Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wirkleistung direkt messen


von Heinz (Gast)


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Guten Abend,
ich habe mal eine allgemeine Frage.
Ist es möglich eine Wirkleistung direkt zu messen?
Ich kenne zwei Möglichkeiten (aber eben nicht direkt):

1. Strom & Spannung messen (Scheinleistung) und mit Hilfe der 
Phasenverschiebung die Wirkleistung berechnen.

2. Strom und Spannung messen und über eine Periode integrieren 
(Mittelwertbildung).

Beide Varianten sind sehr Fehleranfällig.
Nehmen wir also an, die Spannung sei rechteckförmig und der Strom 
dreieckförmig (typisch bei DC/DC-Wandlern).

Gibt es für zu den o.g. Messmethoden noch irgendwelche alternativen?


Greetings

von Peter II (Gast)


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Heinz schrieb:
> Gibt es für zu den o.g. Messmethoden noch irgendwelche alternativen?

ja, so wie es jeder Zähler macht. Analog Spannung und Strom 
multiplizierne.

Digital geht es genau so, einfach möglichst oft Spannung und Strom 
gleichzeitig messen und dann verechnen.

von Heinz (Gast)


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Peter II schrieb:
> Digital geht es genau so, einfach möglichst oft Spannung und Strom
> gleichzeitig messen und dann verechnen.

Und bekommt man dann die Wirkleistung?

von Peter II (Gast)


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Heinz schrieb:
> Und bekommt man dann die Wirkleistung?

ich denke schon, denn der Zähler macht es nicht anders. Strom und 
spannung wirken Gleichzeitig auf eine Achse.

Schau dir doch mal ein Datenblatt von einem Energie-Zähler-IC an.

von Heinz (Gast)


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Peter II schrieb:
> ich denke schon, denn der Zähler macht es nicht anders. Strom und
> spannung wirken Gleichzeitig auf eine Achse.

Die Energieversorger gehen aber für den "Privatbereich" von einer sehr 
geringen Blindleistung aus.
Wie funktioniert dann die Wirkleistungs/-Blindleistungsmessung in der 
Industrie (z.B. Walzwerk)?

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Sample Spannung und Strom sehr viel schneller, als eine Netzperiode und 
sobald die Spannung einen Nulldurchgang von <0 nach >0 hat, speicherst 
du die Produkte von Spannung und Strom. Wenn die Periode vorbei ist, 
summierst du die Produkte auf und teilst durch die Zahl der Messwerte.

von Lehrmann M. (ubimbo)


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Heinz schrieb:
> Wie funktioniert dann die Wirkleistungs/-Blindleistungsmessung in der
> Industrie (z.B. Walzwerk)?

http://de.wikipedia.org/wiki/Blindleistung#Messungen_im_Energieversorgungsnetz

von Ralph B. (rberres)


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Alleiniges Multiplizieren von Strom und Spannung reicht nur, wenn es 
sich um eine rein reelle Last handelt ( Cos Phi =1 ). Sobald aber die 
Last komplex wird, muss man das Produkt entweder noch mit dem Cos Phi 
multiplizieren, oder über 1 Periode integrieren. Da ändert auch nichts 
daran, wenn man innerhalb einer Periode möglichst viele Samples nimmt.

von Peter II (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Da ändert auch nichts
> daran, wenn man innerhalb einer Periode möglichst viele Samples nimmt.

wenn man innerhalb mehrfach misst, dann integrieren man ja schon.

von Peter II (Gast)


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Heinz schrieb:
> Die Energieversorger gehen aber für den "Privatbereich" von einer sehr
> geringen Blindleistung aus.
kann schon sein, aber ein Zähler ist Wirkleistungszähler und das steht 
fest.

von Martin S. (sirnails)


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Ralph Berres schrieb:
> Alleiniges Multiplizieren von Strom und Spannung reicht nur, wenn es
> sich um eine rein reelle Last handelt ( Cos Phi =1 ). Sobald aber die
> Last komplex wird, muss man das Produkt entweder noch mit dem Cos Phi
> multiplizieren, oder über 1 Periode integrieren. Da ändert auch nichts
> daran, wenn man innerhalb einer Periode möglichst viele Samples nimmt.

