Forum: Platinen Persulfate zum Ätzen nicht mehr zulässig?


von Der Irritierte (Gast)


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Ein äußerst namhafter Hersteller von Basismaterial schreibt:

Zitat

"Die Verwendung von Natrium- oder Ammoniumpersulfat ist hingegen in 
keiner Ätzmaschine mehr zeitgemäß und nach dem 
Sonderabfallvermeidungsgebot sogar unzulässig."

Hab ich was verpasst???

von g457 (Gast)


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Ich bin mal so frei und spendier dem Vorposter eine Quellenangabe: [1]

Nix für ungut.

(Für Ungeduldige: Das PDF trägt das Logo von Bungard und stammt 
augenscheinlich von 2008)

[1] 
http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/525000-549999/530072-an-01-de-FORMAETZTEIL_POSITIV.pdf

von MaWin (Gast)


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Das Sonderabfallvermeidungsgebot betrifft dich nicht.
Für dich ist jedes (verbrauchte) Ätzmittel Sonderabfall.

In Industriebetrieben ist man jedoch aufgefordert,
Abfälle zu vermeiden, und Produktionsmethoden zu wählen,
bei denen davon weniger anfallen, also vor allem
Verfahren zu verwenden die das Kupfer recykeln.

Das geht nur mit Kupferchloridätzung (Salzsäure), denn
Ammonium- und Natriumsalze sind nicht (elektrolytisch)
zum recykeln brauchbar.

Im Hausgebrauch verwendet man viele Methoden, die
einfach sind und sicher funktionieren,
aber anders sind als in der Industrie, weil dort
Kosteneffizienz im Vordergrund steht und Aufwand
nicht gescheut wird, er lässt sich ja auf grosse
Produktionsmengen umlegen.

von Carsten S. (dg3ycs)


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... Ergänzend muss man zur Einordnung dieser Aussage noch dazu sagen das 
diese von einem HERSTELLER der zur Verwendung vorgeschlagenen 
Ätzmaschinen kommen die NICHT für NaPS geeignet sind.

Im Gewerblichen Bereich mit mittleren und großen Durchsatz hat NaPS im 
übrigen nie eine echte Rolle gespielt.

Zum Sonderabfall:
Gewerbliche Anwender (ab gewisser -nicht sehr hohen -Grenzen) müssen 
Ihre Sonderabfälle KOSTENPFLICHTIG entsorgen lassen.
FE3CL kann durch relativ einfache Chemische Vorgänge soweit 
wiederaufbereitet werden das eine Einleitung des wiederaufbereiteten 
GEmisches in die Kanalisation möglich ist. Das Problematische Kupfer 
wird als Feststoff mit wesentlich geringeren Volumen entsorgt.

Die Chemischen Vorgänge bei der aufbereitung von FEIIICL sind so einfach 
das selbst ein Hobbyist das machen könnte. Problematisch ist in diesem 
Bereich nur die Feststellung wann das REstgemisch ausreichend vom Kupfer 
befreit wurde. Dieses Problem verbunden mit dem Platzbedarf für die 
-recht einfach selbszubauende- Apparatur (Im großen und ganzen ein mit 
Stahlwolle gefüllter Zylinder) und der Möglichkeit der kostenlosen 
Entsorgung machen es unsinnig als Hobbyätzer darüber nachzudenken das 
auch machen zu wollen.

Generell richtet sich die Wahl des Ätzmittels nach dem Verfahren.
Küvettenätzen ist eigendlich NUR mit den Persulfaten ordentlich 
umsetzbar.

Schaum und Sprühätzen ist eine Sache für FEIIICL.

Schalenätzen geht mit beidem.

H2O2+HCL ist in der Großmengenfertigung wohl das Standartmittel. 
Schnell, günstig und dank geschlossener Verfahren spielen die NAchteile 
keine Rolle.  Einige hier schwören auch im HAusgebrauch darauf. Es 
funktioniert, aber ich bin der meinung das die Nachteile für den 
Hobbyisten nicht durch die Vorteile wettgemacht werden.
Dieses wird in der Schale o.ä. verwendet. Theoretisch ist auch das 
Verwenden in der Küvette denkbar, aber man muss die Freisetzung von HCL 
Schwaden mit ihren Nachteilen nicht noch provozieren.

