Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Problem mit PT100 und LM324


von Max H. (Gast)


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Hallo,
bin heute auf ein merkwürdiges Phänomen gestoßen. Die oben dargestellte 
Schaltung funktioniert in der Simulation einwandfrei. Im aufgebauten 
Zustand ist die Spannungsquelle ein PT100 gespeist mit einer 1mA 
Konstantstromquelle. Damit der ADC besser genutzt werden kann soll 
zusätzlich eine Offsetspannung von 100mV subtrahiert werden.

Anfangs funktioniert der reale Aufbau auch ohne erkennbare Probleme, ab 
etwa 1.9V Ausgangsspannung (V_adc) flacht die Kurve jedoch mehr oder 
weniger schlagartig ab als ob der OP schon in Begrenzung wär. Testhalber 
habe ich deshalb an Vdd statt 5V 15V gelegt jedoch keinerlei 
Verbesserung erreicht. Die Begrenzung von etwa 3,8V (bei Vdd = 5V) wird 
erreicht sobald der PT100 abgezogen wird, dann liegen ca. 5V am Eingang 
(V_pt100) an, insofern kann die Ausgangsspannung wesentlich höher als 
die erreichten 1,9V sein.

Messe ich beispielsweise mit 148mV Eingangsspannung (V_pt100) die 
Spannungen am Subtrahierer (OP ganz links), erhalte ich dort die 
Spannungen am invertierende Eingang von 143,9mV bzw. 145,3mV am 
nichtinvertierten Eingang und 1,88V am Ausgang (müssten um die 2,7V 
sein). Sollte nicht der negativ rückgekoppelte Eingang höher sein als 
der Positive? Liegt da das Problem da der OP die Leistung nicht 
Aufbringen kann? Warum geht er dann aber in Begrenzung wenn 5V an 
V_pt100 anliegen?

Hat jemand eine Erklärung für dieses Phänomen? Jemand ähnliche 
Erfahrungen mit dem LM324 gemacht?

Vielleicht steh ich nur ordentlich auf dem Schlauch aber je länger ich 
drüber nachdenk desto weniger Gründe fallen mir ein...
Vielen Dank schonmal für eure Ratschläge und hoffentlich auch 
Lösungsansätze!
Schönen Abend noch Gruß Max

PS: LTSpice OP Modell ist ein LM324 (Spicedaten geladen von National 
Semiconductor), Widerstand R7 eigentlich auch 47k

von Ulrich (Gast)


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Der LM324 ist kein Rail to Rail OP, sondern nur ein Single Supply OP. 
Die Spannung können am Ein und Ausgang bis an GND ran gehen, aber nach 
oben geht es halt nur bis auf etwa 1,5 bis 2 V an die positive 
Versorgung ran.

von Abziehi (Gast)


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>Die Begrenzung von etwa 3,8V (bei Vdd = 5V) wird erreicht sobald der
>PT100 abgezogen wird, dann liegen ca. 5V am Eingang (V_pt100) an,
>insofern kann die Ausgangsspannung wesentlich höher als die erreichten
>1,9V sein.

Wieso sollte irgendjemand den PT100 abziehen? Was erwartest du dann für 
einen Meßwert??

Mal abgesehen davon, verlangt ein PT100 Präzisionsmeßtechnik. Da kannst 
du den LM324 völlig vergessen...

von MaWin (Gast)


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> Hat jemand eine Erklärung für dieses Phänomen?

Steht im Datenblatt.

Der OpAmp an Offset soll 0.1V am Ausgang liefern,
Output Characteristics Current Sinking im Datenblatt
zeigt aber, daß er Spannungen unter 0.7V nur bei
sehr wenig Strom (unter 70uA) halten kann,
und der Strom über die 820 Ohm wird halt ab 1.9V
zu hoch, du ziehst den Ausgang des OpAmp mit hoch,
die 0.1V werden grösser, die Verstärkung schlechter.

Du brauchst einen besseren OpAmp. Rail-To-Rail
CMOS-OpAmps können Spannungen knapp über 0V halten.

Falls du wirklich die Temperatur des Pt100 und nicht
die des OpAmps messen willst, solltest du sowieso
einen anderen OpAmp als den allerbilligsten der billigen
nehmen, dessen Offsetspannung und Toleranz deutlich
grösser sind als die des Pt100.

39uV pro GradC erzeigt der Pt100, d.h. der LM324 könnte
18 GradC Abweichung bringen. Von den Toleranzen die die
Widerstände des Differenzverstärkers bringen ganz zu
schweigen, irgendwie befürchte ich schon daß du keine
0.01% Widerstände kaufen willst.

Für 1 GradC sollte es eher so was wie ein AD8622 sein,
oder AD8671.

von Ulrich (Gast)


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So unmöglich ist der LM324 für eine Brücke mit PT100 nun auch wieder 
nicht - zumindest wenn man die Brücke mit Wechselspannung betreibt. Dann 
sollt man auch da auf 0,01K Genauigkeit kommen können - zumindest 
theoretisch.

von W.S. (Gast)


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O Gott, wie oft hatten wir hier dieses leidige PT100-Thema schon.

