Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Privatgespräche_im_Büro_kritische_Masse


von Fallstrickleiter (Gast)


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Hallo Leute -

Ich beobachte das die Leute ab und an mal 10-20 min Privatgespräche am 
Arbeitsplatz führen und auch damit andere von der Arbeit abhalten oder 
zumindest beeinträchtigen.

Nun ist das ja für das Klima vielleicht gar nicht so schlecht - aber 
letztlich ist es Arbeitszeit.
Im Prinzip trifft das auch auf (längere) private Telefonate zu.

Wieviel wird davon normal oder bei euch toleriert?

Ab wann sollte man als Fallstrickleiter etwas sagen?

5 min, 15 min, 30 min ... eine Stunde?

Ich persönlich finde 15 min gerade noch tolerabel - einige überschreiten 
das jeden Tag.

Freue mich auf Antworten.

Grüßle

von Ich (Gast)


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Das gilt auch für Kaffee- und Zigarettenpausen während der Arbeitszeit.
Laut quatschende Kollegen finde ich sehr nevig, egal ob es nun um 
private oder berufliche Dinge, die mich nicht betreffen, geht.

Je nach Aufgabe kann ich gut abschalten, da stört mich das ganze 
Geschwafel um mich rum nicht.
Ich kriege nur die Krise, wenn ich dienstlich telefoniere (Festnetz) und 
neben mir findet grade lautstark eine private Unterhaltung statt.
Da sind auch 15 Minuten/Tag zu viel.

von Andreas U. (Gast)


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>Fallstrickleiter
what is that?

>30 min
Du möchtest 30min Privatgespräch täglich tolerieren?
Das sind für die Firma ungefähr €50,- ArbeitszeitkKosten am Tag und 
damit über 1k€ im Monat. Das sagt Dir hier ein Projektleiter.

Du darfst bei mir geren 30min ausstechen und draussen auf dem Hof 
Handygespräche mit der Mama führen, wobei ich selbst, dann, wenn es die 
Firma nichts kostet, zur Kenntnis nehme, dass Du statt 8h am Tag nur 
7.5h arbeitest oder ich erwarte, dass Du GLZ wieder reinarbeitest.

Wer sowas ernsthaft vorschlägt, der braucht nicht über Raucher zu 
lästern, die nicht ausstechen, zum paffen.

Private Telefonate sind maximal 1-2 min lang und werden am Arbeitsplatz 
geführt - aber deshalb, weil das Rauslaufen und Ausstechen mehr 
Arbeitszeit kosten würde. Wenn Du 2x am Tag mit der Frau eine 
Kurzabstimmung machst, sagt keiner was.

von heinz (Gast)


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@Fallstrickleiter
Also ich sehe das etwas entspannter. Auch ein privates Schwätschen, auch 
mal 30min -60min gehört eifach zu einem guten Büroklima dazu. Natürlich 
nicht den ganzen Tag. Auch sollte man unbeteiligte nicht damit stören.
Aber bei uns ist es schon üblich, besonders Montags morgens beim ersten 
Kaffe wird erst einmal reih um von Wochenende erzählt. Oft ergeben sich 
hierraus auch ideen die die Arbeit betreffen. Gerade heute Morgen hat 
ein Kollege von einer Idee berichtet die er Wochende hatte und uns ggf 
ein Problem löst.

In den letzten Jahren hat es bei uns, auch im Management, ein umdenken 
bezüglich solcher sachen gegeben. Die devise lautet: Inovation braucht 
Freiraum!

Als extremes Beispiel sei hier mal Google aufgefüht.

Bei uns wurden allerdings auch schon einige Änderungen vorgenommen. Es 
gibt jetzt eine neue Kaffe-Ecke mit kostenlosen Heißgetränken, ein paar 
Stehtische, Sofaecke,...

Dabei muss man halt auch in kauf nahemen das es von zeit zu zeit ein 
wenig mehr Freiraum ist ;-), aber um ehrlich zu sein, ist noch niemand 
deshalb negativ aufgefallen.

von Absolvent123 (Gast)


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Derartige Restriktionen läßt sich kein Mensch gefallen.

von Johann (Gast)


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Provokativ könnte man fragen:

Was ist besser? Gelassene Mitarbeiter, die einen offenen Geist haben und 
sich oft und gerne mit ihren Kollegen unterhalten, ein freundliches 
Arbeitsklima, das Ideen fördert und zu Leistung motiviert - oder 
verbissene Arbeitssklaven, die 8h pro Tag ohne Unterbrechung schuften, 
den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen und ihre Kollegen nur flüchtig 
kennen?

von Absolvent123 (Gast)


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Mir ist kein Hochleistungssportler bekannt, der 8h am Tag trainiert. 
Ähnliches dürfte auch für normale Tätigkeiten gelten. Nach etwa 4h läßt 
die Leistungsstärke signifikant nach.

von _gast (Gast)


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Andreas Fischer schrieb:
>...
Dich möchte ich nicht als Chef haben!

(Der Reste wurde bereits gesagt.)

von Bürovorsteher (Gast)


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Weil ich ungestört arbeiten will, stelle ich niemanden ein und kaufe mir 
statt dessen einen Bestückungsautomaten.
Der raucht nicht, quatscht nicht und klaut keine Klorollen vom WC.
Schon zu VEB-Zeiten sind mir die endlosen Privattelefonate maßlos auf 
den Sack gegangen :-((.

von Personalchef (Gast)


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Die Abteilung läuft besser wenn der Teamleader ausreichend Spielraum zur 
Verfügung stellt, im Gegenzug aber straffe Aufgaben verteilt. Eine 
Zeitbegrenzung der Privatgespräche ist kontraproduktiv, da die Leute ja 
den Kopf frei haben müssen zum Arbeiten.

