Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Warum "Informatiker" nicht geschützt?


von infIng (Gast)


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Die Berufsbezeichnung "Ingenieur" ist seit den Siebzigern geschützt. Ich 
kann mich also nur dann als Ingenieur bezeichnen, wenn ich eine 
entsprechende Hochschulausbildung durchlaufen habe.

Als "Informatiker" hingegen kann sich jeder nach Lust und Laune 
bezeichnen. Der Quereinsteiger, der Frickelbudenangestellte, 
Fachinformatiker lassen gern das "Fach" unter den Tisch fallen.
Nicht, dass mich das jetzt sonderlich stören würde, aber warum wird der 
"Informatiker" nicht auch geschützt, so wie der Ingenieur? Meines 
Erachtens sollte man sich nur dann als Informatiker bezeichnen dürfen, 
wenn man eine entsprechende Hochschulausbildung absolviert hat.

Gibt es hier sinnvolle Gründe?

: Gesperrt durch User
von yannik (Gast)


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Mangelnde Lobby arbeit?
Es dürften den meisten Berufen so gegen auch die SGT würden gerne den 
Begriff Techniker geschützt sehen (was natürlich Quatsch ist da er dafür 
viel zu häufig in anderen Berufsbezeichnungen verwendet wird)

von (prx) A. K. (prx)


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infIng schrieb:

> Gibt es hier sinnvolle Gründe?

Mangelnde politische Einsicht in die zwingende Notwendigkeit der 
Überregulierung von Allem und Jedem?

von Harald Wilhelms (Gast)


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infIng schrieb:

> Als "Informatiker" hingegen kann sich jeder nach Lust und Laune
> bezeichnen.

Was sollte denn Deiner Ansicht nach die Mindestvoraussetzung zur
Benutzung dieses Titels sein? Einmal dieses durcharbeiten:
http://www.mikrocontroller.net/articles/AVR-Tutorial
Fragt sich
Harald

von Thomas1 (Gast)


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yannik schrieb:
> Es dürften den meisten Berufen so gegen auch die SGT würden gerne den
> Begriff Techniker geschützt sehen (was natürlich Quatsch ist da er dafür
> viel zu häufig in anderen Berufsbezeichnungen verwendet wird)


Also der Techniker könnte geschützt werden. Dann werden minderwertige 
Ausbildungen eben ausgeschlossen. Damit brauchen sich sgt keine 
Hoffnungen auf den Ing machen.

von yannik (Gast)


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"Also der Techniker könnte geschützt werden."
-> man kann nicht Genrationen von Zahntechniker etc. sagen das sie den 
Titel in der Form nicht mehr führen dürfen etc. Auch wird der Begriff 
Techniker häufig Synonym für den ganzen technischen Bereich eines 
Unternehmens als Instandhaltung, Pflege, Wartung verwendet. Bevor der 
Techniker geschützt wird, dürfte er die Bezeichnung Bachelor 
Professional erhalten.

von P. S. (Gast)


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Im Prinzip hast du recht, aber eine Limitierung wuerde kein real 
existierendes Problem loesen. Die Firmen wuerden immer noch billige 
Programmierer aus allen Fachrichtungen anheuern statt gut ausgebildete 
und erfahrene Softwareentwickler...

von Alex (Gast)


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Es gibt Techniker, der geschützt ist; nennt sich "staatlich geprüfter 
Techniker"...

von (prx) A. K. (prx)


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Beim Informatiker ist es ähnlich. Der Begriff selbst ist nicht 
geschützt, aber die vollständigen Berufsbezeichnungen sind es sehr wohl.

Da ist schon ein System dahinter. Mathematiker, Physiker, Chemiker, 
Historiker, Philosoph usw. sind keine geschützten Begriffe und der 
Informatiker reiht sich dort als Begiff für eine Fachrichtung genauso 
ein wie der Maschinenbauer und der Elektrotechniker.

Der Begriff Ingenieur hingegen steht nicht für eine Fachrichtung, 
sondern für eine Familie von Ausbildungs- und Qualifikationsformen.

von abc (Gast)


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Wie ist es bei einem Inf der in der Stellenbezeinung ...-Ingenieur 
stehen hat, darf der sich auch Ingenieur nennen?

Ich tu es eigentlich schon deshalb, weil man als Inf niemals das aussagt 
was man wirklich ist/macht.
Da kommt dann häufig: "kuck dir mal meinen PC an, der kann xy nicht 
mehr" und Anerkennung fast gar nicht.

Sag ich Ing, dann kommt das große Staunen und Anerkennung. Nur ein 
Mediziner wunderte sich mal das so ein Studium tatsächlich 5 Jahre 
Regelstudienzeit hätte, das wäre ja "ganz schön viel für sowas".

von WT (Gast)


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Alex schrieb:
> Es gibt Techniker, der geschützt ist; nennt sich "staatlich geprüfter
> Techniker"...

haha

A. K. schrieb:
> Beim Informatiker ist es ähnlich. Der Begriff selbst ist nicht
> geschützt, aber die vollständigen Berufsbezeichnungen sind es sehr wohl.

Es ist auch der Begriff Diplom Ingenieur geschützt. Sowohl die 
Bezeichnung Ingenieur als auch der Grad Diplom-xxx.
Auch wenn der Begriff Diplom nicht geschützt ist, darf sich keiner nach 
einer privaten Weiterbildung die mit einem privaten Diplom endet 
Diplom-irgendwas nennen wenn es kein von der Hochschule verliehener Grad 
oder keine staatliche Abschlussbezeichnung von der BA ist.

