Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mosfet-Treiberstufe mit Trafo


von stephan (Gast)



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Hallo zusammen,

wir sind gerade dabei eine Treiberschaltung zur Ansteuerung von 
Leistungs-Mosfets zu entwerfen. Das ganze möglichst galvanisch getrennt, 
also mittels Trafo. Die Leistunsfets haben eine Gatecharge in 
Größenordnung 100nC, also schon ordentlich. Zweites Kriterium wäre 
möglichst schnell schalten zu können.

Zwei Beispiele habe ich schnell als Handskizze im Anhang beigefügt.

Theoretisch könnte man ja die Sekundärseite vom Trafo direkt an das Gate
vom Mosfet anschließen. Um den Trafo allerdings von der Gateladung zu 
entkoppeln und dadurch höhere Flankensteilheit zu erzielen, haben wir 
uns überlegt einen Impedanzwandler (Emitterfolger) dazwischen zu 
schalten.
Außerdem wollen wir das Gate auch nur ungern negativ aufladen.
Allerdings verbergen sich da einige Probleme, worauf ich eigentlich 
hinaus will.

Variante A: Bipolartransistoren (bereits schon getestet)
Trafo erzeugt +/- 15V Rechteckspannung. Dazwischen gibt es eine kleine 
Totzeit, in der etwa 0V anliegen.
während der negativen Halbwelle fließt allerdings dauerhaft ein Strom 
über die Collector-Basis-Diode, wodurch ich den Basiswiderstand eher 
hochohmig auslegen muss. Dadurch reicht aber mein Beta von dem 
pnp-Transistor nicht mehr aus, um das Gate möglichst schnell zu 
entladen...
Einschalten geht aber schön schnell.

Variante B: Mosfet-stufe (noch nicht aufgebaut)
Rückwärtsstrom sollte zumindest theoretisch keiner fließen.
Allerdings habe ich hier das Problem, dass ich während dieser Pausezeit, 
in der 0V anliegen und ich das Gate entladen möchte, die Gatespannung 
bei ca. 2V hängen bleibt aufgrund der Tresholdspannung von dem 
pkanal-Fet. Was wiederum eher unschön ist, weil die Tresholdspannung vom 
Leistungsmosfet schon bei 3V liegt.

Momentane Idee: Erzeugen einer kleinen negativen Spannung von -2V um
das Gate beim Auschalten sicher auf 0V zu entladen.

Hat jemand eine Idee wie man so eine Treiberstufe schaltungstechnisch 
besser umsetzen könnte? vielleicht eine Trickschaltung ?
Bzw. gibt es Anmerkungen sonstiger Art, z.b Denkfehler meinerseits ?

danke.
mfg

von ich (Gast)


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Diode in Collector vom PNP-Transistor?

von stephan (Gast)


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hab ich auch schon überlegt gehabt ;)

dann lad ich aber mein Gate negativ über die Basis vom PNP auf.
würde gehen, würde ich aber wenns geht vermeiden wollen, weil ich dann 
beim Einschalten vom FET das Gate erstmal aus seiner negativen Ladung 
von -15V auf +15V herausholen muss, d.h. effektiv doppelte 
Treiberleistung nach meinem Verständnis.

Dem Mosfet selber macht es nichts aus, der kann negative Spannungen 
problemlos laut Datenblatt

von 0815 (Gast)


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Negative Spannungen am Gate sind aber ein Segen, besonders natürlich in 
Brückenschaltungen. Emfehlung: den Trafo-Treiber bereits stark genug 
dimensionieren. Dann einen bifilar gewickelten Trafo nehmen, nur diese 
geben am Ausgang auch wirklich steilflankige Signale aus. Und die 
Treiberstufe am Ausgang ganz weglassen.

Ihr könnt ja mal die Flankensteilheit am Ausgang des unbelasteten Trafos 
messen, vermutlich ist diese schon deutlich geringer als am Eingang. 
Denn selbst dafür vorgesehene Treibertrafos sind meist nicht bifilar 
gewickelt (vermutlich aus Isolationsgründen).
Von Treiberstufen und unnötigem Schnickschnack nach dem Trafo wird in 
zahlreichen Applikationen abgeraten.

von Jörg R. (Firma: Rehrmann Elektronik) (j_r)


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stephan schrieb:

> Theoretisch könnte man ja die Sekundärseite vom Trafo direkt an das Gate
> vom Mosfet anschließen. Um den Trafo allerdings von der Gateladung zu
> entkoppeln und dadurch höhere Flankensteilheit zu erzielen, haben wir
> uns überlegt einen Impedanzwandler (Emitterfolger) dazwischen zu
> schalten.

kann man machen, ist aber mit Vorsicht zu genießen. In der Anlaufphase 
müssen sich die Stützkondensatoren erst aufladen werden. In dieser Zeit 
werden die Leistungsschalter nur unzureichend angesteuert. Das muß 
nicht, kann aber Probleme machen.

