Forum: Offtopic Drucker umbauen auf Endlos-Papier


von Marc H. (marc89)


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Hallo zusammen,

ich studiere im 1. Semester Wirtschaftsingenieurwesen und ein Teil einer 
Prüfungsleistung besteht in der Realisierung eines Projekts. Die 
Aufgabenstellung, welche uns gestellt wurde lautet, einen vorhandenen 
Festtinten-Drucker (Xerox 8560) auf Endlospapier umzubauen, so dass 
damit Papierrollen bedruckt werden können. Aufgrund unserer bisher 
beschränkten Elektronik- und Programmierkenntnisse wird es wohl aber auf 
eine Machbarkeitsstudie rauslaufen.

Jetzt ist meine Frage, ob jemand von euch schon mal Erfahrungen mit dem 
Umbau eines Druckers gemacht hat bzw. wie euer Ansatz für diese 
Problemstellung wäre.

Unser Ansatz bisher ist es, die Blatterkennung der Druckers irgendwie zu 
überlisten, so dass er nicht mehr erkennt, wann ein Blatt zu Ende ist. 
Wäre so etwas praktikabel?

Über Vorschläge würde ich mich freuen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Marc Hans schrieb:
> Unser Ansatz bisher ist es, die Blatterkennung der Druckers irgendwie zu
> überlisten, so dass er nicht mehr erkennt, wann ein Blatt zu Ende ist.

Was muss man da überlisten? Das Endlospapier wird genauso am 
Papierendesensor vorbeigeführt wie das Einzelblattpapier, diesbezüglich 
gibt es keinen Unterschied.

Einen erheblichen Unterschied allerdings gibt es, wenn der betreffende 
Drucker ein Seitendrucker ist, damit meine ich nicht die Fähigkeit, 
einzelne Seiten zu bedrucken, sondern die Eigenschaft, daß vor dem 
Ausdruck eine komplette Seite im Speicher des Druckers aufbereitet und 
dann "in einem Rutsch" gedruckt wird.
Die Druckseite wird bei solchen Geräten in einer "Druckersprache" wie 
PCL oder PostScript an den Drucker gesandt.

So arbeiten beispielsweise die üblichen Laserdrucker, weswegen eine 
Modifikation bei diesen Geräten sehr aufwendig wird.

Es steht zu befürchten, daß das gewünschte Xerox-Gerät ebenfalls diese 
Arbeitsweise verwendet.

Das Gegenkonzept ist der zeilenweise Druck, wie er von klassischen 
Nadeldruckern oder üblichen Tintenstrahldruckern angewandt wird. Diesen 
Druckern ist es vollkommen schnurz, wie lang das zu bedruckende Papier 
ist (Nadeldrucker werden oft direkt mit einer Endlospapierzuführung 
ausgestattet, bei Tintenstrahldruckern muss oft die Mechanik dahingehend 
erweitert werden). Solche Drucker verwenden oft den "ESC/P"-Befehlssatz, 
die "Proprinter"-Emulation oder vergleichbares.
Bessere Tintenstrahldrucker wie z.B. der Epson R2880 können direkt mit 
Rollenpapier bestückt werden, dienen aber

Bei einem Seitendrucker aber ist nicht nur die Mechanik der 
Papierzuführung anzupassen, sondern auch das "Betriebssystem" des 
Druckers dahingehend zu ändern, daß der Drucker zeilenorientert arbeitet 
-- und am einfachsten den Befehlssatz eines der verbreiteten 
zeilenorientierten Drucker verwendet, damit nicht auch noch eigene 
Druckertreiber entwickelt werden müssen.
Das allerdings setzt voraus, daß das Druckverfahren des Druckers ein 
zeilenweises Drucken erlaubt, bzw. daß nach Ausgabe einer gewissen 
Papierlänge (Seitenhöhe) nahtlos mit der Ausgabe der nächsten 
Papierlänge fortgesetzt werden kann.
Der Papierendesensor ist aber auch hier das unwesentlichste aller 
Details.


