Forum: HF, Funk und Felder EMV von Blechgehäuse ohne Erdung


von Sebastian O. (sebastian_o)


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Hallo zusammen,

ich baue einen PC mit diesem "billig"-Gehäuse aus Blech (Buntmetall?): 
http://geizhals.at/deutschland/a476357.html

Nun habe ich zwei Fragen zur elektromagnetischen Verträglichkeit 
(EMV-Richtlinie):

1.) Das Gehäuse hat ein externes Netzteil das den PC über einen Stecker 
versorgt der über keine separate Erdungsleitung verfügt. Ich las 
irgendwo das im Niederspannungsbereich die Erdung über die Masse 
mitläuft (oder so ähnlich? :-)
Also ist das Gehäuse doch geerdet, ohne separate Leitung?
Ich frage das weil ich las das das Gehäuse geerdet sein muss um 
abzuschirmen (stimmt das?)

2.) Bin ich generell auf der sicheren Seite bei solch einem Blechgehäuse 
bezüglich Abschirmung?

Vielen Dank schonmal im Vorraus.

Viele Grüße
Obi

von Georg A. (Gast)


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> Ich frage das weil ich las das das Gehäuse geerdet sein muss um
> abzuschirmen (stimmt das?)

Nein. Da verwechseln die Leute Erde mit Masse (Bezugspotential) und bei 
höheren Frequenz ist selbst das egal. Es kommt darauf an, dass das 
Gehäuse einen "Rundum"-Stromfluss mit minimalem Widerstand erlaubt. Ob 
das mit einem Bein noch an irgendwas intern/extern hängt, ist 
nebensächlich.

> Bin ich generell auf der sicheren Seite bei solch einem
> Blechgehäuse bezüglich Abschirmung?

Nein. Ein Blechgehäuse ist sicher hilfreich, um die Abstrahlungen zu 
dämpfen. Ob es das aber in ausreichendem Mass tut, lässt sich nur mit 
Messungen am Objekt rausfinden. Die HF ist sehr erfinderisch, wenn es 
darum geht, ins Freie zu gelangen.

von Sebastian O. (sebastian_o)


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Vorneweg: Danke sehr für deine Antworten.

> Nein. Da verwechseln die Leute Erde mit Masse (Bezugspotential) und bei
> höheren Frequenz ist selbst das egal. Es kommt darauf an, dass das
> Gehäuse einen "Rundum"-Stromfluss mit minimalem Widerstand erlaubt. Ob
> das mit einem Bein noch an irgendwas intern/extern hängt, ist
> nebensächlich.

OK. Das heisst wenn bei meinem Gehäuse kein Lack/etc. im weg ist und es 
rundum aus Blech besteht, bin ich auf dem guten Weg?


> Nein. Ein Blechgehäuse ist sicher hilfreich, um die Abstrahlungen zu
> dämpfen. Ob es das aber in ausreichendem Mass tut, lässt sich nur mit
> Messungen am Objekt rausfinden. Die HF ist sehr erfinderisch, wenn es
> darum geht, ins Freie zu gelangen.

Öhä. Aber wie bitte gewährleisten denn all die PC-Versender das. Die 
können doch nicht jeden PC durchmessen? Ist das immer noch eine 
rechtliche Grauzone (wie ich hier irgendwo las)?

von oszi40 (Gast)


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1.Jeder Draht ist eine Antenne (auch Dein Kabel). Somit hat die HF 
bestimmt einen Chance.
2.Ob es eine gute Idee ist ein Blechgehäuse ohne Schutzleiter zu 
betreiben?
3.Verschleppte Spannungen aus dem LAN könnTen auch über den Schirm in 
Deinen PC gelangen. Dann muß das kaputte Gerät nicht in Deinem Zimmer 
stehen wenn Du einen Stromschlag bekommst.

von Dennis S. (bzzzt)


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Sebastian O. schrieb:
> Öhä. Aber wie bitte gewährleisten denn all die PC-Versender das. Die
> können doch nicht jeden PC durchmessen? Ist das immer noch eine
> rechtliche Grauzone (wie ich hier irgendwo las)?