Bedingung ist, der TL muss wissen was da gemacht wird.
Das ist in größeren Teams manchmal schwierig, aber dafür gibt es dann 
Projektverantwortlichkeit.

von Fallstrickleiter (Gast)


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Wie unterschiedlich die Meinungen doch sind.

Da bekommen Leute wie im Callcenter nach 2 min "Privat" einen Anschiß...
Eine Stunde Privatgespräch halte ich aber nicht mehr für tolerabel - 
denn auf welches Projekt bucht der Mitarbeiter diese Stunde? Oder 
betrügt er und arbeitet so weniger als Andere, weil er es nicht nötig 
hat?

Komm lass uns mal ausstechen, wir wollen labern - hab ich noch nie 
erlebt.

von Michael S. (technicans)


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Mal halb lang. Wenn ich meine Arbeitskraft dem Unternehmen
für ein mickriges Gehalt zur Verfügung stelle, dann sollte
auch Zeit für Privates drin sein. Natürlich sollte man es
nicht übertreiben, aber wenn die geplante Arbeit sach- und frist-
gerecht erledigt wird brauch sich über Ausfüllen des Leerlaufs
keiner aufregen. Ansonsten kann sich die Firma einen Roboter
zulegen, der quatscht dann wenigstens gar nicht.

von P. M. (o-o)


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Andreas Fischer schrieb:
> Du möchtest 30min Privatgespräch täglich tolerieren?
> Das sind für die Firma ungefähr €50,- ArbeitszeitkKosten am Tag und
> damit über 1k€ im Monat. Das sagt Dir hier ein Projektleiter.

Jaja, schon gut, mag für Fabrikarbeiter oder Handwerker gelten. Sicher 
nicht für Leute, die intellektuell anspruchsvolle Arbeit erledigen. 
Richtig konzentriert Arbeiten kann man normalerweise sowieso nur 4-6 
Stunden pro Tag, die richtig dicken, schwierigen und wichtigen Brocken 
passieren meist sogar in 2-3 Stunden, wenn das Gehirn so richtig bereit 
ist.

Solche engstirnigen, kurzssichtigen Denkweisen wie von dir beschrieben, 
führen dann halt einfach dazu, dass die Leute während ihrer 
unproduktiven Phase bummeln und hirntot in den Bildschirm starren. Im 
Gegensatz zu einem Privatgespräch trägt das aber garantiert nichts zur 
Erholung und Regeneration bei.

von Andreas U. (Gast)


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>Andreas Fischer schrieb:
>>...
>Dich möchte ich nicht als Chef haben!
Und Dich niemand als Mitarbeiter, wenn Du so undiffernziert und 
oberflächlich denkst.

Es kann nicht sein, dass sich einige rausnehmen, 30min täglich mit 
Privatgesprächen zu verplempern und andere fürs selbe Geld 
durcharbeiten. Das war die Aussage.

Wenn man es so locker nimmt, dann kann man auch die Raucherpausen 
flachfallen lassen, die neurdings immer mehr abgestochen werden müssen.

> Wie unterschiedlich die Meinungen doch sind.
> Da bekommen Leute wie im Callcenter nach 2 min "Privat" einen Anschiß...
So ist es. Den Arbeitern in der Firma wird von ihrem mickrigen Gehalt 
noch der Ausschuss abgezogen und jede Minute, die sie nach dem 
Schichtbeginn antanzen doppelt und dreifach vorgerechnet.

Da sollte etwas mher Feingefühl her von denen, die mir ihrer Zeit 
grosszügig umgehen. Ich gehe davon aus, dass die 60min Teetrinker und 
Auf-dem-Sofasitzer auch kein Problem damit haben, wenn der Projektleiter 
mal am Freitag nachmittag um 5.00 noch was haben will und man bis 20.00 
kostenfreie Überstunden macht, wenn es mal drauf ankommt.

von Bond (Gast)


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Wenn sich jemand über 30 min Privatgespräche aufregt, sollte derjenige
nicht dadurch auffallen, daß er hier postet. Könnte auch als Privat-
gespräch ausgelegt werden!

Aber mal im Ernst, das kommt doch immer auf die Sachlage an.
Solange sich alles in Grenzen hält, die Arbeit rechtzeitig erledigt ist,
wird sich ein "vernünftiger Chef" nicht aufregen. Er ist doch froh wenn
es gut läuft, da gehören halt auch Privatgespräche dazu.
Wird die Freiheit aber schamlos ausgenützt, (z.B. mal ne Stunde
Ferngespräch zur Freundin in Südafrika) kann die Freiheit schnell
eingeschränkt werden.
Bei uns hatten einige das Privileg auch Auslandsgespräche direkt
zu wählen, waren aber gehalten das Telefon abends beim Verlassen
des Büros zu sperren (bis auf Notrufe) weil es leider öfter vorkam
daß die Gebäudereiniger die Telefone unberechtigterweise nutzten.

von Hans Maulwurf (Gast)


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finde 30min private Telefonate am Tag viel zu viel. Mein Mobiltelefon 
habe ich grundsätzlich auf lautlos gestellt und meine Festnetznummer 
habe ich im privaten Umfeld nicht weitergegeben. Klar quatscht man mit 
den Kollegen zwischendurch - und oft auch nicht gerade wenig. Aber man 
kommt eigentlich immer wieder zurück zu beruflichen Dingen (jaja, die 
Informatiker und Kellerkinder. -- Nerds unter sich ;-) )

Als Ausgleich arbeite ich auch in der Regel länger als 8h - meist so 8.3 
bis 8.9h am Tag (Dank elektronischer Tätigkeitserfassung kein Problem zu 
sehen, wann man Feierabend machen "darf")

Schlimm finde ich dagegen die Raucher, die alle 30min auf dem Balkon 
oder vor dem Eingang stehen. Da kann mir keiner erzählen, sie würden 
auch nur eine Pause davon buchen!

