Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Serienschwingkreis an Audioverstärker-> Kaum Wirkleistung


von abccba (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe ein seltsames Problem mit einem Serienschwingkreis:

Dieser besteht in meinem Fall aus einer Spule mit ca. 4 Ohm 
Wirkwiderstand und 20 mH Induktivität, bzw. einem verstellbaren, 
massiven Drehkondensator. Die Anordnung ist an einer Audio-Endstufe 
angeschlossen und die Resonanz liegt bei ca. 30 kHz. (und ja, die 
Endstufe kann sogar bis 60 kHz arbeiten)

Wenn ich den Verstärker voll aufdrehe, messe ich direkt außen am 
Schwingkreis ca 26 Volt effektiv. In Resonanz ist ja bekanntlich der 
komplexe Anteil des Widerstandes des Serienschwingkreises 0 und daher 
der Stromfluss nur durch den Wirkwiderstand der Spule (und der Kabel) 
beschränkt.

Was mir einfach nicht in den Kopf will: Wenn ich die Resonanzfrequenz 
einstelle (habe ich schön mit dem Oszi über die Phasenverschiebung 
zwischen Strom und Spannung gemessen und sie ist wie zu erwarten 0) 
fließt aber kein Strom in der Größenordnung von 26V/4Ohm ca. 6A sondern 
nur etwa hundert mA. Woran könnte das liegen????? Das würde einfach 
einem Widerstand von 260  Ohm entsprechen! Schlechte Kontaktierung etc 
kann ich ausschließen.

Wenn direkt an dem Schwingkreis (nicht am Ausgang sondern unmittelbar an 
den Kontakten der Spule und des Kondensators) die 26 Volt anliegen und 
der Strom (mit einem 1Ohm Widerstand in Reihe gemessen) in Phase ist, 
dann verstehe ich nicht, warum hier einfach kein, bzw halt kaum Strom 
fließen mag.

Im Übrigen müsste sich wenigstens die Spule dabei auch erwärmen, aber 
das tut sie absolut nicht, also ein Messfehler ist es nicht.

Was mir aufgefallen ist: Der Verstärker wird sehr warm, mir kommt es 
grad so vor als würde er sich selbst verheizen.

Nur so zur Info: Den Schwingkreis benötige ich um die 
Spannungsüberhöhung zu nutzen.

Bin langsam am verzweifeln. Habt ihr eine Idee?

von ASZ18 (Gast)


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Hm, Du hast 10 Ohm in Reihe, also sinds schonmal keine 4 Ohm,

Wie verhält sich die Spule bei 30kHz -> Skineffekt, Proximityeffekt...
Messmittel geeignet? ((Billige)Multimeter sind oft auf 50Hz ausgelegt, 
Oszis haben eventuell je nach Ausführung diverse Filter mit denen man 
sich selbst austricksen kann)

von Michael O. (mischu)


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Die Annanhme, dass der Lautsprecher eine rein ohmsche Last mit einer 
Induktivität wäre, stimmt leider nicht!

http://www.selfmadehifi.de/tsp.htm

Daher hast Du vermutlich nicht die Resonanz getroffen :) womit dann alle 
abgeleiteteten Werte ebenfalls nicht stimmen.

von Harald Wilhelms (Gast)


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abccba schrieb:

> Wenn ich den Verstärker voll aufdrehe, messe ich direkt außen am
> Schwingkreis ca 26 Volt effektiv.

Was misst Du denn an der Spule und dem Kondensator einzeln?
Gruss
Harald

von Wilhelm F. (Gast)


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abccba schrieb:

> Bin langsam am verzweifeln. Habt ihr eine Idee?

Rechne den Serienwiderstand der Spule mal in einen äquivalenten 
Parallelwiderstand um. Vielleicht ist es das schon.

von Ralph B. (rberres)


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Ein XL von 3768 Ohm und einen Verlustwiderstand von 4 Ohm entspricht 
einer Güte von fast 1000!! Der Schwingkreis müßte demnach so spitz wie 
Nachbars Lumpi sein. So ca 30Hz Bandbreite wäre die Folge.

