Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Elektromagnet lässt nicht los.


von Bernhard S. (b_spitzer)


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Hallo zusammen,
ich stehe gerade vor einem Problem(chen). Ein Roboter soll per 
elektromagnet Würfel aufnehmen und positionieren. Die Würfel sind 
Holzwürfel mit 40mm Kantenlänge, bei denen auf allen 6 Seiten eine 
Stahlscheibe eingeklebt ist (keine U-Scheibe, also kein Loch). Ein 
Würfel mit Scheiben wiegt etwa 70g.
Als Elektromagnet ist der kleinste vom blauen Claus (Best.-Nr.: 502309) 
mit einer Haltekraft von 20N verbaut. Weil das mehr als genug ist, wird 
er nicht mit Nennspannung betrieben. (ca. 15V beim 24V Magneten)
Das Problem dabei: manchmal lässt der Magnet die Würfel nicht los und 
dann knallt der Roboter den Würfel auf den nächsten. Der Aufbau lief 
anfangs 2 Wochen (12 Stunden/Tag), ohne dass ein Würfel verloren oder 
nicht korrekt abgelegt wurde. Dann fingen die Probleme an...
Als Idee habe ich dann (mit einem Controller und 1/2 L298) den Magneten 
über die H-Brücke so angesteuert, dass beim Ablegen die Spule zunächst 
für 50ms umgepolt wird und danach abgeschaltet. Die Polarität wird 
gespeichert und der Magnet beim nächsten Würfel umgekehrt polarisiert um 
eine dauerhafte Magnetisierung zu vermeiden. Hilft so gut wie nix. Nach 
dem Abschalten hing gestern ein Würfel für geschlagene 10min am Magneten 
fest (dann wurde es mir zu blöd).

Hat jemand Ideen für mögliche Änderungen? Ich kann den L298 auch per PWM 
runterregeln oder ein Wechselfeld erzeugen oder oder oder. Was verspicht 
da Abhilfe? Hat jemand Erfahrung mit Zeiten, Frequenzen, Einschaltdauer?

Danke für die Mithilfe
Bernhard

von fff (Gast)


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Du scheinst die Würfele magnetisiert zu haben. Probier doch mal, die 
Elektromagnete vor dem entgültigen Ausschalten kurz umzupolen.

von Skua C. (skua)


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Klebeband auf den Pol des Elektromagneten.

von Peter R. (pnu)


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Dünne Folie oder Lackfilm auf dem Magneten aufbringen, sonst reicht der 
remanente Magnetismus nach dem Ausschalten, dass das Objekt kleben 
bleibt.

Hier war zum Beispiel auf der Magnetoberfläche ein dünner Film Öl, 
Schmutz, Staub oder dergleichen, der zunächst für einen ausreichenden 
Luftspalt gesorgt hat. Bei zunehmender "Einarbeitung" wurde dann die 
Oberfläche des Magneten immer besser und der Klebeeffekt setzte ein.

Eine andere Lösung wäre, das Abschalten mit einer Impulsfolge 
auszuführen, deren Impulsdauer von Schwingung zu Schwingung kürzer wird 
(z.B. jeweils um 30%), bis so der kHz-Bereich erreicht ist.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ein kurzer Negativimpuls sollte aber helfen. Bei den uralten Haftrelais 
in Fernmeldeanlagen macht man das auch so, die werden nicht umgepolt. 
Selbstverständlich magnetisieren sich die bewegten Objekte mit der Zeit 
auch. Vielleicht solltest du die Magnetisierungsrichtung nicht komplett 
umpolen, sondern nur einen Abwurfimpuls erzeugen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Haftrelais

von Ralf (Gast)


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Mit nem Wechselfeld sollte sich der Elektromagnet wieder 
entmagnetisieren lassen.
Möglich wäre natürlich auch, dass sich der zu bewegende Würfel 
magnetisiert hat. Dies sollte sich auch mit einem Wechselfeld lösen 
lassen.

von Bernhard S. (b_spitzer)


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Danke für die vielen Ideen.
Die zwischengelegte Folie hatte ich probiert, aber noch vor der 
Umpolschaltung (die war evtl. auch etwas dick).
Zur Zeit pole ich den Magneten um. Der Controller erkennt das Abschalten 
aus der Robotersteuerung und polt dann den Magneten um. Nach 50ms wird 
dann abgeschaltet. (eventuel versuche ich auch mal die Folge "positiv 
Magnetisieren - abschalten - umkehren zum Abwerfen - abschalten" aus)
Ein Wechselfeld mit verändernder Frequenz werde ich mal über's 
Wochenende programmieren. Dürfte mit einem Timer kaum Aufwand sein.

