Forum: Platinen Änderungswesen für Leiterplatten ?


von mineo y. (mineo)


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Ich würde gerne mal in Erfahrung bringen wie andere Firmen bei sich das 
Änderungswesen von bestückten Leiterplatten handhaben. Also wie stellt 
man sicher das Änderungen auf der Leiterplatte auch in alle Winkel der 
Fertigung vordringen? Gibt es da ein bewährtes Konzept?

Die notwendigen Maßnahmen können ja vielfältig sein und dürfen an keiner 
Stelle im Betrieb vergessen werde:

- welche Änderungen und auch warum sie auf der Leiterplatte/Schaltplan 
gemacht wurden
- trennen alter und neuer Lagerbestände (Rev. A und Rev. B)
- Layout beim Leiterplattenfertiger ändern (von Rev. A auf Rev. B)
- verhindern das die alte Rev. A aus Versehen erneut bestellt wird beim 
Leiterplattenfertiger
- Bestückungsprogramm für den Automaten ändern
- eventuell Lötprofil ändern
- Schaltungsunterlagen/Bestückungspläne in der Fertigung und im Service 
ändern
- Stücklisten (auch bei möglicherweise laufender Bestückung) in der 
Materialwirtschaft ändern
- Produktionsaufträge (auch bei möglicherweise laufender Bestückung) in 
der Materialwirtschaft ändern

usw. usw. usw.

Hat jemand da ein gutes System oder einen Tip? Wie handhabt Ihr das bei 
euch im Betrieb? Natürlich kann ich mir die Liste oben ausdrucken und 
selbst abhaken. Aber ist das wirklich Stand der Technik oder etwas 
hemdsärmlig?

von Reinhard Kern (Gast)


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mineo y. schrieb:
> Aber ist das wirklich Stand der Technik oder etwas
> hemdsärmlig?

Hallo,

den meisten wird nichts übrig bleiben als das so hemdsärmlig zu 
betreiben - es gibt schon Programme, die das vom fertigen Produkt 
abwärts verwalten, aber da landet man schnell bei Systemen wie SAP oder 
Software aus der Flugzeugindustrie (Name fällt mir gerade nicht ein), 
die ab 20000 Euro Monatsmiete kosten.

Du must dir halt eine entsprechende Hierarchie einrichten, das verkaufte 
Gerät besteht aus Modulen (z.B. bestückte Leiterplatten), diese wiederum 
aus anderen bestückten Leiterplatten, unbestückten LP und Bauteilen. 
Werden 5 Geräte bestellt, so muss rekursiv aufgelöst werden, was nicht 
am Lager ist: es kann z.B. sein, dass vom Modul 1 noch 3 da sind und 
eine unbestückte LP, also müssen 2 x Bauteile und 1 LP bestellt werden 
(der Einkauf wird aber nicht nur 1 LP bestellen, sondern die 
eingetragene Mindestbestellmenge, und er hat vielleicht schon bestellt, 
weil die minimale Lagermenge unterschritten war). Man sieht, wie komplex 
das wird, und natürlich ist alles mit einer Revisionsnummer zu versehen. 
Ist beim Gerät eingetragen, dass Modul 1 in Revision B zu verwenden ist, 
so zieht sich diese Revision natürlich durch Stücklisten nach unten 
durch. Es sei denn, die noch vorhandenen Module Rev A sollen 
aufgebraucht werden...

Ohne Software geht das im Prinzip genauso.

Gruss Reinhard

von mineo y. (mineo)


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Das Problem ist einfach das Änderungen an einer Leiterplatte einen 
Rattenschwanz an Aktionen in der Fertigung mit sich führen. Wird eine 
Aktion vergessen wird beim nächsten mal zu 101% Schrott produziert der 
dann händisch wieder korrigiert werden muß (so wie heute.....arghhh!).
Die Wahrscheinlichkeit eine Aktion zu vergessen ist ohne einen 
Automatismus aus meiner Sicht enorm groß. Bei 5 Leiterplatten habe ich 
kein Thema damit mal einen falschen Kerko umzulöten. Aber bei 1-2000 
Stück klappt das nicht mehr so einfach. Vor allem ärgerlich wenn die 
gefertigten Leiterplatten ohne Änderung quasi Schrott sind.
Spätestens wenn mal einer in den Urlaub geht müsste das System soweit 
Narrensicher für die Vertretung sein (die das ja im Zweifel nicht 
täglich macht). Also das es nicht möglich ist auf falsche Unterlagen & 
Dateien zu zugreifen, falsche Material zu bestellen usw.
Ich vermute das man tatsächlich sich ein Dokument erstellen muss in dem 
alle möglichen Änderungsstellen & Aktionen aufgeführt sind und man hakt 
dann entsprechend an/ab was notwendig ist.
Sachen wie 'mal eben' was mit rot im Schaltplan ändern ist dann einfach 
nicht mehr drin (....ich denk schon beim nächsten Produktionslauf 
dran...). Es muß quasi wenn der Entschluß zur Änderung steht auch sofort 
auf Papier festgehalten werden damit nichts mehr durch die Finger 
rutscht. Wahrscheinlich bin ich der erste der auf diese schlaue 
Konsequenz gekommen ist ;-)

von guest (Gast)


