Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kann eine PFC kapazitiv erscheinen?


von Markus (Gast)


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Hallo!

Eine aktive PFC Form den Strom ja immer so wie die Spannung, also eine 
rein Ohmsche Last (bis auf ein paar X-Kondensatoren). Kann eine PFC aber 
auch kapazitiv wirken?

von kibl (Gast)


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Hi Markus,

eine PFC kann kapazitiv wirken, wenn der Eingangsfilter schroff 
dimensioniert ist. Bei guter Dimensionierung ist der Leistungsfaktor 
natürlich annähernd eins

von Markus (Gast)


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>eine PFC kann kapazitiv wirken, wenn der Eingangsfilter schroff
>dimensioniert ist.

Das ist doch klar, habe ich auch angemerkt. Ich meine aber ob der Strom 
kapazitiv geformt werden kann?

von hinz (Gast)


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Markus schrieb:
> Ich meine aber ob der Strom
> kapazitiv geformt werden kann?

Du meinst ob man eine Schaltung ähnlich einer PFC bauen kann, die eine 
kapazitive Last simuliert? Ja, das geht.

von Fralla (Gast)


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Klar ist das möglich. Damit kann auch eine Blndleistunskompensation 
durchgeführt werden. Dies wird in größere Antriebsverbuden mit DC 
Bussystemen auch so gemacht. Ein typisches Anwenungsgebiet wo ich 
soetwas in großem Rahmen installiert habe sind Bohrinseln (welche ein 
Netz habe, das es der Sau graust). Aber auch in Marine Bordnetzen und 
überall wo man sich ein DC Netz Leistet um Stromrichter zu umgehen. ALso 
Pumpund Walzwerke aller At. Man Spart sich in gewissem Maß die 
Komepenations Batterien welche nur in Stufen zu und abgeschaltet werden. 
AUch aufwändige Filer/Saugkreise sind dann nicht notwendig aufgrund 
minimaster Netzückwirkn. Dh so eine PFC kann auch in hochdyamisch 
belasten Netzen passend kompensieren. Meist sind die Dinger im zwei bis 
dreistelingen kW Bereich, gibts aber auch im MW Bereich und 
Mittelspannung. Zu beachten ist, das Blindtrom die Transistoren und 
Drosseln genauso belastet wie "Wirkstrom". Da fällt mir noch ein Vorteil 
ein: Das lässtige Wechelrichterkippen, welches bei 
Tyhristorstromrichtern bei schwachen Netzen im Rückspeisebetrieb 
auftreten kann, gibts dann nicht mehr.

Damit eine PFC kapazitiv Wirken kann, muss sie indukiven Blinstrom in 
das Netz speisen. Damit ist kar das dies mit einem Brückengleichrichter 
unmöglich ist und auch für die einfachen "Bridgeless" Ausführungen. In 
Endeffekt ist so eine PFC nichts anderes als ein Vollwertiger Inverter 
(welcher in all möglichen TopologienAusgeführt sein kann), was natürlich 
praktisch ist wenn Motoren auf der DC-Seite Bremsen.
Mit den simplen Ausführungen wie in PC und TV ist dies aber unmöglich.

MFG Fralla

von Markus (Gast)


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Hi Fralla, Danke für deine Ausfürlicher erklärung, sehr interessnt.
>Zu beachten ist, das Blindtrom die Transistoren und
>Drosseln genauso belastet wie "Wirkstrom".
Was bedeuted, dass man nicht zusätzlichen Blindstrom kompensiren kann, 
wenn die Nennleistung auf DC-Seite anliegt, oder?

Wie sieht der Strom in der Drossel aus wenn kapazitiv wirksam? (Abgehen 
von der Phase, Rippel und so)?

von Fralla (Gast)


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>Was bedeuted, dass man nicht zusätzlichen Blindstrom kompensiren kann,
>wenn die Nennleistung auf DC-Seite anliegt, oder?
Stimmt.

>Wie sieht der Strom in der Drossel aus wenn kapazitiv wirksam?
Der Strom in der Drossel wird an anderer Stelle "gequetscht", weil Strom 
und Spannungsnuldrchgang sich nicht mehr Treffem. Ist praktisch weil an 
nur durch klemmen einer Stromznge in einer größeren Anlage sehen kann 
welches Gerät die Phase schiebt und auch in welche Richtung.

MFG

von Nico -. (electronico)


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@Fralla: Ich habe mal ein Werk besichtigt, die hatten ein extra 600 V DC 
Stromnetz, und für alle Geräte/Motoren extra Wechselrichter.

Das ganze Werk lief über das DC Zwischenkreisnetz.
Zusätzlich war das DC Stromnetz auch noch als Online USV mit 
Pufferrbatterien ausgestattet, und es hatte eine redundante Stromführung 
und redundante Wechselrichter.

Es wurde also generell von Drehstrom auf DC, und dann wieder auf 
Drehstrom /bzw Wechselstrom gewandelt. Zumindest im Bereich der 
Produktionsstraße lief nichts direkt auf dem allgemeinen Drehstromnetz, 
sondern nur über den DC Zwischenkreis.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Nico.