A. K. schrieb:
> Der Begriff Ingenieur hingegen steht nicht für eine Fachrichtung,
> sondern für eine Familie von Ausbildungs- und Qualifikationsformen.

Eigentlich auch im Prinzip beim Informatiker so.

abc schrieb:
> darf der sich auch Ingenieur nennen?

Ich glaube im Prinzip schon.

von Thomas1 (Gast)


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A. K. schrieb:
> Beim Informatiker ist es ähnlich. Der Begriff selbst ist nicht
> geschützt, aber die vollständigen Berufsbezeichnungen sind es sehr wohl.


Das ist wie beim Betriebswirt. So darf sich jeder nennen, doch gibt es 
auch geschützte. Das sind dann solche von Hochschulen mit Diplom oder 
Bachelor.

von Hick-Hacker (Gast)


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Software-Engineer übersetzt ist ja auch ein Ingenieur :O

von infIng (Gast)


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Hick-Hacker schrieb:
> Software-Engineer übersetzt ist ja auch ein Ingenieur :O

nein, ein Software-Engineer ist ein Software-Engineer und kein 
Ingenieur.

von P. M. (o-o)


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infIng schrieb:
> nein, ein Software-Engineer ist ein Software-Engineer und kein
> Ingenieur.

Engineer ist aber nunmal die englische Bezeichnung für Ingenieur. Wobei 
der Begriff im Englischen noch viel weiter gefasst ist. Da gilt ja 
bereits derjenige, der bei der Feuerwehr die Pumpe bedient als Engineer, 
genauso wie jemand mit einem Hochschschulstudium.

Da heute alles und jedes einen Bachelor einbringt, wird in Zukunft 
entscheidend sein, von welcher Hochschule man kommt. Vermutlich wird man 
dann zuerst gefragt, wo man studiert habe und erst dann nach dem genauen 
Abschluss. (Bachelors gibts ja mittlerweile über zwei Grössenordnungen 
Schwierigkeitsgrad, innerhalb der Studienrichtungen einer Hochschule 
werden sich die Schwierigkeitsgrade aber wohl nur um ein paar zehn 
Prozent unterscheiden.)

von Mike S. (drseltsam)


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Der einzige Grund liegt in der Zeit in der das geschah. Neue Berufe 
werden eben nicht mehr geschützt.

von P. M. (o-o)


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Mike Strangelove schrieb:
> Der einzige Grund liegt in der Zeit in der das geschah. Neue Berufe
> werden eben nicht mehr geschützt.

Informatiker ist ja auch nicht wirklich ein Beruf, sondern eher eine 
allgemeine Tätigkeitsbezeichnung. Informatiker ist sowohl der Prof. Dr. 
wie auch der Webseitenbastler des örtlichen Schützenvereins.

von Frank L. (florenzen)


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P. M. schrieb:

[...]
> Engineer ist aber nunmal die englische Bezeichnung für Ingenieur. Wobei
> der Begriff im Englischen noch viel weiter gefasst ist. Da gilt ja
> bereits derjenige, der bei der Feuerwehr die Pumpe bedient als Engineer,
> genauso wie jemand mit einem Hochschschulstudium.
[...]

Was durchaus daran liegen könnte das "Engineer" sich auch mit Maschinist 
übersetzen lässt.....



Gruß
F

von Wilhelm F. (Gast)


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WT schrieb:

> Es ist auch der Begriff Diplom Ingenieur geschützt. Sowohl die
> Bezeichnung Ingenieur als auch der Grad Diplom-xxx.
> Auch wenn der Begriff Diplom nicht geschützt ist, darf sich keiner nach
> einer privaten Weiterbildung die mit einem privaten Diplom endet
> Diplom-irgendwas nennen wenn es kein von der Hochschule verliehener Grad
> oder keine staatliche Abschlussbezeichnung von der BA ist.

Es gibt da noch den Diplom-Küchenspezialisten. Irgendwo habe ich noch 
die Visitenkarte so eines Möbelverkäufers eines Küchenstudios liegen. 
Das macht schon ganz schön viel her. Was glaubst du, wie die fernen 
Bildungsschichten auf sowas abfahren. Sicher hat der studiert, Fachmann 
hoch 3. Ja, einen 2-wöchigen Weiterbildungskurs in Verkaufstaktik.

von Martin (Gast)


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abc schrieb:
> Wie ist es bei einem Inf der in der Stellenbezeinung ...-Ingenieur
> stehen hat, darf der sich auch Ingenieur nennen?

Nein, nicht deshalb. Wer sich Ingenieur nennen darf, regeln die 
Ingenieurgesetze der Länder (fast gleichlautend). Da stehen auch die 
Ordnungswidrigkeitsvorschriften.

Deine Stellenbezeichnung ist dabei völlig irrelevant.

von Thomas1 (Gast)


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Auch der Engineer ist im Ausland geschützt. Grade Nordamerika 
insbesondere Kanada achtet sehr darauf. Dazu noch andere Länder. Auch 
bestimmte Begriffe wie Professional Engineer usw. sind geschützt. 
Engineer ist da jemand mit mindestens Bachelor.

von Axel (Gast)


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Der Ingenieur als geschützter Titel wurde 1899 eingeführt.

Informatiker gab es damals schlicht noch nicht.