Okay, man wird ja auch schon schief angesehen, wenn man in der 
Mittagspause draußen in der Sonne (auf der Wiese, da keine 
Sitzmöglichkeiten) verbringt.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Wie würde man es vernünftig betrachten?

Die Arbeitsleistung von Ingenieuren ist schlecht bis nicht messbar.
(Leistung = Arbeit / Zeit)

Wenn die geleistete Arbeit ok ist, gibt es keinen Grund zur 
Beanstandung.
Vielleicht ist der Schwätzer effektiver als der Durcharbeiter und der 
Teetrinker langsamer als der Raucher. Wie will man denn das vergleichen?

Und es zählt die Leistung des Teams! Die Leistung des Einzelnen kann man 
durch Kontrolle vielleicht erhöhen - beim Team dürfte das komplexer 
sein.
Da profitieren alle von Leuten die Neuigkeiten erzählen (auch in 
Raucherpausen) oder Kaffee kochen.
Zieht man da die Daumenschrauben an, suchen sich die Leute andere, 
bisher unerkannte Freiräume - man kann da alles möglich machen als 
Mitarbeiter, von längeren Toilettenpausen, sinnlosen Dienstgängen die 
durch das System legitimiert sind, bis hin zu verlängerten Dienstreisen 
oder simulierter Krankheit. Oder die Weigerung Abkürzungen zu benutzen - 
nee, das geht nicht, da muss erst mal die Freigabe erfolgen usw.

Die Leute können sich quer stellen und dann muss man wirklich mit harten 
Sanktionen arbeiten, was dann zur inneren Kündigung führt.

Mich regen schon die Leute auf, die das ohne Grund ständig machen - 
haben die mündliche Freigabe für ihr tun, machen das aber erst mit einer 
Unterschrift eine Woche später - mit späterem negativem Vermerk in der 
Personalakte: Macht Dienst nach Vorschrift, denkt nicht mit, zeigt keine 
Eigeninitiative - Absicherungsmentalität aus schlechter Erfahrung.

von Falk B. (falk)


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@  heinz (Gast)

>Also ich sehe das etwas entspannter. Auch ein privates Schwätschen, auch
>mal 30min -60min gehört eifach zu einem guten Büroklima dazu.

Keine Sekunde. Dazu gibt es Pause. Für mich liegt die Schmerzgrenze 
vielleicht bei 5-10min täglich. Bin aber keine Fallstrickleiter ;-)

>Kaffe wird erst einmal reih um von Wochenende erzählt. Oft ergeben sich
>hierraus auch ideen die die Arbeit betreffen.

Unsinn.

> Gerade heute Morgen hat
>ein Kollege von einer Idee berichtet die er Wochende hatte und uns ggf
>ein Problem löst.

Dann arbeitet dein Kollege freiwillig nach Feierabend. Ok, ist bei 
Ingenieuren bisweilen halt so, Berufskrankheit, aber nicht 
allgmeingültig. Ein Facharbeiter macht das nicht, und das ist OK.

>In den letzten Jahren hat es bei uns, auch im Management, ein umdenken
>bezüglich solcher sachen gegeben. Die devise lautet: Inovation braucht
>Freiraum!

Ich glaube kaum, dass die größten Quatschtanten die großen Innovationen 
bringen, wenn sie ihre PRIVATGESCHICHTEN erzählen. Fachliche Gespräche, 
auch abseits aktueller Probleme, sind eine ganz andere Geschichte!

>Als extremes Beispiel sei hier mal Google aufgefüht.

Was Google? Sind dort nur Plaudertaschen am Werk, die ihre blanglosen 
Wochenendgeschichten mit Dackel Waldi erzählen? Eher nicht.

MFG
Falk

von Ich (Gast)


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Etwas quatschen KANN den Kopf befreien, effektiv mal Pause machen.
Wichtig ist, was am Ende raus kommt.

Private Gespräche generell außerhalb der Pause zu verbieten könnte 
kontraproduktiv sein.

Sowas ist sehr stark vom Betriebsklima abhängig.
Wenn das Klima gut ist, quatscht man zwischendurch, wenn es mal möglich 
ist.
Ist das Klima schlecht, quatscht man zwischendurch, wann immer es 
möglich ist.

Nur weil man zusammensteht und quatscht, muss es ja nicht nur um private 
Themen gehen.

von heinz (Gast)


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@Falk Brunner
> @  heinz (Gast)
>
>>Also ich sehe das etwas entspannter. Auch ein privates Schwätschen, auch
>>mal 30min -60min gehört einfach zu einem guten Büroklima dazu.
>
> Keine Sekunde. Dazu gibt es Pause. Für mich liegt die Schmerzgrenze
> vielleicht bei 5-10min täglich. Bin aber keine Fallstrickleiter ;-)

Darum schrieb ich ja: "mal". Es sollte kein Dauerzustand sein, aber von 
Zeit zu Zeit sehe ich da kein Problem. Solange bei den Projekten alles 
im Lot ist, so what...

Als Personalverantwortlicher sollte man wissen, Menschen sind keine 
Roboter. Und Kreativität lässt sich nicht erzwingen.

>>Kaffe wird erst einmal reih um von Wochenende erzählt. Oft ergeben sich
>>hierraus auch ideen die die Arbeit betreffen.
>
> Unsinn.

Oh, du kennst Dich aber gut mit unseren Produkten aus um das zu 
beurteilen!

>> Gerade heute Morgen hat
>>ein Kollege von einer Idee berichtet die er Wochende hatte und uns ggf
>>ein Problem löst.
>
> Dann arbeitet dein Kollege freiwillig nach Feierabend. Ok, ist bei
> Ingenieuren bisweilen halt so, Berufskrankheit, aber nicht
> allgmeingültig. Ein Facharbeiter macht das nicht, und das ist OK.

