Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wechselspannung 100kHz genau messen


von Transi (Gast)


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Hallo Analog Profis,

in einer Messaufgabe habe ich das Problem die Amplitude eines ca. 100kHz 
Sinussignals möglichst genau zu messen (16Bit Auflösung bei 2Vss).
Beim Einsatz eines Präzisionsgleichrichter habe ich etwas bedenken, 
wegen der 100kHz. Von daher habe ich gedacht, ich gebe den Sinus auf 
einen Komparator dessen zweiten Eingang ich über einen DA-Wandler 
ansteuere und mir so den Spitzenwert suche. Der am DA Wandler 
eingestellte Wert, der zum Ansprechen des Komparators führt, entspricht 
dann dem Spitzenwert der Sinussspannung. Die Messzeit ist unkritisch, 
von daher würde diese etwas
langsame Methode sicher funktionieren. Aber vielleicht hat mir jemand 
noch einen Tipp, gerne auch zum Präzisionsgleichrichter.

Besten Dank

Transi

von hinz (Gast)


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Transi schrieb:
> Beim Einsatz eines Präzisionsgleichrichter habe ich etwas bedenken,
> wegen der 100kHz.

Das ist doch fast noch Gleichstrom.

von Carsten B. (cbr)


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Such mal nach Spitzenwertdetektor.

Bei 100kHz und Uss von 2V muss der OP ja in PI/4 auf den Spitzenwert 
steigen können. D.h. eine Slewrate von 0,4V/µs. Um auch sicher folgen zu 
können sollte man um Faktor 10 schneller sein. Ein OP mit einer Slewrate 
von 4V/µs ist zu finden. Die Ladezeit hängt auch noch von der Größe des 
C's ab und dem Widerstand zur Strombegrenzung damit der OP nicht 
überlastet wird.

von Willi (Gast)


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hinz schrieb:
> Das ist doch fast noch Gleichstrom.

Wechselspannung == Gleichstrom ?

von Ina (Gast)


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>in einer Messaufgabe habe ich das Problem die Amplitude eines ca. 100kHz
>Sinussignals möglichst genau zu messen (16Bit Auflösung bei 2Vss).

Fehler der Messung < 1LSB? Warum mußt du das so genau messen? Wie genau 
ist der Sinus? Klirrfaktor?

von Willi (Gast)


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Wenn schon ein ADC vorhanden ist: mit schnellem Sample&Hold den Sinus 
asynchron abtasten und Maximum und Minimum suchen.
Nur als Überlegung.

von Transi (Gast)


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Herzlichen Dank für die schnellen Antworten

@ Carsten B.
das mit dem Spitzenwertdetektor werde ich einmal probieren.
Dass ich einen schnellen OP benötige war mir klar. Deshalb hatte ich die 
Idee mit dem ADC und dem Komparator. Gehe jetzt mal davon aus, dass ein 
komparator schneller als ein OP ist. Aber das mit dem 
Spitzenwertdetektor gefällt mir eigentlich besser.
Als Diode müsste ich irgend eine schnelle kapazitätsarme Diode nehmen. 
Eine Shottky dürfte wegen des doch meist hohen Sperrstromes nicht 
optimal sein oder sehe ich das falsch?

@Ina
Ja ich muss es so geau messen. Es geht um ein Messverfahren, das heute 
nach einem völlig anderen Prinzip arbeitet, aber nicht die gewünschte
Langzeitstabilität bringt. Ich habe mir deshalb ein anderes Verfahren 
ausgedacht das die Schwächen des heutigen Systems nicht hat aber eben 
nur funktioniert wenn ich den Sinus sehr genau messen kann. Dass der 
Sinus sehr Klirrarm sein muss ist mir bewusst. Ob meine Idee tatsächlich 
besser ist versuche ich gerade abzuklopfen.

@Willi
Dann bräuchte ich aber einen recht schnellen ADC, den ich im Moment
aber nicht habe.


Transi

von Willi (Gast)


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Transi schrieb:
> Dann bräuchte ich aber einen recht schnellen ADC, den ich im Moment
> aber nicht habe.

Zunächst muß nur der S&H schnell sein. Wie schnell ist Dein ADC?
Muß es Sinus sein oder ginge auch eine Rechteckspannung?

Ausgehend vom Nulldurchgang könnte man bei 90° und 270° den Sinus 
abtasten. Ein bißchen Jitter wäre hier von Nutzen.

von Ulrich (Gast)


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Wenn man das Signal mehr oder weniger Zufällig abtastet kann man auch 
rechnerisch den RMS Wert bestimmen. Dazu muss wie schon gesagt nur der 
S&H Teil schnell sein. Solange die Amplitude nur eher wenig variiert, 
braucht man auch keinen so hochauflösenden AD wandler. Auch ein 12 Bit 
oder gar 10 Bit Wandler könnte schon reichen - man braucht nur relativ 
viele Samples (z.B. 20000) und entsprechend etwas Zeit.

von Klaus D. (kolisson)


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Transi schrieb:
> Von daher habe ich gedacht, ich gebe den Sinus auf
> einen Komparator dessen zweiten Eingang ich über einen DA-Wandler
> ansteuere und mir so den Spitzenwert suche. Der am DA Wandler
> eingestellte Wert, der zum Ansprechen des Komparators führt, entspricht
> dann dem Spitzenwert der Sinussspannung.

