Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Ingenieurbüro gründen


von Frank (Gast)


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Hallo zusammen,

ich stecke im folgendem Dilemma. Ich bin 34, seit 8 Jahren fest 
angestellt, seit 7 beim heutigen Arbeitgeber. Mit dem Gehalt kann ich 
eigentlich nicht unzufrieden sein (70K) und der Job ist sehr sicher, nur 
sehe ich für mich keine Perspektiven für weiteres berufliches 
Fortkommen. Deshalb überlege ich schon seit längerem, ein eigenes 
Ingenieurbüro zu eröffnen. Kapital im unteren sechsstelligen Bereich 
wäre vorhanden. Was meint ihr, ist es realistisch mit eigenen 
Ingenieurbüro mittelfristig eine gesicherte Existenz aufzubauen? Zu 
meiner Ausbildung/Berufserfahrung: Diplom Informatik (TU), 
Spezialisierung im Bereich embedded Softwareentwicklung (FPGA, DSP) 
sowie Bildverarbeitung. Kaufmännische Zusatzausbildung und Erfahrung in 
Projektleitung habe ich auch.

Über Eure Beiträge würde ich mich sehr freuen.
Frank.

von Mine Fields (Gast)


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Mit der Spezialisierung kann man sicherlich etwas anfangen. Idealerweise 
gründet man so etwas aber nicht alleine, sondern als Kooperation mit 
anderen Ingenieuren, deren Qualifikation sich gut ergänzen (z.B. noch 
einen Hardwarespezialisten).

Ich denke auch, dass eine klare Spezialisierung vorteilhaft ist, damit 
man nicht unter den tausenden "Wir-machen-alles-Ingenieurbüros" 
untergeht. Man braucht quasi ein Alleinstellungsmerkmal - das muss aber 
auch für genügend Kunden interessant sein.

Am besten ist es natürlich, wenn man schon mit den ersten Aufträgen in 
die Selbstständigkeit geht, indem man während der Berufstätigkeit schon 
entsprechende Netzwerke gebildet hat.

von Wolfram L. (amazon)


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Frank schrieb:
> ein eigenes
> Ingenieurbüro zu eröffnen

Hallo Frank,
also es gibt einige hohe Hürden, aber machbar ist das. Nur was ist Dein 
Ziel ?
Was neues Herausforderndes zu machen ? Kannst Du auch bei Deinem 
jetzigen Arbeitgeber, Du musst nur mit Deinem Vorgesetzten sprechen. 
Oder wenns nicht klappt auch in anderer Firma.
Ich kenne alle Varianten solcher Selbstständigkeit...Viele gehen schief, 
manche wursteln sich durch, und etwa 1-3% schaffen den Sprung.
Alleine hast Du zunächst das Problem, dass Du entweder arbeiten kannst 
oder neue Projekte akquirieren kannst, aber eben nicht beides 
gleichzeitig.
Wie Stefan geschrieben hast, sollte man das NICHT alleine versuchen (ich 
spreche aus laanger Erfahrung), sondern jemand zweites dazuzuholen.
Du kanst Dich auch im Rahmen von "Bodyleasing" an die vielen 
Automobilzulieferer wenden, dort werden solche Fachkräfte gesucht. Dort 
könntest Du die Selbstständigkeit quasi üben.

Frag Dich auch: Was passiert wenn Du krank wirst ?
Was passiert wenn Du einen Auftrag hast mit Termindruck und Du wirst 
krank ?
Hast Du z.B. ein Haus oder Wohnung zu finanzieren, sodass Du auf ein 
gesichertes Einkommen angewiesen bist ?
Wie kommst Du an NEUE Kunden ? Kontakte aus Deinem aktuellen 
Projektumfeld reichen nicht nur nicht, die nützen auch nichts, da diese 
Kunden Dir quasi nur aus Gefälligket einn Auftrag geben würden, und sich 
auch nicht dem Risiko aussetzen würden. Es müssen unbedingt 
(unvoreingenommene) neue Kunden her.
Was ist mit Webmarketing, Webauftritt, Bürofläche etc. Unterstützung 
durch Frau oder Freundin ? Google nur mal im Web nach Ingenieurbüros und 
scan mal einfach den Webauftritt nach obigen Kriterien. Du siehst direkt 
wo es immer noch Klitschen sind, oder wo eine gewisse Professionalität 
dahintersteht...
Ein eigenes Ingenieurbüro erfordert mehr als Fachwissen und 
Projektleitungserfahrung, zumindest wenns nicht eine 1-Mann-Klitsche 
werden bzw. bleiben soll. Das ist jetzt wirklich nicht abwertend 
gemeint, aber am Anfang ist es genau das.

