Forum: Platinen Absolut kein Kupfer unter Elkos?


von Ulrich Lukas (Gast)


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Hi,


aus bekannten Herstellerangaben geht hervor, dass wg. Diffusion von 
Elektrolyt durch die Gummidichtung und dementsprechendem Mikroklima 
keine Leiterbahnen unter Elkos gelegt werden dürfen.

Wie sieht das aus mit einer Massefläche? Muss ich da auch ein 
dementsprechend riesiges Loch unter dem Elko freisparen, oder betrifft 
obige Regel eher nur feine Signalleiterbahnen?

Der Elko liegt auf 48V, sollten Isolationsabstände zum Alubecher schon 
durch die Schrumpffolien-Isolation des Elkos selber eingehalten sein, 
meine ich.

Oder darf man sich da auch nicht drauf verlassen?


Wäre nett, wenn Ihr mal schreibt, wie das in der Praxis gehandhabt 
wird..


Gruß,
Ulrich

von holger (Gast)


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>aus bekannten Herstellerangaben geht hervor, dass wg. Diffusion von
>Elektrolyt durch die Gummidichtung und dementsprechendem Mikroklima
>keine Leiterbahnen unter Elkos gelegt werden dürfen.

Wie bitte? Was ist das denn für ein Quatsch?
Dann darf man auch keine Lötstellen für den Elko
verwenden. Am besten einfach nur ins Gehäuse legen
ohne ihn anzulöten. Klappert dann nur rum. Am besten
gar keine Elkos mehr einbauen.

von Otto (Gast)


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Ein gut unterrichteter Gast schrieb: "aus bekannten Herstellerangaben 
geht hervor, dass wg. Diffusion von Elektrolyt durch die Gummidichtung 
und dementsprechendem Mikroklima keine Leiterbahnen unter Elkos gelegt 
werden dürfen."

Daß ELKOs problematisch sind ist unbestritten. Aber daß ein oder gar 
mehrere Hersteller derartige Warnungen absondern scheint mir nicht sehr 
plausibel. Bitte um Quellenangabe zu dieser Problematik.
Danke
  Otto

von Gerd E. (robberknight)


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Und oben über dem Elko soll man wahrscheinlich auch ein Loch ins Gehäuse 
bohren, damit der Elko Dampf ablassen kann wenn der Hersteller aus 
Versehen den Strich an die falsche Seite gemalt hat, oder?

von Gerhard (Gast)


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Kleines Hauben-Formteil aus Edelstahl über den Elko stülpen und mittels 
mitgeliefertem 2K-Spezialkleber gemäß Anleitung auf der Platine 
befestigen. Den Miniatur-Aktivkohlefilter am Gehäuse befestigen. 
Silikonschlauch zur Verbindung auf Elko-Haube und Aktivkohlefilter 
aufstecken.

Es versteht sich von selbst, dass keinerlei Durchontaktierungen unter 
der Haube platziert werden dürfen. Die Anordnung ist durch Überdruck von 
ca. 1 Bar auf Dichtigkeit zu prüfen.

Der Aktivkohlefilter ist alle 24 Monate zu wechseln.

von Ulrich Lukas (Gast)


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Hi,


Quellen z.B. Panasonic, Chemi-Con:

"Do not locate any copper traces under the seal/terminal side or body of 
a capacitor."

Weiter im Zitat:

> 1. Do not locate any copper traces under the seal/terminal side of a
> capacitor or under the body of a capacitor for the following reasons.

> 1.1 If copper traces on the PC board are located under the rubber seal/
> terminal side of a non-solid aluminum electrolytic capacitor and
> electrolyte leakage occurs, the electrolyte may dissolve the traces,
> bridge the traces or migrate to other traces causing a short-circuit
> or destroying the PC board.

