Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Telefonkabel gleichzeitig als Netzwerkkabel verwenden


von Hilel (Gast)


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Hallo liebe Forumfreunde.
Zunächst möchte ich Euch mein Problem schildern:
Der Router sowie der PC befinden sich im Dachgeschoss. Der Samsung-TV 
sowie der Receiver (DM800HD) stehen im Wohnzimmer. Nun möchte ich gerne 
den PC mit der Dreambox verbinden. Meine WLAN-Verbindung vom 
Dachgeschoss bis zum Wohnzimmer ist sehr schwach, so dass ich mir Devolo 
dlan 200 zugelegt habe. Das hat das Problem nur teilweise gelöst. Die 
Übertragung meiner aufgenommenen Sendungen vom DM800HD zum PC zur 
weiteren Verarbeitung ist viel zu langsam und dauert Stunden. Das 
direkte Anschauen von Filmen (Maxdome) am Samsung TV ist fast unmöglich. 
Ständige Unterbrechungen sorgen dafür, dass die Fernsehlust schnell 
vergeht. Ich bin immer noch auf der Suche nach einer besseren Lösung. 
Ich habe eine Zeit lang an dlan 500 gedacht und befürchte, dass das mein 
Problem nicht lösen wird.
Nun kam ich auf folgende Idee:
Unser Telefonkabel vom Wohnzimmer zum Dachgeschoss (also zum 
Router)besitzt 12 Adern (6 Paare). Ein Paar wird zur TAE-Dose geführt 
und von dort aus zum Router. Ein weiteres Paar wirkt als Rückleitung für 
das Telefon im Wohnzimmer. Dann bleiben 4 Adernpaare frei und könnten 
evtl. mein Problem lösen.
Ich habe nämlich überlegt, aus diesen 8 Adern ein Netzwerkkabel zu 
basteln, bin mir aber nicht im klaren, ob es geht.
Ich könnte an beiden Enden des Telefonkabels einen Netzwerkstecker 
crimpen, habe aber Bedenken bzgl. Schirmung am Stecker. Ausserdem stelle 
ich mir vor, dass sich Telefonadern und Netzwerkadern gegenseitig 
stören, denn sie befinden sich im selben Kabel.
Nun zu meiner Frage:
Was meint Ihr dazu? Sind meine Überlegungen berechtigt und der Aufwand 
würde sich nicht lohnen oder ist das ein Versuchswert. Ich bin für jeden 
Vorschlag dankbar.
PS: Verlegen neuer Kabel ist unmöglich und unerwünscht.

von Jens (Gast)


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Ich habe so was mal vor ein paar Jahren gebaut. Die Entfernung war ca 
20m und als Kabel war normales Fernmeldekabel 4 x 2 x 0,25mm² verlegt. 
Sicher hat das ganze nur funktioniert, wenn ich die Netzwerkkarte fest 
auf 10MBit eingestellt hatte. Bei 100MBit brach die Datenübertragung 
ständig ab. Ich denke aber, das 10MBit dein Problem nicht lösen werden. 
Schon mit 100MBit dauert das übertragen eines Filmes eine gefühlte 
Ewigkeit.

Störungen der Telefonleitung dürfte es eigentlich nicht geben da deren 
Spannung wesentlich höher ist. DSL geht ja auch und wird auf den 
gleichen Adern übertragen.

von Hilel (Gast)


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Hallo Jens.
Danke erstmal für die rasche Antwort.
Ich habe gerade eben Google bemüht und eine Seite mit folgenden 
Informationen entdeckt:

Die Alternative zur Neuverlegung von Telefon und Datenkabeln im Haus 
durch Nutzung vorhandener 4-adriger oder höherpaariger Telefonkabel.


Die line21 Produkte von Rutenbeck bieten die Möglichkeit, die 4 Adern 
von vorhandenen beliebigen Telefonkabeln, gleichgültig ob geschirmt oder 
ungeschirmt, gleichzeitig sowohl für eine analoge Telefonanwendung als 
auch für eine Datennetzwerkverbindung zu nutzen.