Und am Ende des Tages ist es auch völlig egal, was da geschützt wird und 
was nicht. Ein Ing. kann noch so einen geschützten Titel haben, wenn er 
nichts taugt, fliegt er raus. Und ob man den dann mit einem Dipl.-Ing. 
von der Uni, einem Chinesen ohne Ausbildung oder einem Techniker 
ersetzt, ist auch erstmal egal. Für die gilt alle drei das gleiche, wie 
für den, der gefeuert wurde.

Wer sich auf seinen Titel was einbildet, ist schnell weg vom Fenster.

Gruss
Axel

von Guest (Gast)


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Im Informatik Bereich kenne ich solche Autodidakten ohne irgendwelches 
Studium, die so gut sind, dass sie sogar "Software Engineer" Stellen bei 
Google, Microsoft & Co ergattern können.. Wenn man bei Google als 
Software Engineer arbeiten will, ist nicht mal ein B.Sc. notwendig.. sie 
stellen nach dem Motto ein, wenn du wirklich gut bist und wenn Du Dich 
mit Algorithmen, Datenstrukturen usw. sehr gut auskennst und wenn Du 
unseren x-stufigen Bewerbungsprozess erfolgreich durchmachst, dann bist 
Du im Unternehmen willkommen..

Ich kenne z.B Autodidakten ohne Studium, die einen Compiler/ ein 
Betriebsystem ohne Problem durchcoden können..
Ich kenne aber keinen Autodidakt ohne Studium, der eine Gehirn-OP machen 
kann..

Daher ist die Bezeichnung Informatiker nicht geschützt aber Arzt schon..

Vielleicht ist es hart zu hören aber man kann sich den Inhalt eines 
Informatikstudiums ohne Studium aneignen.. sad but true..
ob das Gleiche für Elektrotechnik, Maschinenbau usw. auch gilt, kann ich 
nicht wirklich beurteilen..

von (prx) A. K. (prx)


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Guest schrieb:

> Vielleicht ist es hart zu hören aber man kann sich den Inhalt eines
> Informatikstudiums ohne Studium aneignen.. sad but true..

Das hat aber auch viel mit Motivation, praktischem Lernen und den zur 
Verfügung stehende Resourcen zu tun. Arzt scheidet schlicht schon 
deshalb aus, weil Leichen zerlegen ausserhalb Unis nicht so gut ankommt.

Informatiker kommen da erheblich einfacher weg und auch das Risiko beim 
Fehlschlag ist geringer. Wenn man nicht grad einen beginnenden 
Autodidakten an die Programmierung eines Herzschrittmachers setzt, 
sondern nur zur Bestimmung der Plattenkapazität von Google+.

von Wilhelm F. (Gast)


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Guest schrieb:

> Ich kenne z.B Autodidakten ohne Studium, die einen Compiler/ ein
> Betriebsystem ohne Problem durchcoden können..

Es geht. Ich machte vor dem Studium auch was ähnliches, wie nach dem 
Studium. Aber im Hobby. Das Studium gibt aber noch mal eine Menge an 
Grundlagen und Arbeitsmethoden her. Wobei ich stark bezweifle, daß ich 
mir dies alles selbst beibringen konnte. Vorher war ich einfach nur ein 
halber Fachidiot, der aber sonst nichts weiter kennt. Selbst um eine 
schmalbandige Sache abzuschätzen, schadet es nicht, wenn man etwas 
breiter aufgestellt ist.

Und wenn Google und Microsoft das mit eigenen Aufnahmetests ausfiltern, 
ist das durchaus legitim und wirksam. Wie Aufnahmetests für die Uni. 
Vielleicht ist ja unter 10000 Leuten ein einziger guter Autodidakt 
dabei.

von willibald (Gast)


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Eigentlich kann doch jeder dressierte Affe programmieren. Ist doch nicht 
mehr als ein bisschen Rumtippen auf diesem grauen Ding mit den vielen 
Knöpfen. Das Ganze so lange, bis keine Fehlermeldungen mehr kommen.

Nicht wahr, meine Herren Elektroniker, programmieren kann doch nun 
wirklich jeder Idiot. Einfach mal das AVR-Tutorial lesen, und dann kann 
man schon 90 Prozent dessen, was es in der Informatik zu wissen gibt.

(Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten)

von Paul Baumann (Gast)


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@Willibald
>(Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten)
Ah, -mein Spruch hat sich herumgesprochen...

;-)
MfG Paul

von Stefanie B. (sbs)


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willibald schrieb:
> man schon 90 Prozent dessen, was es in der Informatik zu wissen gibt.

so wenig?
Ich denke, dass man mindestens 105 Prozent durch das Lesen des Tutorial 
lernt :-P

von klausr (Gast)


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Martin schrieb:
> Nein, nicht deshalb. Wer sich Ingenieur nennen darf, regeln die
> Ingenieurgesetze der Länder (fast gleichlautend).

