Forum: HF, Funk und Felder Rechtecksignal (125kHz, 0/28V) - hochfrequentes Frequenzfenster (um 123,2MHz) "freifiltern"


von Manuel W. (wanie)


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Hallo,

mit einem Rechtecksignal 0/28V (125kHz/Tastgrad nicht exakt 1:1) soll 
ein Varaktor (Kapazitätsdiode) angesteuert werden, um seine Kapazität 
mit dieser Frequenz von 125kHz zwischen den Werten für 0V (=60pF) und 
28V (=2,4pF) zu verändern.
Das Rechtecksignal wird durch einen XMega erzeugt und durch einen MOSFET 
(BSS87) auf die 28V verstärkt.

Der Varaktor befindet sich in einem HF-Schwinkreis, der auf 123,2MHz 
resonant sein soll (bei 0V = 60pF für den Varaktor).
Dabei sind Störsignale mit vielen Moden und Frequenzen auf dieser 
Rechteck-Versorgungsspannung aufmoduliert (viele Moden im Abstand von 
alternierend 60kHz und 70kHz im gesamten Frequenzbereich). Meine 
Vermutung ist, dass diese vielen Störsignale ihren Ursprung als 
Fourierkomponenten der Rechteckspannung haben. Diese sollen nun 
teilweise und gezielt herausgefiltert werden.
Ziel ist es, in einem Fenster von 123,2Mhz +- mindestens 2MHz ein 
Störung des HF-Signals zu verhindern.

Wie kann man diese Filterung realisieren?

Aufauten, die schon probiert wurden, aber keine echten Erfolg brachten 
waren:
- RC-Tiefpass erster Ordnung 100 Ohm, 3,2 nF (Problem dabei: zu lange 
Ladezeit, aus Rechteck wurde "Sägezahn").
- Saugkreis in der Zuleitung vom Rechtecksignal, resonant auf 123,2MHz 
Problem dabei: keine ausreichende Filterung)
- LR-Tiefpass erster Ordnung 330 nH, 18 Ohm (Problem dabei: Spannung am 
Ausgang für die 125kHz viel zu gering, nur noch ca. 0,2V)

Hat jemand eine Idee, wie diese Testaufbauten konkret optimierte werden 
könnten bzw. einen anderen Ansatz für diese Problem?

Gruß
wanie

von Ulrich (Gast)


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Ein Ansatz wäre es erst mal 2 Kapazitatzdioden zu nehmen und gegenphasig 
anzusteuern. Damit koppelt man weniger Störungen ein, und mit 2 Dioden 
ist das ganze auch noch besser Linear hinsichtlich der Amplitude des 
Nutzsignals.

Zwischen 125 kHz und 123 MHz ist eingentlich genug Abstand um das mit 
einem Tiefpass zu lösen, ggf. auch nur ein nicht so schneller Verstärker 
um auf die +-28 V zu kommen. Der Versuch mit den 100 Ohm und 3,2 nF ist 
wohl an einem zu großen Ausgangswiderstand gescheitert. Mit 1 K und 320 
pF wäre es vermutlich schon besser.

von W.S. (Gast)


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Manuel Weikert schrieb:
> Hat jemand eine Idee

Ja. Der Ansatz mit der Kapazitätsdiode ist von Grund auf falsch gedacht, 
denn mit einem Rechteck an der Diode erzeugst du derartige analoge Hiebe 
im Oszillatorkreis, daß dir wohl niemand vorhersagen kann, was du da 
alles an zusätzlichem Müll erzeugst. Wenn du bei deiner Diode bleiben 
willst, dann mußt du das Ansteuersignal passend in seiner Bandbreite 
begrenzen, also die Flanken abflachen.

Aber das reicht noch nicht als Vorüberlegung. Was soll das eigentlich, 
daß die Diode zwischen 60 pF und 2.4 pF herumgeschaltet wird? Wenn dein 
Schwingkreis bei 60 pF auf ca. 120 MHz resonant ist, was soll der dann 
eigentlich bei 2.4 pF machen? Auf 360 MHz resonant sein? Und was hat es 
dabei mit deinem +/- 2 MHz Fenster auf sich? Irgendwie paßt das Ganze 
nicht zusammen.

Wenn es dir um eine schnelle FM-Modulation eines HF-Trägers gehen 
sollte, dann nimm ein DDS. Das ist agil, d.h. man kann damit schlagartig 
die ausgegebene Frequenz umstellen ohne daß es am DDS irgendwelche 
Einschwingvorgänge gibt. Das gilt aber nicht für nachgeschaltete 
frequenzselektive Schaltungen.