Sie schalten einfach die Spread-Spectrum-Taktgenerierung an und stecken 
sich den Finger in die Ohren. ;-)

von Route_66 (Gast)


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Hallo!

@oszi40
>2.Ob es eine gute Idee ist ein Blechgehäuse ohne Schutzleiter zu
betreiben?

Mein DVD-Player hat auch keinen Schutzleiter, aber ein Blechgehäuse.
Er hängt dummerweise an einem Flachmann ohne Schutzleiter, der hat aber 
einen matt eloxierten Alu-Rahmen. Die Edelstahl-gebürsteten Aktivboxen 
haben leider auch "nur" Schutzklasse II.
Darf ich das ganze jetzt nur mit persönlicher Schutzausrüstung anfassen?

von Sebastian O. (sebastian_o)


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oszi40 schrieb:
> 1.Jeder Draht ist eine Antenne (auch Dein Kabel). Somit hat die HF
> bestimmt einen Chance.

Ähm, bin leider nicht vom Fach. Aber das Problem müsste dann doch jeder 
PC haben? Also die sind ja EMV-Konform, oder?

> 2.Ob es eine gute Idee ist ein Blechgehäuse ohne Schutzleiter zu
> betreiben?
> 3.Verschleppte Spannungen aus dem LAN könnTen auch über den Schirm in
> Deinen PC gelangen. Dann muß das kaputte Gerät nicht in Deinem Zimmer
> stehen wenn Du einen Stromschlag bekommst.

Hm, dieses Problem müsste dann doch jeder Laptop haben, oder? Also bei 
meinem Gehäuse ist Masse (?) - soweit ich das erkennen kann - 
angeschlossen am Blech. Hilft das evtl. gegen Schläge?

Entschuldigt bitte die blöden Fragen Ich bin sowas von nicht vom Fach 
:-)

von Ralph B. (rberres)


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Streng genommen muss jeder PC der aus Komponenten zusammengebaut wird 
eine
komplette EMV Prüfung durchlaufen, um die EMV Richtlinien zu erfüllen.
Diese ist eine der Vorraussetzungen dafür, das man das CE Bapperl 
draufkleben darf und das Gerät in den Verkehr bringen darf.

Im allgemeinen tragen die Komponenten in einen PC schon ein CE Zeichen. 
Das heist, man muss davon ausgehen können, das diese Komponenten die EMV 
Richtlinie für sich schon erfüllen. Das ändert aber trotzdem nichts an 
der Tatsache , das der komplette PC auch noch mal geprüft werden muss. 
Streng genommen müßte der PC sogar neu geprüft werden , wenn man z.B. 
einen Drucker anschließt.

Hier muss man allerdings auch noch mal unterscheiden, ob man als Händler 
den PC selber zusammenbaut ( erfordert ein CE Zeichen, da man ein 
funktionsfähiges Gerät in den Verkehr bringt ) oder ob man die 
Komponenten verkauft, und der Endverbraucher das Gerät selbst 
zusammenbaut. ( Ein Bausatz ist zunächst kein funktionsfähiges Gerät, 
sondern ein Sammelsorium von Baugruppen , die für sich alleine auch 
nicht funktionsfähig sind, sondern nur im Zusammenspiel mit anderen 
Baugruppen ihre Funktion erfüllen können. Somit benötigt der Bausatz 
noch kein CE Zeichen ).
Der dann  vom Kunden zusammengebaute PC darf aber nicht weiter veräusert 
werden, ohne vorher eine EMV Prüfung zu durchlaufen.

Große Firmen wie z.B. Dell, die von einer Standartkonfiguration viele 
PCs verkaufen, machen diese Prüfung auch. Das heist, das man nach 
Austausch von Komponenten gegen andere den PC eigentlich nicht mehr in 
den Verkehr bringen dürfte.

Kleine Firmen können natürlich nicht jeden PC den sie zusammenbauen, 
nach der EMV Richtlinie prüfen lassen. Sie befinden sich tatsächlich in 
einer Grauzone. Diese Firmen fahren sicherer wenn sie nur fertige PCs 
vom Großhändler beziehen und weiter verkaufen.

