Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Induktion in Schuhsohle


von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
ein Freund hat mich gefragt, ob und wie man eine Art Ladegerät für einen 
Handyakku in einer Schuhsohle mittels Induktion durch Spulen und Magnete 
machen könnte. Ich habe dann mal ein bisschen gerechnet und hab mir 
dabei einige Fragen gestellt, ob das so berechnet und angenommen werden 
darf. Es geht mir dabei nicht um Details, sondern um Verständnis der 
Grundlagen und wie man realistische Werte erhalten könnte.
Kann mir jemand vielleicht Tips geben, wo Denkfehler sind oder wie Ihr 
so etwas rechnen würdet?

Man könnte in einer Schuhsohle 5 Reihen mit je 2 Spulen (r = ca. 22mm, L 
= 10mm, N=500 auf 10 Lagen, Cu-Draht d=0,2mm) nebeinander anbringen. Ein 
Magnet (r = 20mm, L=10 mm) wird mit einem Hub von 10mm in der Spule 
durch einen Schritt verschoben und durch eine Feder wieder in die 
Ausgangslage gedrückt.
Bei einer Geschwindigkeit der Sohle von 0,2 m/s abwärts, dauert dann ein 
Hub 50 ms. Dadurch würde die Spule eine Flussänderung erfahren. Das wäre 
dann eine lineare Änderung?

Als Magnet habe ich auf www.ibsmagnet.de/knowledge/flussdichte.php 
gesehen, dass es Magnet mit Br = 1000mT zu kaufen gibt. Mit der dort 
angegebenen Formel habe ich für den Magnet eine Flussdichte in 0mm 
Entfernung von 223mT, in 10mm Entfernung von 130mT ausgerechnet.

Der Fluss wäre dann in 0mm Entfernung:
in 10mm Entfernung:

das gäbe dann eine Flussänderung von

Damit wird eine Spannung induziert:

Wenn die Flussänderung linear wäre, hätte ich dann konstant für 50ms 
1,17V?
Damit würden bei einem Spulenwiderstand von ca. 34 Ohm ca. 34mA Strom 
fließen. Würde dieser Strom bzw. die Änderung dann in der Spule eine 
Spannung induzieren, die gegen die Ursache gerichtet ist?
Um dies zu brücksichtigen müsste ich aber auch wieder wissen wie schnell 
sich der Strom ändert?

Angenommen ich hätte für 50ms 1,17V und schalte je 2 Spule in Reihe, 
richte die Spannung mittels Brückengleichrichter mit Dioden mit je 0,2V 
Spannungsabfall gleich, fließen dann für 50ms:

Mit diesem Strom könnte man einen großen Kondensator aufladen, bis 
dieser max. (2*1,17 -2*0,2)V = 1,94 V Spannung hat?

Damit ich einen Akku mit 1500mAh und 3,6V laden könnte, bräuchte ich 
eine Spannung größer als 3,6V? Kann ich mir einen Akku ebenfalls als 
Kondensator vorstellen?

Dann könnte man mehrere solcher Kondensatoren laden und wenn sie voll 
sind in Reihe schalten und mittels der Ladung in den Kondensatoren den 
Akku für eine gewisse Zeit aufladen?

So habe ich weiter gerechnet und kam dann darauf, dass man ca.2 Tage am 
Stück laufen müsste um den Akku halb voll zu laden.

Abgesehen davon ob jemand so etwas haben wollte oder bauen könnte, kann 
man in etwa so Rechnen oder sind da grundlegende Fehler drin?

Danke und freundliche Grüße,

Stefan

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Es gibt ja auch Taschenlampen, die sich durch Schütteln aufladen.

So wird man auch ein Ladegerät mit Absätzen realisieren können.

Die Frage wäre nach dem energetischen und kostenmäßigen 
break-even-Punkt. Wenn du die Schuhe nicht gerade einem Marathonläufer 
gibst wird es lange dauern, bis du die Kosten für das System wieder 
hereinbekommen hast - von der energetischen Sinnhaftigkeit mal ganz 
abgesehen.

Dennoch: Als Bastelprojekt ist das doch eine feine Sache.

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Danke für die Antwort, das es nicht unbedingt sinnvoll wäre hab ich auch 
schon festgestellt. Mich interessiert einfach nur wie man sowas schätzen 
und rechnen könnte, in der Schule hab ich zwar mal die Formeln gelernt, 
aber nie wirklich was "praktisches" gerechnet.

von google (Gast)


Lesenswert?

