Forum: HF, Funk und Felder Verständnisfrage: Aufgerollte Leitungen


von H.-W. Bach (Gast)


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Hallo!

Jeder weiß, dass wenn man ein Stück Draht aufwickelt man eine Spule 
erhält. Gibt ja auch genug Kinderbastelbücher, die sich so einen 
Elektromagneten bauen.

Nun soll ich eine Messreihe an einigen Leitungen (geschirmt, 
ungeschirmt, verdrillte Adernpaare und nicht verdrillte) machen. Diese 
sind ist gute 500m lang. Das ich die nicht in diesem kleinen Bastellabor 
ausrollen kann ist klar. Des Wegen sind die Leitungen auch noch schön 
aufgerollt. Nun frage ich mich aber, welchen Einfluss das Ganze auf die 
Datenkommunikation hat...
Muss ich irgendwas beachten, oder hat das sogar einen solchen Einfluss, 
das ich meine Ergebnisse nicht verwerten kann? Könnte man die evtl. 
Störeinflüsse herausrechnen?

Danke für eure Hilfe.

Viele Grüße
Hans-Werner

von Knut (Gast)


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H.-W. Bach schrieb:
> Nun soll ich eine Messreihe an einigen Leitungen (geschirmt,
> ungeschirmt, verdrillte Adernpaare und nicht verdrillte) machen.

> Nun frage ich mich aber, welchen Einfluss das Ganze auf die
> Datenkommunikation hat...

DAS soll deine Messung zeigen nehme ich mal an, oder?
Grundsätzlich gilt, je länger die Leitung, umso schlechter wird das 
Signal.
Fakt ist, das du bei 600kHz stehende Wellen bekommst in deiner Leitung. 
Bin zwar kein HF-ler, aber gut is das soweit ich weiß nicht.




Knut

von H.-W. Bach (Gast)


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Was? Was für ein Einfluss das Aufwickeln hat? Mit Sicherheit nicht. In 
der Praxis wäre ja die Leitung verlegt. Aber das ist mir hier nicht 
möglich...

von Fabian H. (Firma: Technische Universität Berlin) (brein)


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Hey, ich kenne sogar Leute, die wickeln Kabeltrommeln ab, wenn sie eine 
Maschine betreiben, wegen der Induktion. Naja!

Ich weiß jetzt nicht genau, was Du für Kabel hast und kenne den 
Verwendungszweck nicht, aber bei 500m glaube ich nicht, dass die so 
schlecht geschirmt sind, dass man aufgewickelt ein Problem bekommt.
Denn sonst dürfte man bei verlegten Kabeln, die nebeneinander liegen 
auch ein Problem bekommen, durch ständiges Übersprechen.

Das kann ich mir persönlich nicht vorstellen.

Gruß
BrEin

von Michael (Gast)


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Fabian Hoemcke schrieb:
> Hey, ich kenne sogar Leute, die wickeln Kabeltrommeln ab, wenn sie eine
> Maschine betreiben, wegen der Induktion. Naja!

Da haben die wohl was falsch verstanden.
Abwickeln ist schon richtig, aber nicht wegen der Induktion, sondern 
wegen der Eigenerwärmung und dem Thermo-Schutzschalter, der in vielen 
Trommeln eingebaut ist.

von Peter II (Gast)


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H.-W. Bach schrieb:
> Jeder weiß, dass wenn man ein Stück Draht aufwickelt man eine Spule
> erhält. Gibt ja auch genug Kinderbastelbücher, die sich so einen
> Elektromagneten bauen.

und dort fließt der Strom ja nur in einer Richtung, bei einem Kabel 
heben sich aber beide Ströme auf, damit gibt es kein Magnetfeld.

von Fabian H. (Firma: Technische Universität Berlin) (brein)


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ÖÖyyy! Da lagen die also doch richtig mit dem Abwickeln, wenngleich aus 
falschen Grund!?

Klar, ein Strom durchflossener Leiter erwärmt sich.
Strom -> Wanderung von Elektronen -> Bewegung -> Energie

Aber so stark, dass es fühlbar wird, also mit einem Thermofühler 
messbar?
Die 10m oder 20m Kabeltrommeln hatten sicher keinen Schutzschalter.

Gruß
BrEin

von Peter II (Gast)


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Fabian Hoemcke schrieb:
> Aber so stark, dass es fühlbar wird, also mit einem Thermofühler
> messbar?
ja, der Fühler sind ja in der Kabltrommel und ringsrum wird erwärmt.