Das mit dem Facharbeiter kann ich nicht beurteilen. Allerdings warum 
sollte ich eine Idee, die mir im Büro hilft, wieder vergessen nur weil 
ich sie am Wochenende hatte?

>>In den letzten Jahren hat es bei uns, auch im Management, ein umdenken
>>bezüglich solcher Sachen gegeben. Die Devise lautet: Innovation braucht
>>Freiraum!
>
> Ich glaube kaum, dass die größten Quatschtanten die großen Innovationen
> bringen, wenn sie ihre PRIVATGESCHICHTEN erzählen. Fachliche Gespräche,
> auch abseits aktueller Probleme, sind eine ganz andere Geschichte!

Es geht vor allem darum, Kommunikation (auch zwischen verschiedenen 
Teams) zu starten. Oft fängt es halt Privat an und geht dann aber 
schnell auf ein fachliches Thema.

>>Als extremes Beispiel sei hier mal Google aufgeführt.
>
> Was Google? Sind dort nur Plaudertaschen am Werk, die ihre blanglosen
> Wochenendgeschichten mit Dackel Waldi erzählen? Eher nicht.

Eventuell? Aber das Arbeitsklima bei Google schafft definitiv 
Innovationen.

Das funktioniert aber alles nur solange man gut Mitarbeiter hat. Hier 
ist der Fallstrickleiter als erstes gefragt. Mit Minderleistern und 
einer Job-nach-Plan Mentalität in der Abteilung hat man noch ganz andere 
Probleme als private Gespräche im Büro.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Fallstrickleiter schrieb:
> Nun ist das ja für das Klima vielleicht gar nicht so schlecht - aber
> letztlich ist es Arbeitszeit.
> Im Prinzip trifft das auch auf (längere) private Telefonate zu.
>
> Wieviel wird davon normal oder bei euch toleriert?
>
> Ab wann sollte man als Fallstrickleiter etwas sagen?

Hi, Fallstrickleiter,

"Eigentlich" findest Du klare Antworten in den Arbeitsverträgen - die 
sehen innerhalb der bezahlten Arbeitszeit "eigentlich" gar keine 
nicht-dienstlichen Gespräche vor.
"Eigentlich" wegen der Einschränkungen durch das "Gewohnheitsrecht".

Du würdest Dir schwere Probleme einhandeln, wenn Du Deine Leute deutlich 
"härter" behandelst - oder deutlich "weicher" als Deine Kollegen es tun.

"Wer es einem Vorgesetzten gleichtun will, beginnt mit den schlechten 
Eigenschaften." (Aus Japan)
Wenn diese Weisheit in Deinem Unternehmen eher wahr sein sollte, dann 
bestimmt Eure höchste Autorität, wie viel Arbeitszeit sie für 
nicht-dienstliche Tätigkeiten tolerieren will.
Von dieser Vorgabe kannst Du nur etwas abweichen.

Bedenklicher empfinde ich an Deiner Schilderung diejenigen Stellen, wo 
exzessiver Missbrauch von Arbeitszeit eine "liederliche" Einstellung 
anzeigt zu den Notwendigkeiten der Marktgesetze.
Diese "liederliche" Einstellung kenne ich von Unternehmen, die auf der 
Welle ihres Erfolges zum Monopolisten wurden, die sich einbildeten, sie 
könnten sich alles erlauben - und aus dieser Illusion bitter erwachten.

Marktwirtschaft ist eine Art Wettrennen um noch mehr Produktivität. In 
diesem haben nur solche Unternehmen Aussicht auf Zukunft, die mit der 
Spitzengruppe ihrer Branche mindestens Schritt halten. Denn wer in 
diesem Rennen "abreißen" lässt, der bekommt von den produktiveren bald 
Hungerpreise diktiert.

In einem gut geführten Unternehmen haben die Führungskräfte diese benale 
Erkenntnis ihren Mitarbeitern nahe gebracht - und dann sollte der 
Missbrauch von Arbeitszeit verpönt sein - bei den Leuten selbst.

Folgerung, Fallstrickleiter: Deine Schilderung enthält Indizien für eine 
bedenkliche Führungsschwäche in einem weit größeren Bereich als Deinem 
Verantwortungsbereich.

Dagegen darfst Du in Deiner jetzigen Position nicht kämpfen, Rebellen 
werden in Deutschland verbrannt oder entlassen.

Aber wenn Du so ganz nebenbei Weisheiten fallen lässt über kausale 
Zusammenhänge zwischen Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit und 
Sicherheit der Arbeitsplätze, dann werden Deine Leute etwas eher 
verstehen, warum Du im Sinne der Sicherheit der Arbeitsplätze nur etwas 
weniger Verschwendung an Arbeitszeit tolerierst.

Ciao
Wolfgang Horn

von hoschi (Gast)


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Unter'm Strich macht es keinen Unterschied, ob man
a) ein Privatgespräch führt, oder
b) an einem Meeting teilnimmt.

von P. M. (o-o)


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c) im Internet surft
d) in den Bildschirm starrt und wartet, bis die Zeit vergeht
e) triviale Angelegenheiten bis ins Detail ausarbeitet
f) ausgelaugt ist und komplett ineffizient arbeitet.

usw.

von Dagobert (Gast)


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Ich kenne firmen, da fällt kein einizges privates wort zwischen den 
Leuten. Entsprechend mies ist die Stimmung.

von Hans Maulwurf (Gast)


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es kommt natürlich auch darauf an, wo man arbeitet und was seine 
Aufgaben sind. Bei einer elektronischen Zeit / Tätigkeitserfassung sieht 
der Vorgesetzte schnell, wenn die Resultate nicht stimmen und Zeit 
vertrödelt wird bzw. ein Mitarbeiter unproduktiver ist als ein anderer.

in der Mittagspause sollten ja noch genügend Freiräume für privates 
Gequatsche zu finden sein.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Hans Maulwurf schrieb:
> Bei einer elektronischen Zeit / Tätigkeitserfassung sieht
> der Vorgesetzte schnell, wenn die Resultate nicht stimmen und Zeit
> vertrödelt wird bzw. ein Mitarbeiter unproduktiver ist als ein anderer.