Ah, für Bayern steht da:

---Zitat:
(1) Die Berufsbezeichnung ,,Ingenieur“ und ,,Ingenieurin“ allein oder in 
einer Wortverbindung darf führen,

1.
    wer

    a) ein mindestens dreijähriges Studium einer technischen oder 
naturwissenschaftlichen Fachrichtung an einer deutschen 
wissenschaftlichen Hochschule oder an einer deutschen Fachhochschule 
oder

    b) ein mindestens dreijähriges Studium an einer deutschen 
öffentlichen oder ihr hinsichtlich des Studienabschlusses rechtlich 
gleichgestellten deutschen privaten Ingenieurschule oder

    c) einen Betriebsführerlehrgang einer deutschen staatlich 
anerkannten Bergschule

    mit Erfolg abgeschlossen hat oder
2.
    wem durch die zuständige Behörde das Recht verliehen worden ist, die 
Bezeichnung 'Ingenieur (grad.)' und 'Ingenieurin (grad.)' oder einen 
Diplomgrad in einer Wortverbindung mit der Bezeichnung 'Ingenieur' und 
'Ingenieurin' zu führen.
---Zitat Ende

Das bedeutet, dass sich z.B. jeder Physik-/Chemie-/Bio-Lehrer Ingenieur 
nennen darf. Ist der Begriff Ingenieurbüro eigentlich geschützt? Oder 
bedeutet dies einfach, dass in so einem Büro mind. 1 Ingenieur arbeitet?

von willibald (Gast)


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Zuckerle schrieb im Beitrag #2259845:
>> Autor: willibald (Gast)
>> Datum: 11.07.2011 09:02
>
>> Nicht wahr, meine Herren Elektroniker, programmieren kann doch nun
>> wirklich jeder Idiot.
>
> Nicht jeder, du wohl nicht!

Du bezeichnest mich als Idioten, der nicht programmieren kann? Wie 
kommst du darauf? Warum beschimpfst du mich? Hab ich dir was getan?

Oder gehörst du zu denen, die keinen Grund brauchen, um andere zu 
beschimpfen?

von Εrnst B. (ernst)


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klausr schrieb:
> ein mindestens dreijähriges Studium einer technischen oder
> naturwissenschaftlichen Fachrichtung

Um die Verbindung zum Threadbegin wieder herzustellen:

Ist ein Informatik-Studium nun ein naturwissenschaftliches oder ein 
geisteswissenschaftliches? Oder fällt es unter "technisch"?

von (prx) A. K. (prx)


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Εrnst B✶ schrieb:

> Ist ein Informatik-Studium nun ein naturwissenschaftliches oder ein
> geisteswissenschaftliches? Oder fällt es unter "technisch"?

Nichts von alledem.

Mathematik ist weder technisch noch naturwissenschaftlich, auch bei den 
Geisteswissenschaften will man sie nicht so recht untergebracht sehen. 
Also fand man einen neuen Terminus "Strukturwissenschaft" und hat dort 
nicht zuletzt aufgrund der engen Verwandschaft auch die Informatik mit 
untergebracht.

von willibald (Gast)


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Zuckerle schrieb im Beitrag #2259929:
>> Autor: willibald (Gast)
>> Datum: 11.07.2011 11:03
>
> Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.
> Wirst hier frech und wunderst dich wenn es was auf die Nuss gibt!

Und du erkennst Ironie noch nicht mal, wenn es ausdrücklich dransteht.

von P. S. (Gast)


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A. K. schrieb:

> Mathematik ist weder technisch noch naturwissenschaftlich, auch bei den
> Geisteswissenschaften will man sie nicht so recht untergebracht sehen.

Mathematik ist doch nur eine Hilfswissenschaft fuer die anderen 
Wissenschaften (Da, rechne das mal schnell aus, damit ich weiss wie 
viele Molekuele da reinpassen) und Informatik ist das (Hilfs-)Handwerk 
fuer die Mathematiker (Oeh, keine Lust das auszurechen, da ist die 
Formel, lass das mal durch den Rechner).

von Martin (Gast)


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von (prx) A. K. (prx)


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Peter Stegemann schrieb:

> Mathematik ist doch nur eine Hilfswissenschaft

Yep. Aber Mathematik kannst du ohne Physik machen. Physiker sind jedoch 
ohne Mathematik ziemlich hilflos.

von ohne Abschluss (Gast)


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infIng schrieb:
> Meines
> Erachtens sollte man sich nur dann als Informatiker bezeichnen dürfen,
> wenn man eine entsprechende Hochschulausbildung absolviert hat.

Welcome Back Dr. Wolfram Draht ... oder doch Susi Saranti oder, oder, 
oder, oder ... :-((

von P. S. (Gast)


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A. K. schrieb:
> Peter Stegemann schrieb:

>> Mathematik ist doch nur eine Hilfswissenschaft
> Yep. Aber Mathematik kannst du ohne Physik machen. Physiker sind jedoch
> ohne Mathematik ziemlich hilflos.

Aber Mathematik ohne Physik (oder Chemie, oder...) ziemlich nutzlos!

von (prx) A. K. (prx)


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Peter Stegemann schrieb:

> Aber Mathematik ohne Physik (oder Chemie, oder...) ziemlich nutzlos!

Na dann versuch mal, diese These in einer Runde grad leicht agressiv 
aufgesteller Mathematiker zu vertreten. ;-)

Andersrum gesehen: Welche Wissenschaft ist heute für fast jede andere 
Wissenschaft unverzichtbar? Naturwissenschaft, Ing-Wiss. wie 
Geisteswissenschaft. Sie ist also so nutzlos wie der Bauer, denn was der 
macht ist auch bloss Hilfe für sich und die übrige Menschheit, ohne die 
ist er nutzlos.

von Luftpumpe (Gast)


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A. K. schrieb:
> Nichts von alledem.
>
> Mathematik ist weder technisch noch naturwissenschaftlich, auch bei den
> Geisteswissenschaften will man sie nicht so recht untergebracht sehen.
> Also fand man einen neuen Terminus "Strukturwissenschaft" und hat dort
> nicht zuletzt aufgrund der engen Verwandschaft auch die Informatik mit
> untergebracht.

