Forum: HF, Funk und Felder Reichweite von mil. Funksystemen


von Patrick B. (p51d)


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Hallo miteinander

Ich habe mal wieder eine Verständnisfrage: Wie kommt es, dass bei 
diversen militärischen Funksystemen sehr hohe Sendeleistungen vorhanden 
sind, aber die Reichweite nur gering ist. Soll heissen mit z.B 40 Watt 
kommt man nur 30km weit. Ist das wegen dem Frequenz-Hopping oder hat das 
andere Gründe?

Bei der Berufsschule hatten wir einmal einen AM-Sender gebaut, der mit 
weniger Leistung (~20mW) ca 5km Reichweite hatte. Dieser war aber fix 
bei 80MHz.

Besten Dank für die Info
MFG
Patrick

von Ham (Gast)


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Hallo,

im Detail weis ich das natürlich auch nicht, aber es hängt auf jedem 
Fall mit der Bandbreite der Aussendung zusammen.
Dann kommt es auch darauf an wie hoch die Empfangsfeldstärke sein muß um 
für die entsprechende Anwendung nutzbar zu sein.
Stell dir mal z.B für eine Radaranwendung vor wie gering die 
reflektierte Energie z.B. eines Sportflugzeuges (Ultraleicht) in z.B. 10 
km Entfernung ist.
Äuserst gering und da selbst hohe Frequenzen nie "ganz" sauber sind, 
also immer auch Störsignale vorhanden sind muß die Nutzfeldstärke sogar 
um einiges höher sein als es theoretisch ausreichen würde.

Da hilft nur Leistung, trotz der heutzutage vorhanden Möglichkeiten mit 
hochentwickelten Algorithmen und leistungsstarken Rechensystemen die 
noch Infos aus den Rauschen herausholen und Störungen (in bestimmten 
Grenzen) herausrechnen können.

Desweiteren werden sicherlich einige sehr Breitbandige (und schnelle) 
Datenübertragungssysteme genutzt werden, und breitbandige System 
benötigen halt mehr Energie um nutzbringend eingesetzt werden zu können.

Nicht zuletzt muß eine Funkverbindung im militärischen Einsatz sehr 
stabil und sicher sein, verbindungsabrisse können prblematisch werden, 
"Funklöcher" darf es (soweit physikalisch irgendwie möglich) nicht geben 
also wird zu sicherheit ein "etwas" kräftigeres Signal erzeugt.

Vielleicht sind hier einige Spezialisten unterwegs die das alles genauer 
erklären können .

 mfg
             Ham

von H. (Gast)


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Ham schrieb:
> Stell dir mal z.B für eine Radaranwendung vor wie gering die
> reflektierte Energie z.B. eines Sportflugzeuges (Ultraleicht) in z.B. 10
> km Entfernung ist.

Mit einer entsprechenden Signalverarbeitung sind selbst mit einfachen 
Dopplerradaren Fussgänger noch in 15km sichtbar.

Was die Funkkommunikation betrifft, muss diese sicher sein, d.h. sie ist 
hoch codiert, birgt nur geringe Redundanz, damit die Codierug nicht so 
einfach geknackt werden kann. Die Reichweiten sind daher etwas geringer. 
Die theoretischen Reichweiten, die angegeben sind, sind aber künstlich 
gering gehalten, weil es die Angaben für worst case unter militärischen 
Bedingungen und Störungen sind, bei denen noch 100% korrekt übertragen 
werden kann.

Lässt man ein gutes MIL-Funkgerät auf "normale" Bedingungen los, dann 
ist die Reichweite locker das 3-4 fache und wenn man einige 
Sprachaussetzer akzeptiert, das 10-20fache des Angegebenen.

von Jasch (Gast)


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H. schrieb:
> Ham schrieb:
>> Stell dir mal z.B für eine Radaranwendung vor wie gering die
>> reflektierte Energie z.B. eines Sportflugzeuges (Ultraleicht) in z.B. 10
>> km Entfernung ist.
[snip]
> Was die Funkkommunikation betrifft, muss diese sicher sein, d.h. sie ist
> hoch codiert, birgt nur geringe Redundanz, damit die Codierug nicht so
> einfach geknackt werden kann. Die Reichweiten sind daher etwas geringer.

Nein, stimmt nicht. Wenn man Redundanz reinmachen will kann man das auch 
nach der Verschlüsselung tun, kein Problem.

> Die theoretischen Reichweiten, die angegeben sind, sind aber künstlich
> gering gehalten, weil es die Angaben für worst case unter militärischen
> Bedingungen und Störungen sind, bei denen noch 100% korrekt übertragen
> werden kann.

Das stimmt, die Militärs können halt nicht wie die Funkamateure einfach 
warten bis die Bedingungen gut sind. Und im Zweifel müssen sie mit 
suboptimalen Antennen auskommen usw.

Ach ja, anders als andere Leute müssen sie vorgegebene Frequenzen 
benutzen die auch schonmal mit einem Jammer "beschossen" werden könnten.

von Ham (Gast)


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Hallo,

das mit den Radar hätte ich jetzt eigentlich nicht erwartet, aber man 
lernt immere noch hinzu.
Wie stark sind den die Impulse die ausgesendet werden?  Der doch 
beträchtliche Antennengewinn einer Radarantenne wird das Signal kräftig 
anheben, aber wie hoch ist denn die Leistung die aus dem Sender kommt ? 
(ich meine jetzt die "normalen" Radare nicht irgendwelche Küstenschutz 
und Überhorizontradare im KW Bereich).


mfg

     Ham

von Michael A. (Gast)


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Ham schrieb:
> Wie stark sind den die Impulse die ausgesendet werden?