Kannst du überhaupt die Frequenz so genau treffen?

Irgendwie kommt mir das LC Verhältnis verdammt groß vor.

Versuche es mal mit ein Faktor 10-100 geringere Induktivität und 
entsprechend höheren Kondensator.

Ralph Berres

von abccba (Gast)


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@ASZ18: Ja natürlich sinds durch den 1-Ohm Messwiderstand und die Kabel 
1-2 Ohm mehr, aber selbst bei 10 Ohm kommen 100 mA von hinten bis vorne 
nicht hin.
Also ich verwende ein schönes Tex-Oszi, das sollte schon ganz gut 
arbeiten. Es läuft natürlich im DC gekoppelten Modus.
Hmmm der Skin Effekt… Da messe ich am Besten mal die Spule allein durch 
und vergleiche ob da der Widerstand bei jeder Frequenz auch in etwa mit 
dem errechneten Wert übereinstimmt? Könnte vielleicht daran liegen… Was 
könnte man dann verändern falls es tatsächlich daran liegt? Anderen 
Draht verwenden zum Wickeln? Also momentan sinds 0.7 Cu-Lack.

@Michael O.: Das habe ich auch nicht angenommen. Es ist wie beschrieben 
eine reine Spule (0.7mm Drahtstärke, Cu-Lack) mit einem Ferritkern. 
Außerdem sehe ich die Resonanz am Oszi da hier der Strom schon merklich 
ansteigt, wenn er in Phase ist, (also von einigen mA bis ca. 100 mA).

@Harald: Das hab ich bisher noch nicht gemacht, sollte man dann nur mit 
Spannungsteiler machen.

@Wilhelm: Ähm wie meinst du das? Ich schalte die Spule in Serie, also 
wieso Parallelwiderstand? Mach doch eh nur Sinn wenn ich mindestens zwei 
Widerstände parallel schalte, sonst kann ich nix ausrechnen...

@Ralph Berres: Ja der Schwingkreis soll eine starke Spannungsüberhöhung 
haben, drum die hohe Güte. Als Frequenzgenerator verwende ich einen 
digitalen Sinusgenerator, der sich in 1 Hz-Schritten einstellen lässt. 
Die Resonanz ist aber in einem Bereich von vielleicht +- 2000 Hz zu 
erkennen. Also das ist schon ein recht breiter Bereich (zu Breit 
eigentlich, wenn die Güte tatsächlich so gut ist oder?).  Ich versuche 
nochmal wirklich 10 und 1Hz-Schritte bei der Einstellung, aber glaube 
weniger dass es daran liegt. Klar man könnte die Werte auch anders 
wählen, Aber mein Drehkondensator hat eben nur eine geringe Kapazität

von Wilhelm F. (Gast)


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abccba schrieb:

> @Wilhelm: Ähm wie meinst du das? Ich schalte die Spule in Serie, also
> wieso Parallelwiderstand? Mach doch eh nur Sinn wenn ich mindestens zwei
> Widerstände parallel schalte, sonst kann ich nix ausrechnen...

Verdammter Mist. Wieso habe ich heute laufend den Parallelschwingkreis 
im Kopf?

Entschuldige.

Dann sollte das mit den in Serie geschalteten Bauteilen auch stimmen.

Aber mach doch mal eine Kennlinienaufnahme der Spule alleine über die 
Frequenz. Evtl. ergibt das mehr Aufschluß über die Spule.

von Michael O. (mischu)


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Zur Resonanz:
Am Serienschwingkreis musst Du doch über den einzelnen Elementen C und L 
im Resonanzfall eine deutliche Spannungsüberhöhung sehen, bis zu einem 
Vielfachen der anregenden Spannungsamplitude.
Bisher schreibst Du aber nur etwas über den fehlerhaften Strom durch den 
Serienschwingkreis... Schalte doch den Kondensator mal nach Masse und 
miss die Spannung über den Kondensatorklemmen.