Die Würfel sind nicht magnetisiert. Das habe ich mit kleinen 
Blechstücken getestet. Die Annahme, dass ein Öl- oder Schmutzfilm 
anfangs die Haftung verringert hat könnte die Tatsaches, dass es 2 
Wochen lief untermauern.

Als nächstes kommt also erstmal eine schöne Lage Gaffer-Tape auf den 
Magneten, danach ein Update des (Quick'n'Dirty) Programms auf dem 
Controller.
Ist es hier geschickter das Umschalten der Polung (Erinnerung L298, 
Signale IN1 und IN2) über den Zustand 0-0 (Freilauf) oder 1-1 
(Motorbremse - würde hier evtl. die Selbstinduktion des Magneten zügeln) 
oder mit AND/OR-Verknüpfung einen gleichzeitigen 10->01 Wechsel der 
Steuersignale zu realisieren? Eventuell mit zusätzlichen Wartezeiten 
(5xTau?)?

tschuessle
Bernhard

von Klaus D. (kolisson)


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Am Anfang deines Thread dachte ich auch,
das eine gegenpolige Ansteuerung das Problem lösen könnte.
Beim Lesen der Folgebeiträge wurde mir aber klar, dass es nicht helfen
wird.
Wenn du negativ polarisierst hebt es den Restmagnetismus auf und
erzeugt ein Gegenmagnetfeld.

Ich erinnere mich aber an die grosse Entmagnetisierungsspule führ
Röhrenfersehgeräte. Da hat man ein 50hz Wechselfeld auf die Bildröhre
einwirken lassen.
Der war aber , dies in kreisenden Bewegungen zu tun und sich
dabei immer weiter zu entfernen.

Du musst allo ein wechselfeld erzeugen welches in der Amplitude
immer schwächer wird.
Sozusagen eine Abklingende Schwingung.

Vielleicht wäre es Pfiffig einen Saugkreis daneben zu installieren
der die Schwingung aufnimmt bis die Energie verloren ist.

K.

von Andreas K. (derandi)


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Nur ein einziger, etwas schwächerer Gegenimpuls stellt auch sowas wie 
ein abnehmendes Wechselfeld dar, nur eben sehr grob. Um den Würfel 
loszuwerden dürfte es wohl reichen.

von Klaus D. (kolisson)


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Dann mach PWM zum laden des Elektromagneten.
Du kennst die Anzahl der Pulse bis es das Objekt greift.
Nun kennst du auch die Anzahl der Pulse um das Aufgreifen
rückgängig zu machen.
Ein klitzekleiner Extrapuls sollte dann reichen.

k.

von Sven Z. (treito)


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50ms-Gegenimpuls könnten evtl. auch etwas knapp sein. Hast Du es mal mit 
100ms versucht? Oder ggf. noch etwas mehr?

von Wilhelm F. (Gast)


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Bernhard Spitzer schrieb:

> Die Würfel sind
> Holzwürfel mit 40mm Kantenlänge, bei denen auf allen 6 Seiten eine
> Stahlscheibe eingeklebt ist (keine U-Scheibe, also kein Loch). Ein
> Würfel mit Scheiben wiegt etwa 70g.

Die Stahlscheibe könnte ein hartmagnetischer Werkstoff mit hoher 
Remanenz sein, d.h., die Hysterese ist auch sehr hoch, und damit eben 
der Restmagnetismus.

Bei Relais, zumindest Fernmelderelais, wie ich sie kannte, hat man einen 
weichmagnetischen Werkstoff mit geringer Remanenz. Sonst hätte man da 
wohl auch Anzugs- und Abfallprobleme. Wir nannten es Weicheisen, was 
sich allerdings nur auf die magnetischen Eigenschaften bezieht. Das 
Flachrelais 48 z.B. hatte aber auch natürliche Abfallverzögerungen im 
Bereich 10..100ms. Zwischen Anker und Kern befand sich ein dünnes 
Trennblech (ca. 0,1mm) aus Kupfer, damit der Anker auch trotz 
Rückstellkraft nicht kleben bleibt. Dioden zur Überspannungsbegrenzung 
bei Abschaltung hatte man in den Relaisschaltungen früher nicht. 
Allenfalls Funkenlöschkreise aus RC-Gliedern an den schaltenden 
Kontakten. Eine Diode parallel zur Spule verwendete man, wenn man eine 
starke Abfallverzögerung brauchte. Sie diente also nicht der 
Überspannungsabführung.

