Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Team oder nicht Team, das ist hier die Frage


von Fredo (Gast)


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Ich möchte die Frage zur Diskussion stellen, was ihr unter Teamwork 
versteht. Bei vielen Firmen, die sich das Wort groß auf die Fahne 
geschrieben haben, scheint es so zu sein, dass dort einfach nur Vorgaben 
in eine Arbeitsgruppe hineindeklariert werden, die dann parallel 
bearbeitet werden und weil es mehr als eine Person ist, die da wurstelt, 
nennt man den Haufen kurzerhand Team.

Meine Vorstellung ist da eine andere! Teamarbeit bedeutet für mich:

1) ... dass man gemeinsam plant und gemeinsam auf ein Ziel zuarbeitet
Das ist oft anders, wenn es einen Vordenker gibt, oder einen Teamleiter, 
der alles festlegen will

2) ... dass man so arbeitet, dass alle insgesamt gut vorankommnen und 
nicht ein einzelner besonders gut und die anderen hintererdackeln
Oft gibt es einige etablierte, die alles festlegen und den anderen die 
Strukturen aufdrängen

3) ... dass man transparent arbeitet, dass andere die Arbeit 
nötigenfalls übernehmen und weitermachen können
Die meisten gegen Doku erst am Ende ihrer Arbeit raus, modifizieren 
stillschweigend gesetzte Ziele und zwingen zum Umbau. Während die schon 
an das nächste Modul rennen, hängt man dann selber hinterher, weil man 
anpassen muss.

4) ... dass man sich auch so verhält, dass man gut zusammenarbeiten kann
Da sehe ich viele Ansatzpunkte, besonders im gegenseitigen Miteinander.

von Daniel G. (daniel83)


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TEAM = Toll Ein Anderer Machts

Entschuldige bitte, aber leider ists oft so.

von yellowstone (Gast)


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@Fredo: Ich würde deine Definition von echtem Teamwork so 
unterschreiben!
Leider kenne ich aber bisher kein einziges Unternehmen(/Abteilung) das 
wirklich so arbeitet.

von Bürovorsteher (Gast)


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Aus längerer Berufserfahrung (34 Jahre) wage ich mal zu sagen:
Schmarrn, Blödsinn, Quatsch, Stuss. Teamwork funktioniert genausowenig 
wie Sozialismus in den Farben der DDR.
Der AG wäre schlecht beraten, wenn er auf solche chaotischen 
selbstorganisierenden Prozesse setzen würde, wo eine akribische Planung 
und die straffe Hand des Projektleiters (früher: Themenleiter) gefragt 
sind.
Im Selbstlauf wird da gar nichts. Wenn sich die Insassen des Büros 
untereinander koordinieren können, umso besser, aber darauf zu 
vertrauen,
ist brandgefährlich.

von yellowstone (Gast)


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@Bürovorsteher: ><((((º>
NOM NOM NOM... :)

von willibald (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Teamwork funktioniert genausowenig

Teamwork funktioniert super, wenn Leute zusammenkommen, deren Wissen und 
Fähigkeiten sich ergänzen. Wenn jeder den Input beisteuert, von dem er 
was versteht, dann entstehen viel bessere Produkte, als wenn einer alle 
Entscheidungen alleine trifft, auch die, für die er nicht der Fachmann 
ist.

Es ist natürlich auch eine Charakterfrage. Nicht jeder passt zu jedem 
Kollegen, und manche arbeiten besser allein. Die Zusammenstellung des 
Teams ist deshalb die erste wichtige Projektentscheidung, die den Erfolg 
des Projekts maßgeblich beeinflussen kann.

Bürovorsteher schrieb:
> eine akribische Planung
> und die straffe Hand des Projektleiters

Auch das ist eine Charakterfrage. Leiten ist mehr als die Ausübung von 
Macht. Und akribische Planung setzt akribisches Wissen in allen 
Bereichen voraus, sonst wird es eine akribische Fehlplanung.

von Team kann muss aber nicht (Gast)


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Hallo,

ich hatte mal einen Kollegen, der verstand unter Teamarbeit, dass alle 
Alles zusammen machen... Das ist so natürlich totaler Dünnsinn

Ich sehe es erstmal grundlegend so, dass alle an einem Strang ziehen. 
Also alle das selbe Ziel vor Augen haben.
Team bedeutet ja nichts anderes als Mannschaft und dieser Begriff 
vereint mehrere Individuen  zu einer Gruppe.
Dabei kann es einzelne Menschen/Kollegen geben die einzigartig sind und 
nicht durch andere zu ersetzen sind. Andere sind durchaus ersetzbar.
Wenn man sich das mal anhand von Sport und da evtl. speziell an den 
Ballsportarten verdeutlicht wird schnell klar, dass der Torwart nicht 
ohne Qualitätsverlust durch einen Stürmer zu ersetzen ist.
Oder beim Rennsport kann sicher kein Mechaniker den Fahrer ersetzen.

Bei der Arbeit sehe ich das genauso. Jeder muss für sich selber 
arbeiten. Es gibt keinen Deckmantel "Team" der einen deckt. Wenn dann 
sind das andere Kollegen. Fällt eine Schlüsselfigur aus dem Team, leidet 
es sehr stark darunter.

Ein Team kann man nicht einfach zusammenstellen, es muss sich finden.

Ich sehe ein Team im Grunde als eine dynamische Abteilung an.
Abteilungen sind betrieblich geprägt, während Teams arbeitsorientiert 
gebildet werden / sich bilden.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Fredo,

Du hast Deinen "Finger" in eine "offene Wunde" des Personalwesens 
gesteckt.
Der Begriff "Team" ist deren Offenbarungseid. Dieser Begriff wird 
überwiegend heuchlerisch benutzt, so dass ihn keiner glaubt die und die 
Benutzung lächerlich wirkt.
Mit "heuchlerisch" meine ich, er wird als Bringschuld des Mitarbeiters 
verstanden, gelegentlich auch an diese vermittelt in beispielsweise 
einem Hochseilklettergarten für "Teams". Aber weitgehend unbegriffen 
ist, wie ein Team "funktioniert", wer welche Voraussetzungen schaffen 
muss für ein Team mit aufrichtigem Miteinander.

Diese Misere ist weniger die Schuld der Personaler, als eher derjenigen, 
die ihnen das theoretische Rüstzeug geben für ihre Arbeit.



Aufklärung

„Verwechslung von Ursache und Symptom ist ein Garant für Ärztepfusch.“ 
(***)

„Einer für alle, alle für einen!" (Alexandre Dumas, die Drei Musketiere)
Wer diese legendäre Teamarbeit als Urwsache begreift, der irrt ähnich 
wie einer, der sein Auto beschleunigen will durch Drehen am Tacho.

Auch hier unter den Antworten finden sich viele, welche Symptome mit der 
Ursache verwechseln - weil es so üblich ist in den sogenannten "soften" 
"Soft Facts". Auch deshalb sind sie so "soft", so unverstanden.

Aufklärung: Wenn das Verhalten von Arbeitnehmern eher treffend 
beschrieben ist mit
1. Sie nehmen die Realisierung ihrer eigenen Wünsche für wichtiger als 
alles andere in der Arbeitszei,
2. Sie arbeiten zur Realisierung ihrer eigenen Wünsche - aber sie meiden 
alle Mühen, die sie dafür für unnötig halten,
dann ist das "gemeinsame höchste Ziel" ("ghZ") eine Ursache für 
Miteinander, Toleranz, flotte Zusammenarbeit und beste Ergebnisse.

In der Fußballweltmeisterschaft heißt dies ghZ natürlich "wir sind 
Weltmeister" - aber dabei denkt jeder auch an die persönlichen Vorteile, 
die sich daraus ergeben wie beispielsweise bessere Verträge und 
Werbeeinnahmen. Aber diese ergeben sich erst nach der Siegesfeier.
Die Gemeinsamkeit des ghZ ist unverzichtbare Voraussetzung, damit der 
eine im Team einen Handschlag für den anderen tut in der Erwartung, der 
Handschlag brächte auch ihn selbst dem ghZ näher.

Eher das Gegenteil finden wir im Söldnerwesen:
„Die Söldner und Hilfstruppen sind unnütz und gefährlich, und wer seine 
Macht auf angeworbene Truppen stützt, der wird nie fest und sicher 
dastehen, denn diese sind uneinig, ehrgeizig, unbändig, treulos, frech 
gegen ihre Freunde, feig gegen die Feinde, ohne Gottesfurcht und ohne 
Glauben gegen die Menschen. Man verschiebt seinen Untergang nur so 
lange, als man den Angriff verschiebt; im Frieden wird man von ihnen 
selbst beraubt, im Kriege vom Feinde. Der Grund dafür ist, daß sie keine 
andre Liebe und keinen anderen Anlaß haben, im Felde zu liegen, als den 
geringen Sold, um dessentwillen sie ihr Leben für dich nicht preisgeben 
wollen. Solange du keinen Krieg führst, wollen sie wohl deine Soldaten 
sein, sobald aber der Krieg ausbricht, laufen sie fort oder gehen nach 
Hause.“ (Niccolò Machiavelli)

Welchen Wunsch könnte denn ein Söldner verwirklichen, indem er seine 
Gesundheit oder gar sein Leben  für seinen Fürsten wirklich einsetzt?
Deshalb war Fahnenflucht eines der größten Probleme der Heere im 
Zeitalter des Alten Fritz. Deshalb mussten die Uniformen so bunt sein, 
damit der Fahnenflüchtige bald im Wald gefunden war und seine sofortige, 
standrechtliche Hinrichtung Gleichgesinnte abschreckte...

Wenn ein moderner Betrieb eher treffend beschrieben ist mit:
1. Manager brechen die Ziele höherer Manager herab zu Zielen ihrer 
Mitarbeiter,
2. Der Mitarbeiter wird organisatorisch behandelt wie eine biologische 
Werkzeugmaschine,
3. Manager werden befördert aufgrund ihrer Versprechen, ihrem 
nächsthöheren Vorgesetzten bessere Ergebnisse zu liefern als 
Konkurrenten,
4. Der Manager bekommt Tantiemen für Zielerreichung seiner Mitarbeiter,
dann ist dieser Manager kein Mitglied in irgendeinem Team, sondern eher 
ein mittelalterlischer, sklaventreibender tributpflichtiger Lehnsfürst 
in moderner Form - und seine Mitarbeiter ähneln den mittelalterlichen 
Leibeigenen, die diesen Tribut erschuften müssen.

Wie gesagt, wenn.


