Forum: Ausbildung, Studium & Beruf altes Gehalt und neuer Arbeitgeber


von Fragender (Gast)


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Hallo Leute,

ich bin seit 7J bei mienem aktuellen Arbeitgeber, habe gleich nach dem 
Studium bei dem angefangen. Da ich langsam eine Veränderung brauche, 
habe ich mich nach einem neuen Job umgeschaut und was gefunden, wo ich 
ohne Weiteres genommen werde, nur möchte der neue Arbeitgeber unbedingt 
wissen, was ich aktuell verdiene, mit dem Spruch "man möchte mir ja ein 
Angebot machen, damit ich nicht schlechter wie bei aktuellem Arbeitgeber 
wegkomme". Da meine letzte Bewerbungsorgie Jahre her ist, weiß ich 
nicht, ob so eine vorgehensweise mittlerweile normal ist. Was haltet ihr 
davon?

von Klaus D. (kolisson)


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Eine klare Antwort wäre: "Das spielt keine Rolle !"
"Ich sage Ihnen, was ich koste und Sie entscheiden ob Sie sich das
leisten wollen".

Oder du sagst ihm was du derzeit verdienst... allerdings lügst du
und schlägst bei der Aussage gleich mal nen 1000der drauf.

Gruss k.

von Random .. (thorstendb) Benutzerseite


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> nur möchte der neue Arbeitgeber unbedingt wissen,
> was ich aktuell verdiene,

Die meissten Arbeitsverträge verbieten es dir, Dritten über deine 
Einkünfte aus selbiger Arbeit Auskunft zu erteilen.

Sag dem neuen AG, was du haben willst, und berufe dich auf diese 
Klausel.

von Soso (Gast)


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Nö, diese Klauseln sind unwirksam!
Du darfst also jedem erzählen, wie hoch den Brutto ist.

Allerdings würde ich nicht zu sehr übertreiben. So 10% Poker sind drin. 
Gibts du sein derzeitiges Gehalt zu hoch an,  kann es sein, dass du ein 
falsches Bild von dir vermittelst und beim zukünftigen AG eine 
fehlvorstellung über deine Leistung produzierst. Das könnte ihn später 
zur Anfechtung des Arbeitsvertrages berechtigen, wenn es rauskommen 
sollte.

von alexander86 (Gast)


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Hi,

dazu würde ich mir einfach die Gehälter aus der selben Branche anschauen 
und gucken was ich verlangen kann. Schau mal z.B. hier 
http://www.gehalt.de
Einfach den Beruf eingeben und die Gehälter sortiert nach dem Alter, 
Know-how, Geschlecht und der Stundenanzahl ablesen.

viel Erfolg!

von Matthias (Gast)


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Das jetzige Gehalt nicht nennen! Vor allem nicht wenn Du (bedeutend) 
mehr in der neuen Stelle möchtest.
Stattdessen sagst Du einfach: "Mein Gehalt entspricht dem eines 
Ingenieurs mit mehrjähriger Berufserfahrung und Projektverantwortung."
Dann fragst Du wieviel Gehalt für die ausgeschriebene Stelle eingeplant 
ist.
Danach kommt wieder ein Bla-Bla der Firma, woraufhin Du z.B. nochmal 
Deine für die Stelle relevanten Fähigkeiten und Kenntnisse bringst, mit 
der Anmerkung, daß Du ein entsprechend leistungsgerechtes Gehalt 
erwartest.
Anschließend ist wieder die Firma am Zug und...
Das ganze verkommt zu einem Ping-Pong-Spiel und wer sich zuerst bewegt 
(=eine Zahl sagt), verliert !

von MaWin (Gast)


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> Die meissten Arbeitsverträge

...enthalten ungültige Klauseln, so z.B. diese.

Natürlich DARF er es sagen, aber er MUSS es nicht sagen.

Aber genau wie ich bei einem Händler nicht erwarten kann,
daß er mir seinen Einkaufspreis der Waren mitteilt
damit ich seinen Gewinnaufschlag ausrechnen kann, kann
der neue Arbeitgeber nicht erwarten, daß ich ihm mitteile
wie wenig ich derzeit verdiene.

