Forum: Platinen Lötpaste bleibt im Stencil hängen


von Alex D. (alex01100100)


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Hallo zusammen,

für kleinere Serien fertigen wir die Platinen selber. Dazu haben wir 
eine - sagen wir mal semi-professionelle - Lötpasten-Rakelanlage :)

Für "normale" Bauteile funktioniert alles wunderbar, auch mit 0630ern, 
SO-x o.Ä.

Nun möchten wir auch QFNs bestücken, haben allerdings das Problem, dass 
sich die Paste beim QFN-Footprint nicht vollständig vom Stencil löst. 
Bei der ersten Platine funktioniert das Ganze noch super - es bleiben 
nur winzige Reste. Bei den Folgenden bleibt immer mehr hängen, bis bei 
der dritten oder vierten teilweise gar keine Paste mehr auf dem PCB 
landet.
Um vertretbare Ergebnisse zu erzielen, muss nach jedem Rakeldruckvorgang 
die Schablone entfernt, gereinigt und getrocknet werden. Somit wird 
dieses Vorhaben zeitlich als auch nervlich unwirtschaftlich.

Daher würde ich mich über Tipps sehr freuen, wie man dieses Verfahren 
verbessern könnte.

Schönen Dank,
Alex

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Kann es sein, dass die Lötpaste überlagert ist? Teilweise besitzt das 
Zeug eine Haltbarkeit vergleichbar mit rohem Fisch bei 30°C.

Handelt es sich um Pastendruckschablonen, die von einem darauf 
spezialisierten Hersteller hergestellt wurden oder um eigene 
Laubsägearbeiten? Für viele SMD-Anwendungen hat sich eine 
Schablonenstärke von ca. 150um bewährt.

von Alex D. (alex01100100)


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Hi,

nein, die Paste ist nagelneu, macht aber keinen Unterschied zu neuer 
Paste. Die Schablonen sind Free-Stencils von PCB-Pool. Teilweise noch 
die Alten mit 150µ, aber auch eine Neue mit 127µ.

von Bürovorsteher (Gast)


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Kann es sein, dass deine Löcher in der Schablone zu schmal sind?
Um bei QFN die richtige Lotmenge an das Pad zu bringen, mache ich das 
Loch in der Schablone fast so breit wie das Pad und in der Länge dann 
etwa einnskommafünf bis zweimal Breite.
Die Herstellerempfehlungen für den QFN-Stencil sind alle Käse, meist 
kommt viel zuviel Lot auf das Pad und bildet dann herrliche Brücken.
Ich benutze 100 oder 125 µm dicke Schablonen. 150 µm sind an dieser 
Stelle deulich zuviel.

von Alex D. (alex01100100)


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Genau. 150µ waren viel zu dick. Wir haben schon mit den Breiten und 
Längen experimentiert. Wie gesagt, 100% zufrieden sind wir nicht.

Machst du die Löcher im Stencil dann eckig, oder abgerundet?

von Bürovorsteher (Gast)


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> Machst du die Löcher im Stencil dann eckig, oder abgerundet?

Ich glaube, das ist Geschmackssache. Ich verpasse den Ecken des 
Rechtecks einen Radius von 50 µm, weil ich mir einbilde, dass sich dann 
das Lot besser löst. Außerdem sieht es hübscher aus - das Auge isst ja 
schließlich mit!

von Michael H. (michael_h45)


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Genau für sowas bieten die Hersteller Beschichtungen für ihre Schablonen 
an. Verbessert Lagerfähigkeit und verringer Anhaftungen.

Und Ihr benutzt aber schon einen Spannrahmen, der sauber abhebt und 
reinigt nicht nur mit Leitungswasser, oder? ^^

von Michael S. (technicans)


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Gibts die nicht PTFE-Beschichtet um so was zu vermeiden?
Von elektropolierten Schablonen hab ich teilweise schon gehört
aber ob die das bringen, weiß ich nicht.

von Alex D. (alex01100100)


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Morgen :)

Wie gesagt, es geht um Prototypen, die wir aus Kostengründen bei 
PCB-Pool fertigen lassen. Das Angebot der Free-Stencils ist schon super. 
Ob die Schablonen beschichtet sind, bezweifele ich. Einen Spannrahmen 
nutzen wir auch nicht. Wir reinigen mit Spiritus und Druckluft.

Wie gesagt. Es geht um die Prototypen, also so 1-10 Platinen. Die Serien 
werden extern gefertigt...

von Purzel H. (hacky)


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Ohne Spannrahmen is nichts.

von Squeegee (Gast)


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Erst mal: Lasst das Reinigen von Lotpastenschablonen mit Druckluft sein!
Es wurden schon einzelne Lotkugeln im Blut nachgewiesen, weil die 
Mitarbeiter die Lotpastenreste mit Druckluft weggeblasen haben.

Allgemeine Regel bei QFN´s mir 05er Pitch:

Signalanschlüsse:
Padbreite zu Stegbreite sollten das Verhältnis 1:1 haben, also 250µ 
Öffnungsbreite und 250µm Stegbreite.

Die Länge der Pastenöffnung in der Schablone sollte ca. 66% der Länge 
der Pads in Kupfer auf der LP sein, dabei die Pastenöffnungen nach 
aussen setzen, sonst gibt es Kurzschlüsse. Hat Bürovorsteher schon 
beschrieben.

Masseanschluss: Ist abhängig davon, ob in der Massefläche in der LP VIAS 
eingebaut sind. Die Vias nehmen Lot auf, das dann unter dem Bauteil 
fehlt.
Sind keine Vias vorhanden, dann die Fläche in der Schablone verkleinern, 
das QFn könnte sonst unkontrolliert wegschwimmen. Große Massefächen 
aufteilen in 4 Quadrate, nach aussen in die Ecken setzen, um das Bauteil 
beim Löten zu zentrieren.

