Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Äußerer Blitzschutz - Wohin ableiten?


von Bernhard _. (Firma: dl1bg) (bernhard_)


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Hallo zusammen,

nachdem unser Haus sich durch Solaranlage, Satschüssel, Funkantenne usw. 
langsam zum Blitzmagnet entwickelt möchte ich einen äußeren Blitzschutz 
vorsehen.

Die üblichen Verdachtigen wie Dehn sehen vor, den Blitzableiter auf die 
Potentialausgleich zu führen.

Da wir an einem TT-Netz mit vom Netz getrennten PE hängen, sehe ich die 
Standardlösung kritisch: Wenn ein üblicher Blitz mit 10 kA über unseren 
Ringerder abfließt, so entsteht bei zur Zeit 1 Ohm Ableitwiderstand 
immerhin eine Spannung vcn 10 kV zwischen N (mit Ortsnetz verbunden) und 
PE (getrennt).

Ein innerer Blitzschutz würde zwar N und PE in diesem Fall verbinden, 
aber dann leite ich ja quasi den gesamten Blitz über N nach außen ab?

Wäre es nicht sinnvoller, den Blitzableiter an irgendeinen Staberder im 
Freien zu führen? Hat jemand von euch Erfahrungen?

Grüße
Bernhard

von Jobst M. (jobstens-de)


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Bernhard __ schrieb:
> Wäre es nicht sinnvoller, den Blitzableiter an irgendeinen Staberder im
> Freien zu führen?

So kenne ich das.


> Hat jemand von euch Erfahrungen?

Ich war noch nie dabei, wenn ein Blitz eingeschlagen hat.



Gruß

Jobst

von Ina (Gast)


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>Wäre es nicht sinnvoller, den Blitzableiter an irgendeinen Staberder im
>Freien zu führen? Hat jemand von euch Erfahrungen?

Ja, natürlich. Aber der Staberder muß natürlich auch niederohmig mit dem 
gesamten Erdreich verbunden sein, meint, dein Erdungssystem im Erdreich 
muß selbst ein Äquipotentialsystem bilden. Nur ein einsamer Staberder 
alleine bringt nicht viel.

von U.S. Schmitt (Gast)


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Bernhard __ schrieb:
> Wenn ein üblicher Blitz mit 10 kA über unseren
> Ringerder abfließt, so entsteht bei zur Zeit 1 Ohm Ableitwiderstand
> immerhin eine Spannung vcn 10 kV zwischen N (mit Ortsnetz verbunden) und
> PE (getrennt).

Bernhard __ schrieb:
> Wäre es nicht sinnvoller, den Blitzableiter an irgendeinen Staberder im
> Freien zu führen?

Was denkst du welches Potential dein Ringerder hat, wenn du 2 Meter 
daneben einen oder mehrere Staberder in den Boden rammst und da dann der 
Blitzableitstrom drüber geht. Dein Ringerder wird dann auf das gleiche 
Potential gehoben. Und wenn du eine 100m Leitung weg von deinem Haus 
baust bringt das auch wenig, da deren Induktivität viel zu hoch ist.
Schau dir die bestehenden Vorschriften an (ich kenne die jetzt nicht im 
Einzelnen) und halte dich daran. Schon aus versicherungsrechtlichen 
Gründen, aber auch weil die durchaus nicht sinnlos sind wie sie sind.
Es hat schon seinen Grund daß man ein Zonenkonzept beim Blitzschutz 
empfiehlt, wichtig sind hier bei einem äußeren Blitzschutz vor allem die 
dicken kombinierten Ableiter direkt am Hausanschluß.

von Bernhard _. (Firma: dl1bg) (bernhard_)


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Ina schrieb:
> Aber der Staberder muß natürlich auch niederohmig mit dem
> gesamten Erdreich verbunden sein

Stimmt, darin wird wohl das Problem liegen. Einen ähnlich guten 
Erdwiderstand wie eine 120 m² Stahlbetonplatte werde ich nicht erreichen 
können.
Der Blitz würde also zwangsläufig den Weg über den Fundamenterder 
nehmen; wenn ich alle Metallteile nur mit dem "Blitzerder" verbinde, 
dann schlägt der Blitz halt über den Satreceiver nach PE.

Andere Frage: Hat jemand von euch einen Inneren Blitzschutz selbst 
installiert? Einen B-Überspannungsableiter mit 4 Strippen hinter dem 
Zähler (was stört mich fremdes Leid?) anzuklemmen sollte ja kein Problem 
sein.
Legieren solche Ableiter (wie die Teile die ich kenne) beim Einschlag 
durch und lassen die Sicherungen im Hausanschluss kommen?

von Bernhard _. (Firma: dl1bg) (bernhard_)


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@ U.S. Schmitt
Sorry, ich war zu spät. Sieh den ersten Teil meines Beitrags als 
Zustimmung.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Bernhard,

frag auch mal den Sachbearbeiter Deiner Versicherung.
Derjenige, der im Falle von Blitzschaden einen Sachverständigen schicken 
würde, wie weit unsachgemäß ausgeführter Blitzschutz ihm erlauben würde, 
nur einen Teil des Schadens zu zahlen oder auch gar nicht.
Wenn Du ihn gefragt hast, brauchst Du den Staatsanwalt nicht auch noch 
fragen, was auf fahrlässige Tötung steht....