Ein "ich hätte gern 4000" muß als Preisangabe reichen,
aber er darf auch lügen, wenn er meint, daß ein
Verschweigen ebenso wie eine ehrliche Angabe ihm
Nachteile bei der Jobvergabe bringen würde. Es kann
natürlich sein, dß der neue AG den alten AG kennt und
dessen Löhne.

von Ich (Gast)


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Fragender schrieb:
> Da ich langsam eine Veränderung brauche,
> habe ich mich nach einem neuen Job umgeschaut und was gefunden.

Geld ist also nicht der Hauptgrund zu wechseln.

Klaus De lisson schrieb:
> Eine klare Antwort wäre: "Das spielt keine Rolle !"
> "Ich sage Ihnen, was ich koste und Sie entscheiden ob Sie sich das
> leisten wollen".

Sowas in der Art habe ich auch mal gesagt.
Für diese Position / Aufgabe halte ich XXXXX€/a für angemessen.

Es muss ja nicht immer mehr Kohle sein (es darf aber), der neue Job kann 
ja auch privat Vorteile haben (weniger Reisen, Arbeitszeit, Fahrzeit zur 
Arbeit, ...).

von Fragender (Gast)


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Danke für Eure Antworten, ich werde wohl erstmal den Vorschlägen folgen, 
dass ich erstmal frage, was die bereit sind zu zahlen (vor allem, weil 
sie mich unbedingt wollen) und wenn es doch darauf hinaus läuft, dass 
ich mein aktuelles Gehalt nennen soll, dann werde ich wohl so 10% drauf 
schalgen

von Klaus D. (kolisson)


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Fragender schrieb:
> dann werde ich wohl so 10% drauf
> schalgen

Ich würde höher gehen. eher so 25%.
Dann wird gerechnet und lamentiert dass es schwierig sei das zu 
realisieren.
Es kommt dann so, dass man dir das gleiche zahlen würde oder
etwas drunter . Dann kannst du dich darauf einlassen mit dem Hinweis,
dass du das für die Probezeit akzeptierst wenn vertraglich vereinbart 
wird
dass du nach der Probezeit dann nochmal ne Schaufel obendrauf bekommst.

Du musst allerdings üben, dass man dir die Freude nicht ansieht.
Also Mimikbeherschung.
Dann lässt du den vertragsentwurf ausarbeiten und sagst:
" Hmm .. Hmm , für mich ist es Grenzwertig und werde es mir überlegen"
"Bis wann müssen Sie es wissen ?"

Dann gehst du nach hause und wartest die hälfte der gegebenen Frist
und fährst ohne Termin wieder hin und verkündest die frohe  Botschaft
"Es ist zwar knapp kalkuliert aber weil dich der Job interessiert
machst du doch gerne mit"

So läuft das ! .. und man hat solche OPtionen nicht oft im Leben.
Wenn du nämlich einmal über Schmerzgrenze liegst ist es für den
nächsten AG zu teuer.

Nutze also deine Chance und schäme dich nicht.

Gruss Klaus de Lisson

von Wilhelm F. (Gast)


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> Es kann
> natürlich sein, dß der neue AG den alten AG kennt und
> dessen Löhne.

Regional begrenzt und in ähnlichen Branchen kennen die Herrschaften sich 
oft persönlich, sind trotz vermeintlicher Konkurrenz gute 
Geschäftsfreunde, und führen zu einer konkreten Frage schon mal ein 
kleines Telefonat untereinander.

Da muß man etwas aufpassen, wenn man an der alten Stelle noch nicht 
gekündigt hat, bzw. an der neuen Stelle noch keinen Vertrag hat. Man 
kann zwar versuchen, vom neuen AG Diskretion zu erwarten, es aber nicht 
beeinflussen bzw. durchsetzen.

Ich persönlich kenne einen Fall, in dem sich ein Bekannter in der 
Mittagspause bei der Konkurrenz vorstellen ging. Schon nach der 
Mittagspause fragte ihn der Chef, was er dort gemacht habe. 
Selbstverständlich wußte er es auch ohne die Frage schon ganz genau. Er 
wollte seinen Mitarbeiter einfach mal ein wenig verblüffen, und der 
schläft jetzt schon seit Monaten nicht mehr ruhig.

Selbst habe ich nie eine Auskunft zum alten Gehalt gegeben. Und halte es 
wie mit Waren im Geschäft, wie MaWin schon bemerkte: Preis dran, und 
nehmen oder nicht nehmen.

von Klaus D. (kolisson)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Selbst habe ich nie eine Auskunft zum alten Gehalt gegeben. Und halte es
> wie mit Waren im Geschäft, wie MaWin schon bemerkte: Preis dran, und
> nehmen oder nicht nehmen.

