Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Nochmals bewerben?


von Tom (Gast)


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Hallo,
ich hab da mal eine Frage. Und zwar habe ich vor 4 Jahren meine Lehre 
als Elektroniker abgeschlossen und bin nun mitten im Studium - Teilzeit, 
ich arbeite also 60..70% nebenbei (weiss nicht ob ihr in D das kennt, 
hier in der CH ist sowas möglich).
Auf jeden Fall habe ich mich vor gut einem Jahr bei einer grossen 
Schweizer Firma beworben - würde ich den Namen sagen, dann würdet ihr 
sie bestimmt kennen. Die haben mir damals gesagt: lieber Herr xy, wir 
würden Sie wirklich gerne einstellen (ich habe auch wirklich 1a 
Zeugnisse). Mir wurde auch bereits ein super Lohn angeboten (fast 1000 
mehr als jetzt), und 5 Wochen Ferien, Zugbillete zur Arbeit werden von 
der Firma bezahlt etc. Leider aber hiess es dann doch plötzlich: wir 
brauchen jemanden, der vollzeit arbeitet, 60% genügen nicht. wir können 
Sie nicht einstellen. Okay, das kann ich verstehen! leider habe ich auf 
Umwegen dann erfahren, wen sie stattdessen eingestellt haben: einen 
Kollegen von mir, der im selben Betrieb wie ich die Lehre gemacht hat, 
und der ein halbes Jahr später - im Wissen der Firma - ebenfalls die FH 
begonnen hat, dazu noch am selben Ort. Ich mag es dem Typen ja gönnen, 
aber seine Zeugnisse sind, wie ich bestimmt weiss, nicht annähernd so 
gut wie meine, ausserdem hat er ein Jahr weniger Berufserfahrung und 
zudem arbeitet er jetzt auch Teilzeit. Wie es der Zufall will hat er 
sich sogar an der selben FH wie ich eingeschrieben. Die Firma zahlt ihm 
sogar etwas ans Studium, was mir nicht einmal im Traum eingefallen wäre 
zu verlangen!
Nun, das sieht für mich ganz so aus, als ob sie explizit einfach nicht 
mich einstellen wollten und es keineswegs um die Teilzeitarbeit ging. 
Ich würde aber wirklich gerne in dieser Firma arbeiten, und da ich grade 
eben per Post die neuesten Zeugnisse von der FH gekriegt habe, welche 
tadellos sind, habe ich mir überlegt, ob ich mich nochmal bewerben soll. 
Was meint ihr?

von Roland (Gast)


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Es zählt seit geraumer Zeit nicht nur das Zeugnis alleine, nur mit guten 
Noten alleine kommst du nicht weit. Gerade in der heutigen Zeit zählen 
mehr und mehr soziale Kompetenzen. So wie du dich ausgedrückt hast, 
verspühre ich etwas Neid gegenüber demjenigen der dir vorgezogen wurde, 
aber ich würde mich trotzdem bewerben und nicht immer nur auf die guten 
Noten hinweisen. Und ein Jahr Arbeitserfahrung mehr oder weniger, ist 
Jacke wie Hose, hauptsache du hast welche in dem entsprechenden Bereich.

von Michael S. (technicans)


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Nasenfaktor des Kollegen war wohl besser.
Natürlich wieder bewerben. Meinetwegen nach einem Jahr.
Ich hatte mal drei Anläufe bevor es bei einer Firma funzte.
War aber ein Drecksladen, weil die nur Projektarbeit hatten
und das nicht mal sagten. Obwohl die Tätigkeit okay war,
lass ich lieber ne Lücke im meinem LL.

von Marx W. (Gast)


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Tom schrieb:
> Nun, das sieht für mich ganz so aus, als ob sie explizit einfach nicht
Kennst du den/dieEntscheider?
> mich einstellen wollten und es keineswegs um die Teilzeitarbeit ging.
Betrachte nicht immer deinen Bauchnabel.
Sie haben sich halt entschieden, "aus die Maus"!
> Ich würde aber wirklich gerne in dieser Firma arbeiten, und da ich grade
>
> eben per Post die neuesten Zeugnisse von der FH gekriegt habe, welche
>
> tadellos sind, habe ich mir überlegt, ob ich mich nochmal bewerben soll.
>
> Was meint ihr?

Wenn die Firma groß ist, dann bewirb dich nochmal. Aber in einen anderen 
Bereich bei anderen Leuten!
Bei der vorherigen Addresse weißte (oder glaubst du zu wissen) wie es 
zugeht.

von Tom (Gast)


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Natürlich bin ich neidisch, schliesslich hätte ich selber auch gern dort 
gearbeitet. Wär natürlich toll, wenn wir beide da arbeiten könnten, ich 
missgönne ihm das keinesfalls!

Willst du mir mit deinem Post sagen, ich hätte eventuell mangelnde 
soziale Kompetenzen? Und woher hätte der Personaler das schon wissen 
sollen? Er hat mich nie nach Hobbies oder was auch immer gefragt 
(Nebenbei bemerkt finde ich das eine saudumme Mode; das geht den 
Personaler einen feuchten an, was ich für Hobbies hab).

