Forum: HF, Funk und Felder Class C Verstärker bei 2.4 GHz mit ca. 1 Watt Ausgangsleistung


von Michael T. (quisius)


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Hallo,

ich bin auf der Suche nach einem IC-Verstärker mit den folgenden 
Rahmendaten:

Class C Betrieb
OP1dB           : ca. 30-31 dBm
Gain            : ca. 10-15 dB (entscheidender ist aber die 
Ausgangsleistung)
Frequenzbereich : Amateurfunkband bei 2.4 GHz

Bei meiner eigenen Suche bin ich bis jetzt nur auf A,AB Verstärker 
gestoßen. Würde mich über Hinweise für Bauteile freuen, die die 
genannten Anforderungen erfüllen.

Viele Grüße

von Silvio K. (exh)


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Auf 
http://www.avagotech.com/pages/en/rf_microwave/amplifiers/linear_power/linear_power_amplifier/
gibt es Bausteine die 1 Watt schaffen. Sind aber linear, also nicht 
Klasse C.

Soll das Videoübertragung im Modellbau werden? Geht ja meistens über 
analoge FM.
Wenn nicht, musst du deinen Verstärker selber bauen. Ohne Messgeräte 
schwierig bis unmöglich, mit nicht so schwer.

PS: Wenn du Klasse A ordentlich aussteuerst, ist der Wirkungsgrad auch 
nicht sooo schlecht. Klasse C ist zwar im Wirkungsgrad besser, aber 
nicht linear. Wenn du die Anwendung verrätst, kriegst du sicher gute 
Tipps.

von Michael T. (quisius)


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Hallo Silvio,

der Verstärker ALM-31222 ist genau der, den ich mir bis jetzt 
rausgesucht habe :-)
Ich will damit ein FSK-moduliertes Signal verstärken. Ich nutze auf der 
Übertragungsstrecke nur einen Kanal. Ich gehe daher davon aus, dass ich 
bei Betrieb in Sättigung keine Probleme mit Verzerrungen durch 
Intermodulation haben werde, sondern nur Harmonische. Der Verstärker 
soll daher nicht mit Backoff betrieben werden, sondern in Sättigung. Die 
Harmonischen sollen durch einen dahintergeschalteten Bandpass soweit es 
die gesetzlichen Regelungen fordern gedämpft werden. Die Idee einen 
Klasse C Verstärker einzusetzen hatte ich, um den Wirkungsgrad des 
Verstärkers zu erhöhen und insbesondere dessen Abwärme zu begrenzen. 
Letzteres ist besonders wünschenswert, da ich diese nur schlecht 
abführen kann und ich Temperatureinflüsse auf Oszillatoren ausschließen 
möchte. Ein Klasse C Betrieb erscheint mir daher besonders sinnvoll.
Freue mich über weitere Anregungen und Bauteilvorschläge.

Viele Grüße

von Silvio K. (exh)


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Ich habe gerade gesehen, dass Freescale auch GaAs-HEMTs baut:
http://cache.freescale.com/files/rf_if/doc/data_sheet/MRFG35002N6A.pdf
Das wäre doch was für dich. Wenn du ein passendes Netz hinten dran 
hängst, geht es vielleicht in Richtung Klasse E... Mit all zu viel Gain 
würde ich nicht rechnen. Was nimmst du für einen Treiber?

> ein FSK-moduliertes Signal

Hast du das Signal schon, oder modulierst du es selber? Wenn ja, wie VCO 
oder anderer Modulator?


Gruß

von Mosti Flop (Gast)


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Wenn es nur klasse A oder B verstaerker gibt sollte man sich ueberlegen, 
ob das alles nur Deppen sind, die gerne etwas heizen... nee der Gund, 
ist, dass man die Gegenkopplung nicht mehr hinkriegt.

von Ralph B. (rberres)


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In der heutigen Zeit werden in den beabsichtigten Frequenzbereichen nur 
noch selten reine FM modulierte Signale verwendet. Meist sind es 
Vektormodulationsarten, wie  OFDM bzw CMDA Modulationen, die neben einer
Frequenzmodulation auch eine Amplitudenmodulation beinhalten. Diese 
müssen hochlinear übertragen werden, damit die Vektoren auch noch genau 
treffen.

Somit ist es nicht verunderlich, das die Hersteller dieser Transistoren 
die Applikationen für Linarbetrieb, und damit den Arbeitspunkt im 
A-Betrieb puplizieren.

Es ist dir ja durchaus freigestellt, durch vermindern der Gatespannung 
den Arbeitspunkt weiter Richtung C Betrieb, oder gar in den C Betrieb zu 
ziehen. Allerdings ändern sich dann auch die Ein und 
Ausgangswiderstände.

Die Anpassglieder müßten dann auf jeden Fall neu berechnet werden, bzw 
experimentell ermittelt werden, da in der Regel keine S-Parameter für 
den C-Betrieb vorliegen.