Genau das ist der Punkt. Man muss sich selbst als Ware ERKENNEN und
sein eigenes Preisschild drankleben.  Je nach Preis und Qualität
entscheidet sich dann ob man gekauft wird oder als sein eigener 
Ladenhüter
endet.
Nachdem ich durch den Wechsel aus dem Handwerksgesellenstatus in
die "gehobene" Elektronicservice Branche gewechselt hatte war mein
Gehelt schonmal das doppelte. Auch ich hatte die Frrage nach dem alten
Gehalt natürlich nicht beantwortet sondern eben gesagt dass dies für
die Verhandlung keine Rolle spielt.
Der Geselle (Radio-FS) hat glaube ich 1600 DM verdient.
Mein von mir bestimmter Preis war DM 3300.
Ich stieg dann nach den Verhandlungen dann mit 3000DM ein.
Nach der probezeit wurde dann vertragsgemäss auf 3700 aufgestockt.

nach 1 Jahr .. wo ich mich im Kollegenumfeld besser einschätzen konnte 
..
habe ich dann durch ein von mir anberaumtes Gespräch schonmal auf 4500
erhöht.

Dann war ich 3 Jahre lang ruhig und somit gern gesehen,
da ich nicht wie Schaar der anderen zu jedem Weinachten auf etwas
gewartet hatte. Die Ochsen standen da ja immer Schlange um zumindest
ihre Inflation wieder draufzubekommen.

Später kamen noch andere Vergünstigungen wie geldwerte Vorteile
etc. dazu. Nach sieben Jahren hatte ich ein Einkommen von etwa 10000 DM
(zusammengerechnet mit allen Vorteilen) und ich wollte nicht mehr.
Nun bin ich Winzer und lebe mit (nicht von) 200 Euro im Monat ohne
unglücklich zu sein.

So kann es kommen.

Wichtig erschien mir beim Aufstieg in die höheren Kategorien mich
fast überall zu bewerben ohne die Stelle jemals zu wollen.
Wenn man die Stelle nicht will ist man halt gelassener und hat aber
die Möglichkeit die Gesprächstführung zu verstehen. Einfach zu verstehen
wie die Tünesse so ticken. Das hilft dann am Ende für das wirkliche
Gespräch. Man ist dann vollkommen gelassen und sagt was man will.

Klaus de Lisson

von Wilhelm F. (Gast)


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Klaus De lisson schrieb:

> Nun bin ich Winzer und lebe mit (nicht von) 200 Euro im Monat ohne
> unglücklich zu sein.

Warum sollte man wegen ein paar Kröten immer unglücklich sein? OK, es 
ist ein wichtiger Unterschied, ob man die zugewiesen bekommt, oder sich 
die selbst zuteilt. Wenn man sein Leben dann selbst bestimmt und auch 
bestreiten kann? Und alles hat, gutes Essen, aber nicht unbedingt 
monatlich den neuesten Konsumquatsch?

> So kann es kommen.

Was war passiert? Warst du raus geflogen, oder die Firma insolvent, oder 
hast du selbst so entschieden?

Ich meine, vom ehemaligen Verdienst (10k monatlich) ist da vielleicht 
genug übrig geblieben, damit du den Rest des Lebens in selbst bestimmter 
Bescheidenheit leben kannst. Das ist völlig OK, sogar beneidenswert, 
suche selbst noch nach so ganz einfachen Dingen. Denn die reguläre 
Arbeitswelt bietet mir nichts mehr. Wenn mich nicht alles täuscht, was 
ich im Forum über dich mit bekomme, lebst du ja auch etwas abseits der 
Zivilisation, in einer Art Waldhütte oder altem Haus mit selbst 
produziertem Strom.

> Wichtig erschien mir beim Aufstieg in die höheren Kategorien mich
> fast überall zu bewerben ohne die Stelle jemals zu wollen.
> Wenn man die Stelle nicht will ist man halt gelassener und hat aber
> die Möglichkeit die Gesprächstführung zu verstehen. Einfach zu verstehen
> wie die Tünesse so ticken.

Dem stimme ich uneingeschränkt zu.

von Klaus D. (kolisson)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Was war passiert? Warst du raus geflogen, oder die Firma insolvent, oder
> hast du selbst so entschieden?