Dies ist mein Gegenbeispiel:
„Wenn die Leute nicht immer per wir in Geschäftsangelegenheiten 
sprechen, nicht Gelegenheit haben, sich bei Ehren und Sorgen des 
Geschäfts beteiligt zu fühlen, so kann man kein treues Festhalten, auch 
in trüberen Zeiten, verlangen und erwarten.“ (Werner von Siemens)

Die Kunst, dies Miteinander zu erreichen, ist eine sehr hohe Kunst. Weil 
sie gar nicht mit Methodenwissen zu erreichen ist, sondern mit Tugenden, 
und zwar der Führungskraft. Fische stinken nun mal vom Kopf her.
Diese Tugenden können aber im Seminar nur in der heuchlerischen Form 
vermittelt werden, für echte Vermittlung ist eine ganz andere Form 
notwendig.


Empfehlung für Arbeitnehmer, welche die Wahl haben:
1. Erkundige dich, ob dein potenzieller Vorgesetzter eher vom Typ A 
"Lehnsfürst" ist oder vom Typ B "Werner von Siemens".
2. Wahrscheinlich zahlt Typ B weniger Gehalt, weil seine Mitarbeiter 
auch ohne die "Schmerzensgeldzuschläge" bleiben, ohne die A seine 
verlieren würde.

Eine Empfehlung für Mitarbeiter, wie sie mehr Miteinander unter ihren 
Kollegen erreichen können, wäre zwar denkbar, aber auch eine 
Aufforderung zur Rebellion - und so was tut man nicht.

Ich bekenne, ich bin in einem eigentümergeführten Unternehmen groß 
geworden, das eher dem Typ B ähnelte. Mit einer sehr geringen 
Fluktuation, im Miteinander konnten sich die Führungskräfte das 
(aufrichtige) Vertrauen ihrer Mitarbeiter länger bewahren.
Ich vermute, ohne dies beweisen zu können, Mitarbeiter in Typ, über ihre 
"worklife balance" gesehen, fahren besser und bleiben länger gesund.


Mein Appell, Fredo: Lass Dich nicht vergackeiern von den sogenannten 
"Soft Facts". Sondern Gesellschaften wie "mein Team" lassen sich mit 
Technikverstand besser begreifen als "soziale Systeme". Dann liefert die 
Frage "wie funktioniert das?" ungewöhnliche Antworten, von denen aber 
viele deutlich besser sind als die gewöhnlichen Antworten.

Ciao
Wolfgang Horn

von Marc2410 (Gast)


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ich habe eigentlich größtensteils nur schlechte Erfahrungen gemacht mit 
Teamarbeit. In meiner jetzigen Firma, ist es so wie du sagst. Es 
arbeitet jeder halt an irgendwas und weil halt jeder an irgendwas dran 
ist und im gleichen Raum sitzt, nennt man das "Team". Keine richtige 
Zusammenarbeit, seltenst gemeinsames Codereview, jeder macht seinen Teil 
und weiß vom anderen nix..

von Falk B. (falk)


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@  Team kann muss aber nicht (Gast)

>Ich sehe es erstmal grundlegend so, dass alle an einem Strang ziehen.

Nur nicht immer in die gleiche Richtung ;-)

von Stefan K. (berliner)


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1) wenn es kein Alpha - Tier gibt wissen die Anderen meist nicht wohin, 
können sich nicht einigen

2) in den Gruppen gibt es einzelne(öfter), die viel mehr können/bereit 
sind zu tun als die anderen, wenn man Gleichmacherei betreibt, sehen die 
keinen Sinn mehr zu leisten als die anderen. Dies ist nicht im Sinne des 
Arbeitgebers.

3) ja ja ja immer sind die Anderen schuld

4) dann fang erstmal bei dir an

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Stefan,

> 1) wenn es kein Alpha - Tier gibt wissen die Anderen meist nicht wohin,
> können sich nicht einigen
Es kommt nicht darauf an, dass man irgendeinen Typen hat mit dem größten 
Bizeps.
Sondern wer aufrichtige Teamarbeit will, der muss dazu viele 
Voraussetzungen zusammen bringen. Eine davon: Das "Alpha-Tier" hat eine 
Einstellung zu sich, zur gemeinsamen Aufgabe und zu seinem Team, die 
eher der des Alten Fritz ähnelt:
"Ich bin der erste Diener meines Staates" (Friedrich der Große)
Das Gegenteil wäre die Einstellung des Ludwig XIV: "Der Staat bin ich."

Aber woher hättest Du das Verständnis haben können?

> 2) in den Gruppen gibt es einzelne(öfter), die viel mehr können/bereit
> sind zu tun als die anderen, wenn man Gleichmacherei betreibt, sehen die
> keinen Sinn mehr zu leisten als die anderen. Dies ist nicht im Sinne des
> Arbeitgebers.
Mir scheint, der Arbeitgeber kann wollen, was immer er will, er kriegt 
doch nur biologische Werkzeugautomaten, die entweder funktionieren oder 
entsorgt werden.

> 4) dann fang erstmal bei dir an
Die Selbsthilfe funktioniert nur dort, wo die Voraussetzungen dafür 
vorhanden sind.
Wer die nicht vorfindet, und auch nicht kennt, um sie zu schaffen, der 
ist ohnmächtig.

Ciao
Wolfgang Horn

von willibald (Gast)


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Team kann muss aber nicht schrieb:
> ich hatte mal einen Kollegen, der verstand unter Teamarbeit, dass alle
> Alles zusammen machen...

Nein, so nicht. Wenn die Aufgaben verteilt sind, geht natürlich jeder 
selbständig an seine Arbeit. Aber im Gegensatz zur umfassenden Führung 
durch einen Projektleiter werden die wichtigen Entscheidungen im Team 
getroffen, nachdem jeder Gelegenheit hatte, seine Vorschläge zu machen.

Das hat Vorteile:

1. Jedes Teammitglied denkt das Projekt in seinem Bereich durch, solange 
es noch in der Planungsphase ist. Alle Denkfehler, die in dieser frühen 
Phase auffallen, sind relativ leicht zu korrigieren.

2. Jedes Teammitglied hat einen guten Überblick über den Gesamtplan und 
über das Wie-machen-wir-es. Dadurch kann es in seinem Arbeitsbereich 
selbständig weitere Entscheidungen treffen, ohne ständig Rücksprache 
halten zu müssen mit dem allwissenden Projektleiter. Dadurch kann viel 
Zeit gespart werden.

Natürlich muss es regelmäßig Reviews geben über das 
Was-haben-wir-bisher-gemacht und das Passt-das-alles-noch-zusammen. Und 
dabei wird es auch zu Korrekturen am Plan kommen, wenn man feststellt, 
dass man bestimmte Dinge bisher übersehen hat. Aber die Akzeptanz 
solcher Korrekturen ist im allgemeinen höher, als wenn sie von oben 
verordnet werden.

3. Jedes Teammitglied hat einen Überblick über den Fortschritt und 
darüber, wo es eventuell hakt. Wer das weiß, kann sich in einer freien 
halben Stunde mal Gedanken über mögliche Lösungen machen, auch wenn da 
Problem nicht auf dem eigenen Schreibtisch liegt. Das ist nicht der 
Fall, wenn jeder nur eine Aufgabenliste vom PL kriegt, die er bis zum 
Tag X abhaken muss.

von Fredo (Gast)


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Klingt schon ganz gut, was hier so kam. Ich verstehe Teamarbeit auch 
nicht so, dass man unbedingt ALLES mit mehreren Leuten machen muss, aber 
gerade bei größeren Softwareprojekten ist es doch so, dass nicht ales 
von einem gemacht werden kann, weil es viel zu lange dauert.

Ich möchte eigentlich gerne darauf hinaus, dass Ziele auch klar 
schriftlich formuliert werden. Ich habe nämlich schon die Erfahrung 
gemacht, dass mir mal ein Abteilungleiter im Nachhinein gekommen ist und 
erklärt hat, er habe es ganz anders haben wollen. Die Möchtegern-Leiter 
neigen nämlich oft dazu, so ihre Denkfehler zu kaschieren.

Was auch wichtig ist: Einmal über die oft ziterte Haltung nachzudenken, 
"Ich bin Teamplayer, weiss aber, dass man nur druch gute 
Einzeldarstellung weiterkommt).

Es ist denn so, dass man Einzeldarstellung und das "sich von anderen 
Abheben" braucht, um Leiter zu werden? Ist das dann nicht eine quasi 
"Entsorgung" des Teamunfähigen nach oben?

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Fredo schrieb:
> Es ist denn so, dass man Einzeldarstellung und das "sich von anderen
> Abheben" braucht, um Leiter zu werden? Ist das dann nicht eine quasi
> "Entsorgung" des Teamunfähigen nach oben?

Ja, wobei es nur die halbe Wahrheit beschreibt. Eine Eigenschaft muss 
man auch noch haben um befördert zu werden: Den Willen zur Macht.

Der wirbellose stromlinienförmige weich-Teamplayer kommt nicht in diese 
Position.

Die wichtigste Eigenschaft die den typischen Untergebenen vom typischen 
Vorgesetzen unterscheidet? Letzterer hat die Eier NEIN zu sagen - 
während Ersterer ein typischer JA-sager ist.

von ameise123 (Gast)


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jeder kann gerne im team arbeiten, aber befördert wird hinterher immer 
nur EINER!!!

von Axel L. (axel_5)


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Ich sehe das nicht ganz so negativ.

Bei uns (internationaler Konzern) läuft das so, dass bei Projekten Leute 
auf beiden Seiten des Atlantik an dem Projekt mitarbeiten und der 
Projektleiter formal zwar der Leiter ist, praktisch aber nicht wirklich 
Durchgriff auf die Leute hat. Denn Urlaub, Arbeitszeit etc. werden dann 
eben doch lokal festgelegt. Letztlich muss der Projektleiter sich also 
darauf verlassen, dass alle mitziehen.

Wer dabei immer wieder durch nicht eingehaltene Termine, miese Qualität 
etc. auffällt, hat mittelfristig schon ein Problem. Umgekehrt hat 
jemand, der sich durch Termintreue, gute Beiträge etc. hervorhebt 
durchaus Bonuspunkte. Die werden zwar nicht unbedingt direkt wirksam, 
aber letztlich ist der eigene Arbeitsplatz und das Gehalt schon davon 
abhängig, ob man positiv oder negativ auffällt.