Ich verstehe Deinen Beitrag irgendwie nicht im Zusammenhang mit 
Wirkleistung.

Wenn ich auf einem Graphen den Strom- und Spannungsverlauf zeichne, dann 
ist die Wirkleistung das Integral über die Differenzfunktion beider 
Funktionen.

Wenn ich den cos-Phi mit einbeziehe, so gehe ich matematisch davon aus, 
dass Stromverlauf und Spannungsverlauf in Phase sind, also abgesehen von 
der Amplitude kongruent sind. Das kenne ich allerdings als 
Scheinleistung.

von Ralph B. (rberres)


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Was beim reinen Multiplizieren von Strom und Spannung rauskommt, ist die 
Scheinleistung. ( Also die geometrische Addition von Wirk und 
Blindleistung ). Um auf die Wirkleistung zu kommen , muss man mit dem 
Cos Phi multiplizieren. Bei einen Cos Phi von 1 ist keine Blindleistung 
vorhanden, da die Last Reell, somit ist die Scheinleistung = der 
Wirkleistung.

Kann man nachlesen in

http://www.elektrotechnik-fachwissen.de/wechselstrom/leistung-wechselstrom.php

Radio Rim hat mal ein Leistungsmessgerät gebaut welches direkt die 
Wirkleistung messen konnte, die haben es genau wie beschrieben gemacht.
Strom und Spannung multipliziert, und dann integriert.

Ralph Berres

von OR (Gast)


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nicht ganz. Beim multiplizieren der Effektivwerte kommt die 
Scheinleistung raus. Beim multiplizieren der Momentanwerte kommt die 
momentane (Wirk) leistung raus. Blindleistung selber ist auch nur eine 
Wirkleistungspendelung. Wenn mann den Momentanwert der Wirkliestung nur 
lange genug aufintegriert dann bekommt man die mittlere Wirkleistung 
über den betrachteten Zeitbereich raus.

Es gibt eine recht eine einfache Möglichkeit sowas im uC zu realisieren:

Spannung und Strom müssen sehr schnell (also mindestens 10x der 
Schaltfrequenz Deines Wandler) abgetastet und miteinander multpliziert 
werden. Achtung: die Abtastung muss zeitgleich erfolgen! Dann einen 
Tiefpass rechnen, man kann auch mehrere hintereinander rechnen. Damit 
hat man quasi einen Mittelwert über ein gleitendes Fenster gebildet.
Mit den Eckfrequenzen kannst Du ein bischen rumprobieren..

Grüße
OR

von Hans (Gast)


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> Achtung: die Abtastung muss zeitgleich erfolgen!

Nö. Aus Zeitmagel verweise auf eine AN von TI.

von Heinz (Gast)


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Vielen Dank für eure Antworten!
Ich möchte aber nun nochmals etwas einwerfen.

Nehmen wir mal an es ist eine Induktivität vorhanden (L=200uH).
Diese Induktivität wird mit einer sinusförmigen Spannung & einem 
sinusförmigen Strom beaufschlagt.
Die Frequenz beläuft auf 15 kHz, der reale Widerstand der Induktivität 
(Draht, Skin, etc.) beträgt 20 mOhm.

Nun kann gerechnet werden:
Xl=2*pi*15kHz*200uH=19 Ohm;
Rl=20 mOhm;

Die beiden Widerstände liegen ungefähr den Faktor 1000 auseinander,
was einem Winkel in der komplexen Ebene von ~ 89.94° gleich kommt.