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Was sehr Sinn macht ist ein mini-QR unter einem Baustein.
Natürlich muß aber der Lötroboter oder deine Webcam mit SW vor dem
Automaten vorhanden sein. Zudem kann jedes bessere/neuere Handy
diese lesen und ist so in der Lagerhaltung auch einfach zu machen.
ein Beispiel, http://miniqr.com aber nur max 14 Zeichen, ansonsten wird
es ein normales QR. Zu den Bauteilen, auch da wird mit Barcode 
gearbeitet.
Bei Sachen wo es Probleme geben kann weil der Automatismus oder so noch
nicht greift oder nicht verifiziert ist, diese Sperren.
Sperren in dem Sinne, daß es dann zwei oder drei Unterschriften zur
Genehmigung braucht, eintweder zwei verschiedene Facharbeiter, oder auch
ein Abteilungsleiter und ein Facharbeiter oder auch zwei Facharbeiter 
und
ein Abteilungsleiter z.B. Das sind dann Formulare, welche am besten eine
einzige A4 Seite lang sind wo die Änderungen usw sowie ev. auf der 
Hinterseite die Bauteile oder sonstiges aufgelistet sind.
Im Computer, wenn man den Auftrag ausführen will kommt dann die Sperre 
raus mit dem Vermerk zum Ausdruck des Formulars. Natürlich dürfen die 
Personen welche die Unterschrift raufgeben nicht die gleichen sein, 
welche das dann freigeben, ev. der Abteilungsleiter sonst wird das 
System gerne umgangen.
Freigabe geschiet über Barcode sowie einem Authorisierungsschlüssel wie
z.B. Smartcard oder Dongle.
Bei uns benutzen wir beispielsweise eine usb Flashdisk dafür.

von Mine Fields (Gast)


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Wichtig ist es eigentlich 3 Dinge mitzuführen: Stand des Schaltplanes 
(=Stückliste), des Layouts (=unbestückte Platine) und bestückte Platine 
(beides zusammen). Eine Bestückungsänderung wirkt sich schließlich nicht 
im Layout aus, man kann die gleichen unbestückten Leiterkarten 
weiterverwenden.

Der Änderungsstand einer Platine wird durch einen Aufkleber (meist mit 
Barcode für das Warenwirtschaftssystem) sichtbar gemacht. 
Bestückungsprogramme etc. werden auch eindeutig mit diesen 
Änderungsständen gekennzeichnet, der Bestücker hat dafür Sorge zu 
tragen, dass nur der Änderungsstand an der Platine sichtbar ist, nach 
deren Programm gefertigt wurde.

Jeder neue Änderungsstand bekommt eine neue Bestellnummer, damit auch 
die Beschaffung einwandfrei läuft.

Für die Geräte gibt es dann Stücklisten, die angepasst werden. Neue 
Leiterkarte => neue Stückliste => neuer Änderungsstand des Gerätes. Es 
darf nur nach aktueller Stückliste gebaut werden und der 
Produktionsmitarbeiter darf nur streng nach Stückliste fertigen.

Alte Änderungsstände werden im Warenwirtschaftssystem gesperrt, falls 
dieses es hergibt. Damit wird verhindert, dass alte Leiterkarten verbaut 
werden. Man kann bei Bedarf aber auch zulassen, dass noch der alte Stand 
gefertigt wird, um alte Teile aufzubrauchen.

von mineo y. (mineo)


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Ich merke immer wieder das wenn ich meine an alles gedacht zu haben dann 
doch wieder auf ein Problem stoße.

Zum Beispiel es ist eine bestückte Leiterplatte in einem größeren Gerät 
verbaut. Die bestückte Leiterplatte wird geändert (Modellpflege, 
Verbesserung). Es gibt jetzt also Übergangsweise die Leiterplatte xx-A 
und die Leiterplatte xx-B. Es wird also ein neuer Lagerplatz/Fach 
angelegt werden müsssen. Als nächstes ist drauf zu achten das die alten 
xx-A zuerst verbraucht werden. In der Stückliste die der Mitarbeiter zu 
fertigung des gesamten Gerätes hat ist xx-A auch eingepflegt. Sobald die 
xx-A zur Neige geht muss dies erfaßt werden und die Stückliste für das 
Gerät im gesamten (und alle anderen Geräte in denen diese Leiterplatte 
ist!) muss auf die xx-B geändert werden. Und das auch noch schnell weil 
bis dahin keine neuen korrekten Produktionsaufträge gedruckt werden 
können. Das System zur Warenwirtschaft muss also meckern sobald ein 
Gerät mit der xx-A gebaut werden soll obwohl der Lagerbestand für xx-A 
=0 ist.