Und es gibt nicht so viele Teammitglieder, dass die Minderleistung 
einzelner nicht doch auffällt, am Ende zählen die Resultate. Blender 
können sich letztlich nicht allzu lange halten, zumindest nicht auf 
"Working level".

Gruss
Axel

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Fredo,

> Es ist denn so, dass man Einzeldarstellung und das "sich von anderen
> Abheben" braucht, um Leiter zu werden? Ist das dann nicht eine quasi
> "Entsorgung" des Teamunfähigen nach oben?

Erstens zur Teamfähigkeit. Ein gemeinsames, angeborenes Charaktermerkmal 
aller Primaten ist die Fähigkeit, im Miteinander weit mehr erreichen zu 
können als eine Horde Einzelkämpfter - oder gar ein Menge von 
Opportunisten, die nach dem Motto arbeiten "jeder für sich, jeder gegen 
jeden, und unser lächerlicher Boss gegen alle".

Diese Teamfähigkeit ist schon in der Kinderkrippe zu beobachten, sowie 
in der Freizeit. Gerade dort, wo Trainer teuer bezahlt werden, um diese 
Teamfähigkeit für die Arbeitzeit zu vermitteln. Völliger Quatsch - wozu 
vermitteln, was schon angeboren ist? Wer das für notwendig hält, der 
sollte Arbeitnehmern auch vermitteln, wie sie atmen und ihre Balance auf 
zwei Beinen halten sollen...

Sondern: Vernünftige Menschen setzen eine ihrer Fähigkeiten nur ein, 
wenn sie daraus einen persönlichen Vorteil erwarten.
Wo in Firmen Teamarbeit aber verstanden wird als "jeder soll im Namen 
der Teamarbeit seinem Arbeitgeber mehr Arbeit geben als nach 
Arbeitsvertrag, aber es wäre eine Unbotmäßigkeit, dafür eine 
Gegenleistung zu erwarten", da bleibt diese lächerlich dümmliche 
Forderung natürlich unerfüllt - oder nur heuchlerisch.
Solche Forderungen sind nicht nur eine Dreistigkeit, sondern auch die 
Offenbarung von Dummheit.


„Zweiter Grundsatz wirksamer Führung: Es kommt darauf an, einen Beitrag 
zum Ganzen zu leisten.“ (Prof. Fredmund Malik, St. Gallen)

Zum Konflikt "Einzeldarstellung" und "Teamverhalten".
Es ist die Aufgabe aller Führungskräfte - ich wiederhole: Aller -, 
teamschädigendes und firmenschädigendes Verhalten zu ächten und statt 
dessen das Verhalten eher zu würdigen und zu belohnen, des dem Ganzen 
dienen wollte.
Aber wie groß ist der Anteil derjenigen Führungskräfte, die das für sich 
selbst behaupten, ohne sich dadurch lächerlich zu machen?

Drittens, was man denn bräuchte, um Leiter zu werden.
Das bestimmen Vorstand und Geschäftsführung unter Beratung des 
Personalwesens. In dem einen Unternehmen so, in dem anderen anders.
Das kann jeder selbst weitaus besser erkunden, als irgendein Fremder.

Ciao
Wolfgang Horn

von Loonix (Gast)


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Fredo schrieb:
> Ich möchte die Frage zur Diskussion stellen, was ihr unter Teamwork
> versteht.

Wenn alle das gerne tun, was ich ihnen sage. ;)

von Fredo (Gast)


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> befördert wird hinterher immer nur EINER!!!
Warum wird er befördert?

Weil er gut als Teammitglied war?
Weil er letztlich doch Einzelkämpfer ist?

Wer im Team gut war, den darf man nicht befördern, weil er kaum ersetzt 
werden kann.

Wer im Team NICHT gut war, den darf man aber auch nicht befördern, weil 
er kein Verständnis fürs Teamwork hat.

Wer soll Teamleiter sein?

Und was macht ein Teamleiter? Wenn sich alle selber absprechen braucht 
es keinen Leiter. Wenn er aber alles steuert, ist es kein Team sondern 
nur eine Einzelarbeitrgruppe.

Behauptung: Es gibt keinen Teamleiter, weil "Team" und "geleitet werden" 
sich einander widersprechen.

von CHH (Gast)


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Hi,

also ich würde das nicht sooo negativ sehen - Teamarbeit kann 
funktionieren und kann ein echter Fortschritt sein, setzt aber voraus, 
dass die Leute zusammenpassen und TEAM eben nicht als "toll ein anderer 
machts" verstehen, sondern sich ihrer Teamverantwortung bewusst sind.

Wir arbeiten hier seit einiger Zeit im Scrum/Agile Model - es gab 
Anfangs einiges an Problemen, bis die Leute verstanden hatten, dass 
ihnen niemand mehr sagen wird was sie tun sollen, sondern sie selber 
verantwortlich sind ... der Gewinn der ganzen Sache ist, dass die Leute 
effizienter arbeiten (warum auch immer), die Zusagen verlässlicher 
wurden und die Software letztlich nun stabiler ist ... Insgesamt wurde 
die Entwicklung zwar "langsamer", dafür kommt hinten jetzt aber keine 
Bananensoftware mehr raus - was den Kunden letztlich freut!

Damit das funktionieren kann muss natürlich der Arbeitgebeber mitspielen 
- und da sind viele wohl noch nicht bereit dazu. Letztlich haben wir 
aber genau das was hier im Thread oben von einem "Team" gefordert wurde 
- und ich würde sagen es funktioniert (inzwischen) super!

von Fredo (Gast)


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Oje "Scrum" / "Agile" / "Extrem" / "Progressive" und andere Methoden, da 
habe ich schon eine Allergie gegen. Und es gibt noch kein 
Behandlunsmittel.

von willibald (Gast)


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Fredo schrieb:
>> befördert wird hinterher immer nur EINER!!!
> Warum wird er befördert?
>
> Weil er gut als Teammitglied war?
> Weil er letztlich doch Einzelkämpfer ist?

Weil er gut als Teammitglied war UND dabei Führungsqualitäten erkennen 
ließ.

Teamleiter sein heißt nicht, ab jetzt nur noch die Befehle zu verteilen. 
Der Leiter sollte sich weiterhin als Teammitglied sehen, er hat nur 
zusätzlich die Verantwortung für das Ganze und deshalb bei strittigen 
Entscheidungen das letzte Wort.

> Wer im Team gut war, den darf man nicht befördern, weil er kaum ersetzt
> werden kann.

Fast jeder ist zu ersetzen, der eine leicht, der andere etwas schwerer. 
"Du bist hier unersetzlich" darf kein Karrierehindernis sein. Gute Leute 
darf man nicht blockieren, sonst sind sie irgendwann ganz weg, und das 
wäre dann wirklich ein Verlust.

> Und was macht ein Teamleiter? Wenn sich alle selber absprechen braucht
> es keinen Leiter. Wenn er aber alles steuert, ist es kein Team sondern
> nur eine Einzelarbeitrgruppe.

Das sind die theoretischen Extremfälle. Die Praxis liegt irgendwo in der 
Mitte.

Erstens will die Geschäftsführung einen Ansprechpartner haben und 
nicht das ganze Team zum Meeting laden müssen.

Zweitens wird sich in den meisten Fällen schnell herauskristallisieren, 
wer Talent und Neigung zur Leitung hat, wer (z.B. aufgrund von relativer 
Unerfahrenheit) Führung braucht und wer zwar fachlich hervorragende 
Arbeit leistet, aber für Kollegen unerträglich ist (Eigenbrötler, 
Besserwisser, ...) und deshalb unbedingt einen Moderator braucht, der 
ihn im Zaum hält.

von Gisi (Gast)


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>Erstens will die Geschäftsführung einen Ansprechpartner haben
Wäre der Abteilungsleiter. Das muss noch nicht heissen, dass man 
technische Entscheidungen nicht im Team fällen kann.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Gisi,

um das Haar noch feiner zu spalten:
>>Erstens will die Geschäftsführung einen Ansprechpartner haben
> Wäre der Abteilungsleiter. Das muss noch nicht heissen, dass man
> technische Entscheidungen nicht im Team fällen kann.

Meine Spaltlinie setzt hier an: Ist eine demokratische Teamentscheidung 
verträglich mit den Grundstrukturen eines Arbeitgebers?

"Die Kunst des Managements besteht ohnehin darin, mit weniger Wissen, 
als es die Mitarbeiter haben, diese zu führen." (Bernd Pischetsrieder, 
Ex-BMW)

Antwort zur Teamentscheidung: Wo diese Weisheit wahr ist, und in der 
Entwicklung ist sie immer wahr, da braucht der Ansprechpartner, ob 
Abteilungsleiter, Projektleiter oder Laborleiter, das engagierte 
Mitdenken seines Teams.
Also Ade zu den selbstherrlichen und autokratischen Entscheidungen des 
Bosses.

Aber deswegen eine demokratische Entscheidung seines Teams?
Nicht in einer GmbH oder AG.
Sondern dies ist das Ideal für ein marktwirtschaftlich orientiertes 
Unternehmen, das seine Konkurrenten überflügeln will:
"Ein Vorstandsvorsitzender muß eine Aura schaffen, in der sein Team sich 
mit seinen positiven, negativen, kreativen Elementen voll einbringen 
kann. Was dabei herauskommt, ist immer kontrovers. Irgendwann muß die 
Analysephase aber abgeschlossen werden und der Vorsitzende auf den Putz 
hauen: Schluß, aus, ..., so wird's gemacht." (Helmut Werner, einst 
Mercedes-Benz)

Das heißt:
1. Der Chef muss diese "Aura" schaffen, das kann nur eine Aura des 
Miteinander sein und des engagierten Mitdenkens aus persönlicher 
Überzeugung. Der Chef sollte diese besser schaffen, als zu warten, bis 
seine Horde Opportunisten von selbst das Miteinander entdeckt.
2. Die Kunst ist das Schüren eines leidenschaftlichen Disputes bei 
gleichzeitiger Kontrolle, dass der Disput auf die Sache beschränkt 
bleibt.
3. Wenn alle wichtigen Aspekte betrachtet sind, noch keine klare 
Entscheidung gefallen ist, sondern der Disput nun die unwichtigen 
betrachtet, dann darf der Chef diesen abbrechen mit einem mächtigen 
"letzten Wort".
4. Ein Arbeitgeber darf dieses letzte Wort nur an eine Person 
delegieren, die es so fällt, wie er es an deren Stelle gefällt hätte.

Dieser Punkt 4. ist das Ade an den Traum von der demokratischen 
Teamentscheidung in einem Unternehmen von Arbeitgeber und -nehmer.


