Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Op-Amp verzerrt bei LC-geglätteter Versorgung


von Dötz (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe eine Verstärkerschaltung mit NE5534 aufgebaut (im Prinzip nur 
ein Spannungsfolger mit Push-Pull-Stufe am Ausgang) die prinzipiell 
wunderbar funktioniert (Audioverstärker). Op-Amps und die Ausgangsstufe 
wurden bislang einfach an Trafo+Gleichrichter+Siebelkos mit +/-20V 
versorgt.
Nun dachte ich tu ich den Op-Amps noch was Gutes und verpasse denen eine 
geglättete Versorgungsspannung. Gesagt getan: Zwei kleine Drosseln 
(schätzungsweise einige zehn uH) vor den Opamp, außerdem hinter den 
Drosseln je zwei Elkos 100uF nach Masse. Resultat: Der Verstärker 
produziert gerade im oberen Leistungsbereich heftige Verzerrungen. 
Überbrücke ich nur eine(!) der Drosseln mit einem Draht, hört der Krach 
schlagartig auf und alles klingt bestens.

Zweiter Versuch: Zwei 78/79 Spannungsregler, mit den vorschriftsgemässen 
Kondensatoren bestückt, zur Versorgung des Op-Amps. Wieder das exakt 
gleichte Resultat!

Ich muß dazu sagen dass das ganze "fliegend" auf zwei Breadboards 
aufgebaut ist und die Drähte zwischen Spannungsreglern und Op-Amp locker 
20cm lang sind.

Es sieht fast so aus als wäre das Phänomen beide male das gleiche, so 
als würde die Leitungsinduktivität oder eben die Drossel irgendwie 
Schwingungen verursachen. Hat jemand eine Erklärung dafür?

von mhh (Gast)


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Endstufen betreibt man an Versorgungsquellen mit niedrigem 
Innenwiderstand. Nun weißt Du auch warum...

Dötz schrieb:
> so
> als würde die Leitungsinduktivität oder eben die Drossel irgendwie
> Schwingungen verursachen.

von Helmut S. (helmuts)


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10uH mit 100uF ergibt eine Resonazüberhöhung bei 5kHz. Abhilfe schafft 
ein Widerstand(1 Ohm) in Serie mit der Spule(Bead).

von Klaus R. (klara)


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Hallo,
der OP muss direkt mit Kondensatoren abgeblockt werden.
Gruss Klaus.

von ArnoR (Gast)


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Die Verzerrungen entstehen durch hochfrequentes Schwingen des 
Verstärkers. Ein gutmütiger (stabiler) Verstärker schwingt bei einer 
solchen Versorgung nicht. Dein Problem dürfte ein schon so fast 
instabiler Verstärker sein. Eine Schaltung wie deine, OPV + 
komplementäre Endstufe, ist nie gut. Leg mal an die ursprüngliche 
Schaltung ein richtig steiles Rechtecksignal und trimme die 
Frequenzgangkorrektur des NE5534 so hin, dass kein Überschwingen in der 
Sprungantwort auftritt, dann gehts auch mit der Filterung in der 
Betriebsspanunng.

von Dötz (Gast)


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Helmut you are my hero! :)

Das hat's gebracht, nun klappts sowohl mit Spannungsregler als auch 
Induktivität. Jetzt muss ich nur noch verstehen was Resonanzüberhöhung 
ist damit ich das Problem beim nächsten mal selbst verstehe...

Vielen Dank!!!

@mhh

>Endstufen betreibt man an Versorgungsquellen mit niedrigem
>Innenwiderstand. Nun weißt Du auch warum...

Das weiß ich selber. Für die Endstufe müssen alle Rohre frei sein, die 
hängt auch bei mir direkt an Elko+Gleichrichter. Aber die 
Differenz-Eingangsstufe (bei mir ein Op-amp) hat doch gerne eine 
entweder geregelte oder zumindest sorgfältig gesiebte Versorgung!

von Helmut S. (helmuts)


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@Dötz
Eigentlich hatte mich ja gestern MaWin an das Einfügen eines 
Serienwiderstandes in einem anderen Thread erinnert.
Im Anhang siehst du wie man das mit LTspice simulieren kann.

von mhh (Gast)


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Dötz schrieb:
> Jetzt muss ich nur noch verstehen was Resonanzüberhöhung
> ist damit ich das Problem beim nächsten mal selbst verstehe...

Es wackelt heftig an der Betriebsspannung des OPV, da diese ja inmitten 
des Filters abgegriffen wird.

http://de.wikipedia.org/wiki/Saugkreis

Das ruft diese Instabilität dann hervor.

von mhh (Gast)


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(Angeregt wird das Ganze durch den intermittierenden Stromverbrauch des 
OPV)

von Filti (Gast)


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Unbedämpfte LC-Filter sieht man sehr sehr oft in Schaltungen, gerade 
auch in Industrieschaltungen. Erschreckend, was da oft für eine 
Unwissenheit herrscht...