Daraus folgt:
Würde man NaPS (und Ammoniumpersulfat) tatsächlich verbieten würde das 
Ätzverfahren Küvette komplett wegfallen.

Gruß
Carsten

von Mike S. (drseltsam)


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Ich wüsste nicht wie sie das verbieten wöllten. Entweder gibt es NaPS 
weiter zu kaufen, dann kann jeder damit machen was er will, oder die 
Substanz wird verboten. Was bei NaPS irgendwie sinnlos wäre.

von Εrnst B. (ernst)


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Mike Strangelove schrieb:
> oder die
> Substanz wird verboten.

Naja, H2O2 ist ja defakto schon verboten, insofern ist das 
HCL+H2O2-Ätzen für Privatbastler auch nicht mehr wirklich sinnvoll...

von Noah (Gast)


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von Noah (Gast)


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Oh.. ich sehe.. Nur unter strengen auflagen.. Daher "de facto" 
verboten..

von raketenfred (Gast)


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Du kannst es kaufen, aber dann kommen die grünen Männchen, machen Chaos 
in deiner Wohnung und nehmen es dir weg- der Kaufpreis wird nicht 
erstattet, ebenso keine Putzfrau

von Noah (Gast)


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raketenfred schrieb:
> Du kannst es kaufen, aber dann kommen die grünen Männchen, machen Chaos
> in deiner Wohnung und nehmen es dir weg- der Kaufpreis wird nicht
> erstattet, ebenso keine Putzfrau

Hehe, das muss ich gleich mal ausprobieren. Am besten bestelle ich noch 
Aceton und Schwefelsäure dazu. ;-)

Wenn die dann meine Bude auf den Kopf stellen hab ich dann wenigstens 
eine Ausrede, warum es so liederlich ist :D

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Chemikalien beim Internethändler kaufen?

http://www.heise.de/tp/artikel/21/21622/1.html

von Noah (Gast)


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Aua. Diese dummheit und frechheit, die da an den Tag gelegt wird - da 
wundert es mich nicht, dass einige dann doch mal gerne eine Bombe bauen 
würden.

von Mathias J. (mjpdx)


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Eine Hausdurchsuchung wegen des Kaufs von Kupfersulfat und NaOH...
Unglaublich!
Das ist reine Willkür und dazu auch noch total lächerlich!

von Reinhard Kern (Gast)


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Der Irritierte schrieb:
> "Die Verwendung von Natrium- oder Ammoniumpersulfat ist hingegen in
> keiner Ätzmaschine mehr zeitgemäß und nach dem
> Sonderabfallvermeidungsgebot sogar unzulässig."

Hallo,

die Aussage ist schlicht falsch, weil:

Privat gibt es kein solches Gebot.

Jeder Fertigungsbetrieb gewinnt abgeätztes Kupfer zurück, entweder 
selbst oder per Vertrag mit einer Recycling-Firma. Es handelt sich dabei 
garnicht um Abfall, sondern einen Wertstoff.

Also die ganze Aufregung umsonst, Demos für freies Ätzen für freie 
Bürger sind überflüssig.

Gruss Reinhard

von MarWien (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
> Privat gibt es kein solches Gebot.

von privat steht da auch nix....

von Johannes E. (cpt_nemo)


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> Naja, H2O2 ist ja defakto schon verboten

Ich kauf die Salzsäure im Baumarkt (25%) und H2O2 beim Dehner, das 
bekommt man dort ganz problemlos.

