Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Phänomen: Polung des Oszilloskops verändert Messung


von Philipp M. (spannungsabfall)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo allerseits,

ich bin Gestern auf ein Phänomen gestoßen, das ich mir nicht ganz 
erklären kann.

Ich habe eine Analogschaltung gebaut bei der ich eine Referenzspannung 
mittels eines Spannungsteilers und eines OPs als Impedanzwandler 
erzeuge.

Die Spannung dient einer OP-Basierten Filterschaltung als künstliche 
Masse. Die Ops werden unipolar versorgt. Darum brauche ich diese 
Spannung zwischen Vcc und GND auf die sich dann alle Filter beziehen. 
Vcc = 3,3 V, Vref ca. 1,5 V.

Nun habe ich beim debuggen der Schaltung (trotz kompletter 
SPICE-Simmulation tut sie noch nicht ganz wie ich will) ein seltsames 
Verhalten festgestellt.

Ich habe mit dem Oszi diese Spannung gemessen. Dabei ist mir 
aufgefallen, dass sie extrem gestört war. Sie oszllierte sinusförmig mit 
ca. 200 kHz und einer Amplitude von fast einem Volt. Als ich etwas 
ungläubig die Kontakte des Tastkopfes vertauschte war das Ergebnis 
völlig anders. Wie gewünscht maß ich nun eine saubere Gleichspannung mit 
kaum erkennbaren Störungen. Diese beiden Messungen ließen sich jeweils 
mehrfach reproduzieren.

Ich hatte nur einen Tastkopf angeschlossen, also kann ich einen 
Kurzschluss in der Schaltung durch den GND eines 2. Tastkopfes 
ausschließen.

Ich habe das Problem auch bereits behoben. Ein großer Elko (470 µF), den 
ich schnell zwischen der Referenzspannung und dem echten GND der 
Schaltung eingelötet habe, hat es gelöst. Dann bei beiden Polungen eine 
Saubere Gleichspannung gemessen.

Ich kann mich erinnern, dass ich schon mal erlebt habe, dass die Polung 
meines Oszis eine Messung beeinflusst. Ich glaube sogar bei einer 
ähnlichen Schaltung und ähnlichem Phänomen (weiß es aber nicht mehr ganz 
sicher).

Ich kann mir das nicht so ganz erklären weil ich bisher immer dachte, 
dass der eingang eines Oszis einigermaßen symetrisch aufgebaut ist. Auch 
weiß ich nicht genau warum man den Kondensator den ich dann noch 
eingelötet habe braucht. Ich kenne Schaltungen für Referenzspannungen 
aus der Literatur (auch von µC.net) die ohne auskommen.

Mein Oszi ist ein relativ neues (1 Jahr) Owon 8102T.

Hat jemand eine Erklärung?

Gruß

Spannungsabfall

von Gunb (Gast)


Lesenswert?

Ohne direkten Bezug auf deine Schaltung zu nehmen (keine Zeit):

Wenn du z.B. ein Scope und einen Funktionsgenerator nutzt, dann stellen 
diese oft übers Netz durch die gemeinsame Masse beider Geräte eine 
Verbindung her. Das geht bis zur Tastkopfmasse, wodurch dann je nach 
Polung "komische" ERgebnisse zustandekommen.

Ich nutze dann einen Trenntrafo für's Scope oder einen 
Differentialtastkopf.

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Philipp M. schrieb:
> Ich kann mir das nicht so ganz erklären weil ich bisher immer dachte,
>
> dass der eingang eines Oszis einigermaßen symetrisch aufgebaut ist.
soso.

Schon die Eingangsbuchse eine Oszis ist alles andere als elektrisch 
symmetrisch .-)

Aber bevor wir hier weiter rätseln:

Welchen TK nutzt Du (es gibt tausende?

Ein paar mehr Infos machen es leichter, Dir ggfs. zu helfen.

von Werner (Gast)


Lesenswert?

Philipp M. schrieb:
> Ich kann mir das nicht so ganz erklären weil ich bisher immer dachte,
> dass der eingang eines Oszis einigermaßen symetrisch aufgebaut ist.

Deshalb ist der Eingang auch über eine (asymmetrischen) BNC-Buchse mit 
Gnd am Außenleiter ausgeführt.  ;-)
Was soll daran symmetrisch sein?

von flashgenervter (Gast)


Lesenswert?

Gunb schrieb:
> Ich nutze dann einen Trenntrafo für's Scope
Das ist wie mehrfach im Forum erwähnt eine ganz schlechte Idee bei 
SK1-Geräten!

von Gunb (Gast)


Lesenswert?

flashgenervter schrieb:
> Gunb schrieb:
>> Ich nutze dann einen Trenntrafo für's Scope
> Das ist wie mehrfach im Forum erwähnt eine ganz schlechte Idee bei
> SK1-Geräten!

Und?

von flashgenervter (Gast)


Lesenswert?

Gunb schrieb:
> flashgenervter schrieb:
>> Gunb schrieb:
>>> Ich nutze dann einen Trenntrafo für's Scope
>> Das ist wie mehrfach im Forum erwähnt eine ganz schlechte Idee bei
>> SK1-Geräten!
>
> Und?
Nichts und, ich weise nur darauf hin, nicht das ein Anfänger das 
nachmacht und sich einen Schlag holt.

von Gunb (Gast)


Lesenswert?

flashgenervter schrieb:
> Gunb schrieb:
>> flashgenervter schrieb:
>>> Gunb schrieb:
>>>> Ich nutze dann einen Trenntrafo für's Scope
>>> Das ist wie mehrfach im Forum erwähnt eine ganz schlechte Idee bei
>>> SK1-Geräten!
>>
>> Und?
> Nichts und, ich weise nur darauf hin, nicht das ein Anfänger das
> nachmacht und sich einen Schlag holt.

