Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Diskretes Audio-Netzteil


von kennie (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe mal in SPICE ein kleines Netzteil für einen Verstärker 
entworfen und würde gerne wissen ob meine Überlegungen soweit richtig 
sind. Mir ist klar dass man sowas mit den üblichen 3Bein-Reglern 
einfacher machen kann aber

1.lernt man dabei nix
2.ist eine diskrete Lösung mit Zenerdiode sogar rauschärmer(siehe 
http://www.tnt-audio.com/clinica/regulators_noise3_e.html)

Das Netzteil soll einen Audio-Verstärker versorgen der 20W in 8-Ohm 
Lautsprecher liefert. Die dafür nötige minimale Versorgungsspannung 
beträgt U=sqrt(2)*sqrt(P*8) = 17.8V; in der Realität wird's wohl etwas 
weniger als 20W Ausgangsleistung weil die Push-Pull-Stufe nicht ganz 
"rail-to-rail" geht.
Je positivem und negativem Zweig fliessen max. I=2P/U=2.2A; ich rechne 
vorsichtshalber mit 2.5A.
Als Trafo dient ein 2x15VAC sek. Ringkern, das gibt nach Gleichrichter 
und Siebelko sqrt(2)*15=21V. Gesiebt wird mit 22.000uF; damit sollte die 
Brummspannung max. UBr = 10*2500[mA]/20.000[uF] = 1.25V betragen.

Für die Regelung wird eine 18V-Zenerdiode mit Darlington-Emitterfolger 
verwendet (BD135/136 als Treiber, 3055/2955 als Längstransen). Da die 
Zenerspannung hier durch die zwei Basis-PN-Übergänge durchmuss wird das 
so aber nix: Nach Abzug der Brummspannung bleiben für die Zenerdiode nur 
noch 18.75V übrig. Also habe ich einen Spannungsverdoppler vorgesehen 
der +/-40V erzeugt mit dem die Zenerdiode gespeist wird; die Schaltung 
ist hier beschrieben:

http://www.jogis-roehrenbude.de/Bastelschule/Kaskade.htm

Der Vorwiderstand ist so dimensioniert dass ca. 3mA durch die Z-Diode 
fliessen.

Um die zwei PN-Übergänge im Darlington zu kompensieren sind noch zwei 
Si-Dioden in Reihe geschaltet. Der 36R-Widerstand in der Basis soll nur 
dafür Sorgen dass der Emitterfolger nicht schwingt. Als Last habe ich in 
der Simulation zwei 7.2R-Widerstände eingefügt. Dynamischer 
Belastungstest folgt noch. Bislang scheint zumindest in der Simulation 
alles zu funktionieren wie geplant/berechnet... kaum zu glauben :o)

Im Anhang noch die SPICE-Datei und das Simulationsergebnis: Grün die 
Spannung nach Gleichrichter+Elko, rot die Zenerspannung und blau die 
stabilisierte Ausgangsspannung bei 2.5A Belastung.

von Icke ®. (49636b65)


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Für NF-ENDstufen benutzt man normalerweise ungeregelte Stromversorgung. 
Die Restbrummspannung bleibt dabei ohne Auswirkung, solange die Endstufe 
nicht mit 100% Leistung betrieben wird, was man wegen Klirren und 
Clippen sowieso vermeidet.

von MaWin (Gast)


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Ja ja, die Simulation.

Schau mal, wie deine Spannung brummt, wenn die Netzspannung mal einen 
schlechten Tag hat und nun -10% weniger liefert.

Der Abstand zwischen minimaler Siebelkospannung und gewollter 
Ausgangsspannung ist also zu klein, man müsste mindestens mit der 
erlaubten Netzspannungstoleranz rechnen.

Die jeweils 2 Dioden D15/D16 D6/D9 kann man natürlich mit einer grössere 
Z-Diode sparen, die Temperaturkompensation der Dioden ist hier nutzlos 
da sie einerseits nicht mit auf dem Kühlkörper sind und es andererseits 
nicht so genau drauf ankommt.

Aber der Trick, mit einen Spannungsverdoppler eine höhere Spannung für 
die Z-Dioden zu erzeugen damit ihre Stromstabilisierung durch den 
Vorwiderstand einfacher wird, ist schlau.. Den Elko C3 C6 dinde ich 
jedoch zu gross: Die 1 Sekunde hochlaufen der Spannung bedeutet nicht 
nur daß dein Verstärker in der Zeit möglichst noch stumm bleibt, sondenr 
auch daß die 2N3055 und 2N2955 in der Zeit voll ihren SOA Bereich 
durchlaufen und falls der Verstärker NICHT stumm bleiben würde sehr hohe 
Verlustleistung produzieren. 1 sec ist schon länger als man wärmeträge 
puffern kann. Nimm 47uF und auch C4/C5/C7/C8 könnten wohl kleiner sein.