W.S.

von Daniel G. (gagi)


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W.S. schrieb:
> Was soll das eigentlich,
> daß die Diode zwischen 60 pF und 2.4 pF herumgeschaltet wird? Wenn dein
> Schwingkreis bei 60 pF auf ca. 120 MHz resonant ist, was soll der dann
> eigentlich bei 2.4 pF machen? Auf 360 MHz resonant sein? Und was hat es
> dabei mit deinem +/- 2 MHz Fenster auf sich? Irgendwie paßt das Ganze
> nicht zusammen.

Ich bin bei dem Projekt auch beteiligt und antworte mal:
Zunächst vielen Dank für die schnellen und kompetenten Antworten, Ideen 
und Vorschläge.

Bei der niedrigen Kapazität (2.4pF) ist der Schwingkreis bei ca. 200MHz 
resonant (es sind noch andere, feste Kapazitäten verbaut).
Die Grundidee oder der Hintergrund ist, das der Schwingkreis eine 
MR-Empfangsspule ist, die bei 123MHz onresonant ist (also auf der 
Larmorfrequenz empfangend) und nun im schnellen Wechsel (mit den 125kHz) 
verstimmt (nach ca. 200MHz, die genaue Frequenz ist egal, muss nur weit 
genug weg sein) werden soll.
Das freie Frequenzfenster von +/- 2 MHz ist relativ großzügig ausgelegt, 
es würden auch ein deutlich schmaleres Fenster von ca. +/- 100 kHz 
reichen.
In diesem Fenster soll der Resonanzkreis ohne Störungen (wie eben die 
unerwünschten Moden, die man auf dem Analyzerbild sieht und die wohl vom 
Rechteckschalten der Varaktoren kommen) das von außen einstrahlende 
MR-Messsignal (mit geringer Amplitude, induzierte Spannung im mV 
Bereich) empfangen können.

In dieser Anwendung und im unmittelbaren Umfeld eines MR-Scanners könnte 
die Verwendung eines DDS problematisch sein.

Der Varaktoren machen Ihren Job eigentlich auch ganz gut, nur die 
Ansteuerung macht eben noch Probleme.
Die Idee das Rechtecksignal mit flacheren Flanken zu formen gefällt mir 
sehr gut.
Wie könnte man sowas konkret realisieren?
Bisher kommt das Rechteck ursprünglich von einem XMega und läuft dann 
noch durch einen Schmitt-Trigger.

Grüße,
Gagi

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

verstehe ich das jetzt richtig, es geht im Ursprung darum eine Eine 
Spule im Frequenzverhalten zu verschieben um zwischen den Zuständen 
"resonant" und nicht resonant zu verschieben?

Warum das ganze? Soll damit eine Art Toreffekt bewirkt werden oder hat 
das andere Gründe?

GEht es nur um einen reinen Toreffekt, dann würde ich das an ganz 
anderer Stelle angehen, erst hinter der Spule über entsprechende 
Halbleiterschalter agieren.

Wenn es, aus welchen Gründen auch immer, nicht in Frage kommt hinter der 
Spule erst das Signal zu unterbrechen und es wirklich nur ums Verstimmen 
geht, dann würde ich statt mit Kapazitätsdioden zu arbeiten, die ja auch 
noch im Frequenzverhalten mit der Temperatur und Alterung wandern 
(weshalb gerade bei Frequenzen über einige 10Mhz ein Einsatz als 
Frequenzbestimmendes Glied ohne Regelkreis überall wo es um auch nur 
gewisse Frequenzstabilität ein NoGo ist), zum Beispiel mittels PIN 
Dioden den Kreis entweder auf MAsse ziehen oder ein große Kapazität 
zuschalten.
Im gesperrten Zustand ist der Kreis dann resonant...

Gruß
Carsten

P.S. Flachere Flanken bekommt man über Baugruppen mit Tiefpassverhalten, 
letzten endes ist das ja nur ein Entfernen von HArmonischen. Betrachte 
das ganze mal im Kontext der Fourieranalyse.
Praktisch kann aber schon eine höhere kapazitive Belastung am Ausgang im 
Zusammenhang mit parasitären R & L der Schaltung  deutliche Abflachungen 
bewirken

von Manuel W. (wanie)


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Hi

Carsten Sch. schrieb:
> Warum das ganze? Soll damit eine Art Toreffekt bewirkt werden oder hat
> das andere Gründe?

