Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gate Drive unbelastet (schön) u. belastet (übel) - warum


von Gate Driver (Gast)



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Hallo Leute,
jetzt hab ich mich schon über mein Gate Drive Signal gefreut, sieht bei 
Messung ohne Spannung auf der getriebenen Halbbrücke nämlich in etwa so 
aus wie in Bild 1 (über eine Periode).

Sobald Spannung auf die Halbbrücke kommt, sieht das dummerweise dann 
aber aus wie in Bild 2 und 3 (Detail bei Ein- bzw. Ausschalten).

Treiber geht über Gate Drive Transformer an Gates über 10 Ohm
Vorschaltwiderstand. Alles einigermassen kurze Wege, verdrillte 
Leitungen. Spannung auf Halbbrücke in dem Moment waren 60V, 2 TO247 
IGBts, ca. 20A sinusförmiger Ausgangsstrom in einen Serienschwingkreis, 
grob auf Resonanzfrequenz.

a) Was kann ich da jetzt noch gross modifizieren, um dieses 
Überschwingen wegzukriegen
b) Störts überhaupt?

Ich kann auf Wunsch auch noch die Ausgangssignale der HB liefern, wenn 
relevant.

Ideen?

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Ein Bild vom Aufbau wäre interessant. Prinzipiell geht das ja schon in 
die richtige Richtung (Miller Plateu), allerdings "artet" an der Stelle 
das Signal zu weit aus.
Könnte von parasitären Induktivitäten vor dem MOSFET Gate kommen. Auch 
würde ich mal versuchen den Gate Widerstand zu verringern.

von Gate Driver (Gast)


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OK, hier der Aubau, nicht schön, aber einigermassen.

Wenn es an parasitären Induktivitäten vor dem MOSFET Gate liegen sollte, 
dann wären diese ja auch schon im unbelasteten Zustand der HB da, oder? 
Unbelastet ist das Signal aber sehr hübsch.

von Anon Y. (avion23)


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Gate Driver schrieb:
> IGBts, ca. 20A sinusförmiger Ausgangsstrom in einen Serienschwingkreis,
> grob auf Resonanzfrequenz.

D.h. du schaltest im Spannungsnulldurchgang? Dann sollte Miller keine 
Rolle spielen.

Wo hast du die Masse des Tastkopfes angeschlossen?

von Michael H. (michael_h45)


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Also, die Kapazitäten im FET gehen zwar rauf, wenn wirklich Spannung am 
Drain liegt, aber nicht um solche Größenordnungen.
Käme die Schwingung von einem Schaltungsfehler, würdest du sie früher 
sehen. Hier kommt sie erst, wenn die CE-Strecke aufmacht und der Strom 
kommt.
Mit der Masseleitung von deinem Tastkopf hast du eine wunderschöne 
Schleife um richtig stromführende Bahnen gelegt. Damit versaust du dir 
dein Signal.
Wenn du sowas vernünftig messen willst, lass den Rattenschwanz 
Masseleitung weg, sondern klemm direkt die Masse neben dem Gate an die 
Tastkopfspitze.

von Gate Driver (Gast)


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An Anon Ymous: Im Spannungsnulldurchgang will ich zwar schalten, dass 
klappt aber nicht ganz, siehe Messung mit Stromverlauf des 
Ausgangssignals. Man sieht, dass die HB etwas zu spät schaltet 
(200mV=20A).

Die Tastkopfmasse ist direkt am Emitter des IGBTs, über die Kroko-Klemme 
und die kleine Masseleitung. Die Klemmspitze ist direkt am Gate.

Michael, Du sprichst dies ja auch an. Ich hab zumindest einmal schon 
probiert, ohne Klemmspitze (aber schon noch mit Kroko-klemme an Masse) 
zu messen, da sah ich jetzt keinen Unterschied.

Direkt an den Tastkopf (ohne Kabel) ranzugehen, ist jetzt mechanisch gar 
nicht so einfach, ohne mich umzubringen. Was macht man da, kurzes 
Koax-Stück dran oder verzwirbelte Leitung, um das Signal da ein paar cm 
aus dem Gefahrenbereich rauszuführen?

von Gate Driver (Gast)



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OK, kleine Hilfe gebaut, und so kurz als möglich abgegriffen.
Aber - bringt nicht viel. Nach wie vor krasser Unterschied zwischen 
unloaded HB und loaded.

Wenn ich die Spannung an der HB weiter aufdrehe, wird es schlimmer. Wenn 
das real ist, was man da sieht, laufe ich Gefahr, die IGBTs nachdem 
Einschalten wieder kurz auszuschalten bzw. umgekehrt bei Ausschalten 
wieder kurz einzuschalten.

Entsprechend ätzend sieht ja auch der Stromverlauf aus.
Was macht man den da? Weiterverlangsamen? Mal 20 Ohm nehmen?

von Michael H. (michael_h45)


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Gate Driver schrieb:
> Aber - bringt nicht viel.
Denk doch nochmal in Ruhe darüber nach, was bis jetzt passiert ist...

von Gate_Driver (Gast)


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Ok, in Ruhe nachgedacht. Dann nochmal. Jetzt: Nichts. Leere in meinem 
Kopf. Kein aha, gar nichts.