Deshalb hat wohl der Gesetzgeber eben die Formulierung "technische 
Fachrichtung" in den Ing-Gesetzen gewählt um einfach alles damit zu 
erschlagen.

von P. S. (Gast)


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A. K. schrieb:
> Peter Stegemann schrieb:
>
>> Aber Mathematik ohne Physik (oder Chemie, oder...) ziemlich nutzlos!
> Na dann versuch mal, diese These in einer Runde grad leicht agressiv
> aufgesteller Mathematiker zu vertreten. ;-)

Naja, wenn man daran messen wuerde, ob einer Recht hat, da muss man nur 
hier im Forum gucken, was dann so Alles richtig und was falsch waere ;-)

> Andersrum gesehen: Welche Wissenschaft ist heute für fast jede andere
> Wissenschaft unverzichtbar? Naturwissenschaft, Ing-Wiss. wie
> Geisteswissenschaft.

Das ist mir jetzt zu rational. :-)

von Arc N. (arc)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Guest schrieb:
>
>> Ich kenne z.B Autodidakten ohne Studium, die einen Compiler/ ein
>> Betriebsystem ohne Problem durchcoden können..
>
> Es geht. Ich machte vor dem Studium auch was ähnliches, wie nach dem
> Studium. Aber im Hobby. Das Studium gibt aber noch mal eine Menge an
> Grundlagen und Arbeitsmethoden her. Wobei ich stark bezweifle, daß ich
> mir dies alles selbst beibringen konnte.

Rückblickend auf mein Studium kann ich da nur sagen: Man musste sich 
sehr viel selber erarbeiten, da nicht nur die Vorlesungen/Skripte etc. 
einiger Profs. wirklich schlecht waren (z.T. gerade in den Grundlagen).
Die Frage ist aber, ob ich mich auch dazu gezwungen hätte, dass alles zu 
erarbeiten, wenn ich nicht studiert hätte.

> Vorher war ich einfach nur ein
> halber Fachidiot, der aber sonst nichts weiter kennt. Selbst um eine
> schmalbandige Sache abzuschätzen, schadet es nicht, wenn man etwas
> breiter aufgestellt ist.
>
> Und wenn Google und Microsoft das mit eigenen Aufnahmetests ausfiltern,
> ist das durchaus legitim und wirksam. Wie Aufnahmetests für die Uni.
> Vielleicht ist ja unter 10000 Leuten ein einziger guter Autodidakt
> dabei.

Das scheinen in den USA so um die 40% zu sein (Mathe/Informatik)
"In computer and math science, holders of high school diplomas and 
associate's degrees make up approximately 40 percent of employees. In 
engineering, 20 percent of workers have less than a bachelor's degree. 
The proportions are much smaller (10 percent or less) for occupations in 
the life, physical and social sciences."
http://news.cnet.com/Many-engineers-lack-a-four-year-degree/2100-1022_3-5312309.html

von Kap. Hoorn (Gast)


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Microsoft und Google suchen "Inselbegabungen", also überragende 
Fähigkeiten auf einem Teilgebiet, haben, und dort Spitzenleistungen 
erbringen können. Gibt ja welche, die Approximationsalgorithmen in- und 
auswendig beherrschen. Leider gehen solche Fähigkeiten einher mit 
Kauzigkeit und "Kommunikationsschwächen". (Eigentlich ist es eher die 
Arroganz der Durchschnittlichen, die selbst schwierige Sachen innerhalb 
einer Minute erklärt haben wollen.) Deshalb haben diese Leute bei uns in 
Deutschland keine Chance, deswegen empfinden wir das als so 
ungewöhnlich, wie Google und Microsoft nach Personal suchen. In 
Deutschland ist es so: Man muss alles können, wenn man den 
Stellenanzeigen glaubt. "Gute Analysefähigkeiten" soll man mitbringen 
und wahrscheinlich denken die Personaler, sie selbst hätten gute 
Analysefähigkeiten, weil sie ja bereits angestellt wurden. :-) - Mit 
Verlaub, aber ich glaube, dass MINTler schon von Hause aus höhere 
Analysefähigkeiten haben. Die sogenannten Nerds sind dann sogar völlig 
überdreht und sehen ruckzuck irgendwelche Fehler in einem bestehenden 
Softwaresystem.

Dass Informatiker nicht geschützt ist, ist schon seltsam. Kennt jemand 
das Portal "gutefrage.net"? Schaut mal, wie der Fragesteller die Frage 
getaggt hat: 
http://www.gutefrage.net/frage/wie-kann-ich-einen-ordner-loeschen

Das ist doch eindeutig eine Informatikfrage, oder? :-)

von (prx) A. K. (prx)


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Kap. Hoorn schrieb:

> Dass Informatiker nicht geschützt ist, ist schon seltsam.

Ist Mathematiker geschützt? Physiker? Philosoph? Historiker? ...

von Harald Wilhelms (Gast)


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A. K. schrieb:
> Kap. Hoorn schrieb:
>
>> Dass Informatiker nicht geschützt ist, ist schon seltsam.
>
> Ist Mathematiker geschützt? Physiker? Philosoph? Historiker? ...

...Legastheniker...
SCNR
Harald

von Mehrwert (Gast)


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Kap. Hoorn schrieb:
> Dass Informatiker nicht geschützt ist, ist schon seltsam.