Das H2O2 Hat zwar nur ca. 5%, funktioniert aber super. Bei höherer 
Konzentration muss man es ja sowieso mit Wasser verdünnen.

von Gustav (Gast)


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Johannes E. schrieb:
>> Naja, H2O2 ist ja defakto schon verboten
>
> Ich kauf die Salzsäure im Baumarkt (25%)

Welcher Baumarkt führt die denn noch? Ich habe hier (Berlin) 
mittlerweile schon 8 Baumärkte abgeklappert. Keiner hat welche im 
Sortiment.

von Paul P. (Gast)


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Hallo,

hier tief im Westen (kurz vor Aachen) bekommst du Salzsäure problemlos 
bei Bauhaus zu sogar sehr annehmbaren Preisen.
Eventuell mal nach Betonschleier Entferner erkundigen.
H2O2 bekommst du unter anderen Namen (Grünbelagentferner oder für die 
Sauerstffanreicherung in Oxydatoren beim Teich- bzw Zoobedarf).
Oder "einfach" in der Apotheke evtl. musst du etwas unterschreiben oder 
hast einfach Glück das sie es die "so" geben (wie bei mir :-)
Falls du noch Kind / Jugendlicher bist kann es natürlich sein das es 
etwas problematischer wird - dann "einfach" die Eltern bitten.

Soweit ich verstanden habe wollen die meisten ("echten")Terroristen 
unser Gesellschaftsystem und unsere Freiheiten zerstören-
Herzlich Glückwunsch dank der paranoiden Regierungen in Europa und USA 
haben sie es (teilweise) geschafft...

mfg

   Paul P.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Gustav schrieb:
> Johannes E. schrieb:
>>> Naja, H2O2 ist ja defakto schon verboten
>>
>> Ich kauf die Salzsäure im Baumarkt (25%)
>
> Welcher Baumarkt führt die denn noch? Ich habe hier (Berlin)
> mittlerweile schon 8 Baumärkte abgeklappert. Keiner hat welche im
> Sortiment.

Also hier in meinem Umfeld, sowohl NRW wie auch NDS ist die HCL 25% auch 
nicht das Problem. Die hat nach wie vor jeder Baumarkt. Steht im selben 
Regal wie die Lösungsmittel (Terpentinersatz, Aceton,, Benzin 
Nitroverdünnung...)
Was halt problematisch geworden ist, das ist die H2O2 Lösung, da nach 
aktueller Rechtslage jeder Verkauf ab 12% schriftlich dokumentiert 
werden muss -incl. Ausweiskontrolle- und sowieso nur an personen über 18 
Erfolgen darf. Wobei das schon die dritte herabsetzung der 
Konzentrationsgrenze in vier JAhren ist und gemunkelt wird es geht 
weiter bergab!
Wegen des erhöhten Aufwandes ist es halt vielfach aus dem Sortimen 
geflogen.
Für den Privatmann dürfte der Aquarienzubehörhandel immer noch die 
bequemste Quelle sein, da es dort eine "gängige" Chemikalie ist, man 
also nicht als einer von zwei Kunden bei der Apotheke in den Büchern 
auftaucht wenn in der NAchbarschaft der Briefkasten oder Papierkorb mit 
PETN gesprengt wird und zum anderen der Fachhandel ja auf den Verkauf 
angewiesen ist da sonst ganze GEschäftsbereiche/Kundenarten wegfallen 
würden und deshalb nicht einfach wie mittlerweile bei vielen anderen 
Geschäften -und Apotheken- gesagt wird: DAS tun wir uns nicht mehr an.

Die Dokumentation ist sicher nicht DER ENTSCHEIDENDE Faktor, So Paranoid 
bin ich auch nicht um gleich darauf hin die Hausdurchsuchung als Folge 
zu sehen. (Da gibt es bei mir noch ganz andere Chemiekäufe -ordentlich 
Dokumentiert mit EVE- als H2O2 in gängiger Konzentration)
Aber es ist ein Faktor von vielen kleinen NAchteilen die mich zu der 
Auffassung bringen das HCL+H2O2 für den großteil der Hobbyisten eben 
mehr NAchteile als Vorteile (höhere Geschwindigkeit und keine Heizung) 
bringt.