von Ernst (Gast)


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Wenn Du Kunden hast dann mach es, wenn nicht dann lass es.

Man kann da in Deutschland schnell auf die Nase fliegen.
Ich habe mein Büro aufgegeben und bin wieder in einer Anstellung mit 
einem lächerlichen Gehalt. In meinem Alter wird es das gewesen sein.

70k sind doch voll ok. Man sollte heutzutage auch nicht zu gierig 
werden.

von Faktenschreiber (Gast)


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Hallo ,

wenn du in dem Segment was aufmachen willst  ,was du beschrieben
hast ---- forget it

lege die eechsstellige Summe lieber an , zB Gold  das ist wenigstens
was halbwegs vernünftiges .

von asdf (Gast)


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Hallo,
ich würde an deiner Stelle mal im Branchenbuch/ Gelbe Seiten oder 
ähnlichem schauen, wie viele Ingenieursbüros mit der von dir 
beschriebenen Spezialisierung in der Region schon vorhanden sind. Gibt 
es schon ein Überangebot, dann wäre das Problem, dass man sich 
gegenseitig unterbieten müsste... Je weniger desto besser.

von Bürovorsteher (Gast)


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Ich habe seit 2003 eines und und komme damit auf dein Gehalt. Ich habe 
mich auf eine Erzeugnispalette spezialisiert und verkaufe diese als 
OEM-Erzeugnisse an große Mittelständler.
Ich danke allen Schutzheiligen der Elektronik und der Nachrichtechnik 
für deren Beistand und Unterstützung und dafür, dass es bis jetzt gut 
gegangen ist.
Ich musste es aus einer Zwangslage heraus machen, bereue es allerdings 
auch nicht. Ich hatte vom ersten Tag an zumindest einen zahlenden 
Kunden.
Kunden sind das Problem: du musst welche finden, die Aufträge in Größe 
und Umfang vergeben, die für dich realististisch machbar sind und noch 
genug Geld abwerfen, das der Kunde dann auch pünktlich zahlt.

Ich würde sagen, du hast ein Luxusproblem.

Du solltest für den Anfang genau klären, welchen Aufgabenbereich in 
welcher Branche du beackern willst und was du machen willst, das kein 
anderer kann. Alleinstellungsmerkmal sozusagen.

Ich z.B. bin ein Hardwariker, der u.a. Leiterplatten konstruieren kann. 
Das alleine braucht allerdings kein Schwein. Die Leute wollen komplette 
Lösungen/Geräte/Baugruppen/was auch immer, das sie dann sorglos irgendwo 
verbauen können. Wenn du das liefern kannst, hast du Chancen.
Die Bearbeitung von Teilaspekten/lösungen, die anderswo ranpassen 
müssen,
das dann nicht deiner Verantwortung bzw. Einflussnahme unterliegt, ist 
hochriskant.

Ich würde sagen, lass es sein. Oder du bist der Unternehmertyp, der es 
nicht mehr aushält und deswegen nicht mehr schlafen kann und es um Tod 
oder Leben tun muss: dann mach es.

Das sind nur so ein paar ungeordnete Gedanken zur Thematik, die 
keinesfalls etwas bedeuten müssten.

von Michael S. (technicans)


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Solche Konzepte stehen und fallen mit den Kunden und die
muss man erst mal für sich gewinnen. Ansonsten kann man jedes
Konzept vergessen wenn es keine Kundschaft gibt und man nichts
verkaufen kann. Und Verkaufen können die meisten Ingenieure nicht.

von Purzel H. (hacky)


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Ich wuerd mal das Buero anmelden und angestellt bleiben. Dann in der 
Freizeit ein Produkt entwickeln und irgendwann ueber das Ing.Buero 
verkloppen.

von Michael S. (technicans)


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Oktav Oschi schrieb:
> Ich wuerd mal das Buero anmelden und angestellt bleiben. Dann in der
> Freizeit ein Produkt entwickeln und irgendwann ueber das Ing.Buero
> verkloppen.