> 1.2 Even under normal use, electrolyte vapor diffuses through the
> rubber seal of a capacitor and accumulates in the area where the capacitor
> is flush mounted to the PC board. This vapor may adversely affect the
> circuitry and the capacitor when any copper trace is located under the
> capacitor.

[http://www.chemi-con.com/index.php?option=com_content&view=article&id=21&Itemid=32]


Oder hier:
> During the soldering process, the sleeve may melt or break if it gets
> in contact with circuit board traces.
> Try to avoid this problem and do not locate circuit board traces under
> capacitor body.
> The sleeves may be melted by solder which migrates up through
> terminations holes in the circuit board

[www.kendeil.com/pdf/guidelines_for_aluminium_electrolytic_capacitors.pd 
f]



Also, darf ich diese Warnungen ignorieren, und z.B. eine Massefläche 
unter den Elko legen?


Gruß,
Ulrich

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Ulrich Lukas schrieb:
> Also, darf ich diese Warnungen ignorieren, und z.B. eine Massefläche
> unter den Elko legen?

Die Warnung solltest du nicht Ignorieren...
Aber MAssefläche darfst du schon unter dem Elko legen!

ES geht ja darum das du keine Leitungen unter dem "Verschluss" des Elkos 
durchlegen sollst da das Elektrolyt im Normalzustand sehr Langsam durch 
das Gummi diffundieren kann - oder aber im Fehlerfall sehr schnell 
durchbrechen kann- und dies so zu einer mehr oder schneller 
voranschreitenden Zerstörung der Leiterbahn durch Chemische Prozesse 
führen kann. Dies führt dann häufig zu einem Ausfall der Leiterplatte
Insbesondere ist das ja Kritisch, weil unter dem Elko durchgeführte 
Leiterbahnen nun nicht unbedingt immer "groß" sein können.

Es geht also NICHT darum das es für den Elko gefährlich werden könnte, 
sondern es wird vor einer Unterbrechung der Leiterbahn gewarnt.
Wenn du den Elko auf einer (Geschlossenen) Massefläche Positionierst 
kann zwar auch das Kupfer unter dem Elko angegriffen werden, das hat 
aber höchsten Optische Folgen.

GRuß
Carsten

von Reinhard Kern (Gast)


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Ulrich Lukas schrieb:
> Also, darf ich diese Warnungen ignorieren, und z.B. eine Massefläche
> unter den Elko legen?

Die Tatsachen sind schon richtig beschrieben, bloss die Konsequenzen 
sind Unsinn - wenn ein Elko ausläuft, kann er an ganz beliebigen Stellen 
die Elektronik versauen, und ein explodierender grösserer Elko kann ein 
Labor renovierungsbedürftig machen. Da bleibt als sinnvolle Konsequenz 
nur garkein Elko, aber das ist nicht immer machbar.

Elkos sind die unzuverlässigsten Bauteile und sie haben eine ganz real 
begrenzte Lebensdauer (Widerstände z.B. auch, aber die bemisst sich eher 
nach Jahrtausenden). Daran ändert eine Massefläche in der Nähe kaum 
etwas. Sehr wohl lohnt es sich aber, Hochtemperatur- und/oder 
Langlebensdauer-Typen zu verwenden.

Gruss Reinhard

von Carsten S. (dg3ycs)


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Reinhard Kern schrieb:
> Ulrich Lukas schrieb:
>> Also, darf ich diese Warnungen ignorieren, und z.B. eine Massefläche
>> unter den Elko legen?
>
> Die Tatsachen sind schon richtig beschrieben, bloss die Konsequenzen
> sind Unsinn - wenn ein Elko ausläuft, kann er an ganz beliebigen Stellen
> die Elektronik versauen, und ein explodierender grösserer Elko kann ein
> Labor renovierungsbedürftig machen. Da bleibt als sinnvolle Konsequenz
> nur garkein Elko, aber das ist nicht immer machbar.