Mein Rat:

nimm keinen OpV, sondern einen Vorwiderstand und einen SigmaDelta-ADC 
und fertig ist die Laube. Das ist klein und unkompliziert und kostet bei 
Reichelt so übern Daumen 3.50 Euro. Der Rest ist digital und da müßte 
man sich schon recht blöd anstellen, um da noch Meßfehler einzubauen.
Guck dir einfach mal die Appnotes von MicroChip an oder suche hier im 
Forum nach PT100-Beiträgen.

W.S.

von Max H. (Gast)


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Hallo,
erstmal danke für die zahlreichen Antworten. Mir geht es hier nicht um 
den PT100 und nicht um die 0,01 K die jeder messen will...

@Ulrich das ist mir schon klar nur geht er in die Begrenzung halt doch 
erst bei 3,8V und nicht schon bei 1,8V (5V Versorgungsspannung, 
Testweise deshalb auch die 15V angeschlossen damit die Begrenzung erst 
bei ~13V statt findet)

@Abziehi keiner soll den PT100 abziehen aber damit konnte ich sehen das 
die Begrenzung eben bei 3,8V liegt.

@MaWin danke für die Erklärung!! Die Hilft mir weiter, das muss ich mir 
nochmal genauer anschauen.

@W.S. wie gesagt es geht mir nicht um den PT100 oder um Genauigkeit, 
Auflösung oder sonst irgendwas! Sondern um die Messtechnik bzw. die OP 
Schaltung. Wollte nur kurz den Zweck beschreiben, ob der jetzt sinnvoll 
oder nicht ist soll hier nicht debattiert werden.

Nochmals vielen Dank euch Allen.
Gruß Max

von Harald W. (wilhelms)


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Max H. schrieb:

> @W.S. wie gesagt es geht mir nicht um den PT100 oder um Genauigkeit,
> Auflösung oder sonst irgendwas! Sondern um die Messtechnik bzw. die OP
> Schaltung. Wollte nur kurz den Zweck beschreiben, ob der jetzt sinnvoll
> oder nicht ist soll hier nicht debattiert werden.

Du willst also eine Schätzschaltung bauen. Oder ist das mal
wieder eine Hausaufgabe?
Gruss
Harald

von Max H. (Gast)


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Guten Morgen Harald,
keine Hausaufgabe da kann ich dich beruhigen, die Zeiten sind Gott sei 
Dank vorbei!
Eine gute Schätzung ist schließlich auch einiges Wert, zumindest hat man 
das im Matheunterricht gelernt (zu der Zeit als es noch Hausaufgaben 
gab)! Hängt euch doch nicht am bösen PT-Wort auf das Problem würde bei 
jedem anderen Sensor genauso auftreten.
Gruß
Max

von Harald W. (wilhelms)


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Max H. schrieb:

> Hängt euch doch nicht am bösen PT-Wort auf das Problem würde bei
> jedem anderen Sensor genauso auftreten.

Nein, ein NTC-Fühler könnte z.B. ohne zusätzliche Verstärker
ein Messgerät direkt ansteuern. PT-Fühler sind zwar äusserst genau,
aber dafür auch deutlich anspruchsvoller, was die nachgeschaltete
Analogelektronik angeht.
Gruss
Harald

von Max H. (Gast)


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Ja klar, war bezogen auf Sensoren die 0V...5V ausgeben z.B. für 
Luftfeuchtigkeit/CO2 Messung/DMS usw. Das man PT100 nicht ohne Weiteres 
durch NTCs ersetzen kann ist mir bewusst.
Gruß Max

von Abziehi (Gast)


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Bau die gleiche Schaltung mal mit einem AD8604 oder AD8608 auf und du 
wirst sehen, daß du deutlich andere Resultate erzielst! Wie schon gesagt 
wurde, ist der LM324 kein echter RR-Typ. Die von mir angegebenen Typen 
dagegen schon.

Herrvorragende Ergebnisse können auf einfache Weise übrigens auch mit 
einem hochwertigen PTC, wie einem Vertreter der KTY-Serie, erzielt 
werden:

http://www.sprut.de/electronic/temeratur/temp.htm#ptc
http://www.sprut.de/electronic/pic/projekte/thermo/thermo.htm

von W.S. (Gast)


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Max H. schrieb:
> wie gesagt es geht mir nicht um den PT100 oder um Genauigkeit,
> Auflösung oder sonst irgendwas! Sondern um die Messtechnik

Hä??

Also, worum geht es dir denn nun eigentlich? Bloß darum, andere auf Trab 
zu halten, die so freundlich sind, dich mit gut gemeinten Ratschlägen zu 
versorgen? Ich fühle mich von dir ein bissel verscheissert, mein Lieber.

Wenn es dir um "Die Messtechnik" geht, dann nimm die gebotenen 
Ratschläge doch einfach an - und meiner, der darin besteht, mit wenig 
Bauteilen und geringem Geld zu einer richtig guten Lösung zu kommen 
ist Messtechnik!

W.S.

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