Die Informatik ist in Deutschland an den Hochschulen aus der Mathematik 
hervorgegangen. Historisch bedingt war und ist man deshalb in der 
Informatik an deutschen Hochschulen nicht sonderlich an praktischen 
Dingen, wie zum Beispiele Programmieren (bäh, pfui, dafür hält sich der 
Informatiker Programmierer ...), interessiert.

Zu den praktischen Dingen, die die Ex-Mathematiker, nun Informatiker der 
ersten Stunden auch nicht interessierten, gehörte der Schutz der 
Berufsbezeichnung. Nach dem Motto, das ist eine wissenschaftliche 
Ausbildung, keine Berufsausbildung, wozu eine Berufsbezeichnung wenn wir 
nicht für einen Beruf ausbilden, und dann noch schützen?

Trotz der Idee Wissenschaftler auszubilden, stellte sich dann heraus, 
dass Informatiker auch ihr Brot verdienen müssen und der Informatiker 
wurde zum Beruf.

Bis zum späteren Aufkommen des Fachinformatikers interessierte es die 
akademisch ausgebildeten Informatiker im Beruf trotzdem nur wenig, dass 
der Begriff nicht geschützt war. Gelegentlich schaute man mal neidisch 
zu den Ingenieuren, meist schaute man allerdings herablassen herunter 
(pfui, die programmieren ja ...).

Mit dem Aufkommen des Fachinformatikers wurden die Damen und Herren 
Informatiker mit akademischer Ausbildung etwas zickig wenn es um den 
Begriff Informatiker geht. Erst da wurde wohl vielen bewusst, dass sich 
jeder so nennen darf.

Wenn die Informatiker ihre Berufsbezeichnung geschützt haben möchten, 
dann müssen sie die entsprechende Lobbyarbeit machen, ein paar Politiker 
kaufen und in allen Bundesländern entsprechende Gesetze erkaufen. Viel 
Spaß.

von (prx) A. K. (prx)


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Mehrwert schrieb:

> Mit dem Aufkommen des Fachinformatikers wurden die Damen und Herren
> Informatiker mit akademischer Ausbildung etwas zickig wenn es um den
> Begriff Informatiker geht.

Ok, Hand aufs Herz und Strichliste machen: Welcher studierte 
Informatiker hier im Forum ist da etwas zickig und will, dass Vadder 
Staat eine Vorschrift mehr in die Welt setzt?

Mir ist es jedenfalls schnuppe. Mein Dipl.-Inf. ist sehr wohl geschützt 
und das reicht mir. Das war vor den Fachinformatikern so, das ist auch 
jetzt noch so.

von Paul (Gast)


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>> Dass Informatiker nicht geschützt ist, ist schon seltsam.

>Ist Mathematiker geschützt? Physiker? Philosoph? Historiker? ...

Naja, das läßt sich schwer vergleichen. Ein Mathematiker ist immer ein 
Hochschulberuf, ein Physiker, Philosoph und Historiker auch. Beim 
Informatiker gibt es noch die ebene Fachinformatiker. Ähnlich ist es 
beim BWLer. Da ist schon verständlich, daß man nach einem Schutz des 
Wortes für eine bestimmte Ausbildungsqualität an einer Hochschule 
verlangt. Gerade in der heutigen Zeit, wo die HWK und IHK ganz schnell 
sind, irgendwelche wohlklingenden Berufe zu erfinden, die einen 
Hochschulabschluß suggerieren (Bachelor prof. Master prof. und 
Dipl.-Betriebswirt (VWA). Ähnlich kann ich den Ruf des staatl. gepr. 
Technikers nach Schutz der Bezeichnung Techniker verstehen. 
Trittbrettfaherer springen schneller auf, als man denkt.

Ich denke, es fehlt an der Lobby. Die Ingenieure hatten eben irgendwann 
mal die Nase voll, daß jeder Bertieb nach Lust und Laune einen 
Facharbeiter in Ingenieur umbenennen konnte. Hinzu kam ja, daß an 
solchen Berufen auch gewisse Gefahrenverantwortung hängt. Da ist es 
wichtig, einen Qualitätsbegriff einzuführen, der nicht unterlaufen 
werden kann.

von (prx) A. K. (prx)


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Paul schrieb:

> Ein Mathematiker ist immer ein
> Hochschulberuf, ein Physiker, Philosoph und Historiker auch.

Jeder kann sich so nennen oder so bezeichnet werden, ob mit 
entsprechendem Studium oder nicht. Bei Physikern und Mathematikern ist 
eine Hochschulbildung zwar ziemlich wahrscheinlich, aber schon bei 
Historikern würde ich nicht blind drauf wetten.

Insbesondere bei Philosophen ist eine andersartige Vorbildung recht 
verbreitet, denn das beschreibt letztlich nur womit man sich grad mit 
befasst oder als was man bekannt wurde, aber nicht womit man seine Mäuse 
verdient.

> Beim Informatiker gibt es noch die ebene Fachinformatiker.

Richtig. Und deshalb gibt es vollständige Berufsbezeichnungen, die 
Dipl.-Inf[orm]. die Bachs und Masters und die Fachinformatiker etc.

Wo wird denn das wirklich gebraucht? In welchem Kontext entsteht hier 
eine Begriffsverwirrung? Auf deiner Visitenkarten und deiner Bewerbung 
steht die vollständige Bezeichnung, überall da wo die Qualifikation eine 
Rolle spielt.