Am idealen Schwingkreis pendelt die Energie zwischen dem magnetischen 
und dem elektrischen Feld der beiden Komponenten L und C.
Daher muss gelten
E,L = E,C
=> 1/2 x L x I² = 1/2 x C x U²

Bei 100mA Spitzenstrom hast Du in L eine Energie von 100uJ gespeichert. 
Wenn diese in den Kondensator wandert liegt eine Spannung von 450V an.
Bei 6A müsste der Kondensator 26,8kV sehen....
Da der Kondensator und die Induktivität jeweils parasitäre Widerstände 
haben, erreichst Du diese Spannungen in der Realität jedoch nie.

(Deine Spule mit Ferritkern hat sicher deutliche nichtlineare 
Eigenschaften.
Mit den Angaben ca. 30kHz und 20mH Induktivität hast Du einen 
Kondensator im Bereich von 1nF. Aus dem Bauch heraus hätte ich eine 
Kombi genommen mit deutlich kleinerer Spule und größerem 
Kondensatorwert.)

von Wilhelm F. (Gast)


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Michael O. schrieb:

> Am Serienschwingkreis musst Du doch über den einzelnen Elementen C und L
> im Resonanzfall eine deutliche Spannungsüberhöhung sehen, bis zu einem
> Vielfachen der anregenden Spannungsamplitude.

Vielleicht knisterts auch schon ordentlich in den Bauteilen, bei der 
Güte!

von abccba (Gast)


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Das stimmt allerdings, dass die Spannungsüberhöhung sehr hoch ist. Ich 
habe sie mal über die Güte ausgerechnet und komme auf ca. 18 kV, was 
ähnlich hoch ist. Aber angenommen es kommt irgendwo ungewollt zur 
Funkenbildung, dann müsste doch automatisch auch mein Strom höher werden 
oder nicht? Also ich meine damit, dass wenigstens dann die 100 mA mal 
mehr werden müssten....  Also der Kondensator packt sicherlich auch mehr 
als 20 kV.

von abccba (Gast)


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Mh das stimmt wohl nicht was ich schreibe... kommt es zur Funkenbildung 
durch ein "kleines Loch in dem Lack des Drahtes", dann verringert sich 
automatisch die Induktivität durch Windungsschluss und damit wird die 
Resonanzfrequenz deutlich höher. Die Amplitude sackt dann sofort ab und 
der Windungsschluss durch den Funken ist wieder "weg".... Das muss es 
wohl sein ...

von User (Gast)


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Schon mal daran gedacht, dass das dem Verstärker nicht gefallen dürfte 
und der dann entsprechend zurückregelt/ sonst was macht?

von Michael O. (mischu)


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Die Lösung ist vielleicht einfacher :)
Wenn der Kondensator ordentliche Leckströme aufweist, steigt die 
Spannung niemals so hoch wie theoretisch berechnet. Damit ist die 
maximal im Kondensator gespeicherte Energie drastisch niedriger (da die 
Spannung quadratisch eingeht). Somit ist die in die Induktivität 
übertragbare Energie ebenfalls deutlich kleiner, so dass sich dies in 
einem stark reduziertem Resonanzstrom äußert.

Mal eine blöde Frage:
Was willst Du eigentlich erreichen?
Welche Spannungshöhe soll es denn werden?

von abccba (Gast)


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Was genau soll dem Verstärker nicht gefallen? Die hohe Spannung bekommt 
er ja nicht ab. Die bleibt ja nämlich im Schwingkreis, wobei, jetzt wo 
ich drüber nachdenke... wenn es zu einem WIndungsschluss kommt, dann 
kommt ein Teil der Spannung auch an den Verstärker oder? Ist bissl 
schwierig sich das vorzustellen irgendwie.

von hans (Gast)


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Den Messungen nach hat der Schwingkreis eine Güte von 15, oder? Das ist 
doch ein üblicher Wert für so eine Konstruktion.

von abccba (Gast)