> Außerdem wollen wir das Gate auch nur ungern negativ aufladen.

Warum nicht? Die Gateladung für die negative Ladung ist doch sowieso 
deutlich geringer.

> Variante A: Bipolartransistoren (bereits schon getestet)
> Trafo erzeugt +/- 15V Rechteckspannung. Dazwischen gibt es eine kleine
> Totzeit, in der etwa 0V anliegen.
> während der negativen Halbwelle fließt allerdings dauerhaft ein Strom
> über die Collector-Basis-Diode, wodurch ich den Basiswiderstand eher
> hochohmig auslegen muss. Dadurch reicht aber mein Beta von dem
> pnp-Transistor nicht mehr aus, um das Gate möglichst schnell zu
> entladen...
> Einschalten geht aber schön schnell.

Selbst wenn es scheinbar funktioniert, ist diese Betriebsart für den 
NPN-Transistor unzulässig, da die maximale B-E-Sperrspannung deutlich 
überschritten wird. Abhilfe würde hier eine Diode in Serie zum Emitter 
schaffen.
Statt den PNP-Transistor und den Basiswiderstand mit einem unnötig hohen 
Clamp-Strom zu belasten, kannst Du ihn mit einer Diode ansteuern und mit 
einem Pull-Down-Widerstand gegen Masse/Source herunterziehen, ähnlich 
wie hier in Bild 8.4 F
http://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap8_3/Kapitel8_3.html
Allerdings ist es in der Tat schwierig, auf diese Weise große 
Gateladungen schnell zu entladen. Bipolare Transistoren mit hoher 
Strombelastbarkeit bei gleichzeitig hoher Stromverstärkung sind eher 
selten.

> Variante B: Mosfet-stufe (noch nicht aufgebaut)
> Rückwärtsstrom sollte zumindest theoretisch keiner fließen.
> Allerdings habe ich hier das Problem, dass ich während dieser Pausezeit,
> in der 0V anliegen und ich das Gate entladen möchte, die Gatespannung
> bei ca. 2V hängen bleibt aufgrund der Tresholdspannung von dem
> pkanal-Fet. Was wiederum eher unschön ist, weil die Tresholdspannung vom
> Leistungsmosfet schon bei 3V liegt.

Du könntest L-Level-MOSFETs als Treiber nehmen. Damit kannst Du diese 
Spannung nochmal etwas senken

> Momentane Idee: Erzeugen einer kleinen negativen Spannung von -2V um
> das Gate beim Auschalten sicher auf 0V zu entladen.

Es ist doch garnicht unbedingt nötig, bis auf 0V herunter zu gehen. Auch 
ein bipolarer Treiber zieht nur auf 0,5-1V runter.

> Hat jemand eine Idee wie man so eine Treiberstufe schaltungstechnisch
> besser umsetzen könnte? vielleicht eine Trickschaltung ?
> Bzw. gibt es Anmerkungen sonstiger Art, z.b Denkfehler meinerseits ?

Ich denke auch, dass Du Dir den Aufwand sparen kannst. Einfach 
primärseitig einen starken Treiber für einen bifilar (oder mehrfach) 
gewickelten Treibertrafo nehmen und die Gates direkt ansteuern. Wenn Du 
unbedingt die negative Ansteuerung fernhalten willst, hilft die 
Schaltung im o.a. Link. Da werden die Gates direkt über den Trafo 
aufgeladen und über einen Treibertransistor entladen.

Jörg

von stephan (Gast)


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Danke erstmal für die Antworten...

Jörg Rehrmann schrieb:
> kann man machen, ist aber mit Vorsicht zu genießen. In der Anlaufphase
> müssen sich die Stützkondensatoren erst aufladen werden. In dieser Zeit
> werden die Leistungsschalter nur unzureichend angesteuert. Das muß
> nicht, kann aber Probleme machen.

das wäre kein Beinbruch, da wir theoretisch eine sog. Anlaufphase mit 
einer Zeit X definieren könnten, in der die Mosfets keinen Strom leiten, 
die ganzen Stütz-Cs sich aber in der Zeit aufladen.

> Selbst wenn es scheinbar funktioniert, ist diese Betriebsart für den
> NPN-Transistor unzulässig, da die maximale B-E-Sperrspannung deutlich
> überschritten wird. Abhilfe würde hier eine Diode in Serie zum Emitter
> schaffen.
Versteh ich jetz nich ganz warum der obere NPN ein Problem haben soll.
Sobald Strom durch die Basis fließt, leitet der Collector nach Emitter 
durch und lädt das Emitter-Potential auf. Meinst du vielleicht, dass
in den paar Nanosekunden am Anfang beim Einschalten die BE-Diode zu viel 
Spannung sieht ? Aber für diese kurze Zeit sollte der Basisvorwiderstand
die Spannung aufnehmen. Der NPN hat einen max. zul. Peak-Basisstrom von 
1A. Bei z.b. 50R wären das dann ca. 0.3A, sollte ausreichen.