Wenn der Arbeitgeber das erlaubt. Der hat nämlich Anspruch auf
die ganze Arbeitskraft seines Angestellten und Konkurrenz darf
der Angestellte dem eigenen Arbeitgeber auch nicht machen.
Zum verkloppen braucht man kein Gewerbe, dafür gibts die Bucht.

von Mine Fields (Gast)


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Ein reines Ingenieurbüro braucht kein Gewerbe - das dürfte problemlos in 
die Kategorie Freiberuf fallen.

Wenn man seine Werke verkaufen will, ist ein Gewerbe notwendig. Mit 
Bastelzeugs bei Ebay wird man nicht wirklich glücklich.

von Frank (Gast)


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Danke für Eure Antworten. Mir ist schon klar, dass ich ein kleines 
Luxusproblem habe und meinen jetzigen Job zu wenig schätze. Und es geht 
mir auch nicht um ein Paar Euro mehr in der Tasche – zumindest nicht 
vorrangig. Vielmehr ist es die Frage der Selbstverwirklichung – ich 
möchte eigene Entscheidungen treffen können und etwas auf die Beine 
stellen.

von Guest (Gast)


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Hallo Frank,

hast du dir schon mal überlegt ein bereits bestehendes Unternehmen/Büro 
zu übernehmen? Vor nicht all zu langer Zeit gab es dazu auch einen 
Bericht in den VDI-Nachrichten.

Schönes Wochenende!

von Klaus (Gast)


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Aus meiner eigenen Erfahrung:

Stefan L. schrieb:
> Idealerweise
> gründet man so etwas aber nicht alleine, sondern als Kooperation ...

Ich hab das Zitat hier absichtlich abgebrochen. Wenn man etwas zusammen 
macht, muß man zu 100% die gleiche Einstellung zum Geschäft haben, sonst 
geht's schief. Im schlimmsten Fall haßt man sich am Ende. Wenn man 
unsicher bezüglich eines Geschäftspartners ist, lieber alleine. Da hilft 
auch nicht, wenn man sich technisch ergänzt. Die Familie, der Partner 
müssen aber voll dahinter stehen.

Bürovorsteher schrieb:
> Kunden sind das Problem: du musst welche finden, die Aufträge in Größe
> und Umfang vergeben, die für dich realististisch machbar sind und noch
> genug Geld abwerfen, das der Kunde dann auch pünktlich zahlt.

Kunden sind das A und O. Und einer der Kunden könnte der alte 
Arbeitgeber sein, wenn man nicht im Streit geht.

MfG Klaus

von Purzel H. (hacky)


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Auf Projekte wuerde ich nicht gehen. Projekte werden in der Regel dem 
Guenstigsten vergeben. Das ist derjenige, der die benoetigte Arbeit am 
meisten unterschaetzt. Dazu kommt, dass der Auftraggeber in der regel 
den Preis druecken will. Je kleiner die Ahnung des Projektvergebers ist, 
desto schwieriger wird es den Aufwand zu kommunizieren. Dazu kommt, dass 
man eine Projekt in der regel mehrfach unterschaetzt.

Eigene Produkte sind da etwas besser..

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Frank schrieb:
> Was meint ihr, ist es realistisch mit eigenen
> Ingenieurbüro mittelfristig eine gesicherte Existenz aufzubauen?

Frank schrieb:
> Und es geht
> mir auch nicht um ein Paar Euro mehr in der Tasche – zumindest nicht
> vorrangig. Vielmehr ist es die Frage der Selbstverwirklichung – ich
> möchte eigene Entscheidungen treffen können und etwas auf die Beine
> stellen.

Schon dass Du hier fragst, zeigt, dass Du Zweifel hast.
Wenn Du anfängst, darfst Du keine Zweifel haben!

