Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Abtastung eines IQ-Signals


von Hans-werner M. (hanswerner)


Lesenswert?

Als unbedarfter Informatiker mal eine Frage an die HF-Experten.
Nach dem Theorem von Nyquist muß ein Signal mit mehr als der doppelten 
der höchsten im Signal enthaltenen Frequenz abgetastet werden um dieses 
wieder rekonstruieren zu können. Damit die passende Samplerate gewählt 
werden kann bzw. die höchste Frequenz im Signal bekannt ist, wird dieses 
zuvor durch einen Tiefpaß gejagt.
Gegeben ist nun ein Signal welches bereits einer IQ-Zerlegung unterzogen 
wurde; also 2 Signalverläufe. Wenn ich nun I und Q getrennt mit der 
gleichen Samplerate abtaste; wie hoch muß dann die Samplerate sein ?
Genügt es die beiden Signale mit der höchsten enthaltenen Frequenz 
abzutasten, also nicht Faktor 2, da ich ja 2 Signalverläufe habe ?

von Hallmackenreuther (Gast)


Lesenswert?

Du machst das doch isoliert voneinander, ergo gilt Nyquist unabhängig.

Wenn Du die Signale in einem Signal gemischt hast und nicht verschiebst, 
gilt dasselbe, weil sie isolierte Signale sind.

Du hast allerdings wie im eindimensionalen Fall das Problem, dass Faktor 
2 und Nyquist alleine nicht ganz reichen, um auch eine gutes Signal zu 
bekommen.

von Hagen R. (hagen)


Lesenswert?

Hans-werner M. schrieb:
> Wenn ich nun I und Q getrennt mit der
> gleichen Samplerate abtaste; wie hoch muß dann die Samplerate sein ?
> Genügt es die beiden Signale mit der höchsten enthaltenen Frequenz
> abzutasten, also nicht Faktor 2, da ich ja 2 Signalverläufe habe ?

Gundsätzlich hast du Recht. Es hängt von deinen IQ Signalen ab. Deine IQ 
Signale könnten ja auch tiefpassgefilterte Signale eines 
IQ-Down-Mischers sein. Dh. deine IQ Signale könnten eine Bandbreite von 
10KHz haben und sind entstanden durch einen IQ-Down-Mischer mit 
anschließendem Tiefpass. In diesem Moment repräsentieren deine IQ 
Signale mit max. 10KHz Bandbreite zb. ein Signal von 10MHz +-10KHz.

Ergo: es hängt von deiner "IQ-Zerlegung" ab. Ist es ein IQ-Mischer dann 
kann dein Eingangsignal eine viel höhere Frequenz haben die durch den 
IQ-Mischer runtergemischt wird. Die Samplerate des Eingangsignales bei 
10Mhz wäre also 20Msps (Nyquist) die für die IQ Signale aber nur 20ksps 
da diese schon runtergemischt wurden.

Andererseits gilt Hallmackenreuther Antwort wenn man die IQ Signale 
eigenständig betrachtet. Dann gilt ebenso Nyquist und die Samplerate ist 
abhängig von der maximal höchsten Frequenz die in den IQ Signalen noch 
vorkommen kann (ansonsten must du Tiefpass filtern, eg. 
Anti-Alias-filtern)

Gruß Hagen

von Detlef _. (detlef_a)


Lesenswert?

Für ein IQ Signal der Bandbreite B reichen B samples/sec.

So ist das.

Nachlesen z.B. hier:
http://www.dsprelated.com/showmessage/24329/1.php

Cheers
Detlef

von Hagen R. (hagen)


Lesenswert?

Detlef _a schrieb:
> Für ein IQ Signal der Bandbreite B reichen B samples/sec.
>
> So ist das.
>
> Nachlesen z.B. hier:
> http://www.dsprelated.com/showmessage/24329/1.php
>
> Cheers
> Detlef

Ja, das ist richtig wenn man die IQ Signale nicht eigenständig sondern 
wie verlinkt als komplexes Signal betrachtet. Dann gilt:

für ein IQ Signal = zwei separate Signale, kann man mit der gewünschten 
Bandbreite des gesuchten Signales sampeln. Und das dann zweimal da wir 
ja zwei Signale haben. Nyquist sampelt zweimal mehr als die Bandbreite 
bei einem Signal. Das Verhältnis bleibt gleich und das ist auch logisch, 
da auch für IQ Signale Nyquist gilt.

Angenommen wir würden nicht IQ Signale betrachten sondern ABCD Signale 
die zueinander immer orthogonal sind. Also 4 orthogonale Signale 
gebildet aus einem einzigen Signal. Dann gilt Abtastrate pro Kanal = 
Bandbreite / 2 und eben 4 Samples am Stück.

Das Nyquist-Shannon Theorem gilt also immer. Besonders der Name Claude 
E. Shannon ist hier wichtig da es eben nicht mehr nur um Signaltheorie 
sondern im Informations-/Codierungstheorie geht. Wird ein Signalstrom in 
zwei Ströme zerteilt so das die sich ergebenden beiden Signale immer 
orthogonal zueinander sind dann repräsentieren beide Signale bei 
gleicher Bandbreite die gleichen Informationsgehalt wie das 
Ursprungssignal. Die nötige Samplerate für eine gegebene Bandbreite 
nimmt reziprok mit der Anzahl der zueinander orthogonalen Kanälen ab.

Gruß Hagen

von Detlef _. (detlef_a)


Lesenswert?

Ja, das kann man aus verschiedenen Blickwinkeln sehen, geht auch mit den 
'negativen Frequenzen', die waren ja letztens auch Thema: Ein rein 
relles Signal der Bandbreite B besitzt ja auch die 'negativen 
Frequenzen' von 0 bis -B, Gesamtbandbreite also 2B, Abtastrate 
mindestens 2B samples/s. Ein komplexes Signal hat die 'negativen 
Frequenzen' nicht, also Bandbreite und Abtastrate B samples/s, dann aber 
natürlich zwei Werte, real und imag.

Cheers
Detlef

von chris (Gast)


Lesenswert?

>Ein komplexes Signal hat die 'negativen
>Frequenzen' nicht, also Bandbreite und Abtastrate B samples/s, dann aber
>natürlich zwei Werte, real und imag.

Ein komplexes Signal kann sehr wohl negative Frequenzen beinhalten, da 
eine komplexes Signal ja die Erweiterung eines reellen Signals um eine 
Dimension ist.
Ein komplexes Signal hat dann keine negativen Frequenzen, wenn es sich 
um ein analytisches Signal handelt ( man kann es aus einem reellen 
Signal bilden indem man den imaginären Anteil mit Hifle eines 
Hilbertransormators erzeugt ).

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.