Wie denn? Wenn zwei genau das gleiche machen - ja. Sonst ist Effizienz 
nicht vergleichbar, weder intrapersonell noch interpersonell.
Aber im Extremfall, wenn einer immer 3 x so lange braucht - ok, das 
sieht man.

Bei uns machen Mitarbeiter auch mal (wenn sie nicht mehr sitzen/denken 
können) einen 30..60-minütigen Spaziergang, kleine Einkäufe erledigen, 
zum Friseur oder sonstwas... - Niemand hat damit ein Problem.

von Wolfgang Horn (Gast)


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hoschi schrieb:
> Unter'm Strich macht es keinen Unterschied, ob man
> a) ein Privatgespräch führt, oder
> b) an einem Meeting teilnimmt.

Hi, hoschi,

wo Du Recht hast, und in vielen Teams hast Du das, da sind auch 
Führungsschwächen.

Auch Meetings sind entweder produktiv oder Verschwendung von 
Arbeitszeit.
Es kommt wesentlich auf die Vorbereitung an.

Ciao
Wolfgang Horn

von P. M. (o-o)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Es kommt wesentlich auf die Vorbereitung an.

Und auf die Teilnehmer. Für gewisse Teilnehmer sind Meetings einfach nur 
eine Plattform, um sich selbst im Mittelpunkt zu sehen.

von Kap. Hoorn (Gast)


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Privatgespräche sind dann besonders peinlich, wenn es um irgendwelche 
Alkoholikergeschichten geht. Ich erlebe es immer wieder, wie 
Halbakademiker sich bei der Arbeit "lustige" Geschichten erzählen, 
darüber, wie voll jemand am Wochenende war. So haben die wahrscheinlich 
schon vor zehn Jahren geredet. Ich nenne sowas geistige Armut.

von Rapitor (Gast)


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Ich weiß nicht wie anspruchsvoll und kreativ eure Aufgaben sind.
Mir ist es schon oft passiert, dass ich die besten Ideen einfach 
bekommen haben wenn ich nicht großartig darüber nachgedacht habe (z. B. 
beim Einkaufen oder auch am Wochenende).
Kreativität kann man einfach nicht durch 8h arbeit erzwingen.
Andreas Fischer möchte ich nicht als Chef haben. Ich weiß nicht wie man 
bei so einem Arbeitsklima Innovationen hervorbringen soll.

von Arsch G. (arschgwaf)


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Alle paar Stunden eine kurze Pause einlegen fördert die Kreativität.
Ich kenne das so, dass die meisten um 8 kommen, um 10 wird sich dann zu 
15 - 30 Minuten Kaffe getroffen, um 12 ist Mittag bis 12:45 und um 15:00 
gibts nochmal Kaffeplausch. Also das sind keine festen Zeiten, hat sich 
aber so eingebürgert, der erste der Lust hat geht dann halt rum und 
meint "Nen Kaffee?". Die meisten gehen dann um ca. 17 Uhr. dann war man 
9h da und hat 1,25 - 1,75h pause gemacht, also eigtl weniger als 8h 
Arbeit.
Dennoch bin ich überzeugt die kurzen Pausen steigern die Produktivität, 
das effektiv mehr getan wurde als wenn man sagt 4h arbeit, 30min mittag, 
4h Arbeit und bitt nichts als das Geräusch der Tastaturen im Büro.

Auch wenn ich ab und zu hier im Forum vorbeischau ist das ja eigtl 
privat. Hat mir aber schon geholfen, weil dann such ich mal nach meinem 
aktuellen Problem oder ist auch schon vorgekommen, dass jemand das 
gleiche hatte und geposted hat. Dann schaut man sich das an, gibt dazu 
wie man es selbst lösen wollte und bekommt evtl. Lösungvorschläge an die 
man garnicht gedacht hat oder garnicht hätte denken können, weil dann 
auch mal Leute mit komplett anderem technsichem Hintergrund drüber 
nachdenken, als wenn ich hier mich im Büro drüber unterhalte, wo wir 
doch alle ähnliche Erfahrungen haben.

Wenn ich dann daheim auf dem Klo noch ne super idee zu nem Problem hab 
und das schnell auf ein stück klopapier schreibe (mit Kuli natürlich) 
(wirklich schon vorgekommen, auch im Bus), hat dies ja auch einen Wert 
für den Arbeitgeber den ich sogar ausserhalb meiner Dienstzeit erbracht 
habe und den mir niemand bezahlt.

Fazit: Entspanntes Klima, wo nicht der Oberfeldwebel mit der Stoppuhr 
vor der Toilette steht und man sich auch mal in der Kaffeeküche trifft 
ist sicher weitaus produktiver als, Ideenerstickende disziplin, solange 
es nicht zu nurnoch rumblödeln verkommt.

von Georg (Gast)


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Wenn ich das von machen so lese, dann frage ich mich, wie man da ein 
Team aufbauen will. Ein Team lebt nunmal davon, dass man miteinander 
spricht und ich genieße es jedes Mal, wenn ich jemanden dabei habe, auf 
den ich mich ziemlich blind verlassen kann - und das sind die Leute, mit 
denen ich auch mal über den Wochenendausflug reden kann. (Man beachte 
bitte die Formulierung, die Arbeit steht natürlich im Mittelpunkt)
Außerdem kann man mit sowas dem Bürokratieeffekt entgegenwirken, da die 
Leute eh regelmäßig miteinander reden. (der funktioniert so: wenn jemand 
meint, dass die Informationsverteilung suboptimal ist, dann wird ein 
neues Meetin/Formblatt/... eingeführt)