Aber wie im Leben es immer so ist. Wo kein Kläger da kein Richter.
Solange durch ein selbst zusammengebautes PC keine Rundfunkteilnehmer 
oder gar BOS Funkdienste gestört werden, und nicht irgend jemand den PC 
Händler auf den Kicker hat wird wohl kaum was passieren.

Ich hoffe das ich den Sachverhalt aus meiner Erinnerung einigermasen 
richtig dargestellt habe.

Ralph Berres

von Route_66 (Gast)


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Hallo!
@Ralph Berres
>Ich hoffe das ich den Sachverhalt aus meiner Erinnerung einigermasen
>richtig dargestellt habe.

Es ist so ziemlich Alles falsch. Alzheimer?

von Ralph B. (rberres)


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Route_66 schrieb:
> Es ist so ziemlich Alles falsch. Alzheimer?

1. Mäßige mal deinen  Tonfall.

2. Dann erkläre es wie es richtig ist.

Ralph Berres

von Sebastian O. (sebastian_o)


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Hallo,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Diese rechtliche Grauzone 
scheint ja schon ziemlich lange zu existieren, seltsam.

Trolle bitte einfach ignorieren. Ich frage mich auch immer was das für 
Menschen sind.

Gruß
Obi

von Route_66 (Gast)


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Hallo!

Der Hersteller muss die EMV-Richtlinie einhalten - richtig.
Das heißt:
Der PC muss für die vorgesehene Umgebung genügend geringe Störaussendung 
haben und ausreichend störfest sein. Wie der Hersteller das erreicht, 
bleibt ihm überlassen. Er muß das CE-Zeichen anbringen und die 
Konformitätserklärung bereithalten. Mehr fordert die EMV-Richtlinie 
nicht.

Er KANN, wenn er will oder sich unsicher ist, prüfen lassen. Prüfpflicht 
gibt es nach EMV-RL für diese Art Geräte nicht. Auch nicht für ortsfeste 
Anlagen.

Bausätze unterliegen ausdrücklich der Richtlinie. Auch Einzelkomponenten 
(hier z.B. Steckkarten) wenn sie frei erhältlich sind.

Nur wenn ich als Ingenieurbüro für einen speziellen Zweck eine Baugruppe 
herstelle, die nur für die Maschine "test300" der Firma 
"Maschinen-Müller" gebaut wird, brauche ich die EMV-RL nicht beachten. 
Die Baugruppe braucht für sich nicht einmal die Störfestigkeits-/ 
Störaussendungsanforderungen erfüllen. Ich muß nur dem 
"Maschinen-Müller" sagen: bau das Ding in ein Abschirmgehäuse Typ ... 
ein. Dann hat der "Maschinen-Müller" die EMV-RL zu erfüllen. Der wird 
sich zwar hüten - wenn der Preis für meine Baugruppe aber stimmt, oder 
er sie nicht woanders bekommt, kann das klappen.

P.S. das mit Alzheimer war nicht bös gemeint. Es unterstellte nur, daß 
Du es schon mal richtig gewusst hast. Das konnet ich aber ncht erkennen 
und da blieb nur Vergesslichkeit.

von oszi40 (Gast)


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>rechtliche Grauzone
-Du kannst jeden PC auch vom TÜV püfen lassen. Es kostet jedoch Geld.
-Du kannst jede Din bestellen, lesen und beachten. Es kostet jedoch 
Geld.
-Du kannst DIN 0100 kaufen, bezahlen, lesen und trotzdem etwas 
übersehen.
-Du kannst ....

-Ein Heimwerker könnte geprüfte Teile nehmen und testen ob etwas stört 
im Radio.

von Loonix (Gast)


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Route_66 schrieb:
> Der Hersteller muss die EMV-Richtlinie einhalten - richtig.

Schon falsch, der im EMVG und EMV-Richtlinie verwendete Begriff lautet 
"Inverkehrbringer"

Route_66 schrieb:
> Mehr fordert die EMV-Richtlinie
> nicht.