Also weshalb diese typisch deutsche Sucht nach vollständiger Regulierung 
des gesamten Lebens? Wo fühlst du dich zurückgesetzt? Nagt schon die 
pure Existenz des Fachinformatikers an deinem Selbstverständnis?

von Paul (Gast)


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>Jeder kann sich so nennen oder so bezeichnet werden, ob mit
>entsprechendem Studium oder nicht. Bei Physikern und Mathematikern ist
>eine Hochschulbildung zwar ziemlich wahrscheinlich, aber schon bei
>Historikern würde ich nicht blind drauf wetten.

Ja im trauten Heimkreis kann das jeder, da kann man sich auch Dr. Motte 
oder sonstwie nennen. Hier aber geht es um Bezeichnungen im Berufsleben. 
Mir ist im prof. Bereich kein Mathematiker, Historiker oder Physiker 
bekannt, der einen Beruf mit diesem Namen ausübt, ohne einen 
entsprechenden Hochschulabschluß zu haben.

>Richtig. Und deshalb gibt es vollständige Berufsbezeichnungen, die
>Dipl.-Inf[orm]. die Bachs und Masters und die Fachinformatiker etc.

>Wo wird denn das wirklich gebraucht? In welchem Kontext entsteht hier
>eine Begriffsverwirrung

Na dann schaue doch mal wie schnell, mit Beifall der VWA, auf der 
Visitebkarte und der Geschäftkorrespondenz aus dem Betriebswirt (VWA) 
ein Dipl.-Betriebswirt (VWA) wurde. In der nächsten Stufe lassen sie das 
VWA weg.

>Also weshalb diese typisch deutsche Sucht nach vollständiger Regulierung
>des gesamten Lebens?

Weil Lebensleistungen durch Tricksereien unterlaufen werden.

> Nagt schon die
>pure Existenz des Fachinformatikers an deinem Selbstverständnis?

Der Fachinformatiker ist mit schnurz, ich bin Ingenieur. Hier geht es 
ums Prinzip.

von Kap. Hoorn (Gast)


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A. K. schrieb:
> Kap. Hoorn schrieb:
>
>> Dass Informatiker nicht geschützt ist, ist schon seltsam.
>
> Ist Mathematiker geschützt? Physiker? Philosoph? Historiker? ...


In dem Video gibt's einen "Amateuerhistoriker" 
http://www.youtube.com/watch?v=Tees__ribQU Jeder kann sich so nennen. 
(Achtung, das Video ist sehr lustig und verleitet dazu, es wiederholt 
anzusehen.

von P. S. (Gast)


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Paul schrieb:

>>Also weshalb diese typisch deutsche Sucht nach vollständiger Regulierung
>>des gesamten Lebens?
> Weil Lebensleistungen durch Tricksereien unterlaufen werden.

Ich hatte bei einem Job einen Kollegen, dessen hoechster Abschluss war 
der von der Sonderschule. In 30 Jahren hatte er sich von Job zu Job 
hochgearbeitet. Ein guter, solider Softwareentwickler, besser als viele 
meiner diplomierten Kommilitonen. Nebenbei hat er mir noch einiges ueber 
Elektronik beigebracht. DAS ist eine solide Lebensleistung, die mir weit 
mehr Respekt abnoetigt als jedes Diplom, meines inklusive.

Du wirst wie immer weiter auf deinen Paragraphen rumreiten bis keiner 
mehr diesen Thread lesen will. Darum kann ich es dir auch gleich sagen: 
Das ist einfach nur peinlich.

von Nils (Gast)


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@Peter Stegemann
Full Ack.

Viele bedenken nicht, dass die ganze Regulier-Wut einem Ständesystem 
entspringt, dass aus dem Mittelalter stammt.
So wie der Begriff 'Ingenieur' auch.
Ohnehin Realität: Wenn es passt, wird das schon lange unterlaufen. Wenn 
es nicht passt, nutzt auch der Abschluss nichts.

von Mehrwert (Gast)


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Nils schrieb:
> Viele bedenken nicht, dass die ganze Regulier-Wut einem Ständesystem
> entspringt, dass aus dem Mittelalter stammt.
> So wie der Begriff 'Ingenieur' auch.

Das Ständesysteme des Mittelalters hatten auch das Ziel, 
Qualitätsstandards für das eigene Handwerk durchzusetzen.

Du möchtest, dass deine Brücke von irgendjemandem geplant wird, nicht 
von jemandem, der eine formale Qualifikation durchlaufen hat und daher 
sowohl als eine Art Anerkennung, als auch als ein Hinweis auf die 
Qualifikation eine geschützte Berufsbezeichnung führen darf?

Natürlich gibt es Ausnahmen, wie der oben erwähnte Sonderschüler. Aber 
das sind Ausnahmen. Diese Ausnahmen werden immer von denjenigen, die es 
selber nicht zum entsprechenden Abschluss gebracht, zum Vorbild erklärt. 
Dann  wird wieder von Regulierungswut und "scheiß Deutschland" geredet.

Und natürlich reicht das Studium alleine nicht, um eine sichere Brücke 
zu bauen. Es ist eine sinnvolle Hürde auf dem Weg dahin um zumindest die 
schlimmsten Pfuscher fernzuhalten. Gelegentlich schlüpft mal einer bis 
zum Ende durch, dann ist wieder das Geschrei groß.