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Filti schrieb:
> Unbedämpfte LC-Filter sieht man sehr sehr oft in Schaltungen, gerade
> auch in Industrieschaltungen. Erschreckend, was da oft für eine
> Unwissenheit herrscht...

Es gibt in Wirklichkeit keine unbedämpften (? ungedämpften) 
Schwingkreise, da Induktivität als auch Kapazität parasitäre Elemente 
enthalten, die den Schwingkreis dämpfen.

von Filti (Gast)


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>Es gibt in Wirklichkeit keine unbedämpften (? ungedämpften)
>Schwingkreise, da Induktivität als auch Kapazität parasitäre Elemente
>enthalten, die den Schwingkreis dämpfen.

Also, dann rechnen wir mal, was ich erst neulich gesehen habe: Stehende 
6,8µH Induktivität von Fastron mit 30mOhm DC-Widerstand plus 10µF X7R 
Highcap mit 10mOhm DC-Widerstand. Minimum R zur Unterdrückung der 
Resonanzüberhöhung R >= SQRT(2 x L / C) = 1,2 Ohm. Tatsächlicher 
Bedämpfungswiderstand 40mOhm!

Parallelschalten eines "schlechten" Elkos kann aber helfen, die 
Situation zu entschärfen.

von Filti (Gast)


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Mit dem zusätzlichen "schlechten" Elko reicht schon ein zusätzlicher 
100mOhm Serienwiderstand, um die Resonanz praktisch zu eliminieren.

von Fralla (Gast)


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>Mit dem zusätzlichen "schlechten" Elko reicht schon ein zusätzlicher

geht aber so einfach (dämpfen nur mit dem Elko-ESR) nicht bei 
Schaltungen welche zb -40°C bis +85°C Temperaturbereich haben. Der ESR 
ändert sich da schon um den Faktor 10 und mehr.
Der Dämpfungskondensator (welcher ja den DC-Anteil am 
Dämpfungswiderstand abblockt) muss grob immer den Faktor 10 mehr haben. 
Also wenn Folie oder Keramik->größer.

Aber man kann auch mit einem LR-Glied parallel zur Filterdrossel 
dämpfen. Die Dämpfungsdrossel muss keinen hohen Biasstrom können, daher 
nicht groß. So wird das ganze um Welten Temperaturunabhängigger als die 
Dämpfung mittels ESR. oder ESR+Widerstand.

Will damit nur sagen, dass auch mit LR-Gliedern gedämpft werden kann was 
bei machen SMPS Anforderungen Vorteile bringen kann...

MFG Fralla

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Im Falle der Versorgung eines OPAMPs reicht es oft schon, wenn man 
einfach eine Drossel benutzt, die einen entsprechend hohen 
Gleichstromwiderstand hat...

Größer ist nicht immer besser. Eine fette Tonneninduktivität braucht man 
hier nicht.

von Fralla (Gast)


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Auch sollte die Drossel bei den Störfrequenzen noch eine sein..

von Filti (Gast)


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>Im Falle der Versorgung eines OPAMPs reicht es oft schon, wenn man
>einfach eine Drossel benutzt, die einen entsprechend hohen
>Gleichstromwiderstand hat...

Was hier brauchbar ist, kann man erst sagen, wenn der TE uns einen 
Schaltplan zeigt.

von Mark (Gast)


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Bei einem OP kann auch ein RC-Glied reichen. Oder wie schon gesagt ein 
RLC-Glied. Soviel Strom wirds nicht sein, dass es extrem ineffizient 
wird. Da braucht man keine Kindergarten-Simulation eines Filters....

von Filti (Gast)


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>Bei einem OP kann auch ein RC-Glied reichen. Oder wie schon gesagt ein
>RLC-Glied. Soviel Strom wirds nicht sein, dass es extrem ineffizient
>wird. Da braucht man keine Kindergarten-Simulation eines Filters....

