Forum: HF, Funk und Felder Blindeistungsantennen


von BTM (Gast)


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Hallo,

mal eine "dumme" Frage:

gibt es Antennen, die darauf ausgelegt sind, Blindleistung 
auszustrahlen?

Die Ausgänge der Sendemodule sind ja in aller Regel 50 oder 75 Ohm. Gibt 
es aber auch welche, die einen komplexen Ausgangswiderstand besitzen?

Macht soetwas überhaupt Sinn?

mfg

von HF-Experte (Gast)


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Die Erforschung der Blindleistungssender (BLS) wird viel zu wenig 
gefördert.
Das liegt daran, weil immer übersehen wird, daß BLS ihre Stromversorgung 
auch mit Blindleistung sicherstellen.

von Michael M. (technikus)


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BTM schrieb:
> gibt es Antennen, die darauf ausgelegt sind, Blindleistung
> auszustrahlen?

Dumme Gegenfrage: Ist es denn noch Blindleistung, wenn sie von der 
Antenne abgestrahlt wurde.

Servus
Michael

von HF-Experte (Gast)


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Klar, die Antenne strahlt Blindleistung ab.
Zum Empfang benötigt man einen Blindleistungsempfänger (BLE).

von xXx (Gast)


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Klar gibt es solche Antennen, sie versorgen die Siemens Lufthacken :-)

von BTM (Gast)


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...ok, also wirklich eine dumme Frage..., aber warum geht das nicht?

ich meine, zwei Leitungen können doch jeweils eine komplexe Impedanz 
aufweisen und in dem Falle, dass beide gleich sind, findet keine 
Reflexion an den Übergangsstellen statt...
Wenn eine zunächst rein ohmsche Antenne z.B. Kapazitiv geladen wird, 
dann hat sie doch erstmal eine komplexe Impedanz, d.h. doch widerum, 
dass eine gleichartige Antenne aufgrund der Reziprozität grundsätzlich 
geneigt sein sollte, entsprechende Strahlung der ersten Antenne 
besonders gut aufnehmen zu können...

Warum aber bemüht man sich dann, eine Antenne immer an die ohmschen 50 
oder 75 Ohm anzupasssen?

...und was ich mich dabei auch noch Frage: Warum werden die Antennen 
nicht auf 377 Ohm, also den Wellenwiderstand des freien Raums ausgelegt?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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BTM schrieb:

> ...aber warum geht das nicht?

Stichwort: Energieerhaltungssatz.  Ja, ich weiß, damit erschlagen
die Physiker immer alles. ;-)  Ein abgestrahltes Feld transportiert
Energie (dadurch kann man es an ferner Stelle empfangen).  Folglich
muss der Antenne auch Energie zugeführt werden.  Mit reiner
Blindleistung kann das nicht klappen.

> Warum aber bemüht man sich dann, eine Antenne immer an die ohmschen 50
> oder 75 Ohm anzupasssen?

Weil der Hin- und Hertransport der Blindleistung an den (reellen!)
Verlustwiderständen zu Verlust(wirk)leistung führt.  Außerdem bauen
sich im ungünstigen Fall sehr große Spannungen am Senderausgang auf,
die den Sender selbst zerstören können.

> ...und was ich mich dabei auch noch Frage: Warum werden die Antennen
> nicht auf 377 Ohm, also den Wellenwiderstand des freien Raums ausgelegt?

Werden sie das?  Viele Leute geben sich Mühe, ihre Antennen lieber
direkt mit 50 Ω speisen zu können.  Welche für 377 Ω habe ich selten
gesehen.

Der "Wellenwiderstand des freien Raums" ist doch eine reine
Rechengröße, über die man das E-Feld und das H-Feld bei Fernfeld-
bedingungen miteinander mathematisch beschreiben kann.  Im
unmittelbaren Bereich der Antenne (das Nahfeld) gibt es vorrangig
nur eine der beiden Feldkomponenten.

von Plasmon (Gast)


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BTM schrieb:
> ...ok, also wirklich eine dumme Frage..., aber warum geht das nicht?

"Blindleistung" und "Abstrahlung" sind diametrale Gegensätze. 
Abgestrahlte Leistung ist "weg", d.h. bezüglich der Antennenklemmen 
tritt sie als Wirkleistung auf. Also Leistung, die im zeitlichen Mittel 
in die Klemmen hineinfließt. Diese Leistung wird durch den Realteil der 
Klemmenimpedanz repräsentiert. Der Imaginärteil repräsentiert die 
Blindleistung, also den Anteil der Momentanleistung, der mal positiv und 
mal negativ und mittelwertfrei ist. Das ist Leistung die eben 
definitionsgemäß nicht abgestrahlt wird, sondern zwischen Antenne und 
Generator hin- und her pendelt. Gespeichert wird die zugehörige Energie 
in reaktiven Nahfeld der Antenne.