Nicht die Richtlinie fordert, sondern das EMVG (in Deutschland).

von Route_66 (Gast)


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Hallo!

@Loonix
wollen wir jetzt mit begrifflicher Diskussion anfangen? Den Lesern hier 
geht es doch um inhaltliche Dinge!

Natürlich geht es der Richtlinie und der nationalen Umsetzung nicht nur 
um den Hersteller - und auch nicht nur um den Inverkehrbringer. Der 
Entwurf der neuen Richtlinie läßt da noch viiieeel mehr erwarten...

von Ralph B. (rberres)


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Route_66 schrieb:
> Er KANN, wenn er will oder sich unsicher ist, prüfen lassen. Prüfpflicht
>
> gibt es nach EMV-RL für diese Art Geräte nicht. Auch nicht für ortsfeste
>
> Anlagen.

Das ist wohl richtig. Aber wenn es hart auf hart kommt, und die 
Bundesnetzagentur vor der Tuer steht, weil der PC vielleicht doch 
jemanden gestört hat, wird man dir bei nicht vorliegenden Messprotokolle 
eines akredditierten EMV Dienstleister unterstellen, das du die Messung 
absichtlich nicht hast durchführen lassen. Das wird für dich auf jeden 
Fall weit unangenehmer , als wenn dein Pc trotz Messprotokoll die 
Bestimmungen nicht einhält. Im letzteren Fall wird man von einen 
Ausreiser ausgehen, im ersteren Fall, darfst du sämtliche schon in den 
Verkehr gebrachte Geräte wieder zurückrufen.

Route_66 schrieb:
> Bausätze unterliegen ausdrücklich der Richtlinie. Auch Einzelkomponenten
>
> (hier z.B. Steckkarten) wenn sie frei erhältlich sind.

Bausätze unterstehen so lange nicht der Richtlinie, solange es nur von 
fachlich qualifizierten Personen zusammengebaut werden können.

So kommt das Koriosum zustande, das ich , wenn ich ein Afunkgerät kaufe, 
es ein CE Kennzeichen tragen muss, obwohl es nur von dazu fachlich 
qualifizierten Personen betrieben werden darf, aber ein Bausatz kein CE 
Zeichen braucht, und ich auch ein selbst gebautes Gerät ohne CE Zeichen 
betreiben darf. ( OK ich bringe , und darf es dann auch nicht in den 
Verkehr bringen ).

Aber auch Verstärkerbausätze , die aus einer Leiterplatte und einen 
Beutel Bauteile bestehen brauchen kein CE Zeichen.

OK Mein Wissenstand stammt noch von 1994 aus einen EMV Seminar an der FH 
Koblenz. Vieles wird sich mittlerweile geändert haben. Aber ich kenne 
einen Kollegen, der einmal für einen Kunden einen PC zusammengebaut hat 
und verkauft hat. Der bekam ganz fürchterlichen Stress, mit der 
damaligen BAPT weil in ein anderer Konkurent angeschwärzt hat. Die BABT 
hatte von ihm nämlich den Nachweis der EMV Verträglichkeit verlangt, die 
er natürlich nicht beibringen konnte. Seit dem hat er nie wieder für 
einen Kunden ein PC zusammengestellt.

Ralph Berres

von Sebastian O. (sebastian_o)


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> Die BABT
> hatte von ihm nämlich den Nachweis der EMV Verträglichkeit verlangt, die
> er natürlich nicht beibringen konnte. Seit dem hat er nie wieder für
> einen Kunden ein PC zusammengestellt.

Also spielen ernsthaft alle kleinen Händler mit dem Feuer und hoffen 
einfach darauf nie verklagt zu werden?

Oder sind PCs zu 99% gemäß EMV und deshalb ist das Risiko nicht so hoch?

von Christian Erker (DL3CE) (Gast)


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"So kommt das Koriosum zustande, das ich , wenn ich ein Afunkgerät 
kaufe,
es ein CE Kennzeichen tragen muss, obwohl es nur von dazu fachlich
qualifizierten Personen betrieben werden darf"

.. das ist nicht mehr der Fall, jeder darf jeden Transceiver besitzen, 
an die Antenne anschließen, damit hören, wenn der Träger wirklich 
perfekt unterdrückt würde dürfte er bei SSB und CW sogar auf Sendung 
schalten, solange er nicht moduliert .. illegal wird es tatsächlich erst 
bei Abstrahlung von HF-Leistung.