Hilf mir bitte mal auf die Sprünge...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Anon Ymous schrieb:
> Dann sollte Miller keine Rolle spielen.
Eigentlich schade... ;-)

Gate_Driver schrieb:
> Hilf mir bitte mal auf die Sprünge...
Dein Aufbau ist für schnelle Schltfrequenzen viel zu weit verstreut. Der 
Gate-Treiber gehört, wie sein Name es nahelegt, direkt mit sauberem 
Massebezug ans Gate...

von hinz (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
> Dein Aufbau ist für schnelle Schltfrequenzen viel zu weit verstreut. Der
> Gate-Treiber gehört, wie sein Name es nahelegt, direkt mit sauberem
> Massebezug ans Gate...

Und dann auch noch 200kHz mit IGBTs.

von Andreas K. (derandi)


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Wie sieht denn das SIgnal aus, das aus dem Gate-Driver rauskommt?

hinz schrieb:
> Und dann auch noch 200kHz mit IGBTs.

Das geht schon, aber nur beim resonanten schalten im Nulldurchgang.

von Not quite serios (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
> Dein Aufbau ist für schnelle Schltfrequenzen viel zu weit verstreut. Der
>
> Gate-Treiber gehört, wie sein Name es nahelegt, direkt mit sauberem
>
> Massebezug ans Gate...

Nun ja, das sind 8cm Kabellänge bis zum GDT und von dort 4cm bis zur 
Halbbrücke. Mit GDT gehts nicht wesentlich besser, und andere machen es 
genauso, daran allein wird es nicht liegen können.

Andreas K. schrieb:
>> Und dann auch noch 200kHz mit IGBTs.
>
> Das geht schon, aber nur beim resonanten schalten im Nulldurchgang.
Genauso ist's gedacht.

Ich hab jetzt allerdings das Signal vor dem GDT überprüft, sieht auch 
schrottig aus. Dabei hätte ich wetten können, dass ich das schon früher 
überprüft hatte und dies gut war.

Ich frage mich jetzt, ob ich zu wenig Windungen auf dem GDT habe. Das 
ist ein Kern mit 6800AL und 8 Windungen, eigentlich mal für eine 
höherfrequente Anwendung (ca. 500kHz) gewickelt. Kann dies ein solches 
Signal verursachen? Sollte ich die Windungsanzahl mal auf 12 oder 14 
erhöhen?

Morgen geht es weiter.

von Gate_Driver (Gast)


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Ok, GDT auf 14 Windungen erweitert und auch Leitungslängen noch etas 
gekürzt.

Ergebnis: Besseres Signal unter Last an den Gates. Langsamere 
Anstiegszeiten. Plötzlich kleiner Zacken um den Nulldurchgang, als wäre 
da eine Deadtime, sollte aber eigentlich keine sein.

Die HB schaltet gute 250ns zu spät durch den ganzen Treiberdelay, das 
ist natürlich mitschuldig an diesen Effekten.

von Trulla (Gast)


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Das kann man sich auch akustisch anhören :-)
http://www.youtube.com/watch?v=jXok94y3nLg

von Gate_Driver (Gast)


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Der war gut. Eindeutig auch Überschwinger im Signal - aber da heisst es 
ja auch Devil Gate Drive.

Suzie Quattro hab ich doch tatsächlich irgendwann mal gern gehört zu 
Schulzeiten - da muss mein persönliches Oszi aber auch versagt haben 
:-).

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Miss doch  mal die Versorgungsspannung direkt am Gate-Treiber. Die wird 
ja auch über ellenlange Zuleitungen rangeführt. Hast du die ausreichend 
abgeblockt?

von Gate_Driver (Gast)


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Hallo Simon,
danke. Ja, ist gut abgeblockt. Der Treiber ist eine Vollbrücke von 
IRF530A/IRF9530A, welche über 2 ICL7667 angesteuert wird. Da hängen 
1000u+10u so nah wie's geht und nochmal 0.1u unten an der Platine direkt 
an jedem Halbpaar dran. Das sieht man auf dem Bild nicht, ist hinter dem 
Kühlblech.

Kritischer sehe ich fast den DC Blocking Kondensator (den blauen Klotz 
auf dem Bild) vor dem GDT, das ist ein 15u, 100V Typ. Parallel zu dem 
hab ich nochmal 10 Ohm, weil die klugen Leute, von welchen die Schaltung 
ist, das so zur Dämpfung vorgeschlagen haben. Der mag durch seine 
Baugrösse evtl. einiges an parasitärem L mitschleppen.

Aber wie gesagt, im Moment hat sich das Signal ja gebessert, vermutlich 
einfach durch den langsameren Schaltvorgang. Noch besser wärs, wenn ich 
die Phase so verschieben könnte, dass mir die Leistungs-Brücke genauer 
im Nulldurchgang geschaltet würde.

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