> Die 10m oder 20m Kabeltrommeln hatten sicher keinen Schutzschalter.
also die meisten haben einen, ist so ein kleiner nippel zischen den 
Steckdosen.

von Paul Baumann (Gast)


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Ich habe schon eine Kabeltrommel (Rollmops) gesehen, bei der die 
unterste
Lage Brei war, weil sie ihre Wärme nicht loswurde. Die Maurers wollten 
mir nicht glauben und hingen quietschvergnügt mit 2 Bohrhämmern dran....

MfG Paul

von Fabian H. (Firma: Technische Universität Berlin) (brein)


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Peter II schrieb:
> Fabian Hoemcke schrieb:
>> Aber so stark, dass es fühlbar wird, also mit einem Thermofühler
>> messbar?
> ja, der Fühler sind ja in der Kabltrommel und ringsrum wird erwärmt.
>
>> Die 10m oder 20m Kabeltrommeln hatten sicher keinen Schutzschalter.
> also die meisten haben einen, ist so ein kleiner nippel zischen den
> Steckdosen.

OK! Hier habe ich wohl eine ordentliche Bildungslücke.
Ja, solche Nippel habe ich schon oft gesehen.


Paul Baumann schrieb:
> Ich habe schon eine Kabeltrommel (Rollmops) gesehen, bei der die
> unterste
> Lage Brei war, weil sie ihre Wärme nicht loswurde. Die Maurers wollten
> mir nicht glauben und hingen quietschvergnügt mit 2 Bohrhämmern dran....
>
> MfG Paul

Jetzt würde ich meinen Beitrag gerne wieder löschen.
Hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten.

Gruß und Danke
BrEin

von citb (Gast)


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Paul Baumann schrieb:
> Die Maurers wollten
> mir nicht glauben und hingen quietschvergnügt mit 2 Bohrhämmern dran....

Das steht auf den meisten Trommeln sogar drauf, Lesen war wohl auch 
nicht deren Staerke.

citb

von H.-W. Bach (Gast)


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Ja, der Warnhinweis steht drauf. Aber nicht bei allen.
Aber es wird oft genug davor gewarnt. Aber das ware ja jetzt nicht meine 
Frage:

Peter II schrieb:
> und dort fließt der Strom ja nur in einer Richtung, bei einem Kabel
> heben sich aber beide Ströme auf, damit gibt es kein Magnetfeld.

Klingt logisch, aber dann gabe es theoretisch auch in einer Kabeltrommel 
kein Magnetfeld, weil dort der Strom auch wieder in einer Leitung hin 
und zurückfließt. Oder nicht?

von Cubus (Gast)


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Soweit ich weiß, gibt es lediglich bei koaxialen Kabeln kein äußeres 
Magnetfeld.

von Nils S. (kruemeltee) Benutzerseite


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>Hey, ich kenne sogar Leute, die wickeln Kabeltrommeln ab, wenn sie eine
>Maschine betreiben, wegen der Induktion. Naja!
Bei uns auf Arbeit hab ich regelmässig irgendwelche heissen Kabel zum 
durchchecken aufm Tisch. Wir vermieten Beleuchtungsgeräte, Beamer, 
Bühnen usw.
Ein grosser Beamer an der 100m Drehstromleitung, welche nur zur Hälfte 
abgerollt ist, lässt das Kabel wochenlang nach heissem Gummi stinken.

Wir sagens jedesmal, dass man die Kabel abrollen muss und wenn wir 
aufbauen, dann machen wir mit dem restlichen Kabel grundsätzlich grosse 
Schlaufen (also 10m in die eine Richtung, 10 in die andere, 10 in die 
eine...), aber es gibt immer Helden, die dann wieder aufrollen.

von MaWin (Gast)


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> Klingt logisch, aber dann gabe es theoretisch auch in einer Kabeltrommel
> kein Magnetfeld, weil dort der Strom auch wieder in einer Leitung hin
> und zurückfließt.

Richtig.

Wenn H.-W. Bach also sein Kabel messen will ohne es auszurollen, und die 
Erwarmung kaum sein Problem sein dürfte, so kann er das Kabel abrollen, 
in der Mitte greifen, und dann wieder aufrollen, so daß auf der Trommel 
die hinlaufende Leitung neben der rücklaufenden liegt, dann minimiert er 
die Einflüsse der "Spule". Ganz so wie bei lang ausgestrcktem Kabel ist 
es aber doch nicht.

von H.-W. Bach (Gast)


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Wieso sollte ich das tun, wenn es doch kein Magnetfeld gibt?