Ralph Berres

von HF-Werkler (Gast)


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Hallo,
die Harmonischen wirst du aber bei 2.4GHz nicht mehr so leicht los, wie 
bei "Gleichstrom" (<1GHz). Weiterhin wird ein solches Filter (sofern es 
funktioniert) auch Verluste mit sich bringen, so dass dir unter 
Umständen mehr als 2-3dB Verluste wieder die Sendeleistung drücken. Die 
meisten Filter werden dir da das Leben schwer machen. Es macht durchaus 
Sinn hier einen Class A zu nutzen, auch wenn etwas mehr Verlustleistung 
entsteht.

In welcher Region/Land soll das Teil denn eingesetzt werden? Welche 
Aussendung soll es unterstützen? Vielleicht macht es ja mehr Sinn von 
FSK auf eine robustere Modulation, die weniger S/N erfordert zu wechseln 
und ein paar mW mehr im Basebandteil "auszugeben".

Gruss

von Michael T. (quisius)


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Danke für die zahlreichen Antworten.

Vorneweg: Signalquelle ist der CC2500 von TI mit vorgeschaltetem CC2591 
Front-End. Dieser führt die Modulation meines HF-Signals durch. Die 
Bandpassfilterung möchte ich mit diesem Tiefpassfilter durchführen:
http://www.farnell.com/datasheets/87155.pdf
Die Einfügeverluste sind mit 0.5dB sehr klein.
Die Amateurfunkverordnung (Verfügung Nr. 33/2007) schreibt eine Dämpfung 
von 50dB bzw. auf 30dBm vor (der größere Wert gilt). Für meine 
angestrebte Leistung von 1W muss ich die Harmonischen also auf -20dBm 
dämpfen.
Da ich den CC-Chip nur ungern austauschen möchte und dieser nur FSK bzw. 
MSK unterstützt, fallen robustere Modulationstechniken leider flach.

@ Silvio: Dank dir für den Link. Ich werde den auf jedenfall im 
Hinterkopf behalten. Da ich den ALM-31222 schon hier liegen habe, werde 
ich aber erstmal versuchen damit weiterzukommen. (Ich weiß, hatte erst 
nach Bauteilvorschlägen gefragt). Ralph deutete ja an das ich den 
ALM-31222 eventuell doch als Class C betreiben könnte.

@ Ralph: Das neugestalten der Anpassglieder sollte kein größeres Problem 
darstellen. Equipment zum Messen der S-Parameter ist vorhanden und 
Smithi spukt auch noch im Hinterkopf :-) Habe allerdings noch eine Frage 
zur Arbeitspunkteinstellung. Im C-Betrieb wird dieser ja so gelegt das 
die Leitfähigkeit des Transistors erst durch ein ausreichend großes 
Eingangssignal erreicht wird. Dachte deshalb auch das ich da alle 
Freiheitsgrade habe bis ich im Datenblatt gelesen habe, dass er für den 
AB-Betrieb ausgelegt ist. Der Chip besitzt ein integriertes 
Bias-Netzwerk(http://www.avagotech.com/docs/AV02-1179EN) Kann ich da 
jetzt durch variieren der Control-Spannung den Arbeitspunkt bis zum
Class C Betrieb verschieben ? Oder sind mir da durch das integrierte 
Bias-Netzwerk  Grenzen gesetzt ?

@ Mosti: Kann sein dass du Recht hast, aber Ralphs Erklärung bzgl. der 
Vektormodulationsarten ist für mich nachvollziehbarer. Vielleicht 
könntest du das etwas genauer ausführen, wo genau bei diesen Verstärkern 
das Problem bzgl. der Instabilität durch Rückkopplung liegt. Es gibt
ja Class C Verstärker, aber warum hier nicht ?

von Ralph B. (rberres)


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Michael T. schrieb:
> Der Chip besitzt ein integriertes
>
> Bias-Netzwerk(http://www.avagotech.com/docs/AV02-1179EN) Kann ich da
>
> jetzt durch variieren der Control-Spannung den Arbeitspunkt bis zum
>
> Class C Betrieb verschieben ? Oder sind mir da durch das integrierte
>
> Bias-Netzwerk  Grenzen gesetzt ?

Ich gehe mal davon aus , das dieses Bias Netzwerk den Arbeitspunkt 
stabil halten soll. Und zwar weitgehend unabhängig von der angelegeten 
Spannung am Bias Eingang. Wenn man aber eine Spannung anlegt, die so 
gering ist, das das Bias Netzwerk den Bias nicht mehr regeln kann, weil 
auf Grund zu geringer Spannung die Regelung am Poller hängt, wird der 
Bias auch runter Richtung Arbeitspunkt C gehen.

C Betrieb kann ja heisen, das die Basis einfach über eine Drossel oder 
niederohmigen Widerstand an Masse hängt.

Was ich aber nicht weis, wird das Bias Netzwerk bei nicht anliegender 
Spannung einfach hochohmig, so das die Basis des Transistors in der Luft 
hängt? Das könnte bei Ansteuerung recht ungesund sein für den 
Transistor.
Man sollte , wenn man solche Experimente macht, entweder genau wissen 
was auf dem Chip vorgeht, oder zumindest den Bias nicht auf 0 setzen, 
sondern den Transistor eher mehr im AB Betrieb betreiben. Selbst da gibt 
es bezüglich Bias Schaltung noch genügend unbekannte.