Da gab es schon mal eine kommerzielle Entwicklung
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,82737,00.html

Die Schuhe mit den LEDs waren mal recht verbreitet, irgendwo meine ich 
auch von leistungsfähigeren Modellen gelesen zu haben. Soweit man bis zu 
2W als leistungsfähig bezeichnen mag.

von Rene S. (Firma: BfEHS) (rschube)


Lesenswert?

Ich könnte mir gut vorstellen das eine Lösung mit Piezo -> Kondensator 
usw. in der Schuhsohle die bessere Variante ist.

Bei jedem Schritt mit >40kg auf einen Piezo geben, die Energie in einem 
Kondensator speichern und dann weiter. Solche Piezowandler hab ich in 
einem Energy Harvesting Projekt von EnOcean.com schon gesehen.

Der mechanische Aufwand dürfte deutlich kleiner sein als die induktive 
Lösung.

mfg aus Berlin,
Rene

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Danke für die Antworten, aber kann auch jemand was zur Rechnung oder dem 
Rechenweg sagen?

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


Lesenswert?

Stefan schrieb:
> Danke für die Antworten, aber kann auch jemand was zur Rechnung oder dem
> Rechenweg sagen?

Abgesehen davon, dass ich es fuer sehr gewagt halte, einen Magnetweg von 
10mm erreichen zu wollen, gehe ich mal auf Dein Ergebnis ein:
Wenn bei jedem Schritt ca. 2V, 30mA erzeugst, sind das 60mW.
Sagen wir also 2mal pro Sekunde wenn Du schnell laeufst.
Also 120mWS.


>Damit ich einen Akku mit 1500mAh und 3,6V laden könnte

Das waeren also, abgesehen davon,  dass DU diesen Akku mit 2V noch lange 
nicht laden kannst, 5400mWh.

In 162.000 Schritten waere der Akku immerhin voll.
Das waeren wohl um die 150km laufen........ ganz schoen sportlich.



Gruss

Michael

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Stefan schrieb:
> ein Freund hat mich gefragt

Sag ihm, er soll sich auf Inline-Skates umstellen, und bau einen Dynamo 
ein. Da kommt viel mehr dabei heraus.

Gruss Reinhard

von Dirk J. (dirk-cebu)


Lesenswert?

Du kannst dir auch den Magneten und die Spule am Kopf befestigen und 
danach die Threads und Antworten hier lesen. Beim ständigen 
Kopfschütteln wird dein Akku schnell voll ;)

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

@ Michael:
Danke, endlich mal eine Antwort die ich hören wollte:-) Kann ich einen 
Akku als Kondensator annehmen? Ich habe es ähnlich wie du, nur nich mit 
Leistung sondern Ladung gerechnet.
Wenn ich mit der Formel

eine Spannung berechne, erhalte ich diese dann tatsächlich über den 
Zeitraum dt? Oder muss ich die Induktivität der Spule berücksichtigen, 
weil in diesem Zeitraum ein Strom fließt und eine Gegenspannung 
induziert wird, die meine tatsächliche Spannung verändert? Wie macht man 
das? Die Induktivität könnte man berechnen, aber ich kenne ja den 
zeitlichen Verlauf des Stromes nicht?

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Stefan schrieb:
> @ Michael:
> Danke, endlich mal eine Antwort die ich hören wollte:-) Kann ich einen
> Akku als Kondensator annehmen? Ich habe es ähnlich wie du, nur nich mit
> Leistung sondern Ladung gerechnet.
> Wenn ich mit der Formel
>
>
>
> eine Spannung berechne, erhalte ich diese dann tatsächlich über den
> Zeitraum dt? Oder muss ich die Induktivität der Spule berücksichtigen,
> weil in diesem Zeitraum ein Strom fließt und eine Gegenspannung
> induziert wird, die meine tatsächliche Spannung verändert? Wie macht man
> das? Die Induktivität könnte man berechnen, aber ich kenne ja den
> zeitlichen Verlauf des Stromes nicht?

Den zeitlichen Verlauf kennst du nicht, nur den Unterschied zwischen 
Minimalwert (kein Fluß) und Maximalwert (maximaler Fluß) sowie die Zeit, 
die dabei verstreicht.

Was konstant ist, ist der Spannungsstoß, also das Produkt aus Spannung 
und Zeit.

Je nachdem, wie fest aufgetreten wird hat man eine geringe Spannung über 
eine längere Zeit oder eine höhere Spannung über eine kürzere Zeit.

Oder aber es gibt eine Mischform, dann ist es das Integral.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.