Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Zwischenkreiskapazität


von stefan p. (sami29)


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Hallo,

Ich habe ein Simulink-Modell für BLDC-Motor erstellt. Das Ziel der 
Simulation ist die Dimensionierung der Zwischenkreiskapazität sowie die 
Auswahl passender Mosfets.

-> Die Widerstände und die Induktivitäten in dem Strang, 
Motorkonstanten, sowie Drehzahl sind vorgegeben.
-> Der Aluminium Elektrolytkondensator wird dafür benutzt um die 
Spannungsschwankungen im Zwischenkreis zu reduzieren.


Hat einer von euch Ahnung, wie ich die Simulationsergebnisse nutze, um 
die  Kapazität zu bestimmen und die Mosfets zu wählen?

Für jede Hilfe bin ich sehr dankbar.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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stefan ping schrieb:
> Hat einer von euch Ahnung, wie ich die Simulationsergebnisse nutze, um
> die  Kapazität zu bestimmen und die Mosfets zu wählen?

Aus der Simulation kannst du den Strom in den 
Zwischenkreis-Kondensatoren ablesen.

Bei Elkos im Zwischenkreis ist meistens der Ripple-Strom das begrenzende 
Element und nicht die Kapazität. Wenn du also die Elkos so 
dimensionierst, dass sie den Ripplestrom aushalten, dann ist auch die 
Kapazität groß genug.

Das gilt allerdings nicht, wenn der Zwischenkreis über einen 
Gleichrichter aus dem 50 Hz Stromnetz gespeist wird. In diesem Fall muss 
die Kapazität groß genug sein, um eine Netz-Halbwelle überbrücken zu 
können.

Die Mosfets werden nach Strom und Spannung ausgewählt. Die 
Spannungsfestigkeit sollte deutlich über der Zwischenkreisspannung 
liegen.
Der Strom-RMS-Wert bestimmt zusammen mit dem Rds_on die statischen 
Verluste.

Die Schaltverluste werden durch die dynamischen Parameter wie z.B. 
Rise-/Fall-Time, Recovery-Verhalten der Diode, Gate-Charge, ... 
beeinflusst. Das ist nicht so einfach zu berechnen, sinnvoll ist, am 
Anfang einen "möglichst guten" Mosfet zu verwenden und hoffen, dass es 
damit funktioniert.

Wenn man später größere Stückzahlen aufbauen möchte und die 
Mosfet-Temperatur noch genügend Reserve bietet, kann man immer noch 
preiswertere Transistoren testen.

von Mine Fields (Gast)


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Zum Ripplestrom sollte man noch erwähnen, dass sich dieser sich im 
Prinzip aus der Temperatur und der gewünschten Lebensdauer ergibt.

von stefan p. (sami29)


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Hallo,

danke für eure Antworten.

also von Simulink habe ich Ahnung aber vom elektrischen Antriebe ganz
wenig:-(. Deswegen habe ich mich gefragt ob meine Schaltung bezüglich
eurer Antworten richtig ist.

Das Gegen-EMK ist Trapezförmig. Am Eingang habe ich ein StarterBatt 12V,
dann kommt der Wechselrichter, und der Motor selbst. Die Mosfets
bekommen ein Steuerlogik(Block-Kommutierung). Ich wollte mit dem
Kondensator die Spannungschwankungen und den Rippelstrom, die durch das
Einschalt- und Ausschaltverhalten der Mosfets entstehen, reduzieren. 
D.h.
Die Spannungsschwankung im Zwischenkreis soll einen vorgegebenen Wert
(z.B. 5% von 12 V) nicht überschreiten. Die zulässige Größe des
Ripplestroms richtetet sich nach den Kenndaten des verwendeten
Kondensators.


->ist die Platzierung des Kondensators richtig?
-> Ich hab bestimmt was Falsches gemacht weil der Rippelstrom sich nicht
ändert obwohl die Kapazität rechts groß ist.


> Aus der Simulation kannst du den Strom in den
> Zwischenkreis-Kondensatoren ablesen.

  wie wird dann C bestimmt?