Die interessante Frage vom Anfang war ja: wann ist es zu viel?
Eine einfache Antwort: Wenn die Arbeit darunter leidet. Es gibt sicher 
Kollegen, die nach 1h verteilten Kaffee-pausen sehr viel 
Leistungsfähiger sind, als die, die gar keine Pause gemacht haben. Ich 
sehe es als Merkmal von Führungsstärke eines Chefs, wenn er auf sowas 
Rücksicht nimmt. Als Chef sollte man ja auch den Überblick haben, bei 
wem es hakt und wer produktiver ist als andere. Der Reflex sollte dabei 
natürlich auch nicht gleich sein, dass man das reglementiert, eher 
sollte man auch hier erstmal das Gespräch suchen. (mit dem Arbeitsrecht 
kann man dann immernoch kommen, und man sollte das auch anwenden, wenns 
nicht besser wird)

von Thommy (Gast)


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Ich bin jetzt seit ein paar Jahren bei einem Dienstleister (Berater) 
angestellt und kenne dadurch mehrere Firmen. Die Toleranz gegenüber ist 
da äußerst unterschiedlich und hängt nach meiner Erfahrung stark von der 
Branche und von der Belegschaft ab, nicht so sehr vom Chef. Generell 
kann man sagen:

Toleranz = C* 1/(Automotive * ET-Ingenieur)

Will sagen: Je höher der Anteil von Elektroingenieuren ist, desto 
verkrampfter ist die Atmosphäre, wobei im Automotiv-Sektor die Sache 
schlimmer ist, als anderswo.

Ich war mal in einem Laden, da wurde kein einziges Wort gesprochen 
während der Arbeit. Und wenn, dann hätten die Jungs nicht gewusst, wie 
sie reagieren sollen.

von D. I. (Gast)


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Thommy schrieb:
> Toleranz = C* 1/(Automotive * ET-Ingenieur)

Heißt das, es herrscht unendlich Toleranz wenn man nicht in der 
Automotive (=0) ist oder nicht ET-Ing (= 0) ist?

von Bernhard S. (berns)


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Michael Lieter schrieb:
> Bei uns machen Mitarbeiter auch mal (wenn sie nicht mehr sitzen/denken
> können) einen 30..60-minütigen Spaziergang, kleine Einkäufe erledigen,
> zum Friseur oder sonstwas... - Niemand hat damit ein Problem.

... und das ist auch gut so. Innovation setzt voraus, dass man sich 
nicht hinsetzt und nach Schema F quantitativ messbar Dinge abarbeitet. 
Stechuhren & Co sind da ohnehin kontraproduktiv. Wenn 5 "Bugs" im System 
landen, können beispielsweise 3 davon in 5min, einer in einem Tag und 
der letzte in 2 Wochen gelöst werden. Würde der Entwickler der das macht 
nach der Anzahl der abgearbeiteten Tickets bezahlt oder gemessen würden 
bestenfalls die ersten 4 erledigt.

Das Dilemma: Betriebswirte u.ä. wollen gerade im deutschsprachigen Raum 
permanent überprüfen ob ihre Angestellten/Mitarbeiter/... brav 
arbeiten. Das funktioniert aber nur, wenn der Prozess des arbeitens 
erfassbar ist.
Da man "Kopfarbeiter" aber nicht in einen PET Scanner stecken kann um 
Microsekunden genau zu erfassen, wann sich wo was tut versucht mans wie 
im 18. Jhd. mit dem offensichtlichem. Vertrauen wäre eher angebracht.

Mitarbeiter die sich nicht mit der Firma identifizieren bzw. nicht 
bereit sind reinzubeißen um ein gemeinsames Ziel zu erreichen sind eher 
verzichtbar als einer der seinen Tee in der Arbeitszeit trinkt.

Nicht umsonst ist die Firmenmentalität ala Google, IBM usw. eine andere. 
Entwicklungsabteilungen mit Baseball-Körben, Tischfußball-Tischen usw. 
sind da eher die Norm als Stechuhren. Der Erfolg gibt ihnen recht, oder?

von D. I. (Gast)


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Bernhard S. schrieb:
> Nicht umsonst ist die Firmenmentalität ala Google, IBM usw. eine andere.
> Entwicklungsabteilungen mit Baseball-Körben, Tischfußball-Tischen usw.
> sind da eher die Norm als Stechuhren. Der Erfolg gibt ihnen recht, oder?

Kann ich aus meinem EB-Praktikum bei IBM nur bestätigen. Es herrschte 
zwar gegen Ende Projektdruck aber die Atmosphäre war stets locker und 
angenehm. Vertrauensarbeitszeit halt.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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D. I. schrieb:
> Thommy schrieb:
>> Toleranz = C* 1/(Automotive * ET-Ingenieur)
>
> Heißt das, es herrscht unendlich Toleranz wenn man nicht in der
> Automotive (=0) ist oder nicht ET-Ing (= 0) ist?

So ist es :-)))

Wobei man beim Wort "Toleranz" immer vorsichtig sein sollte. "tolerare" 
heisst "erleiden" und nicht "gut finden"!

Aber zum Thema:
Es gab doch ein Unternehmer (IT? in den USA?), der überhaupt keine 
Arbeitszeite vorgab. Ob jemand arbeitete oder nicht, war egal. Trotzdem 
hat das wohl gut funktioniert, weil keiner die anderen hängen lassen 
wollte und man das in einen gesetzte Vertrauen zurückgeben wollte.

Finde ich eine tolle Sache.

Hat dazu jemand noch nähere Infos? Mich würde interessieren, ob das 
immer noch funktioniert.