Ende der Haarspalterei. Aber gelegentlich muss man sich klar ausdrücken 
und auch begründen.


Ciao
Wolfgang Horn

von Klaus D. (kolisson)


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Bürovorsteher schrieb:
> Aus längerer Berufserfahrung (34 Jahre) wage ich mal zu sagen:
> Schmarrn, Blödsinn, Quatsch, Stuss. Teamwork funktioniert genausowenig
> wie Sozialismus in den Farben der DDR.
> Der AG wäre schlecht beraten, wenn er auf solche chaotischen
> selbstorganisierenden Prozesse setzen würde, wo eine akribische Planung
> und die straffe Hand des Projektleiters (früher: Themenleiter) gefragt
> sind.

Absolut meine Gedanken.
Ein Team soll unter versteckter Führung das Gefühl der 
Selbstorganisation
entwickeln.

Das ist aber tatsächlich wichtig.

Gruss K.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Ingenieure!

Ihr könnt kausal denken, sonst wärt Ihr keiner.
Aber wenn ein Ingenieur sich einreden lässt, diese Fähigkeit habe er nur 
für die Technik und sein Auto, im Bereich der "Soft Facts" aber seien 
alle Widersprüche der dortigen Fachleute gleichzeitig wahr, der ist 
selber schuld an der Einschränkung seiner Fähigkeiten.


>> Teamwork funktioniert genausowenig wie Sozialismus in den Farben der DDR.
Das ist mit dem Fahrrad. Wer nicht begriffen hat, das die Kette sowohl 
auf das Ritzel gehört als auch auf das große Zahnrad an der Tretkurbel, 
der könnte nach einigen Fehlversuchen zu einem Urteil kommen wie 
"Radfahren funktioniert nicht!"

Die Nase hat vorn, wer die kausalen Zusammenhänge durchschaut.
Temarbeit läßt sich nicht befehlen, weil das, was das "Team" ausmacht, 
freiwillige Leistungen erfordert, die über den Arbeitsvertrag 
hinausgehen.
Die ferner auch nur zu leisten bereit ist, wer sein Team schätzt - und 
seine Führungskraft. Wer sich in ihm gut aufgenommen fühlt.
Wo Ausbeuter am Werk sind, in welcher Form auch immer, da fehlt 
mindestens eine unverzichtbare Voraussetzung.
Leider sind der Voraussetzungen mehrere. Im christlichen Wertesystem hat 
der Pfarrer sie eingefordert mit Drohungen von ewigen Höllenqualen für 
Sünder und mit Begründungen, die heute nicht mehr ziehen.
Leider hat sich die Individualpsychologie um die Frage der 
Voraussetzungen nur wenig gekümmert.
Aber wer meint, Werner von Siemens habe keine Teamarbeit gekannt, der 
hat noch keine Garagenfirma kennengelernt, wie die S&H mal anfing.
Wer den Begriff "Sozialismus" buchstabieren kann, der sollte auch 
wissen, dass die russische Revolution ohne Teamarbeit im Team "Lenin" 
nicht funktioniert hätte.
Die absolute Verleugnung der Teamarbeit ist jedenfalls schlichtweg 
falsch.
Außerdem - mein Onkel und meine Tante, berufstätig nahe Potsdam gewesen, 
waren nach dem Weltkrieg voll des Teamgedankens gewesen, den 
sozialistischen Menschen zu erziehen.
Sozialismus kann auch funktionieren - aber wiederum nur unter bestimmten 
Voraussetzungen.


>> Der AG wäre schlecht beraten, wenn er auf solche chaotischen
>> selbstorganisierenden Prozesse setzen würde, wo eine akribische Planung
>> und die straffe Hand des Projektleiters (früher: Themenleiter) gefragt
>> sind.
Das wiederum ist korrekt. Das Geschwafel mancher Dilettanten von der 
Selbstorganisation, man bräuchte keine Führungskräfte mehr, ist auch 
Offenbarung des Unwissens, gepaart mit blinder Sozialträumerei.

Wir Ingenieure müssen schon vor unserer Arbeit erklären können, wie das 
Ergebnis funktionieren wird. Andere Berufsgruppen sind dazu gar nicht in 
der Lage. Lasst Euch von denen nicht für dumm verkaufen.


> Ein Team soll unter versteckter Führung das Gefühl der
> Selbstorganisation entwickeln.
Im Beruf ist das Sozialträumerei. Täte das eine Führungskraft, wäre das 
eine Variante der "Feigheit vor dem Feind".
Es gibt genügend Führungskräfte, die zumindest in der Freizeit ihre 
Kunst beweisen, ein Team gründen und anleiten zu können, in dem 
Miteinander entsteht. Und sei es nur zum Grillen in der Nachbarschaft.
Im Beruf haben sie diese Fähigkeit noch - aber allzu häufig fehlt ihnen 
mindestens eine der dafür unverzichtbaren Voraussetzungen.

Welche das sind - Näheres in der Arbeitsgruppe Teambau im 
Württembergischen Ingenieurverein (VDI Stuttgart), Hamletstr. 11, schon 
heute Abend 17:00, Eintritt frei.
Wir untersuchen den Nutzen der Anwendung von Ingenieurfähigkeiten auf 
soziale Systeme. Heute nehmen wir uns die Schattenseiten der Balanced 
Score Card vor. Denn die wird hemmungslos propagiert, als wäre sie ein 
Univeralheilmittel für alle krankenden Unternehmen, aber der 
Befürworter, den ich vor Publikum nach Nebenwirkungen und Risiken dieser 
"Arznei" fragte, machte nur große Augen und offenbarte mit seiner 
Antwort, darüber nie nachgedacht zu haben.
Wer von Euch Ingenieuren könnte dermassen inkompetent daher kommen?
In der AG Teambau wollen mir mal gucken, wie der Ingenieur diese Risiken 
und Nebenwirkungen für sich nutzen kann.

Lasst Euch nicht für dumm verkaufen. Mit Euren Ingenieurfähigkeiten 
könnt Ihr viel mehr, als manche, die von diesen Fähigkeiten keine Ahnung 
haben, Euch einreden wollen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Trolljäger (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Wer nicht begriffen hat, das die Kette sowohl
> auf das Ritzel gehört als auch auf das große Zahnrad an der Tretkurbel

Ketten haben auf Zahnraedern nix verloren!
Sollte man als Federringexperte wissen.

von Kap. Hoorn (Gast)


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Team heißt für mich, dass man sich aufeinander verlassen kann und dass 
alle darauf Wert legen, dass das Endprodukt gut aussieht und nicht dass 
man selbst gut dasteht, weil die anderen schuld an Fehlern sind.

Eine kleine Geschichte aus meiner Uni-Zeit. Wir waren sechs Studenten 
und eine Aufgabe war es, einen Entwurf zu schreiben. Es ist natürlich 
klar, dass jeder ein bis zwei Kapitel beiträgt, abhängig vom Umfang. Was 
aber bei den anderen nicht angekommen war: Man sollte auch mal 
überprüfen, ob die anderen keinen Schaiß geschrieben haben, 
Rechtschreibung vor allem ist ein Problem. Bei n Leuten würde man die 
Gesamtarbeit in n Teilen einteilen. Person 1 macht Teil 1, Person 2 den 
zweiten Teil usw. Dann geht's um die Rechtschreibungkontrolle: Person i 
kontrolliert Teil (i + 1) mod n. Es ist unsinnig, wenn jeder seinen 
eigenen Teil kontrolliert, weil die emotionale und zeitliche Distanz zum 
Geschriebenen steht.

Was war damals passiert? Ich habe eine Woche vor Abgabe mitgeteilt: Hier 
ist mein Teil, bitte schaut noch mal drüber, wegen Rechtschreibfehler. 
Ein Passnelke sagte mir dann auch: Ja, alles okay in meinem Teil, keine 
Rechtschreibfehler. Das war komplett geschwindelt, als ich drei Wochen 
später nochmal reinsah, fielen mir richtige Klopper auf.

Das "Team" hat einfach nicht funktioniert. Ich habe die meiste Energie 
reingesteckt und schaffte als einziger das Diplom. Die anderen schafften 
noch nicht einmal das Vordiplom.

Und so, wie täglich das Murmeltier grüßt, kehren solche Erfahrungen 
immer wieder. Zwei so Nulpen hatten wir in einem Vierer-"Team", aber das 
war dann schon Hauptstudium. Die haben nie auf E-Mails angewortet oder 
dergleichen. Man hatte den Eindruck, dass man gegen eine Wand redet. Und 
als es darum ging, zu programmieren, haben die mit ihrer Art, alles auf 
den letzten Drücker zu machen, die Gesamtleistung geschmälert. Wenn man 
seinem Team Quellcode zu lange vorenthält, kann das Team den Quellcode 
nie durchdringen und Fehler entdecken.

Und wie sollte es anders sein? Zwei von vier waren immer fleißig und 
pünktlich und haben das Studium fast in Regelstudienzeit abgeschlossen. 
Die eine Nulpe hat erst nach 23 Semestern das Studium abgeschlossen, die 
andere Nulpe ist jetzt auch schon im 20. Semester und wird nächste Woche 
das Diplom verteidigen.

Wenn ich diese Lebensläufe so betrachte, geht bei mir sofort eine 
Schublade auf und wieder zu. Wäre ich Personaler, hätten die keine 
Chance. Und vielleicht ist auch das ein guter Hinweis, ob jemand fähig 
ist, oder nicht. Fachlich schwach zu sein und trotzdem teamfähig, ist 
fast ein Ding der Unmöglichkeit. Fachlich topp und nicht teamfähig, ist 
eher vorstellbar. Die Regelfälle sind: Fachlich schlecht und nicht 
teamfähig, sowie Fachlich hervorragend und teamfähig.

von willibald (Gast)


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Kap. Hoorn schrieb:
> Und vielleicht ist auch das ein guter Hinweis, ob jemand fähig
> ist, oder nicht. Fachlich schwach zu sein und trotzdem teamfähig, ist
> fast ein Ding der Unmöglichkeit. Fachlich topp und nicht teamfähig, ist
> eher vorstellbar. Die Regelfälle sind: Fachlich schlecht und nicht
> teamfähig, sowie Fachlich hervorragend und teamfähig.