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@Michael O.:
Ja vielleicht ist es tatsächlich auch der Kondensator.
Ich möchte damit einen Piezo ansteuern. Dieser benötigt zwar keine so 
hohen Spannungen, aber er setzt ja ,wenn ich ihn parallel zum 
Kondensator anschließe, die Güte des Schwingkreises herab, weil er ja 
Energie aus dem Schwingkreis abnimmt und in mechanische Energie 
umwandelt. Er verhält sich ja dann sozusagen wie ein Ohmscher Widerstand 
(ja ok nicht ganz, aber man kann es sich vielleicht so vorstellen, da er 
ähnlich wie ein Ohmscher Widerstand Energie abnimmt). Betreibe ich den 
Piezo in seiner Resonanzfrequenz und stimme den Schwingkreis 
entsprechend ab, dann müsste ich eine deutlich kleinere 
Spannungsüberhöhung haben. Was glaube ich das Problem an meinem Aufbau 
ist: Die Resonanz des Piezos ist viel höher und darum setzt er kaum 
Energie um. Deshalb ist die Spannungsüberhöhung so hoch, dass entweder 
der Piezo oder die Spule oder der Kondensator durchschlägt.

Danke für eure Hilfe!

von Ralph B. (rberres)


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Jetzt kommen wir die Sache doch schon näher.

Die Spule hat natürlich auch Verluste. ( Erst recht eine Ferritspule).
Zum einen durch den Skineffekt des Drahtes, aber auch durch magnetische 
Streuung. Die sind bei einen Ferritkern zwar weit geringer, dafür kommen 
aber Ummagnetisierungsverluste hinzu.
Der Piezo ist in erster Näherung im Ruhezustand erst mal ein 
Kondensator.
In dem Moment wo er sich mechanisch verformen will nimmt er reale 
Energie auf um sie als mechanische Kraft abzugeben. Dem Kondensator 
liegt also ein Widerstand paralell. Nicht nur das die Güte dabei sinkt, 
die Resonanzfrequenz verschiebt sich in dem Moment sogar auch etwas.

Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie groß die Kapazität des Piezos 
eigentlich ist? Ich würde mal so im 10nF Bereich tippen.

Für das was du vorhast würde ich anders vorgehen.
Ich würde die Spule einfach in Reihe zum Piezoelement schalten, und an 
der Resonanzfrequenz so lange drehen, bis Resonanz da ist. Messen würde 
ich mit einen 10:1 Kopf an dem Piezo, welches mit einer Seite an Masse 
hängt.
( Die Spule hängt also zwischen Verstärkerausgang und Piezoelement ).

So kannst du aus der Resonanzfrequenz und der Induktivität der Spule auf 
die ungefähre Kapazität des Piezos schließen. ( Nicht ganz genau,weil 
die Tastkopfkapazität des Oszillografen mit ca 10pF noch parallel hängt 
).

Sollte die Güte zu hoch sein würde ich dem Piezoelement ein Kondensator 
mit dem 10 fachen Wert des Piezos parallel schalten. Allerdings habe ich 
dann auch nur noch ein Zehntel des mechanischen Hubes.

Ralph Berres

von ASZ18 (Gast)


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Wieveil Spannung kann der Piezo?
Ich hab schon paar geschrottet, wenn man da die Spannung überhöht...

von Michael O. (mischu)


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ASZ18 schrieb:
> Wieveil Spannung kann der Piezo?
> Ich hab schon paar geschrottet, wenn man da die Spannung überhöht...

Oh, das ist nicht viel
Wichtig ist, dass die Piezos keine Gleichspannung abbekommen.
Typische billige Piezos können vielleicht 20-40Vrms.
Ich habe auch Schaltungen gesehen, bei denen ca. 200-300Vpk verwendet 
werden. Wie lange die dabei funktionieren kann man schlecht sagen.

Wenn es ein sehr Lauter sein soll, dann kaufe Dir doch eine billig 
Türalarmanlage (3-5 EUR). Die sind teilweise schweinelaut und arbeiten 
auf Piezobasis.

von Morti (Gast)


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Wenn die Spule in Sättigung gehen sollte, wäre das eventuell auch eine 
Erklärung

von Michael O. (mischu)


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Morti schrieb:
> Wenn die Spule in Sättigung gehen sollte, wäre das eventuell auch eine
> Erklärung

Das tut die aber erst ab einem nennenswerten Strom.
Mit 0,7mm Drahtdurchmesser und 20mH scheint mir das ein rechter Brocken 
zu sein.

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