Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Spannungsversorgung für Mikrocontroller


von Daniel W. (Gast)


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Hi!
Wie genau muss man die Richtlinien für die Spannungsversorgung bei 
TTL's/Mikrocontrollern einhalten?
Wenn im Datenblatt 4,75-5,25V steht, ist es schlimm wenn man 6V 
anschließt?

von Winnie (Gast)


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nö, macht gar nichts.
Und wenn 6V gehen, gehen auch 12V. Ist dann gar nicht mehr weit zum 
24V-Betrieb, in Einzelfällen fünktionieren die Dinger sogar mit 230V AC, 
unglaublich robust die Dinger.

von Habe ich auch (Gast)


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Winnie schrieb:
> in Einzelfällen fünktionieren die Dinger sogar mit 230V AC,

Zumindest kurzzeitig als Blitzlicht oder Heizung.

Wenn im Datenblatt eine maximale Spannung angegeben ist, dann nicht ohne 
Grund. Viele µC haben Schutzdioden and den I/O-Pins, die ab einer 
gewissen Spannung leitend werden. Wenn die Betriebsspannung zu hoch ist, 
fließt permanent ein recht hoher Strom über diese Dioden ab. Es ist nur 
eine Frage von Sekunden bis der Chip thermisch zerstört wird.

von holger (Gast)


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>Wenn im Datenblatt 4,75-5,25V steht, ist es schlimm wenn man 6V
>anschließt?

Ja.

von Daniel W. (Gast)


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Dann nehme ich einmal an, dass Winnie's Antwort reine Ironie war...

von Daniel P. (dpolz)


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Daniel W. schrieb:
> Wenn im Datenblatt 4,75-5,25V steht, ist es schlimm wenn man 6V
> anschließt?

Für kurze Zeit sind die AVRs erstaunlich robust. Ich habe einen mal 
mehrere Minuten verpolt und mich gewundert, warum die Schaltung nicht 
läuft. Kaputt gegangen ist dabei nichts, obwohl der Käfer schier geglüht 
hat.

ABER: geschadet hat es dem µC vermutlich trotzdem. Statistisch gesehen 
wird er nicht so lange arbeiten, wie seine unverletzten Kollegen. Da 
rechnet man mit Ausfallwahrscheinlichkeiten etc. Und ganz allgemein kann 
man deswegen auch sagen: Einen AVR mit 6V laufen zu lassen, bringt ihn 
vermutlich nicht augenblicklich um, aber er dürfte nicht besonders 
zuverlässig und/oder lang funktionieren.

Das ist nur mal das Grundprinzip. Man überschreitet nie die Grenzwerte, 
die im Datenblatt angegeben werden, den es gibt sie mit gutem Grund. Wie 
sich der AVR jetzt bei 6V genau verhält, weiß ich nicht, da ich es nicht 
ausprobiert habe. Aber praktisch ist es irrelevant.

von Klaus (Gast)


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Habe ich auch schrieb:
> Viele µC haben Schutzdioden and den I/O-Pins, die ab einer
> gewissen Spannung leitend werden.

Die Dioden gehen gegen die Versorgung, das ist die "gewisse" Spannung. 
Das hat mit dem absoluten Wert nichts zu tun. Wenn ich einen Prozessor 
(wenn er es kann) mit 2V betreibe, leiten sie auch schon bei weniger als 
5V.

MfG Klaus

von AVR'ler (Gast)


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Habe ich auch schrieb:
> Viele µC haben Schutzdioden and den I/O-Pins, die ab einer
> gewissen Spannung leitend werden. Wenn die Betriebsspannung zu hoch ist,
> fließt permanent ein recht hoher Strom über diese Dioden ab.

Dann guck mal in's Datenblatt, wie die verschaltet sind. Wo sollen die 
denn bei überhöhter Betriebsspannung etwas hinleiten, solange sie nicht 
in Sperrrichtung durchbrechen? Und des werden sie bei 6V noch nicht tun.

von Pinsel (Gast)


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Winnie schrieb:
> nö, macht gar nichts.
> Und wenn 6V gehen, gehen auch 12V. Ist dann gar nicht mehr weit zum
> 24V-Betrieb, in Einzelfällen fünktionieren die Dinger sogar mit 230V AC,
> unglaublich robust die Dinger.

Schön wenn der Tag mit einem Lacher anfängt : )

von Justus S. (jussa)


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Daniel W. schrieb:
> Dann nehme ich einmal an, dass Winnie's Antwort reine Ironie war...

omg

von Hansen (Gast)


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AVR'ler schrieb im Beitrag #2451175:
> Dann guck mal in's Datenblatt, wie die verschaltet sind. Wo sollen die
> denn bei überhöhter Betriebsspannung etwas hinleiten

Da hat er Recht! Abgeleitet wird da nbur von PortPins nach Vcc und GND.

von Heinz L. (ducttape)


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Winnie, geiler Beitrag, nur markier sowas bitte, sonst nimmt's womöglich 
jemand ernst. :)

MCs halten erstaunlich viel aus. Mehr als moderne CPUs mal auf jeden 
Fall (najo, logisch, wenn man sich mal anguckt welche EM-immissionen die 
gelegentlich mal verdauen können müssen, ist ja nicht so dass das immer 
im störungsfreien Labor eingesetzt würden...). Allerdings sind die 
Spezifikationen nicht als Gag gedacht und weil sich die Hersteller 'n 
Lenz machen wollten, um den Benutzern ihrer Teile auf den Keks zu gehen. 
Wie bereits schon gesagt wird's zuallermindest der Lebenserwartung des 
MCs nicht grad zuträglich sein, sie permanent mit mehr Saft zu versorgen 
als sie wollen. Dazu kommt, dass dann keine Garantie besteht, dass das 
Ding überhaupt so reagiert wie's das laut Datenblatt sollte. Weil eben 
die Spezifikation etwas anderes verlangt.