Mit dieser Einteilung bin ich nicht einverstanden. Ich kenne zu jedem 
dieser Punkte mehrere Gegenbeispiele. Vor allem die Ellbogentaktiker und 
Nerds (können und wissen alles, sind aber im Team absolut unbrauchbar 
und bekommen daher in der Regel Einmannprojekte), aber auch die, die 
wahrlich keine Leuchten sind, aber mit viel Fleiß, Sorgfalt und 
Freundlichkeit (!) den Überblick bewahren und das Team zusammen und die 
Alphatiere friedlich halten.

Außerdem malst du sehr schwarz-weiß, bei dir ist jemand entweder top 
oder schlecht. Was ist mit den 90 Prozent in der Mitte der Gaußglocke, 
die einfach nur normal sind?

von Bürovorsteher (Gast)


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> Wer den Begriff "Sozialismus" buchstabieren kann, der sollte auch
> wissen, dass die russische Revolution ohne Teamarbeit im Team "Lenin"
> nicht funktioniert hätte.

...uääähh, nimm es mir bite nicht übel, obwohl politische Diskussionen 
hier verpönt sind, muss ich mich doch zur Person L. äußern. Früher habe 
ich diesen Herren auch mal für einen tollen Hirsch gehalten. Als ich vor 
zwei Jahren umgezogen bin, fielen mir eine Menge Fachbücher in die 
Hände, die mir meine Hochschule (Leningrader Nachrichtentechnisches 
Institut) als Erinnerung überlassen hatte. U.a. fand sich dort eine 
Kurzausgabe mit den Aufsätzen und Werksausügen besagter Person. Ich habe 
mir das dann noch mal in Originalsprache (in den Übersetzungen wird 
immer sehr viel geschönt und geglättet) reingezogen. Fazit: Brutale und 
primitive Sprache, könnte auch von Ahmahdi... stammen, so wie ich ihn 
mir vorstelle. Ein kleiner Giftzwerg, der ohne das Geld und die 
logistische Unterstützung von Kaiser Wilhelm keine Revolte auf die Reihe 
bekommen hätte.
Meine ganz persönliche Meinung ist (ja, sie mag falsch sein), dass die 
Revolution von 1917 nicht unbedingt der absolute Glücksfall für Russland 
war.

Irgendein Franzose sagte dazu: "Wer mit 18 kein Kommunist ist, ist 
herzlos; wer mit 30 immer noch einer ist, ist dumm."
Dem schließe ich mich voll an.
Sorry an die Mods für meine politischen Bekenntnisse.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Kap. Hoorn,

> Team heißt für mich, dass man sich aufeinander verlassen kann und dass
> alle darauf Wert legen, dass das Endprodukt gut aussieht und nicht dass
> man selbst gut dasteht, weil die anderen schuld an Fehlern sind.
Das hast Du gut beschrieben.
Aber: Das alles sind eher Symptome als Ursachen.
„Verwechslung von Ursache und Symptom ist ein Garant für Ärztepfusch.“ 
(***)
>
> Das "Team" hat einfach nicht funktioniert.
Symptom richtig beschrieben, aber Fehldiagnose. Sondern: Der sogenannte 
"Selbstorganisationsprozess" hat nicht funktioniert.

"Übrigens glaube ich weder an Unstern noch Fluch, sondern nur an kluges 
und dummes Handeln." (Werner von Siemens)

Genauer: Die für den Erfolg der Arbeit verantwortliche Führungskraft hat 
dumm gehandelt. Sie hat versagt.
Sie hat sogar mehrfach versagt, denn als Führungskraft muss man den 
Prozess der Teamarbeit auch begleiten, zumindest beobachten, und bei 
Bedarf nachsteuern.

Wäre gemein, wenn das Führungsversagen dieser Person drei Studenten die 
Karrriere gekostet haben sollte.

Der zuständige Professor gehört auf eine "schwarze Liste" für angehende 
Studenten: "Ja nicht hier einschreiben, bis der Professor seine Lücke 
ausgebessert und seine Inkompetenz überwunden hat."


> Und so, wie täglich das Murmeltier grüßt, kehren solche Erfahrungen
> immer wieder. Zwei so Nulpen hatten wir in einem Vierer-"Team", aber das
> war dann schon Hauptstudium. Die haben nie auf E-Mails angewortet...
Und es gab auch keinen, der diese Fehlentwicklung korrigiert hätte?


> Wenn ich diese Lebensläufe so betrachte, geht bei mir sofort eine
> Schublade auf und wieder zu.
Vielleicht hätten die vernachlässigten Kollegen bessere Chancen in einem 
Unternehmen, dessen Persoanler voll auf die 
"Selbstorganisationsprozesse" setzen... ;-)


> Und vielleicht ist auch das ein guter Hinweis, ob jemand fähig ist.
Vielleicht. Aber nicht jeder ist unfähig, dessen Führungskraft ihm ein 
schrecklich schlechtes Vorbild war.
Aber auch in der Pädagogik werden Stellen gestrichen, weil manchen 
Voraussetzungen für Erfolg die "Zahlen, Daten, Fakten!"-Argumente 
fehlen, die ein Controller einsehen könnte.

> teamfähig
"Teamfähigkeit" ist ein Begriff des Dummschwätz.
Denn allen Primaten ist die Fähigkeit angeboren, gemeinsam mehr 
erreichen zu können als eine Horde Egoisten oder gar eine Horde von 
Todfeinden.
An dieser Fähigkeit kann es einem Menschen niemals fehlen. Sehr wohl 
aber an den Voraussetzungen, welche der Arbeitgeber oder Vorgesetzte 
schaffen muss, damit man diese Fähigkeiten auch mit gutem Gewissen 
nutzen kann.
Wenn ein Vorgesetzter darin gefehlt hat, dann kann er sein Gesicht 
besser retten, indem nicht er zum Nachhilfeunterricht geht, sondern 
seine Mitarbeiter zum Trainer für "Soziale Kompetenzen" schickt, damit 
er ihnen für die Zeit von 9 to 7 beibringt, was sie in ihrer Freizeit 
schon immer hatten....

Sondern:
"Ein Vorstandsvorsitzender muß eine Aura schaffen, in der sein Team sich 
mit seinen positiven, negativen, kreativen Elementen voll einbringen 
kann.  (Helmut Werner, einst Mercedes-Benz)
Genau das ist es - es die Verantwortung der Führungskraft, die 
Voraussetzungen für produktive Zusammenarbeit zu schaffen und zu 
bewahren.

Es ist die Verantwortung der höheren Führungskraft, ihr die dazu 
notwendigen Fähigkeiten zu wecken oder zu vermitteln, bevorzugt als 
Vorbild.

"Kap. Hoorn", hallo Ihr alle, fallt nicht auf den Dummschwätz rein. Denn 
das ginge zu Euren Lasten. Sondern wenn Ihr Euer Team als soziales 
System versteht, kommt Ihr mit Euren Ingenieurfähigkeiten weiter. ("Wie 
funkrioniert ein soziales System?" "Welche Voraussetzungen braucht es 
für die geforderten Ergebnisse?" Sogar die FMEA lässt sich auf diese 
Einflussfaktoren anwenden.)
Für uns Teammitglieder gibt es keine Datenblätter, aber 
Applikationshinweise sind schon im Alten Testament zu finden und in den 
hinduistischen Upanishaden.
Das Datenblatt mit "so funktioniert ein Berufstätiger" kann jeder selbst 
erstellen. Es mag dann nicht perfekt sein, aber besser als gar keines.

Lasst Euch nicht von Dummschwätzern bevormunden, sondern denkt selber!
Selber Denken macht klüger!

Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang Horn (Gast)


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Schon gut, Bürovorsteher,

> Fazit: Brutale und rimitive Sprache, könnte auch von Ahmahdi...
> stammen,..
> Ein kleiner Giftzwerg, der ohne das Geld und die logistische
> Unterstützung von Kaiser Wilhelm keine Revolte auf die Reihe bekommen
> hätte.

Zustimmung, obwohl Dein Argument doch kein Gegenargument war.
Ich mache es noch härter: Der Marsch der Nazis an der Münchner 
Feldherrenhalle.

In beiden Fällen haben die "Personen der Weltgeschichte" ein Team um 
sich scharen können, das schlagkräftig war. In dem Miteinander 
geherrscht haben muss, das berühmte "Einer für alle, alle für einen". 
Aus welchen Wahrheiten oder erst später erkannten Irrtümern heraus.

Die Qualität eines Teams hat wenig zu tun mit der späteren Bewertung der 
Richtigkeit der Absicht des Teams.

Wohl in allen Fällen, einschließlich des Königs Artur und der Drei 
Muketiere, konnte wohl keine "historische Person" der Legenden gerecht 
werden, die über sie gedichtet waren.

Errare humanum est.

So sehr ich den "historischen Irrtum" klar sehe im "historischen 
Materialismus", so sehr achte ich dennoch Wladimir Iljitsch Uljanow, 
Kampfname Lenin, wie er aus Rousseau, Marx und Engels meinte, die 
richtige Schlussfolgerung erkannt zu haben, mit welchen persönlichen 
Entbehrungen er für sein persönliches "heiliges Feuer" brannte und sich 
einsetzte.

Irrtümer erkennen wir immer erst hinterher. Aber lieber einer Idee noch 
ungewissen Wertes hinterher jagen, als sich bevormunden zu lassen.
Lieber Trauer über eine unglückliche Entscheidung als die Harmonie der 
Friedhofsruhe.


Ciao
Wolfgang Horn

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Heute nehmen wir uns die Schattenseiten der Balanced
> Score Card vor.

Dein Ansatz gefällt mir. Aus meiner Sicht gibt es damit aber ein 
Problem.
Der Unterschied zwischen Wissen und Können.

Soziale Interaktion ist komplexer als all unsere technischen Systeme, 
die wir selbst bauen und damit auch verstehen können.

Im sozialen Rahmen spielen auch verborgene Kräfte eine große Rolle und 
es braucht entweder Begabung oder viel Erfahrung um diese überhaupt 
erkennen zu können. Selbst Profis geben da mit erschreckender 
Selbstsicherheit Urteile ab die falsch und nicht wissenschaftlich 
begründbar sind.

Das fängt mit solchen Kleinigkeiten an, das viele Menschen nicht wissen 
wie man erkennt ob man angelogen wird.

von willibald (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Genauer: Die für den Erfolg der Arbeit verantwortliche Führungskraft hat
> dumm gehandelt. Sie hat versagt.
> Sie hat sogar mehrfach versagt, denn als Führungskraft muss man den
> Prozess der Teamarbeit auch begleiten, zumindest beobachten, und bei
> Bedarf nachsteuern.
>
> Wäre gemein, wenn das Führungsversagen dieser Person drei Studenten die
> Karrriere gekostet haben sollte.
>
> Der zuständige Professor gehört auf eine "schwarze Liste"

Seh ich anders. So wie Kap. Hoorn das geschildert hat, war das kein 
Führungsversagen des Professors, sondern Faulheit der Studenten.