Blitze schlagen zwar nur selten ein, trotzdem darf man die Gefahren 
nicht vernachlässigen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Ulf (Gast)


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>Ich war noch nie dabei, wenn ein Blitz eingeschlagen hat.

Ich hatte mal das zweifelhafte Glück, einen Volltreffer in einen 
Kirchturm live zu erleben, das klang wie eine Bombe. Dort war natürlich 
ein vorbildlicher Blitzschutz installiert, aber trotzdem war der größte 
Teil der Elektroinstallation Schrott.
Der Einschlag war so stark, daß z.B:
-einer der dicken verzinkten Blitzleiter aus der Klemme gerissen wurde 
und 1 Meter Abstand zur Schelle hatte
-viele Steckdosen und Verteilerdosen innen wie schwärzlich verkupfert 
aussahen und auseinandergefallen waren
-in Plastrohr verlegte Kabel meterlang die Plastrohre zersprengt hatten
-die Sicherungen u.a. Hutschienenbauteile vom ebenerdigen offenstehenden 
Verteilerkasten in Einzelsplittern auf voller Breite des Kirchenschiffs 
verstreut lagen
-in allen umliegenden Gebäuden Hauptsicherungen durchbrannten
-Elektronische Geräte massenweise schrottreif waren, besonders ergiebig 
im naheliegenden Rathaus...

Seitdem glaube ich nicht mehr, daß man mit Blitzableitern seine elektr. 
Geräte retten kann, allenfals rettet man sein Haus vorm Abbrennen.

ulf.
immer noch beeindruckt.

von mhh (Gast)


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Ulf schrieb:
> allenfals rettet man sein Haus vorm Abbrennen.

Das ist ja der Sinn dahinter, mehr nicht. Alles andere ist ein 
zusätzlicher Versuch der Schadensminimierung.

von Daniel F. (df311)


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Ulf schrieb:
> Ich hatte mal das zweifelhafte Glück, einen Volltreffer in einen
> Kirchturm live zu erleben, das klang wie eine Bombe.

ich habe sowas mal in einen hochspannungsmasten aus ca. 50 meter 
entfernung erlebt. diese erfahrung reicht für ein leben...

Ulf schrieb:
> Seitdem glaube ich nicht mehr, daß man mit Blitzableitern seine elektr.
> Geräte retten kann, allenfals rettet man sein Haus vorm Abbrennen.
ich würde hier "allenfalls" durch "bestenfalls" ersetzen ;-)
wenn durch den blitzschlag irgendwo ein schwel- oder kabelbrand entsteht 
(womöglich irgendwo am dachstuhl o.ä.) kann es auch ungemütlich warm und 
spannend werden...

von Buch (Gast)


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Dieses Thema ist zu komlex um es mit einer Empfehlung abzutun.
Suche nach VDE 0185-305-3 und -4.
Ausführlicher ist die
´VDE-Schriftenreihe Normen verständlich´, Nummer 185:
"EMV Blitzschutz von elektrischen und elektronischen Systemen in 
baulichen Anlagen".

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ulf schrieb:
> Seitdem glaube ich nicht mehr, daß man mit Blitzableitern seine elektr.
> Geräte retten kann, allenfals rettet man sein Haus vorm Abbrennen.
Und nicht mal das kann dir irgendwer garantieren. Ich musste (früher) 
mal in einem Haus den Fernseher reparieren, weil der Blitz statt in die 
geerdetet Antenne oder den installierten Blitzableiter in ein Haus-Eck 
geschlagen hat. Und gleich dahinter stand der Fernseher. Ausser dem 
Hauseck und dem Fernseher war nichts kaputt...

Und vor nicht allzu langer Zeit hat der Blitz in den ca. 300m entfernten 
Kirchturm eingeschlagen. Dann war bei mir der DSL-Splitter hinüber, und 
im Kirchturm ein Gleichrichter vom Schlagwerk...

Fazit: Blitzableiter sind wie Versicherungen.
Meist unnötig und im Zweifelsfall nicht wirksam.

von Ralph B. (rberres)


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Lothar Miller schrieb:
> Fazit: Blitzableiter sind wie Versicherungen.
>
> Meist unnötig und im Zweifelsfall nicht wirksam.

Das ist hoffentlich nur deine persöhnliche Meinung.

