Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PC Netzteil durch Billig-Wechselrichter geschrottet?


von Mike (Gast)


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Hallo.

Ich habe einen PC an einen Billig China Wechselrichter angechlossen, der 
etwa 300V als Rechteckspannung bringt.
Der Tastgrad ist so eingestellt, dass etwa 225Veff anliegen.
Der Wechserichter hat gar keine Ausgangsfilter, von den Pufferelkos 
gehts über 4 Transistoren direkt auf den Ausgang.

Daran habe ich einen PC angeschlossen.

Das PC Netzteil, (ebenfalls "standard" Chinaware, nicht gerade der 
allerbilligste Ramsch, aber auch kein HighEnd Produkt) hat darauf hin 
unmittelbar den Geist aufgeben. Der Transistor der activePFC ist 
sichtbar aufgeplatzt, und die Schmelzsicherung ist durch gegangen.

Woran könnte das liegen?
Darf man PC Netzteile nicht an Rechteck Spannung betreiben?
Sind die PFC Schaltungen nur auf Sinus ausgelegt und gehen bei anderen 
Stromformen einfach mal hops?

Oder waren es einfach "ungünstige Umstände"?

: Verschoben durch Admin
von Troll (Gast)


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Könnte daran liegen, das bei einer Rechteckspannung dV/dt schnell ändert 
und Induktoren (z.B. im PFC) versuchen, schellen Stromänderungen 
entgegenzuwirken.

von e-gal (Gast)


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Die wenigsten Wechselrichter liefern Sinus. Das ist meistens irgendwas 
trapezförmiges

von oszi40 (Gast)


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Je "recheckiger" die Kurve wird, desto höher können auch die 
Spitzenströme zum Aufladen der Netzteil-Elkos werden  _|__|__|__

von Michelle K. (Firma: electronica@tdnet) (michellekonzack) Benutzerseite


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> Woran könnte das liegen?
> Darf man PC Netzteile nicht an Rechteck Spannung betreiben?

Daran!  PC-Netzteile NIEMALS an Rechteckwandlern betreiben.

An Trapazwandlern ebensowenig, mit Ausnahme, wenn es eine
modifizierte (mit Elkos kurvengeglättete) Trapezspannung ist.

> Sind die PFC Schaltungen nur auf Sinus ausgelegt und gehen bei anderen
> Stromformen einfach mal hops?

Ja

> Oder waren es einfach "ungünstige Umstände"?

Nein, es ist allgemein bekannt (bei die jetzt auch, wenn auch etwas 
spät)

Grüße
Michelle

von Fralla (Gast)


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Darf man bei billigen Netzteilen nicht machen, weil die PFC einfach Müll 
ist. Selbst eine Rechteckige Spannung darf einer PFC nichts ausmachen. 
Wenn der Stromregler dem Rechetck (welches eine Filterung erfahren 
sollte) nachfahren will schwingt er etwas über. Im schlimmsten Fall 
greift eine Cycle-by-Cycle Strombegrenzung wenn zu hoher Strom nicht 
durch die Stromsollwertbegrenzung abgefangen wird. Bessere fahren nicht 
einfach der Spannung nachen sondern Synchronisieren einen Sinus mittels 
PLL auf (wird man im consumerbereich keinesfalss finden)
Das bei PC-Netzteilen die PFC draufgeht liegt nur an der billigen 
Ausgführung nicht am Prinzip. Sonst würden PFC für Indurstrie, 
Telekommunikation, etc keine PLDs oder Powerline Surges überleben. Ist 
oft eine PLD Testcondition, das Speisen mit Rechktecken aller Art.

MFG Fralla

von Michael_ (Gast)


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>Daran!  PC-Netzteile NIEMALS an Rechteckwandlern betreiben.
Das ist relativ. Im neuen CONRAD-Katalog sind Einsatzbeispiele für die 
zwei Wandlerarten aufgeführt. Und da "kann" man Schaltnetzteile an die 
Trapezwandler anschließen.
Ich hätte es daraufhin sicher auch gemacht.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael_ schrieb:
>>Daran!  PC-Netzteile NIEMALS an Rechteckwandlern betreiben.
> Das ist relativ. Im neuen CONRAD-Katalog sind Einsatzbeispiele für die
> zwei Wandlerarten aufgeführt. Und da "kann" man Schaltnetzteile an die
> Trapezwandler anschließen.
> Ich hätte es daraufhin sicher auch gemacht.