> @Fralla: Ich habe mal ein Werk besichtigt, die hatten ein extra 600 V DC
> Stromnetz, und für alle Geräte/Motoren extra Wechselrichter.
>

Ich habe mal in einem Werk gearbeitet, die hatten für den Zweck riesige 
Ilgner Sätze mit großen Schwungrädern. :-)
Wegen der Schwungräder 8MW Output (900V/16kA) und als Input 4MW aus 
einem 5kV Drehstromnetz.

> Das ganze Werk lief über das DC Zwischenkreisnetz.

Da nur die wirklich "dicken" Maschinen.

> Zusätzlich war das DC Stromnetz auch noch als Online USV mit
> Pufferrbatterien ausgestattet, und es hatte eine redundante Stromführung
> und redundante Wechselrichter.

Akkus gab es nur für 60V und 110V DC Hilfskreise.
Ansonsten waren zwei von den Ilgnersätzen vorhanden, dazu noch eine 
große Quecksilbersampfgleichrichteranlage und eine "moderne" 
Tyristoranlage.

Im Keller stand eine riesiger Marmorklotz, auf der auf der einen Seite 
die Stromschienen horizontal und auf der anderen vertikal verliefen. An 
den Kreuzungspunkten waren Bohrungen quer durch alles hindurch. Ein 
klassischer Kreuzschienenverteiler, aber hier für 900V und 16kA. Durch 
Einschlagen von Bronzebolzen mit mehr als 10cm Durchmesser konnte 
umgestöpselt werden. :-)

Die Drehstrommotoren hatten Schleifringläufer und wurden durch 
Widerstände im Läuferkreis geregelt. Die Widerstände waren Wassertanks 
mit Sodalösung, Füllung irgendwas um 6 Kubikmeter, in die Platten wie 
bei einem Drehkondensator eintauchten.

Die Schmierpumpen wurden direkt von der Hauptmaschine über lederne 
Flachriemen angetrieben.

Gemessen wurden die 16kA über einen Shuntwiderstand. Der Shunt war ein 
Stück Eisenbahnschiene, das mit einem Sägeeinschnitt exakt auf den 
Sollwert kalibriert war. Bei Stromspitzen schlugen die Zeiger der 
analogen Instrumente mit hörbarem Klacken gegen den Endanschlag und 
kamen dann gaaaanz allmälich wieder zurück. Gleichzeitig schüttelte es 
das Gebäude etwas. Nur ein wenig, so wie bei einem Zug, der über Weichen 
fährt.

Das ganze in alten Werkshallen aus der Gründerzeit, denen man die 
Reparaturen nach Bombentreffern noch deutlich ansehen konnte. Nieder und 
Mittelspannungsschaltanlagen in Etagenbauweise aufgereit in langen, 
langen
Gängen, an denen man in der Mitte wegen der funzeligen Beleuchtung und 
dem allgegenwärtigen Staub die Enden nicht sehen konnte. Eine 
Elektroinstallation wie bei Käptn Nemo auf dem Schiff, und die Halle mit 
den Quecksilberdampfgleichrichtern in großen elipsoiden Gehäusen sah aus 
wie ein Hangar mit geparkten UFOs.

Ein Crossover aus Startreck und Metropolis und unglaublich 
runtergekommen und finster und fast menschenleer, weil immer irgendwo in 
der Ecke ein Automatisierungsgerät stand, das die alten DC Schütze 
betätigte oder die Röhrenvorstufe für die Verstärkermaschinen für den 
Erregerstrom der Ilgnersätze regelte. Die Geäuschkulisse bestand aus dem 
Brummen von Trafos und Stromschienen, einem immer heulenden Wind (große 
Lüfter plus kaputte Scheiben) und den Laufgeräuschen der Maschinen, und 
dazu das gelegentliche Rumpeln und Wackeln bei Lastspitzen. Ich habe nie 
einen Film gesehen, wo so eine düstere aber spannungsgeladene Atmosphäre 
herrschte wie in dem Stück real Life.

> Es wurde also generell von Drehstrom auf DC, und dann wieder auf
> Drehstrom /bzw Wechselstrom gewandelt. Zumindest im Bereich der
> Produktionsstraße lief nichts direkt auf dem allgemeinen Drehstromnetz,
> sondern nur über den DC Zwischenkreis.

Das ist ein gutes, aber auch teures Konzept. Vorteil, Du hast die 
Blindleistung gut im Griff und entkoppelst vor allem die Lastspitzen vom 
Netz......ich hatte mal in einer Halle zu tun, da stand Werkzeugmaschine 
neben Werkzeugmaschine, alles direkt aus dem Drehstromnetz über 
Frequenzumrichter. Dazu die ganzen Hallenkräne...in der Halle nebenan 
ein  E-Stahlwerk mit HF-Ofen. Was da im Netz abgeht, ist gruselig. :-)

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic

http://www.dl0dg.de

von Markus (Gast)


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@Bernd: Interessant was es so gibt...