Deine Schreibweise hört sich für mich sehr unspezifisch an: irgendwie 
Selbstverwirklichung, selbst entscheiden - aber letztendlich machst Du 
später immer noch dasselbe.

Dass mit den "paar Euro mehr" wirst Du in den ersten Jahren hintenan 
stellen müssen - kalkuliere mit dem doppelten Einkommen, um nachher 
dasselbe netto zu haben.

Positiv ist Deine kaufmännische Zusatzausbildung - daran scheitert es 
oft.

Denk dran: ein erfolgreicher Unternehmer ist in erster Linie ein guter 
Kaufmann!
Ist ein schlechter Ingenieur ein guter Kaufmann, ist er eher erfolgreich 
als ein exzellenter Ingenieur als schlechter Kaufmann.

Aber: ich glaube, Du weisst noch nicht wirklich, wo Dein Problem liegt - 
warum Du unzufrieden bist. "Irgendwie selbstverwirklichen" reicht nicht.

Chris D. (selbstständig und AG)

von M. K. (sylaina)


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Chris D. schrieb:
> Aber: ich glaube, Du weisst noch nicht wirklich, wo Dein Problem liegt -
> warum Du unzufrieden bist. "Irgendwie selbstverwirklichen" reicht nicht.

Das denke ich auch. Die Vorstellungen des TEs sind noch zu schwammig um 
hier wirklich sagen zu können: Tu es!

von Michael S. (technicans)


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Chris D. schrieb:
> Schon dass Du hier fragst, zeigt, dass Du Zweifel hast.
> Wenn Du anfängst, darfst Du keine Zweifel haben!

Weil eben die Erfahrung fehlt. Zweifel sind aber ok,
das bedeutet auch das du nicht hirnlos an die Sache
ran gehen willst, weil du Angst hast das die Geschichte
schief geht. Und Angst ist bekanntlich der bessere
Teil der Tapferkeit. Lass dir dein Vorhaben nicht
ausreden, belege einen Existensgründungskurs bei
der IHK und danach bist du viel schlauer und kannst
das für und wieder besser abschätzen. Viele habe
das nämlich nicht gemacht und sind heute ein Sozialfall.

von Tom (Gast)


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Ich würde den Schritt nicht machen. 70k ist ein gutes Gehalt, dass man 
erst mal als Selbstständiger verdienen muss, wenn man zusätzlich die 
Annehmlichkeiten des Angestelltendaseins berücksichtigt: 30 Tage Urlaub, 
Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall, 40h Woche, etc.
Zudem kommen wieder mal schlechtere Zeiten und in einem Ingenieurbüro 
spürt man das alles erster. Man sollte sich darauf einstellen, ein paar 
Monate keinen Umsatz zu machen.

von Purzel H. (hacky)


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Mit etwas Glueck ist der grad selbstaendig gewordene in einem Gebiet mit 
guter Nachfrage. Falls die Nachfrage sehr gut ist, werden bald solche 
erscheinen, die das auch koennen, oder auch nur vorgeben. Falls der 
Trend anhaelt werden die Firmen, die diese Leistung oder dieses Teil 
bisher eingekauft haben, jemanden einstellen, der das fuer sie erbringt, 
resp baut. Dann wird's eng fuer Externe. Dh man wird nur noch benoetigt 
wenn die Nachfrage zu hoch ist, zB fuer saisonale Spitzen.
Mit etwas Pech kommt irgendwann ein Chip raus, der alles bisherige schon 
enthaelt. Oder vorgibt zu enthalten. Spaetestens dann sollte man etwas 
weiter sein und etwas Neues anbieten...
Als Selbstaendiger muss man die relevanten Normen kennen uns auch haben. 
Einmal davon gehoert haben ist zuwenig. Und man benoetigt eine 
aufgeblaehte Infrastruktur. Man benoetigt Gerate, die braucht man nur 
dreimal im Jahr. Man besitzt Software, die wird nur an 3 Tagen pro Monat 
laufengelassen.
Mit etwas Glueck bleibt man nach 20 Jahrenin einer Ecke sizten, die 
hinreichend Nachfrage bietet, wo die Investitionskosten so hoch sind, 
dass Konkurrenten abgehalten werden, und wo man die Geraetschaften und 
das Wissen bereits hat.