Oder sollte das eine Empfehlung an den TE sein, auf einen ordnungsgemäß 
instalierten Blitzableiter ganz zu verzichten?

In diesem Falle solltest du dem TE deine komplette ( ladungsfähige ) 
Anschrift mitteilen, damit er sich gegebnfalls mit 
Schadensersatzansprüche an dich wenden kann, weil die Feuerversicherung 
in so einen Fall eben nicht zahlt.

Ralph Berres

von Oliver (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Oder sollte das eine Empfehlung an den TE sein, auf einen ordnungsgemäß
> instalierten Blitzableiter ganz zu verzichten?

Da Blitzableiter für Privatgebäude nicht gesetzlich gefordert sind, dazu 
der Sinn einer Feuerversicherung genau darin liegt, im Falle eines 
Falles den Schaden zu begleichen, und die Dinger zudem keine 100% 
Schutzwirkung haben (können), könnte man tatsächlich darüber nachdenken, 
auf einen Blitzableiter zu verzichten. Vor allem auf eine 
Selbstbaulösung.

Allerdings gibt es bei der Errichtung von Solaranlage, Satschüssel, 
Funkantenne usw. dann doch wieder klare Vorschriften, und die sollte 
derjenige, der das alles installiert hat, auch berücksichtigen.

Oliver

von Udo S. (urschmitt)


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Ralph Berres schrieb:
> damit er sich gegebnfalls mit
> Schadensersatzansprüche an dich wenden kann, weil die Feuerversicherung

Das wäre mir neu? Die Gebäude und Hausrat zahlen nicht wenn man keinen 
Blitzschutz hat??????? Seit wann denn das.
Meines Wissens ist Blitzschutz nicht mal in Neugebäuden Pflicht, man 
kriegt höchstens Rabatt bei den Versicherungen wenn man einen hat.

von oszi40 (Gast)


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> Die Gebäude und Hausrat zahlen nicht wenn man keinen
> Blitzschutz hat??????
Im Kleingedrucken findet man gelegentlich den "winzigen" Unterschied 
zwischen direktem Blitzschaden und Überspannungsschaden. Bei 
Überspannungsschaden in der Nachbarschaft ist die Reglierungsfreude der 
Versicherer manchmal sehr begrenzt, obwohl zahlreiche elektronische 
Geräte betroffen sein können. Daher ist obige Frage nach der Ableitung 
durchaus sinnvoll.

Leider weiß man heute noch nicht WO der Blitz zufällig einschlägt. Daher 
ist ein zusätzlicher gut austauschbarer Überspannungsschutz für teure 
Geräte wie z.B. Heizungscomputer durchaus nützlich.

von MaWin (Gast)


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> Seitdem glaube ich nicht mehr, daß man mit Blitzableitern seine elektr.
> Geräte retten kann, allenfals rettet man sein Haus vorm Abbrennen.


Na ja, in meinen Fall stand ich in einem 1934 erbauten Haus am Fenster 
zum Gewtitterguclen, als der Blitz einschlug, und der nebem dem Fenster 
aussen verlaufende Blitzableiter kurz hellrot aufglühte und recht lange 
dunkelrot nachglühte.

Es gab keine weiteren Schäden, was aber sicher auch damit zusammenhing, 
daß das Telefon kein Steckernetzteil hatte sondern ein altes Posttelefon 
war welches von der Telefonleitung versorgt wurde, daß der Fernseher nur 
eine Zimmerantenne hatte, und die sonstige Elektroinstallation nur für 
Lampen und sonstige nur an einem Netzkabel angeschlossenen Geräte 
diente, also keine Leiterschleifen im Haus waren, zudem waren die 
meisten Geräte abgeschaltet.

von Soweit (Gast)


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> zum Gewtitterguclen
der damalige Schreck hat Spuren in dir hinterlassen....

von Hans (Gast)


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Oliver schrieb:
> Da Blitzableiter für Privatgebäude nicht gesetzlich gefordert sind, dazu
> der Sinn einer Feuerversicherung genau darin liegt, im Falle eines
> Falles den Schaden zu begleichen, und die Dinger zudem keine 100%
> Schutzwirkung haben (können), könnte man tatsächlich darüber nachdenken,
> auf einen Blitzableiter zu verzichten.

>  Vor allem auf eine> Selbstbaulösung.

Auf die würde ich so oder so verzichten, da ich mir nicht vorstellen 
kann, dass die Versicherung im Schadensfall bezahlt.

von MaWin (Gast)


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> der damalige Schreck hat Spuren in dir hinterlassen....

Hm, Tastaturkobolde.

Ich dachte mir im Zimmer "geil" und hab weiter nach den Blitzen geguckt,
aber meine Tante kam raufgerannt, überglücklich daß mir nichts passiert 
war und das obere Stockwerk noch stand...

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