> Statt den PNP-Transistor und den Basiswiderstand mit einem unnötig hohen
> Clamp-Strom zu belasten, kannst Du ihn mit einer Diode ansteuern und mit
> einem Pull-Down-Widerstand gegen Masse/Source herunterziehen, ähnlich
> wie hier in Bild 8.4 F
> http://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap8_3/Kapitel8_3.html
> Allerdings ist es in der Tat schwierig, auf diese Weise große
> Gateladungen schnell zu entladen. Bipolare Transistoren mit hoher
> Strombelastbarkeit bei gleichzeitig hoher Stromverstärkung sind eher
> selten.
Den Trick habe ich schon weiterverfolgt. Das bringt uns aber nur in 
Kombination mit einer Darlington-Stufe weiter. Die Transistoren die wir 
haben, da sind 2 komplementär in einem Package. Würde sich anbieten.
Weiß aber nicht, welche Verzögerung innerhalb der Darlington-Stufe dann 
entsteht. Müsste man messen und vergleichen.

> Es ist doch garnicht unbedingt nötig, bis auf 0V herunter zu gehen. Auch
> ein bipolarer Treiber zieht nur auf 0,5-1V runter.
Wenn ich jetz den PNP als komplementär nehme, dann hätte ich 2xUbe,
wo ich dann schnell bei 1,5V landen kann.

Die Sache mit dem Komplementär reizt mich gerade etwas, zumindest es mal 
aufzubauen und zu messen.

Meine Idee von zuvor mit der Erzeugung einer negativen Spannung hab ich 
simuliert, klappt eigentlich, ist aber eben sehr komplex und 
kompliziert.
Bevor ich diesen Schritt gehe, sollte ich vielleicht doch nachdenken das 
Gate direkt von Trafo aus anzusteuern. Laut Datenblatt hat der jetzige 
Trafo ein Lleak von <= 0.75µH

von Jörg R. (Firma: Rehrmann Elektronik) (j_r)


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stephan schrieb:

>> Selbst wenn es scheinbar funktioniert, ist diese Betriebsart für den
>> NPN-Transistor unzulässig, da die maximale B-E-Sperrspannung deutlich
>> überschritten wird. Abhilfe würde hier eine Diode in Serie zum Emitter
>> schaffen.
> Versteh ich jetz nich ganz warum der obere NPN ein Problem haben soll.
> Sobald Strom durch die Basis fließt, leitet der Collector nach Emitter
> durch und lädt das Emitter-Potential auf. Meinst du vielleicht, dass
> in den paar Nanosekunden am Anfang beim Einschalten die BE-Diode zu viel
> Spannung sieht ? Aber für diese kurze Zeit sollte der Basisvorwiderstand
> die Spannung aufnehmen. Der NPN hat einen max. zul. Peak-Basisstrom von
> 1A. Bei z.b. 50R wären das dann ca. 0.3A, sollte ausreichen.

Es geht um die B-E-Sperrspannung. Während der negativen Halbwelle liegt 
der Emitter auf knapp 0V und die Basis geht runter auf -15V. Zulässig 
sind ca. 5-7V

>> Statt den PNP-Transistor und den Basiswiderstand mit einem unnötig hohen
>> Clamp-Strom zu belasten, kannst Du ihn mit einer Diode ansteuern und mit
>> einem Pull-Down-Widerstand gegen Masse/Source herunterziehen, ähnlich
>> wie hier in Bild 8.4 F
>> http://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap8_3/Kapitel8_3.html
>> Allerdings ist es in der Tat schwierig, auf diese Weise große
>> Gateladungen schnell zu entladen. Bipolare Transistoren mit hoher
>> Strombelastbarkeit bei gleichzeitig hoher Stromverstärkung sind eher
>> selten.
> Den Trick habe ich schon weiterverfolgt. Das bringt uns aber nur in
> Kombination mit einer Darlington-Stufe weiter. Die Transistoren die wir
> haben, da sind 2 komplementär in einem Package. Würde sich anbieten.
> Weiß aber nicht, welche Verzögerung innerhalb der Darlington-Stufe dann
> entsteht. Müsste man messen und vergleichen.

Bipolare Transistoren sind meistens schon nicht so schnell, Darlingtons 
erst recht nicht, zumindest nicht beim Abschalten. Vielleicht geht es 
hier noch, weil er vor allem schnell einschalten muß.

> Bevor ich diesen Schritt gehe, sollte ich vielleicht doch nachdenken das
> Gate direkt von Trafo aus anzusteuern. Laut Datenblatt hat der jetzige
> Trafo ein Lleak von <= 0.75µH

Naja, so toll ist das nicht. Das bekommt man bifilar gewickelten und mit 
verdrillten Drähten auf einem Ringkern besser hin. Das hängt aber 
natürlich auch von den genauen Anforderungen, insbesondere 
Frequenzbereich ab.

Jörg

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