Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Anti-Aliasing Filter & ADC Bits


von Das Atom :) (Gast)


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Hi Leute,

ich habe hier ein sehr kleines Piezo-Hydrophon mit sehr geringem 
Ausgangssignal von wenigen uV. Nach meiner Verstärkerkette habe ich im 
Band 0.1Hz -> 100kHz ein Gesamtrauschen von ca. 0.4Vrms simuliert. Die 
Betriebsspanung beträgt 3.3V. Das maximale Signal kann Vpp 3.3V besitzen 
bzw. 1.1Vrms (Vpp/(2*sqrt(2))

Das ergibt ein SNR von 20*log(1.1Vrms/0.4Vrms) = 8.78 dB (Faktor 3 ca.) 
Ich weiß, dass dies sehr gering ist. Aber mein Sensor hat eine extrem 
geringe Sensitivität (-220 db re V/uPa) und das Rauschen der Verstärker 
liegt im üblichen Bereich.

Ich habe nun mehrere Fragen um dieses Signal im Bereich bis 100kHz 
mittels ADC aufzunehmen:

1) Sehe ich es richtig, dass ich das im Vergleich geringe 
Quantisierungsrauschen hier vernachlässigen kann?

2)Wie groß muss die Dämpfung für Frequenzen über der halben 
Abtastfrequenz fs sein? Wählt man fs bzw. dimensioniert den 
anti-aliasing Tiefpass so, dass bei Frequenzen > 0.5fs die Dämpfung min. 
8.78dB beträgt? Das wäre für mich logisch, da dann die gespiegelten 
Aliasingfrequenzen im bereits vorhanden "Rauschen" untergehen. Oder 
liege ich falsch und wie muss man diese Sache betrachten?

3) Wenn zwischen Signal und Rauschen Faktor 3 liegt. Folgt dann daraus, 
dass ich theoretisch nur einen 2Bit-ADC benötige? Was wärend Gründe 
einen ADC mit mehr Auflösung zu vewenden, obwohl das Rauschen so groß 
ist.

Würde mich freuen, wenn mir hier jemand auf die "Sprünge" helfen könnte 
:)

VLG
das Atom

von Kurt (Gast)


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Du hast ein REALES Mikrophon und einen REALEN Verstärker.

Warum SIMULIERST du denn ein Gesamtrauschen von 0.4Vrms?

von Das Atom :) (Gast)


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Naja der Verstärker ist nur auf dem Papier fertig. Bevor meine Frage 
bezüglich des Anti-Aliasing Filters geklärt nicht geklärt ist 
rechne/simuliere ich erstmal und stelle hier fragen :)

von Das Atom :) (Gast)


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Mit "Rauschen simulieren" meine ich die Berechnung/Integration der 
Rauschleistungsdichten von aktiven und passen Bauelemente unter 
Berücksichtigung des Gains. Rechnung wurde mit Spice verifiziert, daher 
"simuliert".

von ralf (Gast)


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Wie groß ist das maximale Signal das du mit dem Hydrophon aufnehmen 
willst und wie groß ist dann die Spannung am Hydrophon? Normalerweise 
wird dann die Verstärkung so gewählt das dabei der nachfolgende ADC 
gerade noch nicht übersteuert. Die Auflösung des ADC sollte dann wenn 
möglich so hoch sein das sein Rauschen etwas kleiner als das Rauschen am 
Ausgang des Verstärkers ist.

von Das Atom :) (Gast)


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Hi,
also es gilt:

Kleinstes Sensorsignal (es besitzt leider eine sehr kleine 
Sensitivität), dass ich hören möchte:
6.6uVrms -> (*2*sqrt(2)) -> 0.019 mVpp

Größtes Sensorsignal :
47uVrms -> (*2*sqrt(2)) -> 0.134 mVpp

Für den Dynamikbereich folgt:
DNR = 20log(47/6.6) = 17dB

Bei 3.3V Betriebt folgt für die notwendige Verstärkung:
Gain = 3.3Vpp / 0.134mVpp = 25000 = 10*50*50

Das Rauschen (aus Berechnungen&Spice) von 1Hz bis 100kHz beträgt: 
Vnoise_rms = 5uVrms*25000 = 0.1175Vnoise_rms (5uVrms = input referred 
Noise der 1. Stufe)

SNR = 20log(Vrms_max/Vrms_noise)=20log((47uVrms*25k) / 0.1175) = 20dB 
(für das max Signal)

SNR2 = 20log(Vrms_min/Vrms_noise)=20log((6.6uVrms*25k) / 0.1175) = 3dB 
(für das min Signal)

Höchste interessierende Frequenz: 100kHz


Meine Fragen:

1)

Ich möchte einen Tiefpass 4. Ordnung mit Grenzfrequenz bei 100kHz 
benutzen, dieser "fällt ab" bei den beiden Gain 50 Verstärkungsstufen. 
Dieses Filter wird Signale ab fg mit 80db/dec dämpfen, daher wird die 
Dämpfung bei 275kHz 20dB betragen. Wenn ich nun 0.5fs = 275kHz als 
Samplerate verwende wird jeder aliasing Effekt so stark gedämpft, dass 
er im Noise-Floor "untergeht". Also sollte ich bei Verwendung eines 
Tiefpasses 4. Ordnung eine Samplerate von 550kHz vewernden. Ist das so 
richtig?