Beim Impulsradar rechne mal mit einigen kW bis MW und einer Impulsdauer 
in der Größenordnung der Entfernungsauflösung.

von Patrick B. (p51d)


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Besten Dank für die Antworten. Interessant ist nur, dass bei einem 
Funksystem, dass mein Bruder gerade eingesetzt hatte (im Militär) die 
Reichweite recht genau stimmte, also nur bei gutem Wetter etwas (etwa 
1/4) weiter kam.

H. schrieb:
> Mit einer entsprechenden Signalverarbeitung sind selbst mit einfachen
> Dopplerradaren Fussgänger noch in 15km sichtbar.

?? Fussgänger? Habe ich etwas falsch verstanden beim Radar? Ich dachte 
immer es würde über eine Reflexion ein Objekt gefunden, aber 
biologisches Gewebe reflektiert doch keine Felder oder etwa doch?

Also ich weiss, dass "gute" Radaranlagen Objekte in Grösse eines 
Golfballs auf >5km erfassen können, aber Menschen...

MFG
Patrick

von Krapao (Gast)


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Fußgänger im miltärischen Bereich haben selten nur eine Haselnusszwille 
mit Kieseln dabei...

von Helmut L. (helmi1)


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Krapao schrieb:
> Fußgänger im miltärischen Bereich haben selten nur eine Haselnusszwille
> mit Kieseln dabei...

Im WW3 nicht aber im WW4:

Orginalzitat von Albert Einstein
"Ich weiß nicht womit die Menschen im 3. Weltkrieg kämpfen, aber im 4. 
werden es Keulen und Steine sein."

von dunno.. (Gast)


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wenn hier von funk mit 40W und 30Km geredet wird, ist aber der ganz 
normale unverschlüsselte sprechfunk gemeint (analog).

hat mich auch immer gewundert, warum wir mit unserem Funkbus samt mast 
in der regel ähnlich weit kamen wie ne zivile funke aus nem 
elektronikversender..?

von den handfunken garnicht zu reden, bei denen hats immer geheißen das 
zettel ranbinden + werfen effektiver wäre..

von Lehrmann M. (ubimbo)


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Patrick B. schrieb:
> Ich habe mal wieder eine Verständnisfrage: Wie kommt es, dass bei
> diversen militärischen Funksystemen sehr hohe Sendeleistungen vorhanden
> sind, aber die Reichweite nur gering ist. Soll heissen mit z.B 40 Watt
> kommt man nur 30km weit.

Die größte Abhängigkeit stellt natürlich die Wellenlänge (ergo die 
(Träger-)Frequenz) dar. Dann kommen natürlich noch viele andere Faktoren 
dazu. Auf Seite 5 dieses Dokuments kannst du mal ein wenig lesen 
(Wellenlänge vs. Ausbreitung) und dich mit ein paar Grundlagen vertraut 
machen: http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=11555

von Plasmon (Gast)


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Patrick B. schrieb:
> Ich dachte immer es würde über eine Reflexion ein Objekt gefunden, aber
> biologisches Gewebe reflektiert doch keine Felder oder etwa doch?

Jeder Körper, egal ob Leiter oder Dielektrikum, dessen 
Materialkonstanten sich von denen der Umgebung (hier Luft) 
unterscheiden, reflektiert und streut einen Teil der einfallenden 
Leistung. Damit ein Körper die ganze Leistung verschluckt, muss er in 
Form und Materialeigenschaften besonders gestaltet werden. Und auch dann 
kriegt man die Reflexion bestenfalls sehr klein aber niemals auf Null.

von Purzel H. (hacky)


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Reichweite von Funksystemen... Haengt eben auch vom Standort ab. Da ist 
man als Freizeitfunkener an weniger Bedingungen gebunden wie die Armeee. 
Heisst, als Freizeitfunker kann man auf einen Turm, oder Huegel, Als 
Armee ist man am moeglicherweise duemmsten Ort. Deshalb braucht man mehr 
Leistung fuer ein Armeefunkgeraet.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Patrick,

> Wie kommt es, dass bei
> diversen militärischen Funksystemen sehr hohe Sendeleistungen vorhanden
> sind, aber die Reichweite nur gering ist.

Die Wehrbeschaffungsämter sind als sehr knauserig bekannt. Die 
verschwenden keine Gelder.

Sondern die Reichweite einer Funkverbindung ist begrenzt:
1. Je nach Frequenzbereich durch Erdkrümmung und Reichweite.
2. Abschattungen.
3. die gegnerische elektronische Kampfführung mit Stör- und 
Täuschsendern.

In allen Fällen hilft Leistung. Manchmal nur wenig, aber immerhin.

Ciao
Wolfgang Horn

von Ralf S. (spacedog) Benutzerseite


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Wie bitte, mit den Dingern kann wirklich man Funken? Ich dachte immer, 
dass diese Kanister nur zur körperlicher Ertüchtigung der Truppe 
mitgeschleppt werden. Ne brauchbare Funkverbindung habe ich damit noch 
nie erlebt ;-)

von oszi40 (Gast)


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Ralf Schwarz schrieb:
> Ich dachte immer, dass diese Kanister nur zur körperlicher Ertüchtigung der 
Truppe mitgeschleppt werden.

Das ist sehr verschieden. Wenn Du keine weite Verbindung brauchst, 
kommst Du mit KW bis Amerika und im nassen Wald kaum einen Waldweg 
weiter. Frequenz, Leistung, Antenne, Standort, Höhe, Störungen usw. sind 
ein weites Feld mit vielen Fragen.

von W.S. (Gast)


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Ich denke mal, es ist beim Militär ein gewisser Hang zur 
Rücksichtslosigkeit. Das Einzige, was da bei der Sendeleistung noch 
zählt, ist die Frage, wie schwer die Akkus sein dürfen, damit der Funker 
nicht zusammenbricht..

W.S.

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