>Damit ist kar das dies mit einem Brückengleichrichter
>unmöglich ist und auch für die einfachen "Bridgeless" Ausführungen.
Was würde passieren, wenn man der PFC trotzdem einen kapazitiven Strom 
vorgibt?

von Knut (Gast)


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Stichwort: Virtuelle Synchronmaschine (VISMA).

Knut

von Markus (Gast)


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> Virtuelle Synchronmaschine (VISMA).
Ja hab ich beim googeln auch gefunden.
Möchte jedoch wissen was passiert wenn man einer gewöhlichen PFC eine 
kapazitiven Strom vorgibt?

von Fralla (Gast)


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>Möchte jedoch wissen was passiert wenn man einer gewöhlichen PFC eine
>kapazitiven Strom vorgibt?

Nichts großartiges.  Bei einer kapazitven Last eilt der Strom voraus. 
Also beim Nulldurchgang fließt bereits ein Strom. Dies ist aber nicht 
möglich, da kein Strom vom Zwischenkreis ins Netz fießen kann. Der Strom 
bleibt Null, der Stromregler macht voll auf. Sobald die Spannung positiv 
wird, wird Sprunghaft auf den entsorechenden Strom geregelt.

Der Strom sieht dann wie bei einer Phasenanschnittsteuerung aus. Mann 
kann solchen AC/DC Koppelkonverter "sagen", sie dürfen 
nichtzurückspeisen und trotzdem die Kompensation aktivieren. Dann wird 
der Strom "angeschnitten", was außer Oberwellen nichts bringt. Es 
passiert für den Umrichter aber nichts gefährliches. Vl find ich ein 
Bild...

MFG

von Markus (Gast)


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So das ganze interessiert mich immer noch...

>Der Strom sieht dann wie bei einer Phasenanschnittsteuerung aus. Mann
>kann solchen AC/DC Koppelkonverter "sagen", sie dürfen
>nichtzurückspeisen und trotzdem die Kompensation aktivieren.
Warum sollte man das tun?

>Dann wird der Strom "angeschnitten", was außer Oberwellen nichts bringt. >Es 
passiert für den Umrichter aber nichts gefährliches.

Kann ich mir jetzt nicht vorstellen wie das gemeint ist. Und ja, was ein 
Phasenanschnitt ist weis ich..

von Fralla (Gast)


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>Warum sollte man das tun?
Wenn einem als Entwickler fad ist und man wissen will was passiert, wenn 
man in Wechselrichterbetrieb die Ansteuermodule der IGBTs rausreist, 
dann gehtsüber die Dioden. Allerdings sollte man wissen wie, denn wenn 
es so einen "Ziegel-IGBT" knallts richtig schön.

>Kann ich mir jetzt nicht vorstellen wie das gemeint ist. Und ja, was ein
>Phasenanschnitt ist weis ich..

Die Netzspannung ist negativ, trotzem soll posetiver Strom ins Netz 
gespeist werden, weil die Anlage auf kapazitiv kompensieren parmetriert 
ist. Nun kann aber kein Strom ins Netz fießen. Als folge fährt der 
unterlagerte Stromregler seine Begrenzung. Dann wird das Netz positiv, 
aufgrund der Reglerstellung steigt der Strom extrem an, schwingt über 
bis der Stromregler auf den richtigen (netzspannungsabhängigen) 
Stomsollwert regelt.  Ist der Regler schlecht ausgelegt hat man 
mehrfaches überschwingen im Netzstrom. Also eine Möglichkeit einfach den 
schnellen Stromregler für extrembedingungen zu Testen. Bei normalem Netz 
wird man einen zu aggressiven Regler nicht erkennen, denn er kann 
trotzdem einen Sinusformen. Bei PLD, Surge und so spielchen sieht man es 
dann.

>Und ja, was ein Phasenanschnitt ist weis ich..
Siehts genau so aus, bis auf den überschwinger am Beginn des 
"Anschnitts".

Dabei passiert nur dann nichts gefährliches, wenn Reglerlimits, 
Stromlimits richtig funktionieren und eingestellt sind....

MFG Fralla

von Markus (Gast)


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Vielen Dank Fralla!

Also Kompensation kann nur mit einer PFC erfolgen welche Rückspeisen 
kann, also ein vollständiger Inverter. Wird bei so einer Anlage die 
Rückspeisung deaktiviert, wird der Strom so in der Art angeschnitten mit 
Oberwellen.
Eine Frage noch: Warum solte man die Rückspeisng verhindern (ich meine 
jetzt nicht deinen Test mit dem Entfernen der Steuermodule) wenn es 
möglich ist?

>Dabei passiert nur dann nichts gefährliches, wenn Reglerlimits,
>Stromlimits richtig funktionieren und eingestellt sind....
Also kann dabei etwas zerstört werden und man sollte das spielen lassen.

von Fralla (Gast)


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>Eine Frage noch: Warum solte man die Rückspeisng verhindern (ich meine
>jetzt nicht deinen Test mit dem Entfernen der Steuermodule) wenn es
>möglich ist?

Wenn die Analage in einen Inselbetrieb übergeht, dann wird steigende 
Spannung im Zwischenkreis "weggechoppt".

MFG Fralla

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