Ich hatte es entschieden, da ich wieder nach Hause wollte.
7 Jahre im mehr oder weniger mobilen Einsatz erzeugten das
superstarke Gefühl ein zuhause zu wollen. (Burnout ?)
Ich ging zu meinem Boss und sagte: "Ich habe das Gefühl, dass ich
bald nicht mehr adequat arbeiten kann und ich bitte Sie mir
50000 DM zu geben, damit ich eine neue Chance habe"
Dieser sagte dann :"Warum um himmels Willen sollte ich Ihnen das zahlen 
? "
ich sagte :" weil wir solange gut zusammen gearbeitet haben "
er sagte: " das sehe ich nicht ein "

ich verliess das Gespräch und plante meinen Abgang für in etwa 3 Monate
später. Mein Abteilungsleiter konnte immer nur in den Urlaub wenn ich
da war. Ich habe dann also seine Vertretung noch übernommen damit
die arme Wurst seinen Urlaub haben konnte.
An dem Freitag vor dem Montag an dem er zurückkam fuhr ich nach Hause 
mit dem
wissen diesen lieben Menschen nie wieder zu sehen.

Am Montag habe ich mich dann krank gemeldet . den arzt dressiert
und auf seelische Zerstörung hingearbeitet.
Dieser kleinkrieg dauerte dann 3 Monate bis ich gekündigt wurde.
Wie zu erwartet hatte die Kündigung natürlich Formfehler.
ich klagte dann auf Wiedereinstellung und konnte dann vor dem
Arbeitsgericht die zuvor erfragten 50000 DM als Abfindung einsammeln.

Hätte der GF die sofort ausgezahlt wäre es für alle viel einfacher 
gewesen.



Gruss Klaus

von Wilhelm F. (Gast)


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Danke. Schöne Geschichte, Klaus!!!

Schon alleine deine erkämpfte Abfindung reicht bei deinem derzeitigen 
Monatsbudget für die Zeitspanne einer ganzen Generation. Erstaunlich.

Wir bestehen ja nicht nur aus schwarz und weiß, haben gottseidank alle 
möglichen Graustufen. ;-)

Von den übelsten Arbeitsmarktsdingen mich betreffend lasse ich nach wie 
vor konsequent die Finger. Stehe ja hier gelegentlich mal mit einem auf 
Kriegsfuß in der Meinung.

von oszi40 (Gast)


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Daraus folgt: Geld allein ist auch nicht alles. Arbeit muß auch etwas 
Spaß machen!

von Klaus D. (kolisson)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Danke. Schöne Geschichte, Klaus!!!

Schön, wenn sie gefällt. Das ist auch schon etwas her und ich kann 
beruhigt
darauf zurückblicken und es auch frei erzählen.

und wenn OSZI40 schreibt:
"Daraus folgt: Geld allein ist auch nicht alles. Arbeit muß auch etwas
Spaß machen!"

hat er teilweise Recht. (Geld allein ist auch nicht alles.)
das ist sowas von wahr.
Zu "Arbeit muß auch etwas Spaß machen!" kann ich sagen
dass es mir superviel Spass gemacht hat. Das war nicht das problem.
Vielmehr war es im Endeffekt die Einsamkeit in den vielen Hotelzimmern.
Die flexibilität war nicht konform mit dauerhaften Liebschaften etc.

Nachdem es mir 2 mal passiert ist, dass ich die ganze Minibar innerhalb
von 2 Stunden leer hatte musste ich das Gehirn einschalten und einen
Ausweg finden.

Da spielte das Geld eben keine Rolle mehr und es war die Zeit gekommen
ein mittelgutes Ende zu finden.

Gruss Klaus

von Klaus D. (kolisson)


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Ein Addon von mir:
von der ganzen Kohle wurde nichts gespart. Das ging vorne rein und 
hinten
raus. Wer es hat und gleichzeitig unter dem Reisesyndrom leidet gibt es
dann auch sofort wieder aus.
z,B. Gute Restaurants , Kinos, Städte erkunden und die angesagten Clubs.
> Gott sei dank habe ich keine Frauen gekauft .. dann wäre mein selbst-
verständniss vollends zerfallen.  <

Da ist also ausser Lebenserfahrung nichts hängengeblieben.

k.

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