Eigentlich alles logisch und konsequent.

Nur merke ich in der Praxis immer wieder das es an solchen Kleinigkeiten 
scheitert wie:
- Die Mitarbeiter greifen einfach aus Träumerei (bzw. überlesen den 
Index) in Kiste xx-A und mal in Kiste xx-B
- Die Leiterplatten teilweise nur so groß wie ein 1€ Stück ist und kein 
Aufkleber drauf paßt
- 1-2000 Leiterplatten kann man quasi nicht von Hand kennzeichnen

Ich will ja nicht kleinkariert sein. Ich versuche nur zu verstehen wie 
man solche Dinge ändern/verbessern kann. Man macht sonst immer wieder 
die gleichen unnötigen Fehler. Es ist ja einfach sinnvoll von anderen zu 
lernen die in dieser Richtung schon weiter bzw. professioneller sind.

von Jean P. (fubu1000)


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Hmm,
es gibt SVN !
und es gibt bei EAGLE ne PartListe, das sollte alle eure Problemme lösen 
!

Gruß, und ich hoffe ich habe nix überflogen, wahrscheinlich schon xD

von MB (Gast)


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Der Mitarbeiter bekommt die Kiste mit xx-B eben erst zu sich, wenn die 
Kiste mit xx-A aufgebraucht ist...

von mineo y. (mineo)


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Leider nimmt sich jeder Mitarbeiter nur die Menge aus dem Zentrallager 
die er gerade für diesen Auftrag benötigt.
Aber dieses Problem war nur am Rande aufgetaucht.

Wichtig ist mir zu Erfahren wie in anderen Firmen das Änderungswesen vom 
Ablauf her organisiert ist.

von Miwi (Gast)


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Hallo

Du solltest die Frage im FED-Forum stellen (http://www.fed.de und dann 
zur Mailliste durchsuchen/klicken).

Das Forum hier ist... gut zum Sudern und dem Leidklagen (ist auch 
wichtig), aber IMHO nicht ganz das richtige um Deine Frage aus 
Fertigungssicht zu beantworten.

Grüße

Miwi

von frankman (Gast)


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Bei uns gibt es einen sog. PCR = Product Change Record
Das ist ein Formblatt, wo alle wichtigen Aktionen aufgeführt sind.
Muss eine Leiterplatte / Produkt geändert werden, so müssen sich 
Entwickler und die verantwortlichen Leute aus der Fertigung, sowie die 
QM-Abteilung zusammensetzen und den PCR gemeinsam ausfüllen.
Dort wird dann festgelegt, wer wann was zu machen hat.

z.B. Schaltplan ändern
BOM ändern
Fertiger informieren
Kunde informieren
Restmaterial einziehen /sperren
und so weiter
und so weiter

von Mine Fields (Gast)


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mineo y. schrieb:
> Leider nimmt sich jeder Mitarbeiter nur die Menge aus dem Zentrallager
> die er gerade für diesen Auftrag benötigt.

Dann muss eben das Teil im Zentrallager so lange gesperrt sein, bis das 
alte Teil aufgebraucht ist.

mineo y. schrieb:
> - Die Leiterplatten teilweise nur so groß wie ein 1€ Stück ist und kein
> Aufkleber drauf paßt
> - 1-2000 Leiterplatten kann man quasi nicht von Hand kennzeichnen

Selbst auf die kleinsten Platinen bekommt man noch hübsche Aufkleber mit 
Matrixcode drauf.

Und 1000 Aufkleber bekommt ein geübter Mitarbeiter auch schnell hin. 
Normalerweise läuft das beim Leiterkartentest und kann evtl. auch 
automatisiert erfolgen.

von Reinhard Kern (Gast)


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mineo y. schrieb:
> 1-2000 Leiterplatten kann man quasi nicht von Hand kennzeichnen

Bei solchen Stückzahlen kann man die Versionskennzeichnung im Leiterbild 
mitfertigen lassen, das ist sowieso das zuverlässigste. Eine 
Versionsunterscheidung im Leiterbild der Platine ist zumindest für die 
Aussenlagen sowieso Pflicht.

Gruss Reinhard

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