Daher könnte ich mir noch vorstellen, daß der Abwurfimpuls (magnetische 
Feldstärke) schon sehr exakt definiert sein muß, um gerade eben nicht 
vollständig umzumagnetisieren. Vielleicht in der Stärke der Remanenz des 
Würfelbleches. Ich glaube, das nennt sich Koerzitivfeldstärke. Denn 
völlig ummagnetisiert hat man das gleiche Problem ja wieder.

Womöglich brauchte der Hubmagnet noch eine exakte Stromdosierung, um da 
exakte Feldstärken zu erzeugen. Denn mit festen Rechteckimpulsen voller 
Höhe stelle ich es mir doch ein wenig schwierig vor.

Der Eisenkern des Anzugsmagneten für die Würfel ist sicher auch 
weichmagnetisch.

Dennnoch: Schrottmagneten schaffen es ja auch, mit allerlei 
unterschiedlichen Materialien. Ich kenne aber deren 
Stromregelmechanismus nicht wirklich.

Ich persönlich würde mit dem Hubmagneten und einem Würfel und einem 
einstellbaren (umpolbaren) Stromregler (zur Dosierung der Feldstärke) 
experimentieren, um zu schauen, was da bei verschiedenen Feldstärken und 
Umpolung genau passiert.

Das sind jetzt einfach nur mal ein paar Überlegungen meinerseits, zur 
Anregung.

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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> 50ms-Gegenimpuls könnten evtl. auch etwas knapp sein. Hast Du es mal mit
> 100ms versucht? Oder ggf. noch etwas mehr?

Ich verstehe diese ganze Diskussion mit dem Umpolen nicht......der 
Stahlplattre ist doch die magnetische Polung voellig wurscht.....sie 
wird immer angezogen.

Das einzige waere das Demagnetisieren durch ein abnehmendes Wechselfeld, 
wie bereits beschrieben, aber recht aufwaendig wenn nicht bereits 
hardwaremaessig vorgesehen.
Warum nicht einfach eine gegenkraft erzeugen, die geringer als die 
Anzugskraft aber hoeher als die Remanenzkraft ist?
Kunststoff- oder Edelstahfeder z.B.

Gruss

Michael

von Sven Z. (treito)


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Das Stichwort heißt Remanenz.
In der Praxis wird Restmagnetismus zum Teil so entfernt, dass eben ein 
entgegengesetztes Magnetfeld erzeugt wird und sich somit beide Felder 
aufheben.

von Bernhard S. (b_spitzer)


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Beim Umpolen "klackt" der Würfel hörbar an den Magneten. Vermutlich muss 
ich sowohl mit den Zeiten spielen, als auch die Umpolung mit PWM 
anpassen. Wird also mal wieder "Jugend Forscht"...

Danke für die vielen Beiträge
Bernhard

von Falk B. (falk)


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@  Michael Roek (mexman)

>Ich verstehe diese ganze Diskussion mit dem Umpolen nicht......der
>Stahlplattre ist doch die magnetische Polung voellig wurscht.....sie
>wird immer angezogen.

Jain. Bei der Umpolung arbeitet man mit reduziertem Strom.

Beitrag "Re: Ist es möglich diese Paltine mit nur einem Layer (Botton) herzustellen?"

von TheBeginner (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> wird immer angezogen.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass Eisen neben Kupfer, Nickel und 
Platin, zu den magetischen Elementen gehört. Edelstahl ist übrigens 
weniger gut magnetisierbar wie Magnetlegierungseisen, V4A-Stahl ist so 
gut wie garnicht magnetisierbar, weil es nicht magenresisten ist wie die 
Darmscheidewand.

von Falk B. (falk)


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@  TheBeginner (Gast)

>Das liegt wahrscheinlich daran, dass Eisen neben Kupfer, Nickel und
>Platin, zu den magetischen Elementen gehört.

Wäre mir neu, dass Kupfer und Platin ferromagnetisch sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Magnetische_Permeabilit%C3%A4t

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