Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungssignal +-50V hochohmig messen


von Oliver B. (irq)


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Ich habe ein Spannungssignal (DC) das im Bereich von +50V bis -50V 
liegen kann. Das Signal liegt über einem Widerstand mit bis zu 2 
Mega-Ohm an. Ich würde es gerne hochohmig Messen, um das Ergebnis nicht 
zu verfälschen.

Gängige Operationsverstärker (-> Impedanzwandler) decken diesen Bereich 
allerdings nicht ab und bei einem sehr hochohmigen Spannungsteiler bin 
ich mir nicht sicher, ob ich mir nicht zu viel negative Effekte (z.B. 
Widerstandsrauschen) einfange.

Gibt es eine elegante Möglichkeit das zu lösen, oder muss ich mit einem 
Spannungsteiler leben?

von Koles (Gast)


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Hi,

vllt den Strom messen der durch den Widerstand fliesst?!? uA sollten mit 
nem guten Messgerät machbar sein!

Gruss

von Marcus (Gast)


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Hallo,

ist der Widerstand bzw. deine Quellenimpedanz exakt bekannt und auch 
konstant ? Dann "bau" ihn doch gleich in deinen Spannungsteiler mit ein.
Um das Rauchen eines hochohmigen Spannungsteilers für eine 
Spannungsmessung von +/- 50V brauchst du dir keine Gedanken machen. Es 
sei denn du möchtest die Spannung noch hinein in den µV-Bereich 
auflösen.
Soll es eine reine DC-Messung werden oder AC? Bei AC-Signalen sollte ein 
hochohmiger Spannungsteiler auch mit Kondensatoren frequenzkompensiert 
sein.

Gruß
 Marcus

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Oliver B. schrieb:
> Ich habe ein Spannungssignal (DC) das im Bereich von +50V bis -50V
> liegen kann.
Woher kommt das, und was willst du damit machen?

von Christian L. (cyan)


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Man könnte auch die Versorgungsspannung des OPVs nachführen. So hat es 
u.a Fluke in seinem 8840A mit dem Eingangs OPV gemacht. Hier bis +-20V.

http://assets.fluke.com/manuals/8840A___imeng0300.pdf (25MB)

Man kann das sogar noch erweitern. Das Keithley 619 ist ein Elektrometer 
mit typ. 400fA Eingangsstrom und kann bis +-200V messen.

http://www.qimonda-muenchen.de/assets/Freigegebene%20Dokumente/Lab%20and%20Test-Equipment/Specifications-and-Documentation/KEITHLEY/Keithley_Multimeter_619_InstructionManual.pdf

Wichtig ist eine gute Schutzschaltung am Eingang. Man kann sich ja an 
den Schaltplänen orientieren.
Nachteil ist halt, dass man nur Frequenzen von ein paar 10Hz oder 100Hz 
verarbeiten kann.

LG Christian

von Oliver B. (irq)


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Hallo,

vielen Dank schon mal für die Gedankenanstöße. Das Signal wird von 
Piezo-"Generatoren" erzeugt. Es geht darum zu messen, welche 
Spannung/Leistung sie bei einem bestimmten Lastwiderstand liefern. 
Dieser Lastwiderstand kann sehr klein (wenige Ohm) aber auch sehr groß 
(Megaohm) sein.

Bei sehr kleinen Lastwiderständen bricht die Spannung natürlich ein, bis 
auf Spannungen deutlich kleiner 1V (z.B. 100mV). Der Quellenwiderstand 
ist dabei weder bekannt noch konstant. Wenn man das noch vernünftig 
auflösen will, muss man schon fast im µV-Bereich messen, sodass das 
Rauschen der Widerstände schon eine Rolle spielen könnte (müsste ich 
jetzt aber erst mal recherchieren).

Das Signal der Generatoren ist prinzipiell AC (sinusförmig, f <= 1 kHz), 
es soll allerdings auch DC (beispielsweise nach der Gleichrichtung) 
gemessen werden können, sodass bestimmte Techniken, die für AC-Messung 
gedacht sind, herausfallen.

@ Christian: Das mit dem nachführen der Spannungsversorgung klingt 
interessant, vielleicht geht das ja auch etwas schneller, also bis 1 
kHz? Hast du evtl. noch weitere Informationen dazu?

@ Koles: Den Strom zu messen, habe ich nur mal kurz angedacht. 
Letztendlich läuft es ja dann doch wieder darauf hinaus, eine 
U/I-Wandlung durchzuführen und die Spannung zu Samplen. Es wäre aber 
möglich einen kleinen Widerstand in Serie zum Lastwiderstand zu schalten 
und darüber die Spannung zu messen. Bei kleinen Lastwiderständen, könnte 
man den Messwiderstand dann ja herausrechnen.