Übrigens habe ich auf dem Gebiet, wo die Firma tätig ist, meine 
Abschlussarbeit gemacht, und in der jetzigen Firma arbeite ich auch in 
diesem Bereich. Zudem ist es auch mein Schwerpunkt im jetzigen Studium - 
ich habe mich extra für entsprechende Fächer eingeschrieben, weil mich 
die Thematik sehr interessiert. Ich habe also Grundsätzlich schon auf 
dem "richtigen" Gebiet einige Erfahrungen, und so wenige sind das, 
glaube ich, nicht.

von Tom (Gast)


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@Marx
den Entscheider kenne ich nicht, nein. Aber er kennt die Firma, wo ich 
(und mein Kollege) die Lehre gemacht haben, sehr gut, das ist ein riesen 
Kunde von denen.

von Einhart P. (einhart)


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Da kann gut Vitamin B im Spiel gewesen sein. Dann hätte das gar nichts 
mit dir zu tun => nochmal probieren.

von Michael S. (technicans)


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Tom schrieb:
> (Nebenbei bemerkt finde ich das eine saudumme Mode; das geht den
> Personaler einen feuchten an, was ich für Hobbies hab).

In Wirklichkeit interessiert den das auch nicht, sondern
wie du darauf reagierst, sondern ob du erst lange überlegen
musst um dir eine Lüge auszudenken usw..
Hat sich mal einer so ausgedacht und alle machen es nach
wie die Lemminge.
Hübsches Beispiel zu der Frage nach Hobbies fällt mir
immer die Antwort von Peter Venkman von den Gostbusters ein:
"Ich sammle Sporen, Grünspan und Schimmelpilze."
Ich befürchte allerdings das so eine Antwort einen Personaler
vollkommen um den Verstand bringt.

von Tom (Gast)


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Ich glaube nicht, dass mein Kollege da Beziehungen hat.
Sonst hätte er mir wohl kaum voller Stolz erzählt, dass er jetzt einen 
neuen Job hat und wo der ist.... Ausser er wäre wirklich ein Betrüger. 
Aber ich gehe mal davon aus, dass er ein ebenso ehrlicher Mensch ist wie 
ich...

Auf die Frage, was meine Hobbies sind kann ich durchaus sofort 
antworten, ohne zu überlegen. Nur ob meine Hobbies so toll anerkannt 
sind als solche, weiss ich halt nicht... Ich mache halt nix mit Sport, 
weil ich Sport hasse, aber das sollte für einen Bürojob wohl kaum eine 
grosse Rolle spielen (ausserdem halte ich mich ja auch einigermassen 
fit, so ist das nicht.)

von Michael S. (technicans)


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Tom schrieb:
> Ausser er wäre wirklich ein Betrüger.

Manche wissen eben nicht was sie tun und wenn sie bei
anderen einen Irrtum erregen der zu einem Vermögensschaden
führt, dann...

Tom schrieb:
> Nur ob meine Hobbies so toll anerkannt

Ich würde mal die Personaler nicht so auf einen so hohen Thron
heben. Hobbies sind Privatsache und darüber braucht man nichts
berichten. Man stelle sich z.B. vor: Banker der gern zockt.
Da läuten doch gleich die Alarmglocken, auch wenn es dafür
tatsächlich keinen Grund gibt. Also ich würde da lügen, das
sich die Balken biegen. Glücklicherweise muss ich das gar nicht,
weil ich sprachgewand das Thema meist umlenken kann.

von Träumer (Gast)


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Ihr versteht es nicht.

Der heutige Entscheidungsträger ist ein dekadenter narzistischer 
Vollpfostem.

Es wird schon lange nicht mehr der Beste gesucht.
Es wird der gesucht, den man am besten ausbeuten kann.

Und man muss in das bestehende Team passen. Gehaltstechnisch und sozial.

Die Personaler blicken null von der komplexen Technik.
Ob 1,5 oder 2,5 Schnitt. Die denken, das know how wird der Kandidat sich 
schon aneignen.

Was die sehr stark bewerten ist das sichere aber nicht überzogene 
Auftreten.
Aber bitte nicht zu selbstsicher.
Redegewant und smart sollte er schon daherkommen.

Es macht der das Rennen, der halbwegs kompetent aber zu 100% symphatisch 
rüberkam.

von Ratgeber (Gast)


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Dem Beitrag von Träumer ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen.

