Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Audio-Kompressor


von Johannes (Gast)


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Hallo liebe Comunity,

ich hätte gerne einen Audiokompressor für mein Heimkino-System (zwischen 
Analog-Ausgang des Blu-Ray-Player und dem Audioverstärker)
Die Anschlüsse sind RCA-Stecker (also Chinch).
Liege ich damit richtig das der Pegel bei 0 dB<u = 0,775 Veff liegt?

Zu meiner Frage.

1. Gibt es im 0-150€ Preissegment fertige Kompressoren die NICHT im 19 
Zoll Format sind? Also irgendwie was kleines fürs Regal?

Wenn nicht, wie bau ich mir selber einen? Baut man einen Kompressor für 
die komplette Bandbreite? Oder nimmt man mehrere für einzelne Frequenzen 
und schaltet eine Frequenzweiche davor?

Ist gute Audioqualität mit OPs zu erreichen? Oder sollte man hier etwas 
mit Mikrokontrollern, oder gar mit DSPs machen?

hoffe jemand kann mir Rat geben.

grüße Johannes

von dlee (Gast)


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Öhm... es könnte einfache im 8,5"-Format geben, das ist bei einfacherer 
"Studio"-Musikelektronik auch noch recht üblich, die haben auch meistens 
ein normales Gehäuse und sind nicht fürs ins-Rack-schraubn gedacht. 
<150€ ist aber vermutlich schwierig, gerade wenn du ein Stereogerät 
willst (?)
Mehrere Frequenzen: nennt sich Multibandkompressor... wirkt natürlich 
noch stärker, wird heutzutage wohl oft verwendet, aber killt endgültig 
jegliche Dynamik, das willst du vermutlich nicht.
Allgemein, wozu willst du den Kompressor?
Analoge Schaltung is schon der Weg der Wahl...

von Johannes (Gast)


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Ok, hatte ich vergessen zu erklären.

Ich wohne in einem Mehrparteienhaus und da ist es mit Schallisolierung 
leider nicht so toll. Wenn ich jetzt Filme anschau habe ich entweder das 
Problem das bei gut hörbarer Sparche die Actionszenen bei den Nachbarn 
zu hören sind, oder aber bei normal eingestellten Actionszenen die 
Sprache kaum hörbar ist.

Also entweder sollte es ein einkanal Stereogerät, oder ein zweikanal 
Monogerät sein.

Wenn 150€ unrealistisch ist, lege ich gerne selber Hand an.

Würde ich mit einem "Einbandkompressor" (heißt das so? also ohne 
Frequenzweiche) Ergebnise erzielen können, die zwar die Dynamik 
reduzieren, aber trotzdem noch angenehm klingen?

von Oliver R. (Gast)


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Hallo, ich komme aus dem Audiobereich und kann dir sagen, dass um 
Kompressoren wahre Glaubenskriege geführt werden. Auf jeden Fall ist für 
deine Zwecke ein analoger Single-Band Kompressor geeignet. 
Multiband-Kompressoren sind ohnehin nur für spezielle Zwecke besser 
geeignet und verlangen ausserdem einiges an Erfahrung in der Bedienung. 
Digitale Kompressoren bringen hier eigentlich keine besonderen Vorteile 
und müssten wenn schon über DSPs realisiert werden. Mit Mikrocontrollern 
kommst du hier nicht weit.

Die erreichbare Qualität ist mit OPs ausgezeichnet. Du kannst davon 
ausgehen, dass so gut wie in jedem Gerät, dass im Studio eingesetzt 
wird, OPs stecken (mal abgesehen von Röhrengeräten). Beim Kompressor 
hast du außerdem die Wahl, welches Bauelement den Pegel beeinflusst. 
Typischerweise eingesetzt werden dazu FET, Fotowiderstand und VCA. Alle 
3 genannten Techniken haben ihre Vor- und Nachteile, ich persönlich 
würde zu VCA tendieren, damit kannst du nichts falsch machen.

Wir gut es nachher klingt, ist vor allem von den Kompressionsparametern 
abhängig, d.h. Threshold, Ratio, Attack und Decay. Für dezente 
Summenkompression kann ich hier als Ausgangsbasis folgende Werte 
empfehlen: Ratio 2-4, Attack 20-40ms, Release 200-500ms, Threshold dann 
so einstellen, dass etwas 5dB Hub entstehen.

von Hans M. (hansilein)


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Vermutlich stören die Bässe die Nachbarn mehr als der  Rest, also könnte 
Multiband helfen.
Aber nicht 19Zoll schränkt die Auswahl sehr ein.