2)

SNR beträgt nur 20dB. Folgt daher, dass ich nur einen 4Bit ADC benötige? 
Ich sehe nicht den Nutzen von mehr Bits wenn das Rauschen derartig groß 
ist. Oder noch schlimmer, benötige ich nur einen 2Bit ADC wenn ich SNR2 
betrachte?


3)

Sehe ich es richtig, dass ich das Quantisierung Rauschen des ADC 
vernachlässigen kann wenn mein Systemrauschen schon so groß ist und sich 
Rauschen über eine "root-squared" Addition addiert?

von ralf (Gast)


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> Größtes Sensorsignal :
> 47uVrms -> (*2*sqrt(2)) -> 0.134 mVpp

Wie hast du die 47µV berechnet? Das kommt mir sehr klein vor. Bist du 
sicher das kein größerer Schalldruck auftreten kann? Der Faktor 
2*sqrt(2) gilt nur für sinusförmige Signale.

> Das Rauschen (aus Berechnungen&Spice) von 1Hz bis 100kHz beträgt:
> Vnoise_rms = 5uVrms*25000 = 0.1175Vnoise_rms
> (5uVrms = input referred Noise der 1. Stufe)

Es ist noch relativ leicht möglich 500nVrms am Eingang der ersten Stufe 
zu erreichen. Die Verstärkung braucht nicht 25000 betragen. Es bringt 
nichts wenn das Ausgangsrauschen des Verstärkers wesentlich größer als 
das Rauschen des ADC wird. Du verlierst dabei nur Dynamik.

> Also sollte ich bei Verwendung eines Tiefpasses 4. Ordnung
> eine Samplerate von 550kHz verwenden.

Ich denke das ist ok.

> SNR beträgt nur 20dB. Folgt daher, dass ich nur einen 4Bit ADC benötige?

Für den ADC würde ich immer mindestens 8Bit nehmen und dafür ich nicht 
so stark verstärken.

von Ulrich (Gast)


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Beim Rauschen sollte man aber noch mal nachrechnen bzw. im Datenblatt 
nachsehen. Kapazitive Sensoren haben oft ein 1/f Rauschen, genau wie die 
dazu passenden Verstärker mit FET Eingang. Als mindeste würde ich die 
Frequenzbereiche bis etwa 10 kHz und darüber getrennt betrachten. Wenn 
das Rauschen im wesentlichen im NF Bereich ist, braucht man dann ggf. 
doch mehr Auflösung und hat nach einem digitalem Filter, der den NF 
Bereich rausschmeißt auch mehr als 20 dB SNR.

von Tom (Gast)


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Das Atom :) schrieb:
> Für den Dynamikbereich folgt:
> DNR = 20log(47/6.6) = 17dB

Aber nur, wenn du das 6.6µV-Signal mit 0dB Rauschabstand "auflösen" 
möchtest

von Das Atom :) (Gast)


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Die 47uV berechnen sich aus einer minimalen "Lautstärke" von 121.5 dB re 
1uPa und einer Sensitivität des Hydrophons von -208 db re 1V/uPa.

Mich würde am meisten interessieren wie es sich mit den ADC Bits 
verhält. Wenn ich 20dB bzw. 3dB Signal Rauschabstand hab. Ist die 
Überlegung mit 4Bit bzw. 2 Bit falsch?

Danke!

von Christian R. (supachris)


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Ist schon so mit dem ADC. Bei 20dB Dynamikbereich, also 10^(20/20) = 10 
brauchst du nur einen 4 Bit ADC. Das ist dann aber kein Messen mehr, 
sondern eher Schätzen.

von Ulrich (Gast)


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Die geringe Auflösung für den AD Wandler setzt aber vorraus, dass man 
weißes Rauschen hat. Schon allein der Störuntergrund in den meisten 
Gewässern ist keine weißes rauschen.

Auch sollte das Rauschen durch den AD Wandler schon deutlich kleiner 
sein, damit man es wirklich vernachlässigen kann. Bei einem 4 Bit AD 
hätte man schon noch einen merkliche Anteil, auch wenn das Raschen des 
ADs schon etwas kleiner ist als das vom Signal.

Da hier ein 4 Bit AD keinen deutlichen Preisvorteil hat, kann man auch 
ruhig 8 Bit nehmen und sich über zusätzliche Dynamik freuen.

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