Die Reihenfolge nach der eingestellt wird ist:
Sympathie > Leistungsmotivation > fachliche Kompetenz

Gut wenn man das erkannt hat und sich entsprechend verkaufen kann.

von Tom (Gast)


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Träumer, Ratgeber

danke schön für eure Beiträge. Mir ist nur noch ncht ganz klar, was ich 
nun aus diesem Wissen machen soll. Wenn ich bei den Personalern zu 
"unaufdringlich" erscheine, kann ich da wohl ja auch nicht viel machen - 
das ist einfach meine Art. Ausserdem wisst ihr ja, dass wir Schweizer eh 
etwas zurückhaltender sind ;-)))

von Joachim (Gast)


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Hallo Tom,


ich würde das alles nicht so verbissen sehen. Generell hast Du wohl gute 
Karten auf dem Arbeitsmarkt und eine Absage sollte dich nicht aus der 
Bahn werfen. Wichtig ist eine positive Grundeinstellung, so wie beim 
Sport: Man kann nicht immer gewinnen.

Wenn Du den Job immer noch willst, einfach nochmal bewerben, es gibt 
nichts zu verlieren, aber den Traumjob zu gewinnen.

Viel Erfolg!
Joachim

von Tom (Gast)


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Hallo Leute,
wollte nur mal schnell noch ein Update durchgeben.
Wie ihr sicher wisst, wurde in den letzten paar Wochen/Monaten die 
wirtschaftliche Lage hier in der Schweiz aufgrund des Frankens immer 
schlechter. Ich hab mich zwar nochmal beworben, aber (vielleicht aus 
diesem Grund) eine Absage gekriegt. Und wie es mit der Firma, wo ich 
jetzt angestellt bin, weiter geht, weiss auch niemand - wir exportieren 
so gut wie 100% in den EU-Raum, wo sich mittlerweile wohl kein Schwein 
mehr unsere Anlagen leisten kann. Sprich: Auf Ende Jahr wurden 
personelle Umstrukturierungen angekündigt. Das verheisst wohl nichts 
gutes....

von smörre (Gast)


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Hallo Tom,
verliere mal nicht die Nerven, selbst wenn Deine Firma Konkurs gehen 
sollte oder die Entlassung droht ... es gibt immer Wege aus der Krise, 
manchmal dauern Krisen auch länger.
So ähnliche Situationen hatte ich schon gehabt, wo ich eigentlich mit 
einer Einstellung gerechnet hatte und dann doch eine Absage kam - besser 
ist es einige Zeit verstreichen zu lassen und es dann noch mal zu 
versuchen, ggf. natürlich andere Abteilung, wenn die Firma größer ist.
Erzwingen kannst Du leider nichts ... manche Entscheidungen der 
Entscheider sind einfach nicht nachvollziehbar.
Bei der Frage nach den Hobbies bin er der gleichen Meinung wie Du ... 
leider haben solche Fragen bisweilen Orakelcharakter an und man muß 
vorher schon wissen, welche Hobbies man angibt, sonst hat man u.U. schon 
verloren.

Mich würde mal interessieren wie das in der Schweiz mit dem Arbeitsmarkt 
aussieht - hat man da eine Chance als deutscher Ausländer oder kommt man 
nur über Zeitarbeit rein bzw. haben die Dienstleister den gleichen 
negativen Stellenwert wie in Deutschland?

Gruß aus Berlin,
Smörre

von Mark B. (markbrandis)


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smörre schrieb:
> hat man da eine Chance als deutscher Ausländer

Über 100.000 Deutsche arbeiten in der Schweiz. Ganz offensichtlich gibt 
es also die Möglichkeit dazu, und viele nutzen sie.
Die Frage nach der Zeitarbeit stellt sich so nicht, weil der 
Arbeitsmarkt und die Gesetze in der Schweiz anders sind als in 
Deutschland.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Tom,

> Nun, das sieht für mich ganz so aus, als ob sie explizit einfach nicht
> mich einstellen wollten

Für nicht ausgebildete Hellseher sind solche Spekulationen eine Gefahr 
für die geistige Gesundheit.
Soekulationen lohnen sich allenfalls in die Richtung "was könnte ich an 
mir übersehen haben oder vernachlässigt?"

Wenn die Firma keine Stelle mehr hat, dann lohnt ein zweiter Ansatz 
sowieso nicht. Wenn sie noch eine hat, dann hilft Dir Dein Kontakt zum 
alten Kollegen wohl mehr als alles andere nach dem Motto "Chef, ich 
wüsste da schon jemanden."

Ciao
Wolfgang Horn

von P. M. (o-o)


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Vielleicht hat er das mit der Teilzeitarbeit einfach geschickter 
eingefädelt als du? Anstatt von Beginn weg mit offenen Karten zu spielen 
hat er vielleicht mal mit 100% begonnen und nach ein paar Monaten das 
Pensum reduziert? Falls er sozial und fachlich ok ist, so wird das ein 
Teamleiter vermutlich sogar unterstützen.

von Kamuru (Gast)


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Auf jedenfall nochmal bewerben, allerdings erst nach 6-12 Monaten.
Versuche in der Zeit deinen Lebenslauf aufzubessern, durch Kurse und 
Seminare die du unabhängig von der FH belegst. Das zeigt dein 
Engagement.



http://ausbildung-studium-karriere.blogspot.com/

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