Auf Steckenlängen bis 30 m ist eine Datenrate von 100 Mbit/s, auf 50 m 
Leitungslänge 10 Mbit/s gewährleistet.
Die Installation ist denkbar einfach. Die an den Anschlusspunkten der 
Endgeräte vorhandenen bisherigen Telefondosen werden lediglich gegen 
neue line21®-Anschlussdosen ausgetauscht, am anderen Kabelende werden 
ebenfalls line21®-Anschlussdosen oder ein line21®-Patchpanel 
angeschlossen.

Ich bin mal gespannt, ob jemand diese Seite kennt und mit diesen 
Produkten von Rutenbeck Erfahrungen gesammelt hat.

von DirkB (Gast)


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Lies dir doch mal bei Wikipedia den Artikel über Twisted-Pair-Kabel 
durch.
Bedenke dann noch, das die deutschen Telefonkabel nicht so stark 
verdrillt sind.

Wie wärs mit einer selbstgebauten WLAN-Richtantenne? Wurde mal in der 
c't vorgestellt.


 Jens schrieb:
> PS: Verlegen neuer Kabel ist unmöglich und unerwünscht.

Das ist das Motto von der Telekom.

von Klaus W. (mfgkw)


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Hilel schrieb:
> PS: Verlegen neuer Kabel ist unmöglich und unerwünscht.

Ist aber das einzig Sinnvolle.

Entweder GB-taugliche Leitung legen, oder mit seiner Freizeit etwas 
anders anfangen als fernsehen.

von Andreas (Gast)


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Hallo Hilel,

hast Du schon mal darüber nach gedacht einen weiteren WLAN-Router als 
Accesspoint (Repeater) zu konfigurieren. Der könnte dann in einer 
Zwischenetage stehen und würde das WLAN Signal noch einmal verstärken.

Nur so als Anregung, wenn das mit dem Kabel nicht so funktioniert wie es 
soll.

Gruß Andreas

von muera (Gast)


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von Karl H. (kbuchegg)


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Der Spruch hat schon seine Berechtigung:
Wer WLAN kennt, nimmt Kabel.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

bei dem Preis würde ich schon freiwillig Kabel ziehen...

Gruß aus Berlin
Michael

von Tom (Gast)


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...es kommt auf einen Versuch an. Bis 10Mbit wird es funktionieren. Bis 
100 MBit KANN es funktionieren. Es wird Dir hier auch keiner sagen 
können, ob es wirklich zufriedenstellend funktioniert. Das hängt zu 
stark von den individuellen Gegebenheiten ab.

Ich persönlich würde die zwei freien Aderpaare allerdings nicht crimpen, 
sondern auf beiden Seiten des Telefonkabels in einer Netzwerkdose 
auflegen und es dann einfach testen. Du hast nichts zu verlieren....

PS: Habe ähnliches bereits aus der Not heraus übergangsweise auch 
realisieren müssen und hat damals besser funktioniert als vorher 
erwartet...

von Klaus W. (mfgkw)


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Mit 10 Mbit/s wird es natürlich gehen.
Aber was will man damit beim Fernsehen? Das reicht ja gerade für die 
Fernbedienung.

Tom schrieb:
> Es wird Dir hier auch keiner sagen
> können, ob es wirklich zufriedenstellend funktioniert.

Falsch.
Das kann man sehr wohl sagen.
Die Frage ist nur, ob man es wahrhaben will.

von Stephan S. (uxdx)


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Ich hatte genau das gleich problem, bei mir stand der Router im Keller 
(Betondecke). Ich habe mir diese Antenne gebaut, seitdem kein Problem 
mehr http://www.vallstedt-networks.de/?Fotogalerien/quad2

von (prx) A. K. (prx)


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Klaus Wachtler schrieb:

> Mit 10 Mbit/s wird es natürlich gehen.
> Aber was will man damit beim Fernsehen? Das reicht ja gerade für die
> Fernbedienung.