Damit ist auch die CE-Pflicht erklärt, da es eben als Empfänger oder 
auch wenn man es lustig findet als Dummyloadheizer von jedermann 
verwendet werden darf.

Gruß,
Christian

von Andreas (Gast)


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Hallo,

@Sebastian
gehe mal vom dem erste Fall aus, die BnetzA hat weder die Mittel noch 
das Personal, wirklich marktabdeckendzu kontrollieren.

"Du" must lediglich die Konformitätserklärung erklären must, damit ist 
erstmal der Formalie Genüge getan.

Die Konkurrenz ist in der Regel nicht besser und  so eine Untersuchung 
kostet in einem entsprechenden Labor auch Geld, von daher droht von der 
Seite auch nicht viel .


@Ralph
Die Rechtslage hat sich gegenüber 1994 deutlich geändert, damals musstes 
du gem Vfg 1046/84 (die ist dann noch mal vor der CE Einführung ersetzt 
worden) mit den Messprotokollen von einem akkreditierten Labor/ 
(teilweise noch FTZ/ZZF)  die entsprechende Inverkehrbringung anzeigen. 
Und selbst das hat keinen so richtig interresiert (z.B. die mc und DSM 
Computer mit ihrem modularen Konzept) .


Was die Bausätze betrifft, der Spezialfall Amateurfunk ist da aussen vor 
(§2 EMVG). Wenn "du" normale Komponenten verkaufst, die zwar allein 
nicht lauffähig sind aber ohne weiteres zu einer funktionsfähigen Anlage 
zusammengebaut werden können, dann ist hier ebenfalls eine 
Konformitätserklärung fällig.


Gruß Andreas

von Ernestus P. (malzeit) Benutzerseite


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Sebastian O. schrieb:
> Oder sind PCs zu 99% gemäß EMV und deshalb ist das Risiko nicht so hoch?

99% der PCs ohne EMV-Test befinden sich wohl an einem Aufstellungsort an 
dem sich keine Klagewillige Störsenke befindet. Für einen Großteil der 
gebastelten PCs besteht zumindest die Gefahr einer geringen 
Überschreitung der EMV-Grenzwerte.

von Ralph B. (rberres)


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Ernestus Pastell schrieb:
> Für einen Großteil der
>
> gebastelten PCs besteht zumindest die Gefahr einer geringen
>
> Überschreitung der EMV-Grenzwerte.

Wir haben im EMV labor mal welche durchgemessen, haben die Ergebnisse 
aber lieber doch für uns behalten.

Ralph Berres

von Georg A. (Gast)


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> OK. Das heisst wenn bei meinem Gehäuse kein Lack/etc. im weg ist und es
> rundum aus Blech besteht, bin ich auf dem guten Weg?

Schon mal nicht schlecht. Allerdings kann man generell wenig sagen. 
Einerseits wegen der unvermeidlichen Anschlüsse/Kabel, die nach aussen 
strahlen (mit Glück hat sich der MB-Hersteller da Gedanken gemacht). 
Aber auch wegen der Möglichkeit, dass es eben doch Übergänge/Stege gibt, 
die nur punktuell oder mit höherem Widerstand verbunden sind. Da kann es 
je nach Frequenz richtige Resonanzstellen geben, die sogar als gute 
Antenne wirken können. Da kann man zB. mit breiten Federn oder 
Elastikschaum mit feinem Metallgitter abhelfen, aber dazu muss man erst 
mal gemessen haben, wo das Gehäuse leckt.

Google doch zB. nach Bildern zu "F antenna" und schau den komischen 
Stengel an. So eine Struktur kann man mit Pech auch in einem PC-Gehäuse 
schaffen.

