer feinen Telefonzange o.ä. vorsichtig wieder
in die Ursprungslage zurück biegen, das man den Chip wieder
bestücken kann.
Dann die Pins vom überschüssigen Zinn befreien und danach mit einem
Glashaarradierer(aus dem Schreibwarenhandel) von Rückständen befreien.
Mit Spiritus entfernt man das Flussmittel, so das Chip und Platine
dann fast wieder wie neu aussehen und wieder bestückt werden können.

Dann kannst du es nochmal versuchen, aber diesmal so, das die Pins
direkt AUF den Leiterbahnen aufliegen. Mit Flußmittel nicht geizen,
evtl. nachdosieren.

von Achim M. (minifloat)


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Michael S. schrieb:
> vorsichtig mit
> Entlötlitze wieder ab indem du jeden einzelnen Pin mit einer
> sehr spitzen Lötspitze etwas hoch biegst

QFN = Q uad   F latpack   N o   Leads...

Welche Pins? Entlöten kann ich da nix mehr.

Aber erstmal Danke für deine Tipps. Ist übrigens nicht das Erste mal, 
dass ich SMD löte. Schade um das Board.

mfg mf

von Achim M. (minifloat)


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Habe offenbar eine Variante ohne "EZ" erwischt, die Leiterbahnen waren 
nur leicht verzinnt, aber nicht so dick Zinn wie auf der 
Schmartboard-Seite zu sehen ist.

Hatte hier noch ein bisschen Kolophonium rumliegen, welches ich 
zerbröselt in leicht angewärmtem Spiritus aufgelöst habe. Iat Flux(oder 
so ähnlich)!

Erster Anlauf war Flux drauf + Heißluft. GNDs durchklingeln hatte keinen 
Erfolg. Verfluxt und zugenäht!

Also Flux nochmal drauf gegloddert. Und mit Blei-Lötzinn alle Pads einer 
Seite entlang. Dabei gabs natürlich Kurzschlüsse zwischen Pads.

Nochmal Flux über die Reihe und ein Zweites mal mit dem Kolben entlang - 
siehe da - alle Pins bis auf 2-3, so erkennbar, waren verlötet. Diese 
2-3 Pins dann nochmal punktuell mit gaaaanz wenig Zinn benetzt, Flux 
drauf und erwärmen, dann vom Chip weg die Leiterbahn entlang ziehen. 
Nochmal Kurzschlüsse beseitigen. Erste Seite geschafft - so auch die 
anderen.
So, das Zweite Board ist zwar nicht unbedingt eine Schönheit, aber die 
GND-Pins haben schonmal untereinander Durchgang. Ob der Chip noch geht?

mfg mf

von Michael S. (technicans)


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Mini Float schrieb:
> Ob der Chip noch geht?

Hängt davon ab wie lange gelötet wurde und ob du dem Chip
zwischendurch mal eine Pause zum abkühlen gegönnt hast.
Das du schon mal SMD gelötet haben willst kann man aufgrund
deiner ersten Beschreibung kaum glauben.
Jedenfalls würde ich das Board mal waschen.

> Welche Pins? Entlöten kann ich da nix mehr.
Das geht schon, ist aber eine extreme Feinarbeit oder man
entlötet den Chip mit Heißluft und einer geeigneten Düse.
Die hat aber nicht jeder.

Ich frage mich warum der Hersteller das Board nicht
gleich maschinell bestückt hat?

von Sebastian H. (sh______)


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Ich würde es nach dieser Methode löten:
http://www.mikrocontroller.net/articles/SMD_L%C3%B6ten#L.C3.B6ten_von_.28T.29SSOPs_und_QFPs

Sollte eigentlich auch mit QFN funktionieren, solang auch am Rand noch 
was von den Kontakten sichtbar ist. Hat bei mit bei QFPs immer super 
funktioniert. Als Flussmittel verwende ich immer den sogenannten 
"Löthonig". Das Zeug ist leicht klebrig und fixiert so gut den IC.

Entlöten funktioniert eigentlich nur mit Heißluft praktikabel. Mit dem 
Lötkolben bekommt man ja meistens noch nicht mal SMD-Widerstände runter 
ohne die Pads halb abzureißen :)

von Michael S. (technicans)


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Sebastian H. schrieb:
> Ich würde es nach dieser Methode löten:
> http://www.mikrocontroller.net/articles/SMD_L%C3%B...

Was du meinst wird in diesem Video wohl gezeigt:
http://www.youtube.com/watch?v=erb6-i54tbo

Da muss man aber auch die richtige Lötspitze (wie im Video)
zu haben. Ob es die für jeden Lötkolben gibt, weiß ich nicht.

von Achim M. (minifloat)


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Michael S. schrieb:
> Ich frage mich warum der Hersteller das Board nicht
> gleich maschinell bestückt hat?

Ich bin in dem Fall der Hersteller, außerdem bin ich nicht so der Typ, 
der sich gleich alles fertig kauft. bah.

Michael S. schrieb:
> Das du schon mal SMD gelötet haben willst kann man aufgrund
> deiner ersten Beschreibung kaum glauben.

Dass du dir das Beispiel-Video von der Schmartboard-Seite angesehen 
hast und meine Schritte nachvollziehen kannst, wage ich zu bezweifeln.

Die Pads sind langgezogen und -wie auch immer- als Rillen ausgeführt(Im 
video sagt er dazu "Grooves"), wo das Lötzinn drin sein soll. Naja, war 
bei mir wohl nicht so. Dass es keineswegs so "EZ" ging, wie die das im 
Video anpreisen, hat mir schon sehr gestunken.

mfg mf

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