Hab den gefunden:
http://www.thomann.de/de/fmr_audio_rnc_1773.htm

von Johannes (Gast)


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@Hans:

Vielen Dank für den Link, das dürfte tatsächlich genau das sein was ich 
Suche, nur wie schon vermutet sind meine <150€ einfach unrealistisch.

@Oliver:

Danke für die Hilfe aus dem Audiobereich. Auf jedenfall gut zu Wissen 
das ein Einbandsystem reicht.
Wenn ich aber lese was für Parameter einstellbar sein müssen, wird ein 
einfacher, temperaturkompensierter, Logarithmierverstärker mit 
einstellbarer Verstärkung und "Kompression" wohl nicht mehr reichen.
Da muss dann schaltungstechnisch wohl was größeres her.

Zu den Parametern:

Ratio ist die Kompressionsstärke, richtig?

Thershold ist dann wohl, ab welchem du/dt er anspricht, Also ab welcher 
Dynamik??

Und Attack und Release kann ich leider garnichts anfangen.

Hab das ganze Thema wohl etwas unterschäzt.

von Hans M. (hansilein)


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Der Threshold bestimmt, von welchem Signalpegel an der Kompressor das 
Signal bearbeitet. Mit Ratio wird das Kompressionsverhältnis und somit 
die Dynamikreduktion von Eingangs- zu Ausgangssignal eingestellt (zum 
Beispiel bedeutet 2:1 eine Reduzierung des Signals über dem Threshold um 
den Faktor 2). Attack ist die Einschaltzeit des Kompressors und die 
Zeit, die nach Überschreiten des eingestellten Schwellwerts (Threshold) 
vergeht, bevor das Ausgangssignal auf das eingestellte 
Kompressionsverhältnis (Ratio) heruntergeregelt wird. "Release" ist die 
Ausschaltzeit des Kompressors und die Zeit, die nach Unterschreiten des 
eingestellten Schwellwerts (Threshold) vergeht, bevor das Signal auf das 
ursprüngliche Verhältnis von 1:1 zurückgeregelt wird.

aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Kompressor_%28Signalverarbeitung%29

von sepp (Gast)


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Kannst dir ja mal die Behringer DSP110 Shark anschauen, die könnten für 
deinen Einsatzzweck reichen und kosten 2*75€ .

von Hans M. (hansilein)


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Hier ist ein Schaltplan, funktioniert mit einem VCA:
http://www.thatcorp.com/datashts/dn115.pdf

von Hans M. (hansilein)


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Zwei von denen wären klein und tun was Du willst:
http://www.thomann.de/de/behringer_dsp110_shark.htm

154€ dann, dafür muss man alles doppelt enstellen, ich würde doch ein 
19Zoll gerät kaufen und es irgendwo verstecken, kostet weniger und kann 
mehr
http://www.thomann.de/de/behringer_mdx_1600_autocom_pro_xl.htm

von Deraufsichalleingestellte (Gast)


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Ich würde einen gebrauchten alten Behringer Ultramizer kaufen. Der kann 
alles (Mono und Stereo, DualMono). Er reichert auch Bässe an, nimmt sie 
weg und verbessert die Sprachverständlichkeit.

von ddn (Gast)


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Wenn´s auch etwas einfacher sein darf, dann passt vielleicht dieses Teil
im Bereich 0-150€ :

http://www.pollin.de/shop/suchergebnis.html?S_TEXT=TV-Lautst%E4rkebegrenzer+HAMA+42542&S_TEXT1=&S_WGRUPPE=default&absenden=

von Johannes (Gast)


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Vielen vielen Dank für den Schaltplan Hans!!!!

Damit kann ich mal eine Versuch wagen, weil selbst wenn das Ergebnis 
nicht taugt, mit den Standartbauteilen kann man das mal probieren.

Danke!

von Oliver R. (Gast)


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Attack und Release bestimmen die Geschwindigkeit, mit der der Kompressor 
auf Pegeländerungen reagiert. Jetzt könnte man einfacherweise meinen, 
das sollte so schnell wie möglich sein, dem ist aber nicht so.