Chris D. (auch keine festen Arbeitszeiten vorgebend, da Kreativität und 
Uhr sich ausschließen)

von Hick-Hacker (Gast)


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P. M. schrieb:
> c) im Internet surft
> d) in den Bildschirm starrt und wartet, bis die Zeit vergeht
> e) triviale Angelegenheiten bis ins Detail ausarbeitet
> f) ausgelaugt ist und komplett ineffizient arbeitet.
>
> usw.

Errinnert mich an Wally vom Comic-Strip Dilbert

von Harald Wilhelms (Gast)


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Thommy schrieb:

> Ich war mal in einem Laden, da wurde kein einziges Wort gesprochen
> während der Arbeit. Und wenn, dann hätten die Jungs nicht gewusst, wie
> sie reagieren sollen.

Ja, das Beste ist, man steckt vor dem Einstempeln Ohropax in die
Ohren und macht ein Pflaster über dem Mund. Beides darf erst nach
dem Ausstempeln wieder entfernt werden.
Gruss
Harald

von Bernhard S. (berns)


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Chris D. schrieb:
> Es gab doch ein Unternehmer (IT? in den USA?), der überhaupt keine
> Arbeitszeite vorgab. Ob jemand arbeitete oder nicht, war egal. Trotzdem
> hat das wohl gut funktioniert, weil keiner die anderen hängen lassen
> wollte und man das in einen gesetzte Vertrauen zurückgeben wollte.

Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass der Punkt "ich muss arbeiten" 
weg gefallen ist. Damit wird Arbeit von einer lästigen Pflicht zu etwas 
das gerne gemacht wird und die einzelnen haben einen inneren Antrieb 
ihre Sache gut zu machen und alles zu geben.
Es gibt zwar Leute, die das ausnutzen wollen, die haben in solchen 
Strukturen aber ein eher schweres Leben....

Ich fürchte nur, dass soviel "Freiheit" in mittleren bis großen Firmen 
mit kontinental-europäischen Wurzeln doch eher unüblich sind.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Bernhard S. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Es gab doch ein Unternehmer (IT? in den USA?), der überhaupt keine
>> Arbeitszeite vorgab. Ob jemand arbeitete oder nicht, war egal. Trotzdem
>> hat das wohl gut funktioniert, weil keiner die anderen hängen lassen
>> wollte und man das in einen gesetzte Vertrauen zurückgeben wollte.
>
> Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass der Punkt "ich muss arbeiten"
> weg gefallen ist. Damit wird Arbeit von einer lästigen Pflicht zu etwas
> das gerne gemacht wird und die einzelnen haben einen inneren Antrieb
> ihre Sache gut zu machen und alles zu geben.

Ja, das kann ich gut nachvollziehen - ist ja hier nicht anders (und 
einer der wichtigsten Gründe für meine Selbstständigkeit): ich will mich 
bei meinem Hobby/meiner Arbeit nicht nach einer Uhr richten müssen. 
Punkt.

> Es gibt zwar Leute, die das ausnutzen wollen, die haben in solchen
> Strukturen aber ein eher schweres Leben....

Das denke ich auch. Das restliche Team wird sich das nicht ewig 
anschauen. Als Chef muss man da vermutlich gar nicht eingreifen.

> Ich fürchte nur, dass soviel "Freiheit" in mittleren bis großen Firmen
> mit kontinental-europäischen Wurzeln doch eher unüblich sind.

Zumindest fand ich den Bericht damals hochinteressant: endlich mal eine 
neue Idee, die nur auf den ersten Blick "nicht umsetzbar" ist.

Ich könnte mir vorstellen, dass dort die Produktivität sehr hoch ist - 
insbesondere auch die Qualität. Burnout etc. sollte so eigentlich gar 
nicht mehr vorkommen.

Leider weiss ich den namen der Firma nicht mehr :-(

Chris D.

von Orthan (Gast)


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> Toleranz = C* 1/(Automotive * ET-Ingenieur)
Na ich weiss nicht. E-Ings sind doch die lockersten. Sitze mal zwischen 
Juristen und BWLer - da wirst du ausgehorcht, um abgesägt zu werden.

> Bei uns machen Mitarbeiter auch mal einen 30..60-minütigen
> Spaziergang, kleine Einkäufe erledigen,
> zum Friseur oder sonstwas... - Niemand hat damit ein Problem.
Ich bitte ausdrücklich um den Namen der Firma. Ich möchte mich dort 
bewerben. Ich muss nämlich auch dauern Einkaufen und zum Friseur aber 
mein Chef beharrt darauf, dass ich was programmiere.

von Mark B. (markbrandis)


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Chris D. schrieb:
> Leider weiss ich den namen der Firma nicht mehr :-(

Vielleicht "Best Buy"?

http://www.zeit.de/online/2007/52/best-buy

von Marx W. (Gast)


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Orthan schrieb:
>> Toleranz = C* 1/(Automotive * ET-Ingenieur)
>
> Na ich weiss nicht. E-Ings sind doch die lockersten. Sitze mal zwischen
>
> Juristen und BWLer - da wirst du ausgehorcht, um abgesägt zu werden.
>> Bei uns machen Mitarbeiter auch mal einen 30..60-minütigen
>
>> Spaziergang, kleine Einkäufe erledigen,
>> zum Friseur oder sonstwas... - Niemand hat damit ein Problem.
> Ich bitte ausdrücklich um den Namen der Firma. Ich möchte mich dort
> bewerben. Ich muss nämlich auch dauern Einkaufen und zum Friseur aber

> mein Chef beharrt darauf, dass ich was programmiere.

Ist der alte öffentliche Dienst wo man keinen Betriebsrat hat sondern 
einen Peronalrat!

von Hans Maulwurf (Gast)


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Orthan schrieb:
> mein Chef beharrt darauf, dass ich was programmiere.

in Ruhe programmieren  - das wünsche ich mir manchmal. Aber wie oft 
kommt es vor, dass der Chef mit einem dringenen Anliegen vorbeischaut. 
Noch eben mal schnell was anderes machen, was oft rein gar nichts mit 
dem zu tun hat, woran man gerade arbeitet. Passiert sowas 5x am Tag, 
kommt man kaum zum Entwickeln.