Ohne genaue Kenntnisse der Druckermechanik und vor allem der 
Druckerfirmware dürfte das ein völlig unrealistisches Unterfangen sein. 
Daß Xerox die Firmware herausrückt, ist allerdings auch ausgesprochen 
unwahrscheinlich.

von Marc H. (marc89)


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Danke für diese sehr ausführliche und aufschlussreiche Antwort.

Eine Frage zum oben angesprochenen seitenweisen Drucken:

Könnte man nicht einfach die zu druckende Seite in der gewünschten Länge 
hintereinanderkopieren und diese dann drucken?
Das man also ein Dokument mit x Seiten hat, welche in der Summe die 
Länge der zu bedruckenden Rolle ist?

Oder ist das eine falsche Schlussfolgerung und es gibt weitere Probleme 
durch die seitenweise Speicherung?

Es geht in diesem konkreten Fall um die Bedruckung von Bonbonpapier, 
welches auf einer Rolle aufgewickelt ist.






Das hilft uns schon mal sehr weiter bei unserem weiteren Vorgehen.


P.S. Wirklich ein super Forum, top Antwort ohne Rumgespamme oder 
ähnliches wie man es aus anderen Foren kennt!!

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Marc Hans schrieb:
> Das man also ein Dokument mit x Seiten hat, welche in der Summe die
> Länge der zu bedruckenden Rolle ist?

Nach jeder Seite wird ein Seitenvorschub durchgeführt ... der dürfte 
hier hinderlich sein.

Ohne eine Änderung der Firmware des Druckers wirst Du den nicht 
loswerden können.

von Johannes O. (jojo_2)


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An welcher Uni studierst du denn und wer stellt SOLCHE Aufgaben?

Der Umbau müsste sehr schwierig sein. Wenn ein Drucker mehrere Seiten 
gleichzeitig einzieht, dann merkt er dass die Seite "zu lang" ist und 
meldet Papierstau.
Nach dem Drucken einer Seite stoppt er und wirft das Papier aus (wie 
schon geschrieben wurde). Dabei schaltet der Drucker die Motoren zum 
Papiertransport längere Zeit an.
Außerdem verstehen die meisten Drucker ob gerade noch Papier drin ist. 
Wenn sich das Papier nicht auswerfen lässt => Papierstau meldung!

Was man vermutlich mindestens machen müsste:
Erstmal alle(!) Sensoren finden die das Papier überwachen. Dann 
herausfinden was diese Sensoren sehen wollen damit es keinen Fehler 
gibt.
Danach müsste man die Mechanik noch umbauen, so dass man diesen 
papierauswurf am Ende nicht durchführt indem man z.B. den Motor von der 
Ansteuerung trennt. ACHTUNG: Evtl. wird die Drehzahl überwacht was auch 
wieder zu nem Fehler führen könnte.

Merkwürdige Sache das ganze...

von Frank B. (frank501)


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Johannes O. schrieb:
> An welcher Uni studierst du denn und wer stellt SOLCHE Aufgaben?

Marc Hans schrieb:
> Wirtschaftsingenieurwesen

von Peter D. (peda)


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Viele Funktionen werden heutzutage in Software realisiert.
Du wirst daher keine Funktion des Druckers erreichen können, die nicht 
in dessen Firmware vorgesehen ist.

Ein Drucker mit Endloseinzug hat in dem entsprechenden Schacht einen 
Mikrokontroller, der dann der Firmware mitteilt: "Ich bin ein 
Endloseinzug". Und diese teilt es wiederum dem Druckertreiber mit und 
erst dann kannst Du diesen unter Windows auswählen.


Peter

von Marc H. (marc89)


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An der Uni gibt es verschiedene Erstsemester-Projekte, bei denen im 
Vordergund steht zu lernen wie man ein Projekt plant, wie es abläuft 
etc.