Daß man eine Vorstabilisierung bei Audioverstärkern nur braucht, wenn 
man z.B. IC-Verstärker knapp an der oberen Betriebsspannungsgrenze 
betreibt und dann nicht noch genug Platz (headroom) für 
Netzspannungsschwankungen und Elkoripple hat, sollte klar sein.

Ein Audioverstärker ist bereits ein Spannungsregler, und besser wird es 
auch nicht wenn man 2 Regler hintereinanderschaltet. Im Gegenteil, bei 2 
Reglern könnte man sich sogar kritische Regelbereiche einhandeln. Da es 
hier nur eine Stabilisierung ohne Regelung ist, hast du das Problem aber 
elegant umgangen.

von kennie (Gast)


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Das hat mir jetzt zu denken gegeben :)
Im Anhang mal das Ergebnis für ein unstabilisiertes Netzteil (nur 
Gleichrichter+Siebelko) bei dynamischer Belastung (Stromspitzen 
2A/1kHz). Die Brummspannung ist ca. 0.4V bei 100Hz. Zum Vergleich das 
Ergebnis der Zener-Stabilisierung: Die Brummspannung ist ca. genauso 
hoch aber hat jetzt 1kHz.

Was ist denn nun "besser" für eine Audioanwendung? Man könnte ja 
argumentieren dass der Brumm bei der Stabilisierung wenigstens der 
Tonfrequenz folgt, während es sonst eben Netzbrumm ist :)

Mit 10% Netzunterspannung habe ich auch mal simuliert, sogar mit 20%. 
Irgendwann zenert die Diode nicht mehr und dann wird die Stabilisierung 
wirkungslos; die Brummspannung ist dann 0.6V. Also ich sehe ein dass bei 
der knappen Dimensionierung die Stabilisierung kontraproduktiv ist, da 
müßte ich mit der Ausgangsspannung nochmal runtergehen.

>Ein Audioverstärker ist bereits ein Spannungsregler, und besser wird es
>auch nicht wenn man 2 Regler hintereinanderschaltet. Im Gegenteil, bei 2
>Reglern könnte man sich sogar kritische Regelbereiche einhandeln. Da es
>hier nur eine Stabilisierung ohne Regelung ist, hast du das Problem aber
>elegant umgangen.

Fragt sich warum die Audiophilen so stolz sind auf ihre 
"Superregler"-Platinen mit ollen 317 und zehn Milliarden Elkos drauf...

Lektion des Tages: Weniger ist manchmal mehr :) Auch gut, spare ich 
Platz im Gehäuse...

von Icke ®. (49636b65)


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kennie schrieb:

> Fragt sich warum die Audiophilen so stolz sind auf ihre
> "Superregler"-Platinen mit ollen 317 und zehn Milliarden Elkos drauf...

Audiophile sind auch stolz auf Super-Ultra-Mega-Netzkabel für 2000,-€.

Guckst du hier, Infos vom Profi:

http://www.thel-audioworld.de/module/Netzteil/Infos.htm
http://www.thel-audioworld.de/module/spr/Info-spr.htm

von Vn N. (wefwef_s)


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kennie schrieb:
> Fragt sich warum die Audiophilen so stolz sind auf ihre
> "Superregler"-Platinen mit ollen 317 und zehn Milliarden Elkos drauf...

Aus dem selben Grund, aus dem sie USB-Kabel für mehrere hundert Euro 
kaufen, um das Signal nicht zu verfälschen. Oder Netzkabel mit Filter, 
Goldstecker, Schirm und 2,5^2 kaufen, natürlich aus sauerstoffreiem, 
mondphasengerecht elektrolytisiertem rechtsdrehendem Kupfer.

von Harald Wilhelms (Gast)


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MaWin schrieb:

> Aber der Trick, mit einen Spannungsverdoppler eine höhere Spannung für
> die Z-Dioden zu erzeugen damit ihre Stromstabilisierung durch den
> Vorwiderstand einfacher wird, ist schlau.

Noch schlauer ist es, auch den Ansteuertransistor mit der höheren
Spannung zu versorgen:
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/labnt1.htm

Abgesehen davon, das man Spannungsregler für NF-(Leistungs-)Verstärker
eigentlich nur dann braucht, wenn man bei IC-Verstärkern deren zulässige
Höchstspannung voll ausnutzen will.
Gruss
Harald

von Michael_ (Gast)


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Du gehst viel zu wissenschaftlich heran.
In der Anfangszeit der Transistorverstärker war auch eine harte 
stabilisierte Spannung üblich.
Das braucht man aber nur, wenn man den den Verstärker mit Sinus 
belastet.
Bei Musik braucht man das aber nicht. Das war ein raffinierter Abgleich 
der Verstärkerhersteller in Bezug auf Trafospannung, Kapazität der 
Kondensatoren und Überlastung.
Die Werte waren nicht zufällig.
Für die Speisung der Endstufe brauchst du keine elektronisch Regelung.

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