Allerdings muss man schon sagen, dass die Elektronik selbst heutzutage 
deutlich ruhiger ist als früher, weil eben schon beim Design ein 
gewisses Bewusstsein dafür da ist. Da sind dann Drosseln, Stecker mit 
Abschirmung, breite Masseflächen, viel Entkoppel-Cs etc. keine total 
Unbekannten mehr, selbst wenn man nicht weiss, warum das wirkt... Wenn 
ich so vergleiche, wie mein oller Atari mit 8MHz-Fast-Gleichstrom-Takt 
gestrahlt hat, ist ein PC heute geradezu still ;)

von Ernestus P. (malzeit) Benutzerseite


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Sebastian O. schrieb:
> 1.) Das Gehäuse hat ein externes Netzteil das den PC über einen Stecker
> versorgt der über keine separate Erdungsleitung verfügt. Ich las
> irgendwo das im Niederspannungsbereich die Erdung über die Masse
> mitläuft (oder so ähnlich? :-)

Um noch aus diese Frage näher einzugehen. Wenn ein externes Netzteil die 
Erdung auf die Kleinspannungsmasse durchführt hat das wahrscheinlich 
zwei Gründe. Die EMV-Abstrahlung des Netzteils verringern oder die 
EMV-Empfindlichkeit verbessern.

Auch wirkt sich eine geerdete Masseleitung bei niedrigen Frequenzen 
(grob 1-100kHz) noch positiv auf die EMV des versorgten Geräts aus.

von Ralph B. (rberres)


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Es gibt heute PC Gehäuse, die halbwegs ordentlich dicht sind. Die findet 
man aber in der Regel nicht für 28 Euro inclusive Netzteil.

Diese Gehäuse haben konsequent an allen Öffnungen herausnehmbare 
Abschirmungen. Die Gehäuseoberteile sind an allen Kanten mit 
Kontaktfedern ausgestattet, welche eine großflächige Verbindung 
sicherstellt.
Am schlimsten sind schlitzförmige Öffnungen, denn diese wirken als 
Antennen. ( einfach mal nach Schlitzantennen googlen ).

Die Probleme fangen dann an, wenn man aus dem Gehäuse Abschirmbleche 
entfernt hat, ohne diese durch eine Baugruppe zu ersetzen.
Auserdem könnnen Anschlussstecker , die nicht ausreichend EMVfest sind 
eine
Quelle für HF-Undichtigkeiten sein.

Als allerletztes müssen die Baugruppen selber natürlich EMVfest sein, 
das heist, an den Schnittstellensteckverbinder nach aussen, darf keine 
Störstrahlung weiter geleitet werden.

Große Firmen die PCs von der Stange anbieten tragen mittlerweile dafür 
Sorge, das die PCs die EMV-Richtlinien auch einhalten. Sonst dürften 
diese
PCs nicht in den Verkehr gebracht werden. Doch die erste Änderung in der 
Konfiguration kann die Bemühungen komplett ins Ad Absurdum führen, wenn 
nicht hinterher nachgemessen wird. Aber welcher kleine Händler kann das 
schon.
Was das Vorhalten von Messprodukolle eines EMV Labors betrifft.
Es geht alles solange gut, und es kräht auch kein Hahn danach, solange 
man mit dem Gerät nicht in irgend einer Art auffällig wird.
Aber sollte dieser Fall mal eintreten ( aus welchen Gründen auch immer 
),
kann das richtig teuer für den Hersteller werden.

Ralph Berres

Ralph Berres

von Lukas K. (carrotindustries)


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Ein beliebter Trick soll auch sein, für die EMV-Messung Spread-Spektrum 
zu aktivieren und es bei der Auslieferung wieder zu deaktivieren, weil 
sich doch nicht alles damit verträgt.

von Sebastian O. (sebastian_o)


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Luk4s K. schrieb:
> Ein beliebter Trick soll auch sein, für die EMV-Messung Spread-Spektrum
> zu aktivieren und es bei der Auslieferung wieder zu deaktivieren, weil
> sich doch nicht alles damit verträgt.

Guter Tipp! Danke. Mit dieser Einstellung würde er die EMV hoffentlich 
bestehen.

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