Attack sollte so lang wie nötig und so kurz wie möglich sein. Ist es zu 
kurz, dann werden dem Signal die Transienten genommen und es klingt 
alles sehr plattgedrückt. Außerdem verzerrt es die Bässe. Bei 50Hz hast 
du eine Schwingungsdauer von 20ms, d.h. du kannst dir selbst leicht 
vorstellen, was geschieht, wenn der Kompressor mit einem Attack von z.B. 
5ms dem Signal folgt. Ist das Attack dagegen zu lang, ist die 
Kompressionswirkung weg.

Ähnliches gilt für die Releasezeit. Bei unpassender Einstellung kommt es 
sonst zu Pumpeffekten oder der Kompressor arbeitet so langsam, dass er 
kaum noch wirkt.

Im Studio ist es so, dass alle Parameter immer auf das jeweilige 
Material eingestellt werden, was hier natürlich unpraktikabel ist. Es 
sollte sich aber eine vernüftige Einstellung finden lassen, die man dann 
beibehalten kann.

von Bert 0. (maschinist)


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Hallo,

falls Selbstbau noch ein Thema ist, schau Dir Datenblatt und Applikation 
des OTA LM13700 an:

http://www.national.com/mpf/LM/LM13700.html

Mit seinem Vorgänger LM13600 hatte ich vor Jahren mal erfolgreich eine 
ähnlich Anwendung realisiert, das klappte gut.


Gruß vom Maschinist

von GB (Gast)


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Was ich mal gemacht habe:

An den Chinch-Ausgang jeweils einen 560R-Widerstand, dann zwei 
antiparallele Si-Dioden gegen Masse und das warme Ende in den 
Chincheingang des nächsten Gerätes.

Wenn plötzlich laute Szenen auftreten, übersteuert es etwas, 
überschreitet aber eine bestimmte Lautstärke nicht und man kann schnell 
von Hand per Fernbedienung nachregeln.




Chinch out >------- 560R -------O-------O------------> Chinch in
                                I       I
                                I       I
                                I       I
                                L       V
                                A       T
                                I       I
                                I       I
                                I       I
                               Masse   Masse


AL und VT sind die beiden antiparallelen SI-Dioden, z.B. 2x 1N4148



Ist keine Profilösung, hat bei mir in Bezug auf die Nachbarn aber gute 
Dienste geleistet.

Wichtig ist nur, dass der erste Ausgang auch die Last über den 560R und 
die Ds abkann...

von Bert 0. (maschinist)


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Wobei das aber kein Kompressor ist, wie vom TE angefragt, sondern ein 
Limiter. Und klar, in der gezeigten Beschaltung verzerrt der bei 
Überschreiten der Diodenschwellspannung erheblich, einfach weil die 
Spitzen des NF-Signals glatt abgeschnitten werden.

Früher gabs sowas auch im analogen Telefon, da hiess es 
Gehörschutzgleichrichter ("Knallschutz").


Gruß...Maschinist

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Für eine integrierte Lösung kannst du dir mal den SA571 (aka. NE571)
ansehen von NXP.  Sowas habe ich mal in ein (drahtgebundenes)
Babyphone verbaut vor vielen Jahren, hat gut funktioniert.

von Johannes (Gast)


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kleines Update:

Ich habe mich für die Schaltung aus der Applicationnote von TAHT IC, die 
Hans gepostet hat entschieden.

Habe daraufhin bei der Firma angefragt und freundlich um Sampels 
gebeten.

Heute hatte ich Post im Briefakasten mit mehreren 4301 IC von THAT IC.
Also kann ich mit der Schaltung nun loslegen.

Nur noch eine Frage, verbaut man in Audioschaltungen generell 
logarithmische Potis?
Was muss ich hier nehmen?


Hier nochmal der Link zur Schaltung:
http://www.thatcorp.com/datashts/dn115.pdf

von Oliver R. (sourcebox)


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Generell kann man das nicht sagen. Logarithmische Potis benötigt man 
immer dort, wo es um Pegel und Frequenzen geht, da unser Gehör eben 
nicht linear funktioniert.

Ich verstehe diese Schaltung hier allerdings so, dass das IC die 
Logarithmierung macht, d.h. die Steuersignale sollten linear bleiben. 
Außerdem steht im PDF z.B. im drittletzten Abschnitt, dass das 
Attack-Poti VR2 linear sein soll und die Schaltung es logarithmiert.

von AudioHans (Gast)


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Oliver R. schrieb:
> Generell kann man das nicht sagen. Logarithmische Potis benötigt man
> immer dort, wo es um Pegel und Frequenzen geht, da unser Gehör eben
> nicht linear funktioniert.

Frequenzen ja, Pegel nicht unbedingt.

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