Von sechs erwachsenen Menschen mit Hochschulreife kann man erwarten, 
dass sie ihre Zusammenarbeit selbst organisieren, ohne dass ein siebter 
sie beim Händchen nimmt und führt. Und wenn sie das nicht können, müssen 
sie es lernen, notfalls beim zweiten Versuch.

von Backflow (Gast)


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>Ich mache es noch härter: Der Marsch der Nazis an der Münchner
>Feldherrenhalle.
>In beiden Fällen haben die "Personen der Weltgeschichte" ein Team um
>sich scharen können, das schlagkräftig war.

Um einenen fehlgeschlagenen Putsch als schlagkräftige Teamleistung
anzusehen, muß entweder ein rudimentäres Verständnis der modernen 
Geschichte oder ein ziemlich verquastes Teamverständnis haben.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Michael ,

> Dein Ansatz gefällt mir.
Danke. Mein Ansatz ist keine Zauberei, sondern die Anwendung von 
kausalem Denken auf soziale Systeme.

> Der Unterschied zwischen Wissen und Können.
Die Bedeutung des Unterschiedes hängt vom Ziel ab.
Unser Ziel ist bescheiden:
1. "Wie kann sich der Ingenieur auf die Einführung der BSC in seinem 
Unternehmen vorbereiten?"
2. "Wie kann er das Vorteilhafte an ihr unterstützen?"
3. "Wie kann er deren Nebenwirkungen und Risiken in seinem Bereich 
minimieren?"

Erste Erkenntnise:
a) Die Balanced Score Card ist ein Modell des Geschehens im Unternehmen. 
jedes Modell ist falsch, aber manche sind zweckmäßiger als andere.
b) Die schlimmen Nebenwirkungen und Risiken bewirken Gegeneinander, 
Risiken, Minderproduktivität, Rückfall im Wettbewerb, Vernichtung von 
Kapital und Arbeitsplätzen.
Diese Nebenwirkungen ergeben sich nicht aus der BSC an sich. Sondern 
eher aus der "Begleitmusik" ihrer Einführung und Praktizierung, wie 
deren Förderer das bevorzugen.
c) Die Hauptursache der schlimmen Nebenwirkungen ist der Mangel an 
Aufklärung im Bereich der sogenannten "Soft Facts". Unter Anderem haben 
wir mit Sorge beobachtet, dass die BSC als eine Art "Steigerung des 
Ordnungsprinzips der Teilung von Kopf- und Handarbeit" angesehen wird. 
Insbesondere einer Führungsansicht, wonach der Vorstand die Ziele 
dikatorisch vorgibt und diese von Leitungs- zu Leitungsebner herunter 
bricht.
Das Prinzip der Trennung von Kopf- und Handarbeit war und ist durchaus 
ein Erfolgsfaktor in Unternehmen mit unqualifizierten, billigen 
Arbeitern und qualifizierten Mitarbeitern.

"Die Kunst des Managements besteht ohnehin darin, mit weniger Wissen, 
als es die Mitarbeiter haben, diese zu führen." (Bernd Pischetsrieder, 
Ex-BMW)
Aber wo diese Weisheit wahr ist, da braucht die Führungskraft das 
engagierte Mitdenken ihrer Mitarbeiter. Für diese freiwillige Leistung 
muss die Führungskraft deren engagierte Mitdenken gewinnen. Dazu muss 
sie anders führen, als heute noch vielfach gelehrt wird.

Dazu hilft Aufklärung. Was für Mitarbeiter nicht unmöglich ist, aber 
schwer und riskant.


> Soziale Interaktion ist komplexer als all unsere technischen Systeme,
> die wir selbst bauen und damit auch verstehen können.
Jain.
Mit geeigneter Differenzierung - durch Anwendung von kausalem Denken - 
vereinfacht sich dies Ganze:
a) Die wichtigsten Determinanten des menschlichen Verhaltens sind allen 
Menschen gemeinsam angeboren.
„Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was 
er will.“ (Arthur Schopenhauer)
Gerade das, wns mächtiger ist als der Verstand, ist das Angeborene. 
Viele Religiöse erklären dessen Symptome mit Göttern, Geistern, Dämonen 
und anderem esoterischen Glauben.
b) Die menschliche Phantasie ist unprognostizierbar.

Beispiel: Das Schachspiel. Dessen Regeln sind simpler als das, wie ein 
phantasievoller Geist sie kombinieren kann.
Das Angeborene entspricht den Regeln, aber die Phantasie kann deren 
Kombinationen unüberschaubar machen.
Im Vorteil ist derjenige Akteur, der zumindest die Regeln versteht.

Folgerung: Töricht ist der Versuch der Normierung der Phantasie.
Aber durchaus zweckmäßig ist Formulierung des Angeborenen in Form von 
Prozessen.

> Im sozialen Rahmen spielen auch verborgene Kräfte eine große Rolle
Lass Dich von Dummschwätzern nicht auf deren Kellerniveau herab ziehen.
Sondern mit Deinen physikalischen Verstand weißt Du, bisher wurden nur 
vier Grundkräfte gefunden - Gravitation, Elektromagnetismus, starke und 
schwache Wechselwirkung.
Daher gibt es keine verborgenen Kräfte, wohl aber eine Grenze 
menschlichen Verständnisses.
Folgerung: Wer gegenmüber verborgenen Kräften ohnmächtig ist, kann die 
Grenze seines Verständnises ausweiten. Dieser Vorgang heißt Aufklärung 
und hat den Nachteil der gelegentlichen Unbequemlichkeit.


> Das fängt mit solchen Kleinigkeiten an, das viele Menschen nicht wissen
> wie man erkennt ob man angelogen wird.
Diese Kunst ist auch schwer wie das Geschick des Lügners.
Im Beruf kommt es darauf an, die Einflussfaktoren so zu gestalten, dass 
die betreffende Person gar nicht lügen will.


Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, willibald,

>> Genauer: Die für den Erfolg der Arbeit verantwortliche Führungskraft hat
>> dumm gehandelt. Sie hat versagt.

> Seh ich anders. So wie Kap. Hoorn das geschildert hat, war das kein
> Führungsversagen des Professors, sondern Faulheit der Studenten.
So hat er die Symptome geschildert, so hat er wohl die Ursache der 
Symptome gedeutet.
Beides ganz im Sinne der heute allgemein üblichen Denkweise, die auch 
Mobbing in der Schuzle für ein Problem der Schüler sieht - und deren 
Pädagogen für völlig unschuldig.

Fragt man sich aber "wie gewinne ich das engagierte Mitdenken meiner 
Schüler / Mitarbeiter?", dann entlarven die Antworten die Feiglinge: Es 
ist die Aufgabe der Führungskraft / des Pädagogen, ein Klima des 
Miteinander zu schaffen. Wer denn sonst könnte dafür verantwortlich 
gemacht werden?

Antwort: Ein Feigling wird vielleicht die "Prozesse der 
Selbstorganisation" nennen, weil im Falle ihres Versagens niemand 
schuldig gesprochen werden kann.
Aber diese Feigheit ist im Konkurrenzkampf unverantwortlich.

> Von sechs erwachsenen Menschen mit Hochschulreife kann man erwarten,
> dass sie ihre Zusammenarbeit selbst organisieren, ohne dass ein siebter
> sie beim Händchen nimmt und führt.
Schöne Illusion. Die Bildung hat damit gar nichts zu tun. Bildung macht 
zwei Fußballteams nicht zum Kaffeekränzchen des Friedens, sondern 
steigert eher die Virtuosität def praktizierten Fußballtricks.

Sondern: Schon der biblische Kain konnte sich mit seinem Abel wohl nicht 
friedlich einigen.
Die Staaten Europas tun sich auch schwer, wer für die Folgen des 
Mißmanagements (Griechenland) bezahlen sollen.
Es liegt an den Einflussfaktoren.
Deshalb bewundere ich diejenigen Athener und Spartaner, die beim 
Anrücken des persischen Heeres sich gemeinsam als "wir Griechen" 
verstanden. Ein Hoch dem Leonidas, der sich mit seiner Schar für 
Griechenland opferte.
Die gemeinsame Bedrohung ist ein starker Faktor für Gemeinsamkeit.

> Und wenn sie das nicht können, müssen sie es lernen, notfalls beim
> zweiten Versuch.
Sollen sie ruhig. Ich sage ihnen Fehlschlag voraus, es sei denn, sie 
kriegen die Einflussfaktoren passend gebacken.
Aber das ist nicht leicht.

Die Zukunft eines Studenten ist zu wertvoll für dilettantische Versuche.


Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Backflow,

Danke für Deine Entgegnung.
Ich habe sie provoziert, es war nur die Frage, wer meine Provokation 
aufnehmen würde.

> Um einen fehlgeschlagenen Putsch als schlagkräftige Teamleistung
> anzusehen, muß entweder ein rudimentäres Verständnis der modernen
> Geschichte oder ein ziemlich verquastes Teamverständnis haben.

Mein Teamdenken halten viele für verquast. Aber es ist nützlicher als 
das, was heute allgemein üblich ist. Wäre schön, wenn es auch bequem 
gemacht werden könnte, aber das gelingt den Illusionen eher als den 
Wahrheiten.

Als Techniker oder Ingenieur beherrschst Du die Künste der 
Differenzierung und der Verallgemeinerung.
Wende diese auch im Bereich der sozialen Systeme an:
1. Natürlich haben Hitler und Lenin Miteinander in ihren jeweiligen 
Truppen geschaffen.
2. Trotzdem scheiterte der Putschversuch in München schon nach Stunden, 
der in Petersburg wurde wohl erst mit Gorbatschows Persetoika 
kritisiert.

Das Miteinander ist kein Garant für Erfolg. Eher ist Gegeneinander ein 
Garant für Misserfolg.

Ciao
Wolfang Horn

von Backflow (Gast)


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>...es war nur die Frage, wer meine Provokation aufnehmen würde.

Für mich war das keine Provokation sondern schlichter Unsinn.


>Natürlich haben Hitler und Lenin Miteinander in ihren jeweiligen
>Truppen geschaffen

Und alle "Mitstreiter" waren freiwillig dabei?! Stichwort "Säuberungen".