Wahrscheinlich hat man bei der Aufgabenstellung das Thema einfach 
unterschätzt. Zumindest können wir jetzt zusammenstellen, warum das 
nicht machbar ist bzw. mit welchem Aufwand es machbar wäre. Dürfte für 
eine Präsentation reichen.

Danke nochmal !

von Karl H. (kbuchegg)


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Marc Hans schrieb:
> An der Uni gibt es verschiedene Erstsemester-Projekte, bei denen im
> Vordergund steht zu lernen wie man ein Projekt plant, wie es abläuft
> etc.
>
> Wahrscheinlich hat man bei der Aufgabenstellung das Thema einfach
> unterschätzt.

Die AUfgabenstellung ist sicher nicht real in dem Sinne, dass ihr sie 
bauen sollt. Wie du schon gesagt hast: Es geht um die Projektplanung um 
die Recherche was zu tun wäre, um das Aufstellen dessen was eigentlich 
zu tun ist, etc.
Alles andere ist im Kontext eines Erstsemesters einfach nicht 
realistisch.

Ich geb dir allerdings recht: Die Aufgabenstellung ist bescheuert, weil 
ein Erstsemester nicht auch nur ansatzweise abschätzen kann, was da 
alles realistischerweise dazugehört.
Und die Erfahrung zeigt nun mal: So richtig teuer, sowohl in Zeit als 
auch in Geld, sind die Dinge, an die bei der Projektplanung keiner 
gedacht hat und worüber man den Kunden nicht ausgefragt hat. Das kann 
soweit gehen, dass man nach einiger Zeit drauf kommt: "Himmel, das geht 
ja gar nicht so wie wir das in der Projektierungsphase angedacht haben. 
Wir haben ja völlig übersehen, dass ....."

von Marc H. (marc89)


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Das Projekt läuft in Kooperation mit einer Firma, die einen solchen 
Drucker benötigt für die Produktion.

Von denen wurde uns auch der betreffende Drucker mitgegeben, um daran 
rumzubasteln etc. Also ist von deren Seite schon die Realisation 
angestrebt.
Denen war auch erst nicht klar, dass wir erst im 1. Semester sind.

Realistisch gesehen wird es auf eine Machbarkeitsstudie rauslaufen, 
welche wir in einer Präsentation vor anderen Studierenden erläutern 
werden.

von Harry U. (harryup)


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hi,
die Problematik der Seitenbeschreibungssprache ist hier ja schon erwähnt 
worden, PCL ist mir nur ansatzweise geläufig, Postscript hingegen lässt 
sich durchaus 'händisch' programmieren.
Das haben wir mit einem Laserjet3XX vor Urzeiten getan, um die 
theoretische Ausgabegeschwindigkeit von 18S/min, die nur für den 
Kopiermodus galt, real für personalisierte Mails zu erreichen.
Kurz und gut, der (Postscript)Drucker bringt den Speicherinhalt zu 
Papier, wenn der 'showpage' Befehl gefolgt von einem STRG+D erhält, 
solange wird nur der Seitenspeicher beschrieben.
Ich habe hier ein Urgestein Tektronix Phaser600, dessen Firmware lässt 
Seitendefinitionen bis 46m Länge(!) zu, erst darüber verweigert die 
Firmware die Verarbeitung der Druckdaten. Es bleibt ergo zunächst zu 
prüfen, welche maximale Papiergrösse die Firmware des hier 
angesprochenen Druckers erlaubt. Die gibt der Drucker auch auf Anfrage 
zurück, die exakte Syntax habe ich nicht mehr auswendig, das Zauberwort 
dabei ist boundingbox, in ihr sind die max. ansprechbaren Koordinaten 
hinterlegt.
Für PCL dürften ja die gleichen 'Spielregeln' gelten.
Grüssens, harry

von Rolf P. (ropa56)


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Hi,

hat das mit dem Projekt "Drucker umbauen auf Endlos-Papier" geklappt ?

Ich habe das gleiche Vorhaben, kann mir jemand helfen ?
(Muss auch nicht umsonst sein !)

LG

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