Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik temperaturkompensierte Referenzstromquellen


von Hagen G. (thinking)


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Die Schaltung soll eine temperaturkompensierte Referenzstromquellen 
darstellen.
Kann mir jemand diese Schaltung erklären?
Warum werden die BC807 als Dioden geschaltet?
Ich habe schon viel gesucht, aber das Temperarturverhalten von 
Si-Transistoren wird recht stiefmütterlich behandelt.
Der dritte BC807 ist wohl in Basis-Schaltung, wenn ich das richtig sehe.
Warum macht man so etwa?

von Wilhelm F. (Gast)


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Hagen G. schrieb:

> Warum werden die BC807 als Dioden geschaltet?

Die haben in dieser Schaltung mit gebrückter Kollektor-Basis einen 
ziemlich konstanten Spannungsgradienten von etwa -2mV/°K an der 
Emitter-Kollektor-Strecke, je Transistor. Bei angenommen konstantem 
Strom.

Über den Rest denke ich noch mal weiter nach.

von Wilhelm F. (Gast)


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Hagen G. schrieb:

> Ich habe schon viel gesucht, aber das Temperarturverhalten von
> Si-Transistoren wird recht stiefmütterlich behandelt.

Nöö, das betrifft genau so auch Germanium.

Und es wird eigentlich nicht stiefmütterlich behandelt. In den 
Transistorgleichungen steckt T im Exponenten der e-Funktion drinnen.

Es sind allerdings Dinge, die an der FH oder Uni vertieft behandelt 
werden, nicht in einem Techniker oder Meister oder Ausbildungsberuf.

> Der dritte BC807 ist wohl in Basis-Schaltung, wenn ich das richtig sehe.
> Warum macht man so etwa?

Kannst du die Schaltung mal nach unten und unten links erweitern? Was 
hängt denn dort noch dran?

von Hagen G. (thinking)


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Hallo Willhelm,

also angenommen, bei 25°C ist die Ube = -600V und gemäß der Abb. 5 im 
Datenblat von FAICHILD  fließt ein Ic=-1.2mA. Bei einer 
Temperaturänderung auf 45°C (20K) hätte ich dann eine Änderung der Ube 
um -40mV (20*2) auf 560mV. Der Kollectorstrom sinkt dann um etwa 1mA auf 
ca. -0.2mA. Da dann, gemäßt dem Ohm'schen Gesetz, über R auch eine 
geringere Spannung abfällt, wird doch dann das Potential am Emmitter von 
U3 nach "oben" gezogen und U3 müsste leitfähiger werden und das 
Potential am Kollektor von U3  auch nach oben ziehen. Also U2 
kompensiert im gewissen Rahmen den positiven TK am Widerstand und U1 
kompensiert U3.

von ArnoR (Gast)


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>> Warum werden die BC807 als Dioden geschaltet?
>
> Die haben in dieser Schaltung mit gebrückter Kollektor-Basis einen
> ziemlich konstanten Spannungsgradienten von etwa -2mV/°K

Bei dieser Schaltung als "aktive Diode" geht es um die Verminderung des 
Bahnwiderstandes und nicht um den TK. Der Transistor arbeitet nämlich 
bei Ucb=0 durchaus noch ganz normal.

Hagen G. schrieb:
> Bei einer Temperaturänderung auf 45°C (20K) hätte ich dann
> eine Änderung der Ube um -40mV (20*2)

Nein, du hast 3 Basis-Emitter-Strecken im strombestimmenden Zweig. 
IEU3=(Vcc-3Ube)/R2.

von Wilhelm F. (Gast)


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ArnoR schrieb:

> Bei dieser Schaltung als "aktive Diode" geht es um die Verminderung des
> Bahnwiderstandes und nicht um den TK. Der Transistor arbeitet nämlich
> bei Ucb=0 durchaus noch ganz normal.

Sicher arbeitet der normal.

Da kennst du aber anscheinend uralte Applikationen nicht, wo genau diese 
Schaltung als Temperatursensor diente.

Und Temperaturkompensation war ja die Frage.

Ich durchblicke die Schaltung noch nicht ganz, aber die macht ja in dem 
Zweig dann bei Spannungsänderung an UCE eine Stromänderung. Wenn auch 
nur sehr klein.

von ArnoR (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Da kennst du aber anscheinend uralte Applikationen nicht, wo genau diese
> Schaltung als Temperatursensor diente.