von Michael S. (technicans)


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Oktav Oschi schrieb:
> Oktav Oschi

Deine Schwarzmalerei hilft dem TO wenig. Klar gibts Risisken,
aber auch Chancen und einen gut bezahlten Job kann man auch
wieder verlieren, vor allem weil andere darüber die Kontrolle
haben. Mir hat mal ein Coach erzählt, das der Hauptbeweggrund
für viele ist, sich Selbständig zu machen, eben nicht mehr
abhängig zu sein von Kontrollfreaks und das man dann seine
eigenen Entscheidungen treffen kann.
Geldeinkommen war da für die meisten eher zweitrangig und
wer sagt eigentlich das man mit einer guten Geschäftsidee
nicht auch schon 70k oder mehr im MONAT verdienen kann?
Natürlich nicht mit Pizzabacken, aber mit Ingenieurleistungen
und guten Ideen, je nach Nachfrage, bestimmt.
Gegenüber Nachahmern, vor allem auf Chipebene gibts doch
reichlich Schutzmechanismen und rechtlich kann man
Gebrauchsmusterschutz und Patente nutzen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Michael S. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Schon dass Du hier fragst, zeigt, dass Du Zweifel hast.
>> Wenn Du anfängst, darfst Du keine Zweifel haben!
>
> Weil eben die Erfahrung fehlt. Zweifel sind aber ok,
> das bedeutet auch das du nicht hirnlos an die Sache
> ran gehen willst

Ja, Zweifel sind im Vorfeld durchaus ok - das führt dann dazu, dass man 
sich in die Materie einarbeitet.

Wenn er aber startet, darf es keine Zweifel mehr geben.

>, weil du Angst hast das die Geschichte
> schief geht. Und Angst ist bekanntlich der bessere
> Teil der Tapferkeit.

Selbstständigkeit bedeutet, Risiken einzugehen.
Da wäre Angst ist ein ganz schlechter Ratgeber - das lähmt und vernebelt 
den Blick. Anstehende Entscheidungen dürfen einem nicht den Schlaf 
rauben.

> Lass dir dein Vorhaben nicht
> ausreden, belege einen Existensgründungskurs bei
> der IHK und danach bist du viel schlauer und kannst
> das für und wieder besser abschätzen.

So ist es - nur sollte er es auch erst dann machen, wenn er nicht mehr 
zweifelt :-)

> Geldeinkommen war da für die meisten eher zweitrangig und
> wer sagt eigentlich das man mit einer guten Geschäftsidee
> nicht auch schon 70k oder mehr im MONAT verdienen kann?

Sicherlich. Aber muss ihm eben klar sein, dass er für gleiches Netto das 
Doppelte einnehmen muss. 70k reichen da nicht ansatzweise.

Und es hört sich so an, als ob er meint, er würde im Prinzip nur so 
weiterentwickeln wie bisher, nebenher noch ein paar Kunden an Land 
ziehen - eben nur in die eigene Tasche.

Und das wird nicht der Fall sein - die meiste Arbeit geht für das 
Kaufmännische drauf. Er wird deutlich weniger Zeit für die eigentliche 
Entwicklung haben.

Wenn er keine Lust auf diese Dinge (Kalkulation, Rechnungswesen, 
Angebote schreiben etc.) hat, wird es schwierig.

Wichtig:
Was hier noch gar nicht erwähnt wurde: die Familie muss mitziehen. Er 
wird anfangs deutlich mehr arbeiten müssen, bei weniger Geld.

Wenn er natürlich Single ist, fällt das weg - allerdings auch der 
Rückhalt, das Aufbauen, die Ratschläge durch die Familie. Man darf das 
nicht unterschätzen.