Ich denke, der Unterschied ist, ob Du eine aktive oder passive
PFC hast. Eine passive sollte auch mit einem sog. Quasi-Sinus-
Wandler keine Probleme haben.
Gruss
Harald
PS: Kann man eigentlich die in neueren PC-Netzteilen verbaute
aktive PFC irgendwie stilllegen, ohne die Hauptfuktion des
Netzteils zu beeinträchtigen?

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:

> PS: Kann man eigentlich die in neueren PC-Netzteilen verbaute
> aktive PFC irgendwie stilllegen, ohne die Hauptfuktion des
> Netzteils zu beeinträchtigen?

Da das Step-Up Wandler sind könnte es dann etwas an Spannung fehlen.

von Harald W. (wilhelms)


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A. K. schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>
>> PS: Kann man eigentlich die in neueren PC-Netzteilen verbaute
>> aktive PFC irgendwie stilllegen, ohne die Hauptfuktion des
>> Netzteils zu beeinträchtigen?
>
> Da das Step-Up Wandler sind könnte es dann etwas an Spannung fehlen.

Wo wird eigentlich die 115/230V-Umschaltung gemacht? in der PFC
oder im Hauptwandler?
Gruss
Harald

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:

>> Da das Step-Up Wandler sind könnte es dann etwas an Spannung fehlen.
>
> Wo wird eigentlich die 115/230V-Umschaltung gemacht? in der PFC
> oder im Hauptwandler?

Nirgends. Die PFC passt sich der vorhandenen Eingangsspannung 
automatisch an und produziert eine bestimmte Ausgangsspannung. Wie ein 
normaler Step-Up auch - nur kommt hier noch der Fokus auf den power 
factor hinzu und der Input der PFC ist anders als beim Step-Up die 
gleichgerichtete Spannung ohne Elko.

von Fralla (Gast)


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Wenn eine PFC auf einem Boost Wandler basierend eingebaut ist macht 
nahezu immer die PFC die Umschaltung. Die Spannung wird bei Low-Line 
einfacher höher geboostet.

>PS: Kann man eigentlich die in neueren PC-Netzteilen verbaute
>aktive PFC irgendwie stilllegen, ohne die Hauptfuktion des
>Netzteils zu beeinträchtigen?
Die Spannung wird dann niedriger sein. Der wirkungsgrad wird bei hoher 
Leistung schlechter aufgrund der hohen Ström im Gleichrichter. In den 
meisten Netzteilen kommen die Hauptwandler mit der reduzierten 
eingangsspannung zurecht um eine Holdup-Zeit zu realisieren. Bei 
stellegung der PFC kann die Holdup-Zeit nicht mehr garantiert werden 
Beim Home PC auch egal..

von (prx) A. K. (prx)


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PS: Die Sache mit der 115/230V Umschaltung kann man daher als 
Auswahl-Kriterium für PC-Netzteile betrachten, wenn der Anbieter das 
nicht rangeschrieben hat: Wenn ein Umschalter dran ist, dann hat es 
garantiert keine aktive PFC. Umgekehrt gilt diese Regel allerdings 
nicht, ein Netzteil mit passiver PFC kann einen internen automatischen 
Umschalter haben.

von Michael_ (Gast)


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>> PS: Kann man eigentlich die in neueren PC-Netzteilen verbaute
>> aktive PFC irgendwie stilllegen, ohne die Hauptfuktion des
>> Netzteils zu beeinträchtigen?

>Da das Step-Up Wandler sind könnte es dann etwas an Spannung fehlen.
Also, das ein PFC die Spannung allgemein erhöht an den Gleichrichter 
weitergibt, kann ich nicht nachvollziehen.
In den geschlachteten NT mit akt. PFC sind die Ladekondensatoren immer 
noch 200/400V, so wie vor 20 Jahren!
Ich denke, man kann die rausnehmen und es funktioniert genauso. Den Rest 
macht die Elektronik.

von (prx) A. K. (prx)


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Michael_ schrieb:

> Also, das ein PFC die Spannung allgemein erhöht an den Gleichrichter
> weitergibt, kann ich nicht nachvollziehen.