Wie misst man bei so einer Konstellation nun direkt die Wirkleistung?
Mit eurem cos(phi) usw. kommt man da wohl nicht sehr weit! :)


Viele Grüße

von Peter II (Gast)


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Heinz schrieb:
> ie misst man bei so einer Konstellation nun direkt die Wirkleistung?
> Mit eurem cos(phi) usw. kommt man da wohl nicht sehr weit! :)

doch kommt man, warum sollt die Formal nicht für 89.94° gelten?

bei Sinus kann man ja schön die Phasenverschiebung messen das ist ja der 
einfache fall. Schwer wird es ja erst wenn es kein Sinusförmer strom 
mehr ist.

von Heinz (Gast)


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Peter II schrieb:
> bei Sinus kann man ja schön die Phasenverschiebung messen das ist ja der
> einfache fall

So einfach kann das doch nicht sein!

1/20kHz=50 µs, dass entspricht 360°.
~140ns entsprechen ungefähr einem Grad.

Wie schnell muss man dann also Abtasten um den Nulldurchgang in Bezug 
auf 1% Genauigkeit bezogen auf die 0,06° zu bekommen? ;)


Hintergrund der ganzen "Fragerei" ist, dass ich ein Bastelprojekt 
beginnen wollte, welches mir typische Kennwerte (L,R,C) von 
Induktivitäten aufnimmt.
Aber bei genauerer Betrachtung kann man es wohl vergessen...

von Marcus (Gast)


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Heinz schrieb:
> Hintergrund der ganzen "Fragerei" ist, dass ich ein Bastelprojekt
> beginnen wollte, welches mir typische Kennwerte (L,R,C) von
> Induktivitäten aufnimmt.

Kennst du das schon?

http://www.sprut.de/electronic/pic/projekte/lcmeter/lcmeter.htm

von Harald Wilhelms (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Alleiniges Multiplizieren von Strom und Spannung reicht nur, wenn es
> sich um eine rein reelle Last handelt ( Cos Phi =1 ). Sobald aber die
> Last komplex wird, muss man das Produkt entweder noch mit dem Cos Phi
> multiplizieren, oder über 1 Periode integrieren. Da ändert auch nichts
> daran, wenn man innerhalb einer Periode möglichst viele Samples nimmt.

Du musst nicht nur die Samples nehmen, sondern Spannungs- und
Stromsamples sofort miteinander multiplizieren. Dann kommt nach
Bildung der Produktsumme über eine Periode sofort die Wirkleistung
raus, auch bei beliebig von der Sinusform abweichenden Schwingungen.
Gruss
Harald
PS: ICs, die die Prouktsumme mit ziemlich hoher Geschwindigkeit bilden
können, gab es übrigens sachon vor über 30Jahren.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Heinz schrieb:

> Nehmen wir mal an es ist eine Induktivität vorhanden (L=200uH).
> Diese Induktivität wird mit einer sinusförmigen Spannung & einem
> sinusförmigen Strom beaufschlagt.
> Die Frequenz beläuft auf 15 kHz, der reale Widerstand der Induktivität
> (Draht, Skin, etc.) beträgt 20 mOhm.
>
> Nun kann gerechnet werden:
> Xl=2*pi*15kHz*200uH=19 Ohm;
> Rl=20 mOhm;
>
> Die beiden Widerstände liegen ungefähr den Faktor 1000 auseinander,
> was einem Winkel in der komplexen Ebene von ~ 89.94° gleich kommt.
>
> Wie misst man bei so einer Konstellation nun direkt die Wirkleistung?
> Mit eurem cos(phi) usw. kommt man da wohl nicht sehr weit! :)

Abgesehen von den grundsätzlichen Problemen, die beim Messen von
solch kleinen Werten gibt, reicht es bei Sinusschwingungen immer
aus, wenn man Strom, spannung und cos phi misst. Die punktweise
Multiplikation von Spannung und Strom funktioniert hier zwar auch,
ist aber huptsäclich bei nichtsinusförmigen Strömen wichtig( Stich-
wort: Schaltnetzteil)

Die von Dir angegebenen Messwerte verlangen aber schon professionelle
Meßgeräte. Mit dem typischen Amateurequipment kommst Du da nicht
weit. Andererseits haben die in billigen Leistungsmessgeräten ver-
bauten Spezial-ICs oft schon eine erstaunlich hohe Genauigkeit.
Gruss
Harald

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