DVB-Streams ohne HD liegen typischerweise unter 8Mbps, meist sogar nur 
bei 5Mbps.

von Klaus W. (mfgkw)


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Da vergleichst du jetzt aber die Bruttodatenrate auf dem Ethernetkabel 
mit der nackten Datenrate des Streams, die kontinuierlich nötig ist für 
eine Übertragung ohne Stocken.

Das passt nicht ganz zusammen, wenn dazwischen noch ein paar 
Protokollschichten liegen.

von (prx) A. K. (prx)


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Klaus Wachtler schrieb:

> Da vergleichst du jetzt aber die Bruttodatenrate auf dem Ethernetkabel
> mit der nackten Datenrate des Streams, die kontinuierlich nötig ist für
> eine Übertragung ohne Stocken.

Ja. Wenn aber der Overhead nicht zu hoch ist und der Puffer gross genug, 
dann sollte es ausreichen.

von Toralf W. (willi)


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Das Telefonkabel mal ein Stück abmanteln und schauen welche Aderpaare 
wie verdrillt sind. Das müssen nicht immer die zusammengehörigen sein! 
Ich habe hier Telefonkabel mit 8 Adern (4x rot mit keinem bis zwei engen 
sw Strichen und 4x grün)
da würde rot ohne Markierung/rot mit einer Markierung das erste Paar 
sein (halt normales Telefonkabel). Jetzt ist es aber so, das diese Paar 
mit dem 2. roten Paar nur leicht verdrillt ist. Die 4 roten und die 4 
grünen als Bündel aber viel enger umeinander verdrillt sind (nicht so 
eng wie Cat5/6/7 aber viel enger als das 1.Paar hier im Telefonkabel). 
Ich habe mir also selbst neue Paare zusammengestellt, die enger 
verdrillt sind (hier rot1/grün1 rot2/grün2 usw.). Damit erreiche ich 
über 18 mtr. Kabellänge zwischen einer Dockstar und einer Fritzbox 
problemlos 100mbit.

Das heißt Testen, mit Sicherheit kann man bei Telefonkabel für nichts 
garantieren.

Gruß Willi

von (prx) A. K. (prx)


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PS: Vielleicht nicht ganz für manchen Live-Sport bei ARD/ZDF mit 8Mbps, 
aber für die Privaten mit meist unter 4Mbps schon.

von Johannes O. (jojo_2)


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Also neue Verlegen kannst du nicht, aber wäre der AUSTAUSCH möglich? Das 
geht eigentlich ohne Dreck und ist auch nicht viel Aufwand.
Denn hier hab ichs ähnlich gemacht, da läuft das Telefon teilweise auch 
über normale LAN-Kabel.

von styrofreak (Gast)


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Schon mal an powerline gedacht?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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styrofreak schrieb:
> Schon mal an powerline gedacht?

Wohl ja:

Hilel schrieb:
> Meine WLAN-Verbindung vom
> Dachgeschoss bis zum Wohnzimmer ist sehr schwach, so dass ich mir Devolo
> dlan 200 zugelegt habe. Das hat das Problem nur teilweise gelöst.

von Erhard (Gast)


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schau mal das an.

https://www.mobotix.com/ger_DE/Produkte/Mx2wire


Benützen wir bei IP-Kameras, wenn Kabelziehen ausgeschlossen ist und es 
noch unbenutzte Leitungen gibt.

von Markus F. (5volt) Benutzerseite


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Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Wer WLAN kennt, nimmt Kabel.
Der ist gut... ;)

Telefonkabel sind übrigens oft als Sternvierer verseilt. Für Ethernet 
dürfte das ziemlich ungeeignet sein.

Und normalerweise ist in einem Installationsrohr Platz für mehrere 
Kabel: Es sollte also kein Problem sein, das 12-adrige Kabel 
rauszuziehen und zusammen mit einem Cat.7-Verlegekabel wieder 
einzuziehen.
Das ist die beste und günstigste Lösung: Cat.7 Kabel kostet unter 1€ pro 
Meter und ist prinzipiell sogar für 10Gbit-Ethernet geeignet.

Problematisch wird's nur, wenn die Kabel eingeputzt sind und nicht (oder 
nur teilweise) in Installationsrohren verlegt sind.

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