Schablonendicke max. 127 µm, dabei bei Edelstahlschablonen auf das 
Aera-Ratio von 0,66 achten. Ist das Verhältnis von Lochwandungsfläche zu 
Padfläche. Bei Edelstahlschablonen von namhaften Herstellern sollte das 
kein Problem sein.

Lotpaste mit Korngröße 3 verwenden, Korngröße 2 könnte noch 
funktionieren, führt aber in den meisten Fällen zu den oben 
beschriebenen Problemen.

Wenn das Bedrucken von 0603ern kein Problem ist, dann sollte es mit 
diesen Empfehlungen klappen.

von Alex D. (alex01100100)


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Hui, das ist ja mal eine ganze Menge an Info. Vielen Dank!

von wohnakzent (Gast)


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Hallo Squeegee,

Du scheinst ja eine Menge Ahnung vom Drucken oder Schablonen zu haben.
Woher hast Du Dein Wissen bzw. Erfahrungen ? Wie sind Deine Empfehlungen
für BGAs bezüglich der Schablonengestaltung.

Vielen Dank im Voraus für Deine Mühe.

von Stefan (Gast)


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Hallo,

jetzt muss ich auch noch kurz meinen Senf dazugeben!

Alle sprechen von der Schablone, deren Dicke, der Lötpaste und 
Korngrösse und und ...
aber niemand von der Verfahrens-Technik, also wie man das Rakel benützt.

Es genügt nicht die Lötpaste gerade mal so über die Schablone zu ziehen.

Das Rakel muss so gehalten werden (Anstellwinkel) dass die Lötpaste 
wirklich mit "Schmackes" in die Aussparungen der Schablone gepresst 
(förmlich gequetscht) wird und dort auch ordentlich mit der Platine in 
Kontakt kommt und darauf haftet.
Denn die Haftkraft zur Platine ist es die dann später beim Abheben der 
Schablone die Lötpaste quasi aus den kleinen Aussparungen zieht.
Da diese Haftkraft gewöhnlich sehr klein ist muss vor dem Abheben der 
Schablone überschüssige Lötpaste auf der Oberseite unbedingt 
ordentlichtlich abgezogen werden -- keine Ränder die das Herauslösen 
erschweren etc.

Nur Könner können das mit einer einzigen Handbewegung.
Ich kann's nicht auf einmal!!! Muss immer mehrmals darüberstreichen!!!
Aber Vosicht: immer über die ganze Platine, nicht absetzten, das könnte 
die Schablone ungewollt anheben!

Gruss Stefan





 die gerade bei manueller Berbeitung sehr wichtig istenBei

von Michael H. (michael_h45)


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Stefan schrieb:
> Alle sprechen von der Schablone, deren Dicke, der Lötpaste und
> Korngrösse und und ...

ändert alles nichts DARAN:

Mikro Oschi schrieb:
> Ohne Spannrahmen is nichts.
zumindest kein qfn-finepitch-zeug

von Michael H. (michael_h45)


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wohnakzent schrieb:
> Du scheinst ja eine Menge Ahnung vom Drucken oder Schablonen zu haben.
> Woher hast Du Dein Wissen bzw. Erfahrungen ? Wie sind Deine Empfehlungen
> für BGAs bezüglich der Schablonengestaltung.
das kannst du alles in diversen application notes ebenfalls diverser 
hersteller nachlesen.
das ist alles keine kunst, wenn man den prozess mal gesehen und dabei 
ein bisschen mitgedacht hat.

von Stefan . (xin)


Angehängte Dateien:

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Ich kann in Bezug auf die Rakelführung und den gleichmäßigen 
Anpressdruck nur zustimmen. Ohne Übung und einen Drucker, der umlaufend 
vernünftig spannt, ist der Pastendruck -speziell bei Finepitch- 
Glückssache.

Ganz aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch das angehängte PDF.

von Squeegee (Gast)


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Das Drucken im Spannrahmen ist natürlich Voraussetzung. Bei Fine-Pitch 
und QFN sind Fiducials Voraussetzung.

Es geht auch mit einer "eingeklebten" Schablone in einer 
Klipp-Klapp-Apparatur, die darf aber in den Gelenken keinerlei Spiel 
aufweisen.

Wir reduzieren die Pads gegenüber CU um 50µm (50 Mikrometer oder 5 
Hunderstel) Wenn das Spiel an den Gelenken schon 0,1mm ist, hast Du 
verloren.

Schon das Ausrichten der Leiterplatte unter der Schablone ist eine 
Kunst.

Zum Rakeln: Nur mit Edelstahlrakel! Dabei darauf achten:
gleichmäßiger Rakeldruck, so wenig wie möglich und so viel wie nötig.
Anstellwinkel ca 60° und konstant halten. Die Paste muss "Rollen"
gleichmäßige Rakelgeschwindigkeit.

Nach dem Rakeln muss die Paste sauber abgezogen sein. In Bereichen, bei 
denen sich große Bohrungen oder gefräste Ausbrüche in der Leiterplatte 
befinden darf ein Pastenrest auf der Schablone liegenbleiben. Dann sind 
Rakeldruck und Anstellwinkel richtig.

Ist der Rakeldruck zu hoch und der Anstellwinkel zu flach, dann wird die 
Paste an den Kupferpads vorbei auf den Lötstopplack der Leiterplatte 
herausgedrückt. Bei Fine-Pich ein K.O.-Kriterium.

Squeegee

von Michael H. (michael_h45)


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