> ich meine, zwei Leitungen können doch jeweils eine komplexe Impedanz
> aufweisen und in dem Falle, dass beide gleich sind, findet keine
> Reflexion an den Übergangsstellen statt...

Der Satz enthält gleich zwei Fehler:

- Eine einigermßen vernünftige Leitung hat keinen komplexen 
Wellenwiderstand. Der Wellenwiderstand wird erst durch Leitungsverluste 
komplex. Eine Leitung, bei der der Imaginärteil von Z_L nicht mehr 
vernachlässigbar ist, hat auch eine so hohe Dämpfung, dass sie praktisch 
unbrauchbar ist.

- Die Leistunganpassung an einen Generator mit komplexer Impedanz 
erfolgt durch die konjugiert komplexe Last. Das ist der Punkt, an dem 
die maximale Wirkleistung abgegeben wird. Eine Reflexion tritt aber 
dennoch auf, weil durch den Imaginärteil der Last die Momentanleistung 
auch mal negativ wird, d.h. es tritt Blindleistung auf. Das ist aber 
identisch mit dem Auftreten einer rücklaufenden Welle. Das heißt man 
kann eine komplexe Last so anpassen, dass der Generator die 
größtmögliche Wirkleistung an sie abgibt, reflexionsfrei ist das aber 
nicht.

> Wenn eine zunächst rein ohmsche Antenne z.B. Kapazitiv geladen wird,
> dann hat sie doch erstmal eine komplexe Impedanz, d.h. doch widerum,
> dass eine gleichartige Antenne aufgrund der Reziprozität grundsätzlich
> geneigt sein sollte, entsprechende Strahlung der ersten Antenne
> besonders gut aufnehmen zu können...

Völliger Blödsinn und mit Reziprozität hat das gar nichts zu tun. Es ist 
mit hier jetzt auch zu aufwendig, diese krummen Gedanken geradezubiegen, 
weil es ein gewisses Grundwissen an Feldtheorie benötigt.

> Warum aber bemüht man sich dann, eine Antenne immer an die ohmschen 50
> oder 75 Ohm anzupasssen?

Weil 50 Ohm sich in der Mess- und Aufbautechnik etabliert hat. Von der 
Bezugsimpedanz hängt soviel ab (Messgeräte, Bauelemente, Steckverbinder, 
...), dass es zweckmäßig bis unumgänglich ist, sich auf eine Impedanz zu 
einigen. 50 Ohm ist bei Koaxialleitungen ein guter Kompromiss zwischen 
minimaler Dämpfung und bester Spannungsfestigkeit, 75 Ohm hat sich in 
der TV-Technik durchgesetzt, weil es 1/4 der Impedanz eines Faltdipols 
ist. Faltdipole waren verbreitete Antennen und ein 1:4-Balun war leicht 
zu realisieren.

> ...und was ich mich dabei auch noch Frage: Warum werden die Antennen
> nicht auf 377 Ohm, also den Wellenwiderstand des freien Raums ausgelegt?

Derart hohe Wellenwiderstände führen zu ungünstigen 
Leitungseigenschaften und die Feldtypwandlung in der Antenne (von einer 
geführten Leitungswelle zu einer Freiraumwelle) wird dadurch auch nicht 
wesentlich begünstigt.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Komplexer Eingangswiderstand beim Empfänger:
http://www.silabs.com/pages/DownloadDoc.aspx?FILEURL=Support%20Documents/TechnicalDocs/Si4430-31-32.pdf&src=DocumentationWebPart
Seite 9: "LNA Input Impedance"

Sollte halt angepasst werden.

Es gibt auch Sender, die Antennen mit Imaginäranteil wollen. Abgestrahlt 
wird nur das Reale.

von U. B. (Gast)


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> Es gibt auch Sender, die Antennen mit Imaginäranteil wollen.
> Abgestrahlt wird nur das Reale.

In der Esoterik ist das anders:
Da kommt es nur auf das Imaginäre an !

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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U. B. schrieb:
> In der Esoterik ist das anders:
> Da kommt es nur auf das Imaginäre an !

Ja die feinstofflichen Skalarwellen, welche mit den Tachyonen 
interagieren. Ist halt wie beim Fostac Maximus.

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