Erst Gleichrichter, dann PFC, dann Elkos: 
http://www.nuvation.com/corporate/news/newsletter/fall2006/powersupply.html

Jedenfalls ist eine aktive PFC ein zwischengeschalteter Switcher. Und 
das ist bei einem PC-Netzteil als Boost-Regler am einfachsten 
realisiert. Arg weit unter 400V kann der also nicht landen. Ob die nun 
in 400V-Elkos oder 2x200V Elkos landen ist ein anderes Thema.

Für den eigentlichen Switcher des Netzteils hat es jedenfalls gewisse 
Vorteile, wenn er eine ziemlich konstante Eingangsspannung kriegt, 
keinen weiten Bereich.

von Michael_ (Gast)


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Kannst Recht haben.
Das mit der erhöhten Spannung war die Meinung einiger hier im Forum.
Aber wie du sagst, man kann es rauslassen und es funktioniert genauso.
Nur nicht im Sinne des Gesetzgebers.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael_ schrieb:
> Kannst Recht haben.
> Das mit der erhöhten Spannung war die Meinung einiger hier im Forum.
> Aber wie du sagst, man kann es rauslassen und es funktioniert genauso.

> Nur nicht im Sinne des Gesetzgebers.

Beim Betrieb an einem Wechselrichter?
Gruss
Harald

von aaa (Gast)


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Hatte auch nen PC längere Zeit an nem Wechselrichter (kein Sinus!) 
hängen. Man "hörte" die 50Hz recht deutlich am Netzteil, aber defekt war 
da bisher nie was.

Alternativ müsste man sich überlegen ob man nicht auch eine Lösung ganz 
ohne WECHSELstrom finden kann.
Wenn man sich bessere Netzteile (=keine Computermassenprodukte) ansieht, 
dann haben diese auch oft einen DC-Eingangsbereich der in etwa so den 
gleichgerichteten 120V bis 230V entspricht.

Wäre mal interessant zu wissen ob man nicht diese Wechselstromschaltung 
+ Gleichrichter usw. auf beiden Seiten entfernen und das ding dann per 
DC betreiben könnte.

von Fralla (Gast)


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>Wäre mal interessant zu wissen ob man nicht diese Wechselstromschaltung
>+ Gleichrichter usw. auf beiden Seiten entfernen und das ding dann per
>DC betreiben könnte.

Die meisten PFCs können ohne Probleme DC, dann arbeiten sie als 
einfacher Boost Converter. Natürlich kann man dann gleich dirket DC 
speisen.

Ist heute auch in vielen Bereichen ein Standard seit vielen Jahren, zb 
größerere Serververbunde oder Telekommunikationsanlagen, da sitzt einige 
große PFCs  (die soganannten "Downstreamconter")die auf +400VDC/800VDC 
oder -180/+180VDC Wandeln.  Verteilt wird diese DC Spannung und die 
Wandlung auf die benötigete Spannung der Radioamps/Serverhardware,etc 
erfolgt vor Ort. Bei Telkom ist aber nach wie vor der 54,5V Bus 
Standard, oft gibts "Bus-Powerlink-Units" (DC/DCs im 1 bis 2stelligen kW 
Bereich, auch bidirektional) die 400/800VDC auf 54,5V wandeln um ältere 
Subkomponenten zu verwenden.

MFG Fralla

von Harald W. (wilhelms)


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Fralla schrieb:
>>Wäre mal interessant zu wissen ob man nicht diese Wechselstromschaltung
>>+ Gleichrichter usw. auf beiden Seiten entfernen und das ding dann per
>>DC betreiben könnte.
>
> Die meisten PFCs können ohne Probleme DC, dann arbeiten sie als
> einfacher Boost Converter. Natürlich kann man dann gleich dirket DC
> speisen.

Ja, und bei den meisten Wechselrichtern sollte man auch ohne
Probleme die Zwischenkreisspannung von ca. 325V anzapfen können.
Gruss
Harald

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