>Als Techniker oder Ingenieur beherrschst Du die Künste der
>Differenzierung und der Verallgemeinerung.

Und wieder der Ingenieur als Krone der Schöpfung, so langsam wird's echt 
langweilig.


>Das Miteinander ist kein Garant für Erfolg. Eher ist Gegeneinander ein
>Garant für Misserfolg.

Ein Kalenderspruch jagt den nächsten.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Backflow,

> Für mich war das keine Provokation sondern schlichter Unsinn.
Den angeblichen Unsinn habe ich aufgeklärt mit der Differenzierung.

>>Natürlich haben Hitler und Lenin Miteinander in ihren jeweiligen
>>Truppen geschaffen
>
> Und alle "Mitstreiter" waren freiwillig dabei?! Stichwort "Säuberungen".
Wir haben schon selbst hier und da "mitgemacht". In meiner Erinnerung 
war da nie ein alleiniger Grund, sondern immer ein Bündel von Motiven, 
aber auch mit Ängsten.
Gelegentlich verlief sich die Truppe schon nach der ersten Ansprache wie 
die Zuhörer an der Hyde Park Corner, gelegentlich erst, als richtiger 
Einsatz notwendig war, in meinem Modellbauverein habe ich viel länger 
mitgearbeitet.

Aber wo eine Truppe etwas bewirkt, gar gegen bewaffnete Kräfte, wo 
Kugeln fliegen und jeder befürchten muss, zum Krüppel geschossen zu 
werden, da muss schon Einsatz da sein.

Hochinteressant war dies Buch: Martin van Creveld: Kampfkraft. 
Militärische Organisation und militärische Leistung 1939–1945.
Creveld, ein Israeli, konnte sich ein Urteil über die Deutsche Wehrmacht 
erlauben, für das ein Deutscher heutzutage noch gesteinigt worden wäre.
Im Feld unter Beschuss beruht die Kampfkraft des Teams längst nicht mehr 
auf dem Jubel, mit dem die naiven und von Goebbels verführten 
Schulabgänger eingezogen sind. Sondern nur noch auf dem Willen wie "ich 
will Weihnachten meine Kinder und meine Frau in den Arm nehmen" - und 
dazu muss man gemeinsam überleben und gemeinsam besser kämpfen als die 
Feinde.
Denen das natürlich genau so geht.

Bei keiner erfolgreichen Revolution kann das wesentlich anders gewesen 
sein.

Noch Gegenargumente?


Ciao
Wolfgang Horn

von Backflow (Gast)


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Von Friedrich dem Großen ist folgende Aussage überliefert (singemäß 
zitiert):

"Der gemeine Soldat muß vor seinen Offizieren mehr Angst als vor dem 
Feind haben."

Soweit also zum Team-Gedanken in militärisch organisierten Teams.

Mit Deinem Teambild könnte man auch die Zwangarbeit in stalinitischen 
Gulags zur herausragenden Team-Leistung erklären.

von DrTech (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Hi, Backflow,
..........
> Wende diese auch im Bereich der sozialen Systeme an:
> 1. Natürlich haben Hitler und Lenin Miteinander in ihren jeweiligen
> Truppen geschaffen.
> 2. Trotzdem scheiterte der Putschversuch in München schon nach Stunden,
> der in Petersburg wurde wohl erst mit Gorbatschows Persetoika
> kritisiert.
>
> Das Miteinander ist kein Garant für Erfolg. Eher ist Gegeneinander ein
> Garant für Misserfolg.
>
> Ciao
> Wolfang Horn

Achtung!!

„Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die 
Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit Hitler oder den Nazis dem 
Wert Eins an.“
– Mike Godwin

http://de.wikipedia.org/wiki/Godwin%E2%80%99s_law

von Stefan K. (berliner)


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@Wolfgang Horn
Du könntest als Philosoph und Buchschreiber vielleicht ein Millionär 
werden...

vielleicht, weil keiner sagen kann ob deine Bücher von vielen Leuten 
gelesen werden.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Lass Dich von Dummschwätzern nicht auf deren Kellerniveau herab ziehen.

Da mach dir mal keine Sorgen. Allerdings ist es manchmal auch (kurz) 
interessant mit Menschen zu argumentieren die über ein geringes Maß an 
Einsicht verfügen (alle die hier schreiben sind damit ausdrücklich nicht 
gemeint).

> Sondern mit Deinen physikalischen Verstand weißt Du, bisher wurden nur
> vier Grundkräfte gefunden - Gravitation, Elektromagnetismus, starke und
> schwache Wechselwirkung.

Ja, das gilt für die Physik.

> Daher gibt es keine verborgenen Kräfte, wohl aber eine Grenze
> menschlichen Verständnisses.

Du kennst sicher folgenden Kreis:

Philosophie
Mathematik
Physik
(physikalische Chemie)
Chemie
(Biochemie)
(organische Chemie)
Biologie
Physiologie
Psychologie
Soziologie
Politik
Philosophie

Und du glaubst mit physikalischen Denkmustern 
psychologisch-soziologische Probleme lösen zu können - das halte ich für 
vermessen.

Zumeist versteht ein Experte selbst vom Gebiet nebenan sehr wenig und 
zwei Gebiete weiter ist dann nur noch Halbwissen vorhanden.
Man kann biologische Probleme eben nicht physikalisch erklären - in 
konstruierten Fällen ist das möglich, nicht aber in der Realität.

Eine kleine Fliege ist komplexer als alles was Menschen je gebaut haben.

Eine dieser verborgenen Kräfte in der Psychologie ist z.B. Angst.
Und der Mitarbeiter wird dir auch nicht sagen das er Angst hat Fehler zu 
machen, weil ihm das selbst nicht bewusst ist.
Und Angst ist eine vielschichtige komplexe bewußt-unterbewußt dynamische 
Entität.

Das Andere was du noch bedenken solltest ist die fehlende Exaktheit bei 
der Vorhersage von menschlichem Verhalten - dieses ist individuell 
verschieden und der Eine handelt bei gleichem Input so und ein Anderer 
aber völlig entgegengesetzt. Man spricht in dem Zusammenhang von 
Wahrscheinlichkeitsräumen - und all das kann man weder physikalisch 
analysieren noch in ein Schema pressen - viel zu komplex!

Und ich meine wirklich komplex und nicht kompliziert - was gern 
verwechselt wird von Menschen mit einem bestimmten Grad an Einsicht.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi noch mal, Backflow,

> Von Friedrich dem Großen
> "Der gemeine Soldat muß vor seinen Offizieren mehr Angst als vor dem
> Feind haben."
>
> Soweit also zum Team-Gedanken in militärisch organisierten Teams.

Jain.
Differenzierung.

1. Im Zeitalter der feudalen Lineartaktik ähnelte die Mehrheit der 
Soldaten eher den Söldnern Machiavellis als den Soldaten Napoleons:
„Die Söldner und Hilfstruppen sind unnütz und gefährlich, und wer seine 
Macht auf angeworbene Truppen stützt, der wird nie fest und sicher 
dastehen, denn diese sind uneinig, ehrgeizig, unbändig, treulos, frech 
gegen ihre Freunde, feig gegen die Feinde, ohne Gottesfurcht und ohne 
Glauben gegen die Menschen. Man verschiebt seinen Untergang nur so 
lange, als man den Angriff verschiebt; im Frieden wird man von ihnen 
selbst beraubt, im Kriege vom Feinde. Der Grund dafür ist, daß sie keine 
andre Liebe und keinen anderen Anlaß haben, im Felde zu liegen, als den 
geringen Sold, um dessentwillen sie ihr Leben für dich nicht preisgeben 
wollen.. Solange du keinen Krieg führst, wollen sie wohl deine Soldaten 
sein,; sobald aber der Krieg ausbricht, laufen sie fort oder gehen nach 
Hause.“ (Niccolò Machiavelli)
Begründung: Wer aus Hunger oder Naivität plötzlich Soldat geworden ist, 
"Kanonenfutter in spe", der hofft auf Frieden bis zum Ende seiner 
Verpflichtungszeit - und im Falle eines Krieges muss er mit Gewalt "in 
der Linie" gehalten werden.

2. Napoleon konnte die Tiralleur-Taktik (im Gebüsch verborgene 
Schutzenscharen vor der eigenen Gefechtslinie schießen auf feindliche 
Offiziere und Unteroffiziere) mit seinen Soldaten anwenden, weil die 
begeistert waren von "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", von ihrer 
Nation und ihrem Kaiser.

Folgerung:
a) Völlig falsch ist die Pauschalisierung, Team sei gleich Team. Sondern 
Personen entscheiden nach persönlichen Wünschen, Befürchtungen, 
Überlegungen.
b) Völlig falsch, sogar idiotisch ist die Forderung "verhaltet euch wie 
die drei Musketiere!". Denn Personen entscheiden sich für ein Verhalten 
nach dem Motto "Einer für alle" nur, wenn sie daraus einen klaren 
persönlichen Vorteil erwarten. Diese Vorteile muss irgendwer 
sicherstellen. Beispielsweise versprechen - und dann die Absicht und die 
Macht haben, sein Versprechen wahr zu machen.
Aus diesem Grunde ist die Idee von der "Selbstorganisation" einer 
Gesellschaft wohl anwendbar auf Räuberbanden, in der Marktwirtschaft 
aber ähnlich idiotisch wie der Traum vom Perpetuum mobile.
Die Schande ist, wenn solch ein Dummschwätzer das Scheitern seines 
Traumes den Mitarbeitern anlastet.


> Mit Deinem Teambild könnte man auch die Zwangarbeit in stalinitischen
> Gulags zur herausragenden Team-Leistung erklären.
Die ist tatsächlich ein ernstes Gegenargument gegen meine Idee der 
Teamarbeit, wo der Vorgsetzte die Randbedingungen so einstellt, dass 
sich seine Leute gern einsetzen für die gemeinsame Sache.

Das Gegenargument kam von der Erzählung eines Heimkehrers aus einem 
sibirischen Kriegsgefangenenlager: "Wer sich Mühen machte für einen 
Kameraden, der ging vor dem zugrunde."

Backflow, Kalendersprüche hin und her - Aufklärung war und ist der Motor 
des Fortschritts. Der ist im Bereich der Soft Facts stecken geblieben.
Gerade da brauchen wir alle ihn wieder.
Differenzierung ist dafür besser als Pauschalurteile.


Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, DrTech, Danke für Deine Wachheit,

> „Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die
> Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit Hitler oder den Nazis dem
> Wert Eins an.“
> – Mike Godwin

Hihi, niedlich.