Ich habe es jedenfalls nie bereut und wünsche ihm, dass er sich dafür 
entscheidet und gut vorbereitet :-)

Chris D.

von Dr. House (Gast)


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wenn man weiss das 70% der Ingenieurbüros in den ersten 3 Jahren 
insolvent gehen würde ich mir eine Gründung sehr gut überlegen. Fakt ist 
Ingenieurbüros gibt es wie Sand am Meer, ist ungefähr so wie mit den 
ganzen Currywurstbuden .

von M. K. (sylaina)


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Dr. House schrieb:
> wenn man weiss das 70% der Ingenieurbüros in den ersten 3 Jahren
> insolvent gehen würde ich mir eine Gründung sehr gut überlegen

Das hat aber weniger mit der Menge der Büros zu tun als vielmehr mit der 
Blauäugigkeit mit der die Gründer an die Sache ran gehen ;)

von Purzel H. (hacky)


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>Deine Schwarzmalerei hilft dem TO wenig.

Keine Schwarzmalereien. Erfahrung. Moeglicherweise ist Kommunikation 
viel mehr wert. Ich hab einen Kollegen, der baut einfaches Zeug und 
kriegt von seinen Kunden auch einen guten Preis. Auch bei hohen 
Stueckzahlen. Ich war da etwas weniger erfolgreich. Baute 
Komplizierteres und konnte den Aufwand zuwenig kommunizieren.

von Michael S. (technicans)


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Dr. House schrieb:
> wenn man weiss das 70% der Ingenieurbüros in den ersten 3 Jahren
> insolvent gehen würde ich mir eine Gründung sehr gut überlegen. Fakt ist
> Ingenieurbüros gibt es wie Sand am Meer, ist ungefähr so wie mit den
> ganzen Currywurstbuden .

Und 90% von den 70% hatten nie einen Existensgründerkurs
besucht weil sie das für verschwendete Zeit hielten.
Da haben die sich wohl geirrt. Mach sein, das es die
Ingenieurbüros wie Sand am Meer gibt, Hauptsache es gibt
auch Kundenaufträge wie Sand am Meer. Nicht jedes
Ingenieurbüro kann mit anderen verglichen werden weil
jeder sein Tätigkeitsschwerpunkt hat und das ist
entscheidend. Man gut das man auch was anderes zu beißen
kaufen kann als immer zu nur Currywurst. Wäre ja langweilig.

Oktav Oschi schrieb:
> und konnte den Aufwand zuwenig kommunizieren.

Nennt sich für gewöhnlich Angebot und Nachfrage.

von Thisamplifierisloud (Gast)


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Wenn Du so nen sicheren gut bezahlten Job hast,
mach das doch nebenher !

von Purzel H. (hacky)


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Sag ich auch. Nur was Spass macht, interessant ist und lukrativ 
erscheint. Arbeitgeber-einverstaendnis ...  egal.

von Bürovorsteher (Gast)


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Interessant, was Oktav Oschi schreibt

> Ich hab einen Kollegen, der baut einfaches Zeug und
> kriegt von seinen Kunden auch einen guten Preis. Auch bei hohen
> Stueckzahlen. Ich war da etwas weniger erfolgreich. Baute
> Komplizierteres und konnte den Aufwand zuwenig kommunizieren.

In einem meiner früheren Leben habe ich auch tolle, komplizierte, 
anspruchsvolle Einzelgeräte entwickelt, konstruiert und gebaut.
Habe dabei selten einmal gutes Geld verdient.
Jetzt habe ich mich auf relativ einfaches Zeug mit gutem Preis bei 
geringen Kosten auch bei hohen Stückzahlen verlegt und kann davon gut 
leben.
Ohne eigene Erzeugnisse, die in großen Stückzahlen über Jahre hinweg 
laufen, wird das alles nichts. Als lupenreines Ingbüro fängst du bei 
jedem Dreck, den der Kunde haben will, wieder bei Null an.

Betriebwirtschaflich gesehen ist das der Unterschied zwischen Armen 
Hunden
und Cash-Cows. Suche dir die Cash-Cows!

Wem es um den bloßen Tatbestand der Selbstverwirlichung geht, der sollte 
sich ein anderes Objekt dafür suchen.