Im Prinzip soll am Ausgang für den off-resonanten Fall so gut wie kein 
Signal mehr rauskommen, also schon irgendwie Tor-effekt ähnlich.
Die Grundidee ist jedoch das ZWEI Schwingkreise so nahe aneinander 
liegen das
sie sich, im Falle beide gleichzeitig on-resonant verkoppeln würden.
Wenn also nur der Ausgang hinter der Spule "aufgemacht" wird, ist die 
jeweils andere trozdem nicht on-resonant, da verkoppelt.
Das war vielleicht die nötige Info, um den Grund des Aufwandes zu 
verstehen... :-)

Ich weiß, dass man diese beiden Schwingkreise auch Induktiv/Kapazitiv 
voneinander entkoppeln kann, aber das wäre ja zu einfach. :-)

Carsten Sch. schrieb:
> zum Beispiel mittels PIN
> Dioden den Kreis entweder auf MAsse ziehen oder ein große Kapazität
> zuschalten.
> Im gesperrten Zustand ist der Kreis dann resonant...

Die Idee "große Kapazität über PIN Diode zuschalten" finde ich sehr gut.
Wird womöglich das Problem mit den Störsignalen nicht lösen, ist aber 
zumindest schonmal stabiler als eine Kapazitätsdiode.
Ich konnte jedoch, auf die schnelle, keine PIN Diode finden die im 
Bereich kleiner 0,5µs durchschaltet.
Eine langsamere Schaltzeit als 4µs würde halt bedeuten, das dich Spule 
zu spät oder gar nicht resonant wird, da die PIN Diode ja mit 125kHz 
getriggert wird.

Hast du eine Empfehlung für schnelle PIN-Dioden?

Gruß
Manu

von Jodler (Gast)


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Nicht dass ich jetzt Ahnung davon hätte, aber irgendein GaAS PIN 
Diodentyp?
BAL99LT1G?

von Ulrich (Gast)


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Die meisten Pin Dioden sind eher extra Langsam.

Alternativ sollte auch ein JFET oder MOSFET, oder ein Diodenring als 
Schalter gehen.

von Manuel W. (wanie)


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Hi,

Inzwischen wird der Schwingkreis mit einer Diode, die einen zweiten 
Schwingkreis druchschaltet (Resonanzsplit) vertunt bzw. unresonant für 
die spezifische Frequenz geschaltet, was auch gut funktioniert.

Die vielen Oberwellen waren aber immernoch da.
Auch eine Bandsperre (-30dB) hatte diese Störfrequenzen nur minimal 
abgeschwächt.
Diese Störsignale haben ihren Ursprung tatsächlich im Rechtecksignal.
Wir konnten das inzwischen mit einigen Versuchen bestätigen.
Unklar war anfangs, warum die 1000ste Oberwelle immernoch mit hoher 
Amplitude Messbar ist, inzwischen ist klar, dass die Oberwellen im MHz 
Bereich vermutlich auf die steilen Flanken des Rechtecks zurück zu 
führen sind.

Haben heute einen Versuch mit einer Reinen Sinusschwingung (DDS-FG) 
gemacht, dort waren keine Oberwellen vorhanden.
Im Prinzip würde auch ein Sinus ausreichen, da es ja nur darum geht eine 
Diode durchzuschalten (Tastgrad 1:1 z.b. mit offset).

Da jedoch der µC zwingend nötig ist um ein synchronisiertes timing zu 
erreichen steht mir nur ein Rechteck zur Verfügung.
Ein Ansatz wäre zwar, den DAC im XMega zu nutzen um einen, mit 8bit 
aufgelösten Sinus zu erzeugen, jedoch wäre die Taktung (32MHz) zu gering 
um die gewünschte Frequenz (zumindet mit 8bit Auflösung) zu erzeugen.

Ein theoretischer Ansatz wäre, mit einem Bandpass (super Q) nur die 
Grundfrequenz aus dem Recheck heraus zu ziehen, die sollte ja annähernd 
Sinusförmig sein.
Hat das schonmal jemand gemacht, und kann den ein oder anderen Tipp 
geben?

Eine weiter Möglichkeit wäre, parallel einen DDS Chip mit Sinus im ROM 
laufen zu lassen.
Diesen könnte man dann mit dem "high" des µC einschalten, und mit dem 
low wieder aus (disable Eingang oder ähnliches).
Wichtig wäre dabei nur, dass der Sinus immer bei 0° beginnt, und die 
Zeitverzögerung zwischen "high" am µC und Sinus am DDS-Ausgang kleiner 
50ns ist.

Bin für jeden Tipp dankbar!

Gruß
Manu

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