> Ohnehin Realität: Wenn es passt, wird das schon lange unterlaufen. Wenn
> es nicht passt, nutzt auch der Abschluss nichts.

von Paul (Gast)


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>Ich hatte bei einem Job einen Kollegen, dessen hoechster Abschluss war
>der von der Sonderschule. In 30 Jahren hatte er sich von Job zu Job
>hochgearbeitet. Ein guter, solider Softwareentwickler, besser als viele
>meiner diplomierten Kommilitonen. Nebenbei hat er mir noch einiges ueber
>Elektronik beigebracht. DAS ist eine solide Lebensleistung, die mir weit
>mehr Respekt abnoetigt als jedes Diplom, meines inklusive.

Er ist Sowtwareentwickler. Würde es einen Schutz geben, sich 
Informatiker zu nennen, könnte er ja ohne Probleme sich prüfen lassen, 
ob er die Standards erfüllt, die an diesen Titel gestellt werden.

>Viele bedenken nicht, dass die ganze Regulier-Wut einem Ständesystem
>entspringt, dass aus dem Mittelalter stammt.
>So wie der Begriff 'Ingenieur' auch.

Viele bedenken nicht, was Aktion und was Reaktion war. Aktion war, daß 
sich manche Ingenieur oder Arzt oder Handwerksmeister nannten, ohne eine 
entsprechende Ausbildung zu haben und damnach auch keine fachgerechte 
Leitung bringen konnten. Irgendwann hatten es die dicke, die eine solide 
Ausbildung hatten und auch prof. Qualität lierferten. Als Reaktion 
ließen sie die Titel schützen.

Also: Hätte es nie Trittbrettfahrer und Scharlatane gegeben, wären nie 
Ständesysteme entstanden. Auch frage ich mich, wer etwas gegen diese 
Prüfungssysteme und Qualitätssicherungssysteme haben kann. Der Ehrliche 
sieht ein, daß er den Titel nicht tragen kann, wenn er nicht die 
Leistung nachgewiesen hat und diesen Titel mit Prüfung auch tragen darf. 
Abschaffung solcher "veralteter" Systeme fordern doch immer die, die 
gerne den Titel tragen wollen, aber nichts dafür tun. Also wieder Aktion 
und Reaktion.

>Ohnehin Realität: Wenn es passt, wird das schon lange unterlaufen.

Vielleicht hat die Regulierwut auch nachgelassen. Das Ergebnis sieht man 
ja.

von Nils (Gast)


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@Paul
> Viele bedenken nicht, was Aktion und was Reaktion war.

Dem mittelalterlichen System war ein Denken in Aktion und Reaktion 
fremd.
Das Ständesystem ist schlicht eine Übertragung von Erbrecht und 
Adelsprivilegien an die nachfolgende Generation. (Konkret an den 
Ältesten)
Weil es damals gesellschaftlich relevant und etabliert war, wurde dieses 
Prinzip in das Handwerkswesen und eben in den Rüstungsbau (dem heutigen 
Ingenieurswesen) übernommen.
Das hatte durchaus sinnvolle Implikationen, wie der berechtigte Einwand 
von 'Mehrwert' (QS) ja zeigt.

Ob Titel im heutigen System internationaler Konzerne ihre Berechtigung 
haben, bezweifle ich persönlich.
Aber immerhin - das sichert das eine Qualität im Durchschnitt.

Aber daraus sollte man aus meiner Sicht eben kein 
'Alleinstellungsmerkmal' (schönes Wort der Marketing-Fuzzis) ableiten, 
weil die gesellschaftliche und inhaltliche Relevanz zumindest fragwürdig 
geworden ist.

von Thomas1 (Gast)


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Nils schrieb:
> Das Ständesystem ist schlicht eine Übertragung von Erbrecht und
> Adelsprivilegien an die nachfolgende Generation. (Konkret an den
> Ältesten)


Die Adelstitel bekam hier jeder der Nachkommen, während in England nur 
der älteste Sohn den Namen bekommt. Das ist da etwas kompliziert.

http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6flichkeitstitel_%28Vereinigtes_K%C3%B6nigreich%29#H.C3.B6flichkeitstitel_bei_Abk.C3.B6mmlingen

von Matthias H. (experimentator)


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Vor der Einführung des "Fachinformatikers" und der Bachelor- und 
Master-Abschlüsse war Informatiker  ein Synonym für Diplom-Informatiker. 
Der "Fachinformatiker" hieß damals Datenverarbeitungskaufmann.

Jemand ohne Studium hätte sich legal Informatiker nennen können, aber 
hätte sich damit vollkommen lächerlich gemacht. In sofern empfinde ich 
als Diplom-Informatiker die neuen "Fachinformatiker"-Berufe als 
abwertend für studierte Informatiker (was beim besten Willen nicht 
heißen soll, daß die was besseres wäre, ich sage auch schon mal, ich 
habe zwar einen Uniabschluß, aber kann trotzdem programmieren, weil das 
auf viele nicht zutrifft ;-))) und verwirrend.

Soweit ich weiß, gibt es in Österreich für das gleiche Fach mindestens 
zum Teil einen Dipl.-Ing.-Grad, keinen Dipl-Inf./Dipl.-Inform. Bei 
technischer Informatik scheint es auch Varianten zu geben.

Außerdem eignet sich weder "Informatiker" noch "Dipl.-Inform." oder so 
als Anrede oder Selbstbeschreibung, dazu ist das Informatik-Feld viel zu 
weit. Ich kann vom meisten ein bißchen, aber wenn mich jemand nach 
meinem Beruf fragt, sage ich, Softwareentwickler, weil das mein 
Schwerpunkt ist. Und das ist definitiv auch keine geschützte Bezeichnung 
;-) .

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