Ralph Berres

von Silvio K. (exh)


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Man sollte erst gucken wie sich der Ruhestrom in Abhängigkeit von der 
Steuerspannung verhält. Ich denke danach ist man schlauer. 
Wahrscheinlich ist der Chip eben nicht für Klasse C gemacht und die 
internen Anpassnetze passen dann nicht mehr so gut. Wie stark sich was 
ändert verraten dir die S-Parameter.

von Michael T. (quisius)


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Ok. Ich werde mir jetzt erstmal nen Testboard basteln und schauen was 
ich messen kann. Dann schau ich weiter. Dank euch vielmals für die Tips 
und Anregungen, die mir sehr geholfen haben.

Eine letzte Frage bei der mir google gerad nicht so richtig weiter hilft 
(kann aber auch an meinem Kopp gerad liegen). Die Power Added Efficiency 
ist definiert als

( P_HF_Out - P_HF_IN ) / P_DC

Bezieht sich P_HF_Out nur auf die Eingangsfrequenz oder erfasst es auch 
die Harmonischen im nicht-linearen Betrieb ?

von Ralph B. (rberres)


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Wenn du den tatsächlichen Wirkungsgrad der Endstufe wissen willst, must 
du alle Ausgangsprodukte berücksichtigen. Denn diese tragen ja nichts 
zur Wärmeentwicklung der Endstufe bei.

Willst du aber den Wirkungsgrad des Nutzsignals wissen, darfst du nur 
das Nutzsignal berücksichtigen.

Aber keine Angst. Wenn die Endstufe nur 10db Oberwellenabstand hat ( das 
ist fast schon ein Rechtecksignal ) dann ist der Betrachtungsunterschied 
nur 1/10. Vermutlich ist der Oberwellenabstand schon deutlich besser.

Ralph Berres

von Michael T. (quisius)


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Schon richtig was du schreibst. Ich frage mich aber worauf die Werte in 
den Datenblättern bezogen sind. Wenn man die Oberwellen in die PAE 
einrechnet steigt diese natürlich, auch wenn mir das wenig bringt :-)

Nachtrag: Hab gerad beim Duschen nochmal drüber nachgedacht :-) Der 
Unterschied sollte ja ziemlich gering sein, da die PAE meist für den 
OP1dB angegeben wird, da hat man ja noch kaum Harmonische ... Die genaue 
Definition könnte aber dann wenn man den Verstärker weiter in Sättigung 
treibt aber doch interessant werden, da dann ja überwiegend die 
Harmonischen zunehmen.

von Silvio K. (exh)


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Das nachgeschaltete Filter sollte die Oberwellen nicht aufnehmen können, 
da die darin enthaltene Energie dann ja verheizt werden muss. Ideale 
Filter funktionieren ja indem im Sperrbereich die Eingangsreflexion 
gegen S11=1 geht. Die Endstufe arbeitet, bezogen auf die Oberwellen, auf 
eine blinde Last. D.h. mit dieser Blindenergie wird, wenn man es richtig 
macht, das Signal (U und/oder I) am Transistor geformt. Meiner Meinung 
nach nutzen  alle effizienten Verstärkertopologien (E,F,F-1. etc.) 
dieses Prinzip.

von Ernestus P. (malzeit) Benutzerseite


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Alternativ könntest du nach einem Transceiver mit TRX-Switch raussuchen. 
So gemacht im CC2420&co.

von Ralph B. (rberres)


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Silvio K. schrieb:
> Das nachgeschaltete Filter sollte die Oberwellen nicht aufnehmen können,
>
> da die darin enthaltene Energie dann ja verheizt werden muss. Ideale
>
> Filter funktionieren ja indem im Sperrbereich die Eingangsreflexion
>
> gegen S11=1 geht.

Idealerweise würde man zwischen Endstufe und Filter einen Isolator, oder 
einen Zirkulator mit Abschlußwiserdtand am dritten Port verwenden.

Die vom Filter und auch von der nicht sauber angepassten Antenne 
reflektierte Energie würde dann in dem Abschlusswiderstand verheizt, und 
nicht in dem Endtransistor, der übrigens bei Fehlanpassung auch kein 
besseres Signal abgibt.

Ralph Berres

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Michael T. schrieb:
> Die
> Bandpassfilterung möchte ich mit diesem Tiefpassfilter durchführen:

Ich denke nicht, dass 35 dB Dämpfung der ersten Oberwelle für einen
Klasse-C-Verstärker und die von dir gewünschten 50 dB Nebenwellen-
abstand als alleiniges Siebmittel genügen werden.  Ein Klasse-C-
Verstärker braucht doch erstmal einen "Tankkreis", dem periodisch
die Energie zugeführt wird, und der gewissermaßen dann die fehlende
Halbwelle ergänzt.  Das dürfte bei 2,4 GHz auf irgendeinen Streifen-
leitungskreis hinauslaufen.

Interessant finde ich die Überlegung aber allemal.  Halt uns mal
hier auf dem Laufenden, was bei deinem Versuch am Ende rauskommt.

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