Differenzierung ist aber auch hier angebrachter als Pauschalurteile.
Diesem Spruch ist zuzustimmen, wo Streithähne nicht zu den Argumenten 
"Bierseidel" oder "Faust" greifen können und deshalb Argumenten 
unterhalb der Gürtellinie benutzen.

Aber in dieser Diskussion hier war und ist das nicht der Fall. Dies 
Forum ist dafür zu gut.
Sondern die Verwendung der bösen Beispiele kann man auch unter der 
Rubrik sachliche "Aufarbeitung der Vergangenheit" laufen lassen.


Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Stefan,

> Du könntest als Philosoph und Buchschreiber vielleicht ein Millionär
> werden...
>
> vielleicht, weil keiner sagen kann ob deine Bücher von vielen Leuten
> gelesen werden.

Tja, wahrscheinlich wird mein Schicksal eher dem des Giordano Bruno 
gleichen, den die Dogmatiker als Ketzer verbrannten wegen Verkündigung 
seiner Wahrheiten.

Aufklärung ist zwar der Motor des Fortschritts. In der Technik ist ihr 
Wert uns allen bewusst.
„Aber über 70% aller Change-Projekte scheitern an Soft-Fact-Risiken!“ 
(Entschuldigung eines Change Managers)
Wo diese Entschuldigung akzeptiert wird, und auf die "Soft Facts" wird 
gern alle Inkompetenz abgewälzt, da ist Aufklärung so bitter notwendig, 
wie in der Pestzeit des Wochenbettfiebers die Entdeckung der 
Infektionswege und die Hygiene am Wochenbett.

Aufklärung hat aber eine Nebenwirkung, die diese Hygiene lange verzögert 
und vielen Müttern das Leben gekostet hat:
„Aufklärung: Die Vernunft macht immer heller, in welchem Dunkel wir 
leben.“ (Ludwig Marcuse)
Die Ärzte haben Ignaz Semmelweis, den Entdecker des Infektionsweges, 
zwar nicht verbrannt, aber solange ignoriert, bis er in "geistiger 
Umnachtung" gestorben war.

Ich engagiere mich in diesem Forum, weil das Leid infolge fehlender 
Aufklärung in den "Soft Facts" besonders laut zum Himmel schreit.

Besonders ärgert mich, wenn Leidende - oder potenziell Leidende - das 
Dummschwätz ihrer Peiniger kritiklos nachplappern.

Ansonten: AG Teambau im Württembergischen Ingenieurverein, VDI 
Stuttgart, nächstes Treffen im September.

Ciao
Wolfgang Horn

von Backflow (Gast)


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>...weil die begeistert waren von "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit",
>von ihrer Nation und ihrem Kaiser.

Auf dem Rückzug aus Rußland waren die überlebenden Soldaten bestimmt mit 
dergleichen Begeisterung dabei.

Hast Du gerade ein Buch "Wirtschaft ist Krieg" gelesen? Oder was soll 
dieser krampfhafte Versuch,  menschliches Zusammenarbeiten auf das 
Militärische zu reduzieren.

Kannst Du in zwei,drei Sätzen zusammenfassen, was Du uns eigentlich 
sagen möchtest?

Momentan unterscheiden sich Deine ellenlagen Elaborate nicht wesentlich 
vom "Managersprech" - Verschleierung der eigentlichen Information durch 
zukleistern mit Wortbrei.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Michael,

> Da mach dir mal keine Sorgen. Allerdings ist es manchmal auch (kurz)
> interessant mit Menschen zu argumentieren die über ein geringes Maß an
> Einsicht verfügen (alle die hier schreiben sind damit ausdrücklich nicht
> gemeint).
Da vermute ich einen Schreibfehler. Dies Forum ist eines der Besseren.
>

> Du kennst sicher folgenden Kreis...Philosophie....Politik...
> Philosophie
Mit diesem Kreis hast Du eine Menge Informationen umrissen, die Menschen 
ersonnen haben. Menschengemachte Informationen, künstliche.
Von all diesen ragen die der Mathematik deutlich empor, weil sie so wahr 
sind wie die Grundpostulate und die Logik ihrer Ableitungen daraus.
In Religion und Politik erleben wir das Gegenteil - hier werden alle 
Thesen für wahr gehalten, einschließlich ihres logischen Gegenteils. Man 
muss nur der jeweiligen Glaubensgemeinschaft beitreten.

Aus dieser Art von Informationen - und aus Konflikten um solche 
Informationen - halte ich mich heraus, weil da das Schwert der Willkür 
mächtiger ist als die Feder der Logik.


> Und du glaubst mit physikalischen Denkmustern
> psychologisch-soziologische Probleme lösen zu können
Lies nochmal. Ich habe die vier nachgewiesenen Grundkräfte und den 
"Unstern" von Siemens als Argument verwandt gegen die Annahme 
"verborgener Kräfte". Dies Gegenargument ist logisch.

> - das halte ich für vermessen.
Klar, wäre es auch.
Jedes Modell ist falsch, die Stadtkarte ist eben nicht die Stadt selbst.
Aber manche Karten und Modelle sind zweckmäßiger als andere.

> Zumeist versteht ein Experte selbst vom Gebiet nebenan sehr wenig und
> zwei Gebiete weiter ist dann nur noch Halbwissen vorhanden.
Durchaus.
Aber das Verhalten eines Berufstätigen lässt sich modellieren mit 
Grundfähigkeiten, die allen Menschen der Art "Homo sapiens" gemeinsam 
angeboren sind. Die älter sind als die Menschheit, nicht künstlich, 
sondern natürlich.
Mit denen lässt sich das Phänomen der Teambildung recht simpel erklären.
Mit denen lassen sich sogar die Voraussetzungen ableiten für ein Team, 
das zusammenhält wie die legendären Drei Musketiere. Aus diesen wiederum 
lässt sich ableiten, wer diese Voraussetzungen gewähren kann - und wer 
alles nicht.

Tiefer ins Detail will ich hier nicht gehen. Das tun wir in der AG 
Teambau öffentlich und an anderen Orten.

Aber zurück zum Experten: Wir alle sind durchaus Experte in eigener 
Sache als Mensch. Wir alle können uns einigermaßen in die Position eines 
anderen Menschen versetzen und uns fragen, wie wir an dieser Stelle 
reagieren würden.


> Eine dieser verborgenen Kräfte in der Psychologie ist z.B. Angst.
Viele werden Dir zustimmen. Wohl auch der anerkannte Fachmann Sigmund 
Freud.
Aber die Erklärung der Angst zur Kraft ist unzweckmäßig, besonders für 
Ingenieure.
Unsere bevorzugte Denkweise ist das Funktionsdenken, das Kausaldenken, 
mit Antworten auf die Frage "wie funktioniert das?"
Wenn wir fragen "wie funktioniert diese Angst?", dann betrachten wir 
keine pauschale Angst, sondern eine ganz konkrete. Die man erfragen muss 
"welche Angst meinst du?" Wenn der Klient dann sagt "mir schwindelt, 
wenn ich auf eine Leiter steige", und wir weiter nachfragen, dann könnte 
eine der Antworten sein:
a) der Klient ist aus einer Baumkrone gefallen, weil die Leiter im 
nassen Boden eingesackt und umgekippt war.
b) Diese konkrete Angst läßt sich wirksam überwinden durch Unterlegen 
eines Brettes.

Hast Du gemerkt - das ist die Lösung eines Soft-Fact-Problems durch 
Anwendung von Ingenieurdenken. Das funktioniert nicht überall - 
gelegentlich aber dort, wo andere Ansätze scheitern.


> Und der Mitarbeiter wird dir auch nicht sagen das er Angst hat Fehler zu
> machen, weil ihm das selbst nicht bewusst ist.
Manchem wird das so gehen.
Gegenmittel:
„Haben sie als Mitarbeiter Fehler gemacht, so lassen sie es unverzüglich 
jeden Betroffenen wissen. Sie werden weder Kritik noch Strafe ausgesetzt 
sein, solange sie guten Willens sind.“ (Werner von Braun)
Der Trick des Werner von Braun war das Versprechen seines Schutzes für 
den bekennenden Sünder - und wohl auch, dass alle potenziellen 
Oportunisten, die ein Bekenntnis hätten ausnutzen wollen, davon 
abgesehen haben.
Aber diesen Schutz kann nur ein Mächtiger gewähren.


> Und Angst ist eine vielschichtige komplexe bewußt-unterbewußt dynamische
> Entität.
Michael, alles, was für Laien verständlich sein könnte, lässt sich mit 
wenig Aufwand genügend verkomplizieren. Das ist eine der einfachsten 
Übungen für Intellektuelle.
Ich habe kein Allheilmittel gegen alle Ängste. Aber einen Prozess, wie 
sich eine einzelne konkrete Angst überwinden läßt - und dann eine 
weitere nach der anderen.
Michael, finde einen Weg zur Erkennung von Dummschwätz.


> Das Andere was du noch bedenken solltest ist die fehlende Exaktheit bei
> der Vorhersage von menschlichem Verhalten
Einigermassen zuverlässig lässt sich nur das Verhalten von Objekten, die 
nicht denken können. Das Verhalten denkender Personen kann nur mit 
Unsicherheit geschätzt werden.
Aber: Man kann sich sehr wohl in eine andere Person versetzen und sich 
dann fragen, wie man ihrer Stelle handeln würde. Das hilft im Alltag:
"Der Regent muß sich in die Lage eines Landmannes oder eines Handwerkers 
versetzen und sich dann fragen: 'Wenn Du in diese Klasse von Menschen 
geboren wärst, was würdest Du von dem Regenten verlangen?'." (Friedrich 
der Große)

Michael, ich kann ein wenig aufklären. Ich kann ein wenig den Prozess 
des Sich-hineinversetzens trainieren. Das wird dann schon besser sein 
als die Vermittlung von Führungstechniken an Möchtegern-Technokraten.


> Und ich meine wirklich komplex und nicht kompliziert - was gern
> verwechselt wird von Menschen mit einem bestimmten Grad an Einsicht.
Schon wieder ein Schreibfehler?


Zum Schluss:
„Vierter Grundsatz wirksamer Führung: Es kommt darauf an, bereits 
vorhandene Stärken zu nutzen.“ (Prof. Fredmund Malik, St. Gallen)
Ein Ingenieur wird seine persönlichen Ziele leichter erreichen, wenn er 
seine Kernkompetenzen anwendet, statt sich diese ausreden zu lassen.

Ciao
Wolfgang Horn

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