Ich mein, funktionierst Du ganz rund wenn man Dich permanent bei 40 Grad 
im Schatten ackern läßt? :)

Und angesichts der Tatsache, dass 'ne 5.1V Zenerdiode das Problem bei 6V 
Inputspannung löst, find ich's nicht übertrieben da halt eine 
dazuzuquetschen.

von Harry S. (kleinerbastler)


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Daniel W. schrieb:
> Wie genau muss man die Richtlinien für die Spannungsversorgung bei
> TTL's/Mikrocontrollern einhalten?
> Wenn im Datenblatt 4,75-5,25V steht, ist es schlimm wenn man 6V
> anschließt?

Also aus der Fragestellung heraus geht es erst einmal um die 
Spannungsversorgung und nicht um die Pegel an den Inputs (vielleicht hat 
der Fragesteller aber auch die Inputs gemeint ...).
Als Erstes werden die Datenblattangaben auf den Herstellungsprozess 
bezogen. Ein uC wird hauptsächlich deshalb mit z.B. 5V betrieben, weil 
er in einem relativ alten Prozess gefertigt wird. Eine aktuelle Intel- 
oder AMD-CPU wird in einem 28nm Prozess gefertigt, und der kann nun mal 
maximal 1.8V ab. Alles was spannungsmässig höher ist, würde die 
Strukturen (auf Grund thermischer Prozesse) zerstören.
Ein AVR funktioniert also deshalb mit 5V, weil er mit einem 150nm oder 
noch älteren Prozess hergestellt wurde. Da der Prozess so gut 
eingefahren ist, sind die Käferchen auch entsprechend preiswert 
herzustellen.
Ein AVR, der nun mit 3.3V oder gar 1.8V arbeitet, wird nicht 
zwangsläufig mit einem moderneren Prozess fabriziert, hier wird nur die 
Betriebsspannung runtergedreht. Die Transistoren schalten trotzdem, nur 
eben deutlich langsamer - das steht ja auch im Datenblatt.
Normalerweise ist solch ein uC mit z.B. 5V spezifiziert, und einer 
Toleranz von +-5% im kommerziellen Bereich sowie einem entsprechenden 
Temperaturbereich. Es gibt auch Automotive- und Military-Specs, dort 
sind sowohl die Spannungs- als auch die Temperaturtoleranzen höher.
Die Angaben im Datenblatt beziehen sich immer auf Zuverlässigkeitstests. 
Was mit 5V spezifiert ist, funktioniert in gewissen (zeitlichen) Grenzen 
auch mit 6V, vielleicht sogar mit 7V. Es ist aber keinesfalls 
wiederholbar, d.h. wenn das erste Bauteil 5 Monate lang mit 6.5V 
funktionierte, kann der 2. uC schon bei 5.7V nach 2 Monaten ausfallen. 
Ausserdem fliessen durch die höhere Betriebsspannung eben auch höhere 
Ströme, was zu thermischer Belastung führt. Genauso die Taktraten. Nur 
weil ein uC mit einer max. Taktrate von 12MHz angegeben ist, heisst das 
noch lange nicht, dass er bei 13MHz nicht mehr funktionieren würde. Er 
wird bei einer höheren Taktrate zum Einen wärmer, zum Anderen wird 
natürlich auch das Timing knapper.
Die Höhe der Spannungsversorgung und die Höhe der Spannungspegel an den 
Eingängen müssen nicht identisch sein.
Da man auch heute noch relativ oft mit TTL-Pegeln arbeitet, kann es 
durchaus möglich sein, dass man einen Prozessor benutzt, der nur mit 
3.3V Betriebsspannung versorgt wird, die Inputs aber mit 5V TTL-Pegeln 
klar kommen. Sowas nennt man dann 5V-tolerante Inputs. Auch muss ein 
Prozessor oder uC, der mit 5V Betriebsspannung spezifiert ist, nicht 
unbedingt intern auch mit 5V laufen. Häufig werden intern LDO-Regler 
verbaut, die den Prozessor dann mit 3.3V betreiben, obwohl aussen 5V 
anliegen - der Kunde hat eben die entsprechende 
Betriebsspannungsanforderung ...
Und die Dioden an den Inputs sind üblicherweise nicht vorhanden, um zu 
hohe Eingangspegel abzufangen. In einer Schaltung sind diese ja 
normalerweise fix. Das sind üblicherweise ESD-Dioden, also Schutzdioden 
gehen statische Entladungen.

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