Das klingt ja nach successiver Approximation:
http://www.itwissen.info/definition/lexikon/successive-approximation-register-SAR-SAR-Verfahren.html

Klaus de Lisson

von Christian B. (casandro)


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Naja, zwecks Genauigkeit stellt sich die Frage, was Du wissen willst.

Willst du den RMS-Wert des Signales messen, auch mit den Anteilen bei 
anderen Frequenzen? Dann solltest Du irgendwie stochastisch das Signal 
möglichst asynchron abtasten und den RMS-Wert bestimmen.

Willst Du möglichst nur die 100 kHz haben, so würde ich idealerweise 
mehrere S&Hs verwenden, die möglichst synchron zu Deinem Signal zu 
bestimmten Phasen abtasten. Beispielsweise einer für 90 Grad und einer 
für 270 Grad. Die Ausgänge schickst Du dann durch ein Tiefpassfilter, 
danach multiplizierst Du die Werte mit den entsprechenden Werten des 
Sinuses an dieser Stelle und addierst sie. (Beispiel: 90 Grad => 1, 270 
Grad => -1) Somit filterst Du alle anderen Frequenzen raus. Nur 
Vielfache können noch durch, die kannst Du aber mit einem Tiefpass 
vorher raus filtern.

von Henrik V. (henrik_v)


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Abtasten , Sinusfit.
Bei einem Proof of Concept wird es billiger erst zu Rechnen, dann zu 
Testen und erst dann zu Entwickeln ;) Andersrum macht evtl. mehr Spaß 
...
Die Messtechnik für 1MS/s (zur Not 250k/s) kost auch nicht mehr die 
Welt. (Und man kann die auch leihen). Keine Ahnung wo die Mietkosten 
liegen, aber ein HP3458 im Subsample-Mode schafft das auch locker. BTDT 
(488 vorrausgesetzt, sonst mitmieten).
Ein 8bit DSO den man auslesen kann ist mit Sinusfit auch einen Test 
wert.

von Ina (Gast)


Angehängte Dateien:

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Die Schaltung im Anhang arbeitet als schneller und genauer 
Peak-Detektor. Natürlich könnte man auch noch viel schnellere OPamps 
einsetzen, allerdings verschlechtert sich dann wieder die Offsetspannung 
am Ausgang auf dramatische Weise.

Die "settling time" der OPamps ist mit 550ns für 0,01% zwar recht 
schnell, aber eventuell nicht schnell genug, um den Cap auf den genau 
richtigen Wert aufzuladen. 550nsec sind immerhin rund ein 1/20 der 
Periode, da ändert sich Sinus doch noch beachtlich.

Ein anderes Problem sind die Sperrschichtkapazitäten der Dioden. Diese 
bilden mit dem Speichercap einen kapazitiven Spannungsteiler, dessen 
Teilungsverhältnis für 16bit Genauigkeit midenstens rund 100000 betragen 
sollte. Für 2pF Sperrschichtkapazität sollte der Speichercap also 
mindestens 200nF groß sein. Die Simulation zeigt dann auch brav einen 
Ripple von rund 20µVpp.

Betreibt man die Schaltung bei höheren Temperaturen, sollte man 
vielleicht besser eine 1N4148 o.ä. verwenden, da der Leckstrom der BAS70 
Schottkydiode dann schon stärker ins Gewicht fällt und den Ripple 
vergrößert. Die beiden Dioden sind sehr schnell, haben relativ niedrige 
Leckströme und sind auch hinsichtlich der Sperrschichtkapazität recht 
ähnlich, weshalb der Einsatz der BAS70 keinen großen Vorteil macht.

Eine alternative Methode, die oft in solchen Schaltungen verwendet wird, 
besteht in der Verwendung eines aktiven Einweg- oder 
Doppelweggleichrichters mit nachgeschaltetem Tiefpaßfilter. Das liefert 
aber nur dann genaue Resultate für die eigentliche Amplitude, wenn die 
Sinusform genau bekannt ist.

von Purzel H. (hacky)


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Peak Detektor und Amplitudenmessung ist nicht unbedingt dasselbe. 
Speziell wenn Rauschen und Spikes drauf sind. Allenfalls muesste man den 
Muell mit einem schmalen Filter erst wegmachen.

von MaWin (Gast)


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> Die Schaltung im Anhang arbeitet als schneller und genauer
> Peak-Detektor.

Sie passt sich halt nie an sinkende Eingangsspannung an.
Wie viel schlechter wird sie denn, wenn man z.B. 1 Sekunde
Anpasszeit an kleinere Eingangsspannungen per Parallelwiderstand
zu C1 einbaut ?

von Ina (Gast)


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>Sie passt sich halt nie an sinkende Eingangsspannung an.
>Wie viel schlechter wird sie denn, wenn man z.B. 1 Sekunde
>Anpasszeit an kleinere Eingangsspannungen per Parallelwiderstand
>zu C1 einbaut ?

In der Simulation hat Die BAS70 mit 50...100nA einen recht hohen 
Sperrstrom, die für ein ganz langsames Entladen von C1 sorgt. Mit einem 
zusätzlichen 4M7 Widerstand verschlechtert sich der Ripple in der 
Simulation nur unwesentlich. Aber du hast völlig Recht, die Schaltung 
ist prinzipbedingt sehr träge beim Anpassen an ein kleiner werdendes 
Signal. Ein weiterer Nachteil des Peakdetektors hier.

von J. S. (engineer) Benutzerseite



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Ich würde auch einen Sinus-Fit probieren. Kann man auch kontinuierlich 
machen, um sich ändernde Frequenzen zu verfolgen.

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