Noch verrückter: wenn dann im Personalgespräch der Kritikpunkt 
aufgeführt wird, man würde zu oft zwischen den Aufgaben springen anstatt 
sich mit einem Thema einen ganzen Tag oder gar mehrere Tage lang zu 
beschäftigen. ;-)

---


ich wünsche mir auch gelegentlich freiere und flexiblere Arbeitszeiten. 
Würde z.B. manchmal länger Mittagspause machen oder eine zweite Pause am 
Nachmittag - dafür dann aber abends wieder reinkommen oder auch mal am 
Wochenende spontan. Auf Kommando kreativ zu sein; das gelingt nur 
schwer. (vor allem wenn man plötzlich wieder mit was anderen beschäftigt 
ist)

von Borsodi (Gast)


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Ich habe zur Zeit ein Umfeld in einem GRossraumbüro, wo die Leute kaum 
miteinander reden, weil sie praktisch keine Privatgespräche führen. Wenn 
sie also übers Projekt nichts mit einander zu tun haben, kommunizieren 
sie nicht. Das Ganze ist sehr armseelig, finde ich. Ich komme da nicht 
so richtig klar, weil ich es anders kenne.

von Günter K. (Firma: Lurch Hobby Tec) (murkel)


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Hallo,

es ergeben sich als Leiter folgende Probleme:

- Motivation durch Geld fast unmöglich, in Großunternehmen!
- Konsequenz durch befürchteten Dienst nach Vorschrift unterbunden!
- Made in Germany auch schon gegessen.

Damals, also im Osten hat man uns als Meisterschüler gepredigt, die
Leute entsprechend ihrer Eignung einzusetzen.
In der heutigen Zeit und als Chef würde ich bei wichtigen Mitarbeitern
auch ein Telefongespräch von einer Stunde tolerieren, weil das Ergebnis 
davon nicht beeinflusst wird.
Sicher ist es schwierig das zu beurteilen, aber in dieser Position muss
das schon erwartet werden.
Bei uns passt das auch nicht, hängt ja vom Chef und der Unternehmensform
ab, einige Ingenieure hängen mit der T6 locker ab, während die Techniker
die Arbeit abfassen. Woher kommt dann die Motivation der Mitarbeiter?
Also, wenn man Wert auf das Ergebnis legt, die Leute kennt, einfach mal 
Unterschiede machen und dazu stehen, das auch öffentlich machen, also
Besprechung oder so.
Im allgemeinen sollten wir uns auch mal etwas unkonventionellen 
Arbeitsformen annähern. Es kann gut sein, das ein Programmierfreak des 
Nachts 2:00 Uhr eine Idee hat. Das kann man nicht einschätzen, aber 
diesen Freiheitsgrad sollte man den Mitarbeitern einräumen .
Ich bin mir ziemlich sicher , mit den bisher vefolgten Vorgaben sind wir
extrem unflexibel, behindern die Kreativität der Mitarbeiter und sind 
nicht mehr effektiv.
Die Chinamänner zeigen uns, wie das geht.
Letztlich muss man in der Konsequenz als Unternehmer auch die unnötigen 
Mitarbeiter kündigen, oder zumindest die Möglichkeit erwähnen.

Gruss
Murkel

von Panzer H. (panzer1)


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Günter K. schrieb:

> Damals, also im Osten hat man uns als Meisterschüler gepredigt, die
> Leute entsprechend ihrer Eignung einzusetzen.

Schön wäre es, wenn es annähernd so wäre...
Was weiss ein Chef schon von seinen Mitarbeitern, wenn er an einem 
anderen Standort sitzt bzw. man als MA im Jahresrhytmus einen neuen Chef 
vor die Nase gesetzt bekommt.
Weiterhin ändern sich ständig die Anforderungen im Projekt...

von Oberst Mielke (Gast)


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Zuckerle schrieb im Beitrag #2275304:
>> Autor: Bürovorsteher (Gast)
>> Datum: 06.06.2011 13:55
>
>> Schon zu VEB-Zeiten
>
> Aha! Sagt einiges!

Solche Hampelmänner wie Sie hätten wir schon weichgekloppft im 
"Gespräch" im Verhörzimmer !

von Oberst Mielke (Gast)


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Die sogenannte "Konkurenz" war zu keinem Zeitpunkt ein ernstzunehmender 
Gegner für uns !

von Falk B. (falk)


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@  Oberst Mielke (Gast)

>Die sogenannte "Konkurenz" war zu keinem Zeitpunkt ein ernstzunehmender
>Gegner für uns !

Deswegen heißt das heute ja auch nur noch "Mitbewerber" ;-)

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Oberst Mielke schrieb:
> Die sogenannte "Konkurenz" war zu keinem Zeitpunkt ein ernstzunehmender
> Gegner für uns !


Das ist alles relativ. Ein intelligenter Mann macht den Unterschied.
Völlig egal auf welcher Seite.

von Christian B. (casandro)


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Hmm, ich teile meine Tätigkeit in der Arbeit in folgende Kategorien:

a) Direkt produktive Arbeit
b) Vorbereitende Arbeiten / Weiterbildung
c) Weiterbildung von Kollegen
d) Ideenaustausch
e) Entspannung / Unterhaltung
f) Arbeit ohne Zweck, automatisierbare Arbeit

Kategorie f wird von der Geschäftsleitung vorgegeben. Die Idee dahinter 
ist wohl die Produktivität sowie die Motivation zu senken. Ich versuche 
persönlich Kategorie f möglichst zu minimieren. Meine Kollegen machen 
mehr davon.

von Unknown (Gast)


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Also ich mache nur KAT1-Arbeit :-)

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