NAja, ganz so würde ich es nicht sehen...
ICh habe ja durch die "eher aus Nostalgie bzw. Spass" regelmäßige 
Reparatur dienstlicher BOS FuGs oder auch von Betriebsfunkgeräten im 
Hobbybereich sowie Bastelleien im Messtechnikbereich durchaus öfter mit 
"ALTEN" Geräten zu tun.

Nicht selten habe ich dabei immer mal wieder Geräte wo sich unter 
einigen Elkos dann schon "leichte" Elektrolytrückstände befinden, dieser 
Elko aber überhaupt nicht der Ausfallgrund war. (Natürlich sind die dann 
alles andere als noch in der Spek.)

Wenn darunter dann noch eine Leiterbahn durchgeführt gewesen wäre, dann 
hätte das Gerät schon viel früher einen Ausfall gehabt. Auch reicht so 
der einfache Austausch der Elkos und eine Reinigung...
(Im Bereich MEsstechnik muss man nur mal die Erfahrungen mit den 
Schlumberger Funkmessplätzen erfragen. Da kann man drauf wetten das es 
im alter von 10-15Jahren soweit ist und man ist immer gut beraten 
Frühzeitg die Originalen Elkos zu ersetzen. ISt man zu spät dran hat man 
aufgrund des Leitbahnfrasses ein großes Problem)

Im Bereich Consumer-Electronic oder aber bei Bastelleien die LAnge vor 
erreichen der 10Jahresgrenze ausgesondert werden spielt das natürlich 
kaum eine wirkliche Rolle.

Gegen ein komplettes Auslaufen -was natürlich bei Elkos immer möglich 
ist- hilft das natürlich nicht.
>
> Elkos sind die unzuverlässigsten Bauteile und sie haben eine ganz real
> begrenzte Lebensdauer (Widerstände z.B. auch, aber die bemisst sich eher
> nach Jahrtausenden). Daran ändert eine Massefläche in der Nähe kaum
> etwas. Sehr wohl lohnt es sich aber, Hochtemperatur- und/oder
> Langlebensdauer-Typen zu verwenden.

Dem kann ich nur 100% zustimmen!

Gruß
Carsten

von Andreas D. (rackandboneman)


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"dienstlicher BOS FuGs"

Wenn das so ähnliche Konstruktionen sind wie Militärfunken sind da evtl 
Nasstantals drin. Die haben H2S04 als Elektrolyt.

Und idR ist ja heutzutage eh noch Lötlack dazwischen, der zumindest 85 
Grad-Elektrolyte aus dem Weg halten sollte.

Und wirklich hermetisch dichte Typen wird es wohl geben müssen, allein 
schon für den Luft- und Raumfahrtbereich ;)

von Daniel (Gast)


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Sollten mit Lötstoplack überzogene Leiterbahnen das nicht abkönnen?

von Osche R. (Gast)


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Ulrich Lukas schrieb:

> aus bekannten Herstellerangaben geht hervor, dass wg. Diffusion von
> Elektrolyt durch die Gummidichtung und dementsprechendem Mikroklima
> keine Leiterbahnen unter Elkos gelegt werden dürfen.

Richtig. Allerdings hängt das immer von Deiner Anwendung und von den 
bestehenden Projektrisiken ab. Bei Konsumelektronik, die nach 26 Monaten 
ausfallen soll, sieht die Sache anders aus als bei einem Modul für 
Automobil oder Bundesbahn, wo gewaltige Umwelt- und 
Vibrationsanforderungen zu erfüllen sind.


> Wie sieht das aus mit einer Massefläche? Muss ich da auch ein
> dementsprechend riesiges Loch unter dem Elko freisparen, oder betrifft
> obige Regel eher nur feine Signalleiterbahnen?

Das betrifft eher dünne Leiterbahnen, die durchkorrodieren können. Die 
beiden Pads unter dem Becher kommen sich bis auf 1,5mm nahe, da muss man 
nicht noch eine Leitung durchziehen.

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