Die Frage wäre dann, was geschickter ist: Eine hohe Spannung 
runterteilen, oder eine kleine Messspannung verstärken. Gibt es dazu 
Meinungen?

von Koles (Gast)


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Hy nochmal,

hört sich ja interessant an. Weist du die Frequenz der Piezoschwingung 
genau (im AC Fall)? Wenn ja kannste ja nen Lock In verwenden und die 
Spannung über nen Shuntwiderstand messen. Dann haste auf jeden Fall 
keine Probleme mit thermischen Rauschen von deinen Widerständen da du 
extrem schmalbandig messen kannst.

Gruss

P.S. das mit der Spannungsnachführung würd mich übrigens auch 
interessiern

von Christian L. (cyan)


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Oliver B. schrieb:
> Hast du evtl. noch weitere Informationen dazu?

Nein, leider nicht. Ich habe selbst mal die Schaltung aus dem Fluke 
getestet. Aber bei 1kHz gab es schon deutliche Verzerrungen. Vielleicht 
kann man durch Optimierung noch etwas rausholen.
Das Problem ist eben, dass während der OPV seinem Ausgang nachführt sich 
seine Versorgungsspannung und damit sich seine Arbeitspunkte 
verschieben. Diese müssen wiederum ausgeglichen werden.

LG Christian

von Oliver B. (irq)


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Was verstehst du unter einem "Lock In" bzw. was wird dadurch bezweckt? 
Meinst du damit einen Lock-In-Verstärker 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Lock-in-Verst%C3%A4rker)?

Die mechanische Schwingung wird beim Testaufbau durch einen Rüttler 
erzeugt, dessen Frequenz man vorgeben kann. Möglicherweise kann man die 
auch irgendwo abgreifen, sodass man sie für so einen Lock-In-Verstärker 
hernehmen könnte. Allerdings wären damit ja nur AC-Messungen möglich und 
so ein Gerät bräuchte man natürlich erst einmal.

Womöglich ist die praktikabelste Lösung, einen hochohmigen 
Spannungsteiler zu verwenden, den "Leckstrom" rauszurechnen und den 
Rauschabstand durch ordentliche Überabtastung hoch zu halten.

von Andrew T. (marsufant)


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Oliver B. schrieb:
> Das mit dem nachführen der Spannungsversorgung klingt
>
> interessant, vielleicht geht das ja auch etwas schneller, also bis 1
>
> kHz?

Kommt daraufan wie Dein 1kHz Signal aussieht.

Mit sorgfältigem Aufbau macht ein 50kHz Sinus keine Probleme.

Ein 1kHz Rechteck düfte damit also zu schaffen sein sofern man die 
geringe Verzerrung akzeptiert/akzeptieren kann.

von Koles (Gast)


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Jo, genau das ist so einer. Ist halt wie gesagt, sehr gut dafür geeigent 
kleine Spannungen rauscharm zu messen. Natürlich braucht man dafür einen 
Lock In Verstärker! Es gibt aber auch Möglichkeiten mal Quick und Dirty 
das Ganze mit ner AD Wandlerkarte mit zwei Eingängen zu machen! Kommt 
immer drauf an was man an Zeit investieren möchte!

Gruss

von Christian L. (cyan)


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@Andrew
>Mit sorgfältigem Aufbau macht ein 50kHz Sinus keine Probleme.

Hast du zufällig noch Informationen dazu? Oder kennst du Geräte, bei 
denen diese Performance erreicht wird?
Würde mich nämlich auch interessieren.


LG Christian

von Ulrich (Gast)


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Man muss ggf. einfach 2 Messbereiche Vorsehen:

Einmal für kleine Widerstände, wo man eine hohe Auflösung und ggf. 
kleines Rauschen braucht.

Und dann den Fall mit großen Widerständen bzw. Impedanzen. Da braucht 
man einen Hochohmigen Eingang, aber das Rauschen ist da eher 
nebensächlich, da man eher zu große Spannungen hat. Wenn die Widerstände 
(und Kapazitäten) nicht zu extrem sind kann man da auch ein 
Spannungsteiler (z.B. 100 MOhm + ca. 10 pF) nutzen, und danach einen 
Hochohmigen Verstärker. Kritischer wird da vermutlich ohnehin der 
Kapazitive Teil und ggf. schon die Kabellänge ( 1cm Kabel hat auch schon 
etwa 1 pF).

Wenn einem der Aufbau mit dem OP mit fliegender Spannungsversorgung zu 
kompliziert oder zu langsam ist, könnte man auch einen diskreten FET 
Differenzverstärker aufbauen, der gleich für Spannungen bis 60 V geht - 
sozusagen ein passender OP für hohe Spannungen im Eigenbau.

Zur Messwertaufnahmen könnte schon eine Soundkarte mit der passenden 
Verstärkung vorweg ausreichen.

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