> Bei Elkos im Zwischenkreis ist meistens der Ripple-Strom das begrenzende
> Element und nicht die Kapazität.

Deswegen versuche ich den Rippelstrom zu begrenzen indem die Kapazität
möglich groß gewählt wird.

Danke

von Johannes E. (cpt_nemo)


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stefan ping schrieb:
>> Bei Elkos im Zwischenkreis ist meistens der Ripple-Strom das begrenzende
>> Element und nicht die Kapazität.
>
> Deswegen versuche ich den Rippelstrom zu begrenzen indem die Kapazität
> möglich groß gewählt wird.

Das hast du falsch verstanden. Der Ripple-Strom wird nicht durch den 
Elko definiert, der entsteht durch die Mosfets. Für die Simulation 
kannst du den Elko weglassen und den AC-Anteil des Stroms in der 
Spannungsquelle messen.

In der Schaltung geht man dann davon aus, dass dieser AC-Strom komplett 
vom Elko kurzgeschlossen wird, die Batterie also keinen Ripplestrom 
sieht.

von Michael O. (mischu)


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> Ich wollte mit dem
> Kondensator die Spannungschwankungen und den Rippelstrom, die durch das
> Einschalt- und Ausschaltverhalten der Mosfets entstehen, reduzieren.

Der Stromripple kommt im Wesentlichen von den Phasenströmen, die von den 
Motorwicklungen und dem aktuellen Betriebszustand abhängen. Die MOSFETs 
alleine machen keinen Stromripple.

Der Zwischenkreiskondensator ist dafür da, den Stromripple deines 
Leistungsteils (AC-Anteil) kurzzuschließen. Dieser wechselnde Strom 
erzeugt über eine partielle Ladung/Entladung des Kondensators sowie über 
dessen ESR und ESL einen Spannungsripple. Dieser wirkt sich über die 
Anschlüsse auch auf die Stromquelle zurück und kann da wiederum einen 
Stromripple erzeugen.
Daher ist es wichtig sauber zwischen den einzelnen Komponenten und deren 
Wechselwirkung zu unterscheiden.

Kritisch für den Zwischenkreiskondensator sind:
.Stromripple
.Spannungsfestigkeit
.Parasitäre Induktivität
.Equivalenter Serienwiderstand

In Anwendungen ohne Pufferung (nur Schaltripple) nimmt man gerne Folien- 
oder Keramikkondensatoren, da deren Serienwiderstände sehr niedrig sind.
Wird nur große Pufferung benötigt, dann sind Elkos meist das Mittel der 
Wahl.
Insgesamt kann man auch gut kombinieren. Folien/Keramikkondensatoren 
möglichst nah an den Ort des Stromripples bringen, die Pufferung mit 
Elkos kann weiter weg erfolgen.

Elkos haben ein starkes Alterungsverhalten, das sie einen flüssigen 
Elektrolyten haben und langsam austrocknen. Mit steigender Temperatur 
(Umgebungstempertur / Eigenerwärmung) sinkt die zu erwartende 
Lebensdauer drastisch. Stromripple verursacht am Innenwiderstand ESR 
eine Verlustleistung die zur Eigenerwärmung beiträgt. Daher sind in den 
Datenblättern der Elkos Angaben zum maximalen Stromripple zu finden.

Für die Auswahl der Bauteile musst Du Dich mal bei Herstellern von 
Kondensatoren umschauen und raussuchen, was passt.
(panasonic, nichicon, vishay, avx, um nur einige Beispiele zu nennen).

von Roland Keller (Gast)


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Ich fand dieses Whitepaper extrem Aufschlussreich.

http://www.ecicaps.com/pdf/whitepapers/IEMDC_2009_11310_Final_Rev_4.pdf

In Verbindung mit dem IRF Design Guide (DT-98-2) kommt man einem gut 
funktionierendem Schaltungsdesign im ersten Zug sehr nahe.

Grüße
Roland

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