Noch ein Zitat von Karl Simrock ("Die deutschen Sprichwörter"):

"Gehe auf der Landstraße - nicht jeder kann auf dem Seile gehen!"

von Michael S. (technicans)


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Thisamplifierisloud schrieb:
> Wenn Du so nen sicheren gut bezahlten Job hast,
> mach das doch nebenher !

An sich ne gute Idee, aber nicht immer sinnvoll, denn man
ist ja zur normalen Arbeitszeit für die Kundschaft nicht
verfügbar und wenn die was von dir wollen, was dann?
Klar kann was arrangieren (AB, Mailbox, Fax, Bürohilfskraft)
das man stets irgend wie erreichbar ist, aber ob das
den Kunden reicht? Kundenbesuche zur normalen Geschäftszeit
kann man mit dem Urlaub managen, aber auch hier gibts Grenzen.
Dann sollte man etwas machen wo all die Nachteile nicht
auftreten, z.B. Onlinehandel. Da kann man sich das je nach
freier Zeit so schieben wie es passt. Das aber mit der Tätigkeit
eines Ingenieurbüros zu vereinbaren dürfte schwierig werden.

von Robert (Gast)


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Es ist schon einiges geschrieben worden. Selbständigkeit läuft über 
Resourcen:
1. Kunden (!!) auch dauerhaft(!), die auch zahlen(!) (können)
2. Evt. Zulieferer, Firmen, die vernünftig z.B. Leiterplatten u. Gehäuse 
herstellen, zu vertretbaren Kosten
3. Kundenbindung, Produkthaftung beachten, Zulassungsverfahren usw. usw.

Ich möchts nicht machen, aber jedem das seine.

von Selbi (Gast)


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Ich würde es nicht machen. 70k sind so das, was man als Freelancer 
bekommt, man man gut im Geschäft ist. Das dauert aber eine Zeit, bis man 
Projekterfahrung hat. Bis dahin geht es aber auch wieder runter mit dem 
Markt.

Das Beste sind Komplettprojekte. Da sind bis zu 30% mehr drin, aber es 
birgt grosse Risiken!

> Auf Projekte wuerde ich nicht gehen. Projekte werden in der Regel
> dem Guenstigsten vergeben. Das ist derjenige, der die benoetigte
> Arbeit am meisten unterschaetzt.
Sehr gut getroffen! Genau das ist das Problem! Der Markt ist übervoll 
mit Billiganbietern und Gründern, die Aufträge machen müssen.

Ich überlege derzeit, ob ich nicht wieder Festangestellter werde. Bei 
dem gebotenen Gehalt von 80k aufwärts (ich mache fast dasselbe wie der 
OT) kommt man als Freelancer nicht mehr drüber!

Siehe aktuellen Thread:
Beitrag "Stundensatz auf der Basis von Gehalt berechnen"

von Borsodi (Gast)


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> 70k sind so das, was man als Freelancer bekommt, man man gut im
> Geschäft ist

Wenn man sehr gut im Geschäft ist, sind es 80k:

70,- beim Kunden direkt
1600h bezahlt im Jahr, bei 1800 Aufwand (wie der Angetellte mit 40h)

112.000 Umsatz
-12.000 maximale Reisekosten und wohnen total beim Kunden (1000x12)
-13.000 fehlende Sozialleistungen vom AG
- 6.000 Steuernachteil der fehlenden Sozialleistungen
- 1.000 Versicherungen, weil selbständig
-------
 80.000 Pseudogehalt

In Wirklichkeit ist es dank Abschreibungsvorteilen noch etwas höher. Man 
darf halt sonst keine Zusatzkosten haben.

von Purzel H. (hacky)


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Ja. Keine Infrastruktur, keine unbezahlten Auswaende, usw...

von Oberst Mielke (Gast)


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von Unknown Engineer (Gast)


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Canabis ist halt ergiebiger, als VHDL :-)

von rhamati (Gast)


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Hallo zusammen , ich spiele auch mit der Gedanken ein Ingenieurbüro in 
Aachen zu gründen , leider ohne Kapital , ich studiere math mit E-tech 
als Nebenfach.
Allein würde ich das nicht anfangen, da das Risiko zu groß ist .
schöne Grüße aus der Karlsstadt. Rhamati

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