Wobei -wenn es in der Umgebung mal wieder irgendwelche Versuche von 
irgendwelchen Kiddies gegeben hat die mehr als ein Tennisball großes 
Loch auf Grüner wiese zur Folge hatten (Briefkasten, Mülleimer oder der 
Riesenkrater auf dem Schulhof) und die haben zufällig etwas verwendet wo 
ein nicht allgemein gebräuchlicher Ausgangsstoff gebraucht wird, dann 
wird zur Täterermittlung ganz schnell rundgefragt wer soetwas bei den 
Vetrieben gekauft hat. Wenn es dann ordentlich dokumentiert ist um so 
besser.
Und da werden dann eher die "untpischen" Käufer -also die zwei Kunden 
für reine H2O2 Lösung aus der Apotheke besuch bekommen als die 50 Kunden 
die Oxydator in der Aquaristik Abteilung gekauft haben. Die kommen erst 
nach und NAch drann wenn die HD bei den APO Kunden keinen erfolg 
brachte...
Wahrscheinlich werden die dann noch nach Altkunden und 
Aquaristiküblichen Verbrauchsmengen und Zeiträumen sortiert und alles 
was da aus dem Raster fällt bekommt dann auch die HD... Nur da wo es 
wirklich 100% schon aus den Büchern plausibel aussieht wird dann 
freundlich "angefragt".

(ICh hatte wg. einer anderen Chemikalie schon mal Kontakt, gehörte 
glücklicherweise zu den "Nett Angefragt" - Aber im Smalltalk erfuhr man 
so einiges...)
Und das wäre die noch die saubere und absolut nachvollziehbare 
Vorgehensweise. Wenn dann mal wieder eine Staatsanwältin vor 
Karrieregeilheit durchknallt und auf eine Ahnungslose Law&Order 
Richterin trifft sieht man wieder folgen wie im ja im oben schon 
zitierten Heise Link: http://www.heise.de/tp/artikel/21/21622/1.html

Ein Forum wo sich viele Betroffene geäussert haben, u.a. auch der 
Gemeingefährliche Terrorist der die Existenz der Stadt magdeburg mit 10g 
eines zwar explosionsgefährlichen aber im feuchten Zustand und 
kleinmenge frei verkäuflchen Hilfsmittels zur Mikroskopie gefährdet hat.
Es hat immerhin bei de rSprengung vor ort einen dicken Krater im Rasen 
gegeben (und da Ja hat auch sicher nicht die zur sicheren Zündung 
vorsichtshalber angebrachte hochdosierten Ladung an Plastiksprengstoff 
mitgespielt ;-) )
(Höllenlabor im Fokus Artikel)

http://www.versuchschemie.de/hartmut.php?t=4513&postdays=0&postorder=asc&start=0

Da haben sich unter anderen auch Hobbyelektroniker zu Wort gemeldet 
denen es wegen des Kaufs von H2O2 und oder Aceton (PETN Verdacht) dann 
besonders an den Kragen gegangen ist. Trotz vorführung der Verwendung im 
Keller Beschlagnahme privater Unterlagen und REchner, als dass nichts 
gebracht Anzeige wegen illegaler Musik und Software auf dem PC...

Also ganz von der HAnd weisen sollte man es nicht. Und auf jeden Fall 
darauf achten das man beim Kauf nicht aus der Masse hervorsticht.

Gruß
Carsten

von Uhu U. (uhu)


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Johannes E. schrieb:
> Das H2O2 Hat zwar nur ca. 5%, funktioniert aber super.

Gegen Unterschrift bekommt man bei Dehner auch 19.9%iges H2O2 - man muß 
nur danach fragen.

Das 5%-Zeug erfordert häufigeren Wechsel der Säure, weil die zu stark 
verdünnt wird.

> Bei höherer Konzentration muss man es ja sowieso mit Wasser verdünnen.

Muß man nicht. Die HCl aus dem Baumarkt hat nur knapp 25%, die kann man 
direkt so nehmen. Jede weitere Verdünnung vermindert Ausdünstungen kaum 
noch und verlängert nur noch die Ätzdauer.

Gustav schrieb:
> Welcher Baumarkt führt die denn noch?

Bauhaus z.B. Ich kann mir kaum vorstellen, daß ein ernstzunehmender 
Baumarkt keine 25%ige HCl mehr führt.

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