Bei Klasse-B-Betrieb des OPamp als Treiber der Push-Pull-Stufe willst du 
keine zu großen Spannungsabfälle der Treiberströme in der 
Versorgungsspannungsspannung, weil diese stark verzerrt sind und durch 
die endliche PSRR auf den Eingang durchschlagen können. Da kann es schon 
sinnvoll sein, ein RLC-Filter mit kleinem R zu verwenden.

von Mark (Gast)


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Was klein ist und groß ist kann man wohl nicht pauschalisieren wenn nur 
der Strom des OPs durch muss.

von Dötz (Gast)


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Hallo nochmal,

der Schaltplan ist ein (fast) 1:1 Nachbau dieser Verstärkerschaltung für 
mittlere Leistung:

http://www.diyaudio.com/forums/solid-state/194453-very-simple-class-b-amplifier.html

Im Unterschied zur Originalschaltung kriegt der Op-Amp aber eine 
getrennte Versorgung. Hierbei habe ich inzwischen folgende Varianten 
ausprobiert:

-Op-Amp direkt aus Gleichrichter+Siebelko versorgt: Funktioniert perfekt

-Op-Amp aus Gleichrichter+Siebelko+LC-Glied: Heftige Verzerrungen

-Op-Amp aus Gleichrichter+Siebelko+LC-Glied+seriellen 2x10R-Widerstand 
in den V+/V- Leitungen des Op-Amp: Funktioniert perfekt

-Nach Gleichrichter+Siebelko eine 20V Zenerdiode+Emitterfolger: Heftige 
Verzerrungen

-Nach Gleichrichter+Siebelko eine 20V Zenerdiode+Emitterfolger MIT 2x10R 
Widerstand in der Versorgungsleitung des Op-Amp: Funktioniert perfekt

-Nach Gleichrichter+Siebelko einen 78-Spannungsregler: Heftige 
Verzerrungen

-Nach Gleichrichter+Siebelko einen 78-Spannungsregler MIT Widerstand in 
der Versorgungsleitung des Op-Amp: Funktioniert perfekt

Für mich ist damit ziemlich klar dass Helmut recht hat und hier ein 
Resonanzproblem vorliegt.

Bei den Spannungsreglern hatte ich 0.22uF zwischen Ausgang und GND, dies 
ist wahrscheinlich zu wenig um die Resonanzfrequenz zu vermindern.

Zwischen den Versorgungspins des Op-Amp liegt nochmal ein 100n 
Folienkondensator zur Stabilisierung. Wie gesagt vermute ich mal dass 
die Leitungsinduktivitäten hier eine Rolle spielen weil das Netzteil auf 
einem getrennten Breadboard aufgebaut ist und "fliegend" mit der 
Verstärkerschaltung verdrahtet. Hab spassenshalber mal nachgemessen: Die 
Versorgungsdrähte haben gut 40cm Länge!

In der Versuchsreihe sieht es ja so aus dass sich sowohl der diskrete 
wie auch der integrierte Spannungsregler ähnlich auswirken wie die 
Induktivität was mir erst spanisch vorkam. In diesem Artikel wird es 
erklärt warum es tatsächlich so ist:

http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/uregindu.htm

von Filti (Gast)


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>Was klein ist und groß ist kann man wohl nicht pauschalisieren wenn nur
>der Strom des OPs durch muss.

10Vs an 4R macht 2,5As. Stromverstärkung von 100 in den 
Endstufentrasnistoren macht 25mA Strom, den der OPamp liefern muß. 
Fließt der über 10R in der Versorungsspannung, ergibt das einen 
Spannungsabfall von 0,25V. Dieser Spannungsabfall hat mit dem Signal 
wenig gemeinsam und ist stark verzerrt. Bei 40...60dB PSRR des OPamp 
sind das 0,25...2,5mV auf den Eingang bezogen. Bei einem typischen 
Eingangssignal von 0,5V für Vollaussteuerung sind das dann 0,05...0,5% 
Störsignal...

von Filti (Gast)


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>der Schaltplan ist ein (fast) 1:1 Nachbau dieser Verstärkerschaltung für
>mittlere Leistung:

>http://www.diyaudio.com/forums/solid-state/194453-

Ich sehe da keinen Schaltplan...

>Hab spassenshalber mal nachgemessen: Die Versorgungsdrähte haben gut >40cm Länge!

Dann wirst du wohl einen ganz ordinär schwingenden Verstärker haben!

Wenn der OPamp größere Ströme liefern muß, dann braucht er unmittelbar 
an den Pins größere Entkoppelcaps. Mit 100n Caps ist es dann oft nicht 
getan.

von Dötz (Gast)


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>Ich sehe da keinen Schaltplan...

Ganz oben aus der Seite

>Wenn der OPamp größere Ströme liefern muß, dann braucht er unmittelbar
>an den Pins größere Entkoppelcaps. Mit 100n Caps ist es dann oft nicht
>getan.

Nö denn selbst mit 100uF war das Problem noch immer da!

von ArnoR (Gast)


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> Ganz oben aus der Seite

Die Seite wird nicht gefunden....

> Nö denn selbst mit 100uF war das Problem noch immer da!

Na kein Wunder, denn dein Problem liegt ganz woanders:
Beitrag "Re: Op-Amp verzerrt bei LC-geglätteter Versorgung"

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