Doch, die kenne ich. Aber auch da ging es um den Bahnwiderstand der 
Basis-Emitter-Strecke. Nimmt man nur die B-E-Strecke, hat man zwar den 
gleichen TK, aber auch noch den rel. großen Bahnwiderstand über den der 
Messstrom fließt und der temperaturabhängig ist und das Messergebnis 
verfälscht. Durch die Schaltung als aktive Diode vermindert der 
Transistor diesen Einfluss um den Faktor der Stromverstärkung.

von Wilhelm F. (Gast)


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ArnoR schrieb:

> Durch die Schaltung als aktive Diode vermindert der
> Transistor diesen Einfluss um den Faktor der Stromverstärkung.

Was machen die beiden Transistoren deiner Meinung nach denn sonst in der 
Schaltung, als das, was ich schon anmerkte?

von ArnoR (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> ziemlich konstanten Spannungsgradienten von etwa -2mV/°K

Der Spannungsgradient ist nicht konstant, sondern entspricht dann nur 
genauer der Transistorgleichung.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Hagen G. schrieb:
> Die Schaltung soll eine temperaturkompensierte Referenzstromquellen
> darstellen.

Das mit der Referenzstromquelle sehe ich ein, das mit der Temperaturkom-
pensation nicht.

Die Stromquelle besteht aus U3 und R2. Ohne U4 und U5 fällt an R2 eine
relativ konstante Spannung von VCC-Ube3 ab, so dass durch R2 ein Strom
von (VCC-Ube3)/R2 fließt. Der gleiche Strom (abzüglich dem sehr kleinen
Basisstrom von U3) fließt zum Kollektor von U3 wieder hinaus.

Da aber Ube3 temperaturabhängig ist, ist es der Ausgangsstrom ebenso. Er
steigt mit zunehmender Temperatur.

Mit den zusätzlichen Transistoren U4 und U5 beträgt der Ausgangsstrom
(VCC-Ube3-Ube4-Ube5)/R2. Wenn also die Temperaturabhängigkeit von Ube3
schon ein Problem darstellt, hat man das Problem jetzt gleich dreimal.
Von einer temperaturkompensierten Stromquelle kann also keine Rede sein.
Eine solche sieht anders aus.

Vielleicht soll aber gar nicht die Stromquelle, sondern ein ganz anderer
Schaltungsteil temperaturkompensiert werden. Man macht also die Strom-
quelle absichtlich temperaturabhängig, um mit diesem variablen Strom an
anderer Stelle einen gegenteiligen Temperatureffekt zu bekämpfen.

Wozu soll denn die Schaltung gut sein?

von mhh (Gast)


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Eventuell das Ganze zum Ausgleich des Temperaturganges der Photodiode, 
damit der Arbeitspunkt an Ua nicht mit der Temperatur wegläuft?

von mhh (Gast)


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Und da R2 hat ebenfalls eine Temperaturabhängigkeit besitzt, scheint es 
dann so wie in der Schaltung gelöst zufriedenstellend zu funktionieren.

von Hagen G. (thinking)


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Guten Abend,

also die Schaltung ist ein temperaturkompensierter Logaritik-Verstärker. 
Im Tietze/Schenk ist eine etwas ander Schaltung dargestellt, aber da 
Prinzip ist das selbe (gleiche?) Es kann durch aus sein, dass der 
Referenzstrom absichtlich temperaturbehaftet ist, um die Photodiode 
auszugleichen. Beim Auftellen der Zusammenhänge habe ich festgestellt, 
dass der Refernzstrom im Zähler steht und der Photostrom im Nenner. 
Üblich ist es anders herum. Da die Photodiode im Kurzschlussmodus 
betrieben wird, ist, GLAUBE ich, kein Dunkelstrom wirksam. Jedensfalls 
habe ich im Datenblatt der BPX61 keinen Zusammenhang zwischen Temperatur 
und Photostrom gesehen. Wenn überhaupt eine BXP61 eingesetzt wurde. Also 
jeden falls entspricht Ua dem ln(Iref/Iphoto). Die Umgebungstemperatur 
liegt bei ca. 80°C. Deshalb das ganze mit der Temperatur. Mann kann dann 
Ua mit log(e) verstärken, um einen dekadischen Zusammenhang zwischen 
Iphoto und Ua herzustellen.

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