Gruß
Hans-Werner

von MaWin (Gast)


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Bei der NETZSTROMLEITUNG gibt es kein Magnetfeld weil hin und 
rücklaufender Strom gegenläufig nebeneinander liegen und sich aufheben.

Bei einem einfachen Kabel aber fliesst der Strom nur in einer Richtung 
und hebt sich nicht auf, daher die andere Hälfte des Kabels gegenläufig 
aufwickeln.

von Cubus (Gast)


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Zwischen Hin- und Rückleiter bei 2 parallelen Leitungen mit 
antiparallelem Strom verstärkt sich das Magnetfeld zwischen den Leitern! 
Also gibt es grundsätzlich ein Magnetfeld. In anderen Bereichen 
kompensieren sich die Felder mehr oder weniger.
Wie schon oben erwähnt: Nur die Koaxialleitung besitz überhaupt kein 
äußeres Magnetfeld.

von H.-W. Bach (Gast)


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Ja wenn ich doch ein Adernpaar habe, dann habe ich doch einen Hin- und 
Rücklaufenden Strom, oder nicht?
Und dabei spielt es doch auch keine Rolle, wo das Potential liegt...

von Michael (Gast)


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Cubus schrieb:
> Zwischen Hin- und Rückleiter bei 2 parallelen Leitungen mit
> antiparallelem Strom verstärkt sich das Magnetfeld zwischen den Leitern!

Schon richtig, aber die beiden Leiter liegen dicht beieinander. Über die 
ganze Trommel betrachtet, heben sich die Felder paarweise auf, nicht wie 
bei einer Spule wo sich alle Felder konstruktiv überlagern.

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo Hans-Werner,

ich denke das größte Problem wird in Deinem Fall das Neben- bzw. 
Übersprechen sein. Dies hängt von der verwendeten Leitung ab und wie die 
Leitung aufgewickelt wurde.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Falk B. (falk)


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Mal zur Veranschaulichung.

Kabeltrommel mit 50 1,5mm^2, sollte für 16A reichen.
50m Kabel sind 100 in Summe. Bei ~18mOhm/m macht das 1,8Ohm.

P = I^2*R = 16^2 * 1,8 = 461W!!!!

Hoppla, ein HABLBES KW!

Selbst bei 20m sind es noch satte 184W. Und gerade die inneren Windungen 
sind thermisch optimal isoliert. ;-)

MfG
Falk

P S Und auch bei 50m 2,5mm^2 bleiben noch 277W hängen.

von Peter R. (pnu)


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Bei der Messung eines Kabels kommt es im Allgemeinen auf Spannung und 
Strom zwischen Hin-und Rückleitung an, da ist es relativ uninteressant 
ob das Kabel aufgerollt oder gestreckt ist, abgesehen von einer 
eventuellen Erwärmung.
Überall werden große Kabelrollen geliefert und abgenommen, da werden die 
wichtigen Kenngrößen z.B. Wellenwiderstand und Dämpfung im aufgerollten 
Zustand gemessen und unterschieden sich vom gestreckten Zustand nur im 
Prozent-Bereich.
Ausnahmen davon gibt es vielleicht, wenn die Kabel ohne zusätzlichen 
Mantel ausgeführt sind, sodass die Lagen auf der Kabelrolle sich 
gegenseitig berühren. Da sollte man den Aufbau eines Aderpaares genauer 
kennen, um den möglichen Messfehler abschätzen zu können.

von Michael K. (charles_b)


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Falk Brunner schrieb:
> Mal zur Veranschaulichung.
>
> Kabeltrommel mit 50 1,5mm^2, sollte für 16A reichen.
> 50m Kabel sind 100 in Summe. Bei ~18mOhm/m macht das 1,8Ohm.
>
> P = I^2*R = 16^2 * 1,8 = 461W!!!!
>
> Hoppla, ein HABLBES KW!

Bin gestern durch die Gegend geradelt. Ein Typ hatte ne Flex an einer 
Kabeltrommel angeschlossen und bearbeitete irgendein Geländer:

1. Augenschutz: negativ
2. Gehörschutz: negativ
3. Kabeltrommel abgerollt: negativ

So geht es aufwärts in unserem Lande.

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