Bei 3.3V-Signalen

LOL, der war gut!

von flashgenervter (Gast)


Lesenswert?

Gunb schrieb:
> Bei 3.3V-Signalen
>
> LOL, der war gut!

Jaja, lach nur. Wenn du mal mit der selben Methode an 230V misst wird 
dir das Lachen schnell vergehen. Bei Kleinspannung kann man das schon 
machen mit dem Oszi am Trenntrafo, aber man muss halt wissen das es 
grundsätzlich gefährlich ist.

von Gunb (Gast)


Lesenswert?

flashgenervter schrieb:
> Gunb schrieb:
>> Bei 3.3V-Signalen
>>
>> LOL, der war gut!
>
> Jaja, lach nur. Wenn du mal mit der selben Methode an 230V misst wird
> dir das Lachen schnell vergehen. Bei Kleinspannung kann man das schon
> machen mit dem Oszi am Trenntrafo, aber man muss halt wissen das es
> grundsätzlich gefährlich ist.

Schlaumeier. Um 230V geht's hier nicht. Und wer an 230V misst, der 
sollte sich vorher mit dem Thema Sicheheit beschäftigt haben. Also, beim 
Thema bleiben.

von Klaus D. (kolisson)


Lesenswert?

Pin5 IC4 fehlt mindestens 100nF.

Gruss k.

von Philipp M. (spannungsabfall)


Lesenswert?

Also ich benutze den 100 MHz Standardtastkopf der bei dem Oszi dabei 
war. Der hat in der X1 Stelung 1 MOhm || 96pF.

Das so ein Oszi nicht wirklich Symetrisch ist, ist mir schon klar. 
Alleine die BNC-Buchsen sind, wie ihr sagt ein deutlicher Hinweis. Aber 
ich hätte nicht gedacht, dass die parasitären Kapazitäten und 
Widerstände einen derart starken Einfluss auf den Ausgang eines 
Impedanzwandlers haben können. Der der wird ja direkt von einem OP 
getrieben.

@kolisson - Danke, werd ich gleich mal einlöten.


Im Moment habe ich Schwirigkeiten mit dem Differenzvertärker. Der tut 
nicht wie erwartet. Falls da jemand direkt einen Fehler im Plan sieht 
wäre das hilfreich. Ansonsten weis ich natürlich, dass das nicht zum 
Thema des Threads passt. Sollte ich den Fehler in den nächsten Stunden 
nicht finden, würde ich dafür nen neuen Thread aufmachen und auch mehr 
schreiben als "Der tut nicht wie erwartet"^^.

Gruß

von Dietrich L. (dietrichl)


Lesenswert?

Philipp M. schrieb:
> Das so ein Oszi nicht wirklich Symetrisch ist, ist mir schon klar.
> Alleine die BNC-Buchsen sind, wie ihr sagt ein deutlicher Hinweis. Aber
> ich hätte nicht gedacht, dass die parasitären Kapazitäten und ...

Du solltest wissen: der GND des Tastkopfes / Oszis ist (meistens) mit 
Schutzerde verbunden. Wenn Du diesen GND irgendwo in der Schaltung 
anschließt, erdest Du diesen Punkt also. Alle Kapazitäten der Schaltung 
zur Umgebung, z.B. auch die Koppelkapazitäten des Netztrafos im 
Netzgerät, liegen jetzt parallel zu diesem Punkt in der Schaltung.
Zusätzlich koppeln auch noch alle Störungen aus den 230V-Netz in die 
Schaltung.

Gruß Dietrich

von Philipp M. (spannungsabfall)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Danke erstamal an alle,

was ihr sagt klingt Plausibel ich hätte nur nicht gedacht, dass die 
Effekte so gravierend sind.

Ich habe einen 330 nF Kondensator von Pin 5 de IC4 zu GND eingelötet. 
Trotzdem tritt dieser Effekt auf wenn nicht auch am Ausgang der des OPs 
ein Kondensator ist (Ob der auch kleiner sein darf als ein fetter Elko 
probier ich jetzt mal aus.

Die frequenz ist übrigens 214,6 kHz - falls das interessant ist.

Ich habe mal ein Bild gemacht. Bei der Roten Kurve wurde GND des 
Tastkopfes mit GND der Schaltung verbunden und die Tastspitze an den 
Ausgang des OPs gehalten. In der Türkiesen Kurve war es anders herum.

Einen Funktionsgenerator habe ich bei der Messung nirgend eingesetzt. Es 
war nur das Oszi und ein Normales Labornetzteil im Einsatz.

von Helmut L. (helmi1)


Lesenswert?

Philipp M. schrieb:
> Ich habe mal ein Bild gemacht. Bei der Roten Kurve wurde GND des
> Tastkopfes mit GND der Schaltung verbunden und die Tastspitze an den
> Ausgang des OPs gehalten. In der Türkiesen Kurve war es anders herum.

Und du wunderst dich darueber das der OP anfaengt zu schwingen bei der 
kapazitiven Last die das Oszilloskope mit seinem GND Anschluss 
darstellt.
GND vom Skope gehoert an GND der Schaltung und nicht auf irgendeine 
Signalleitung.

von Philipp M. (spannungsabfall)


Lesenswert?

Also das Verhalten scheint ja weit weniger mysteriös zu sein als ich 
zunächst vermutet habe. Aber so ganz klar ist es mir leider immer noch 
nicht. Eine Kapazitive Last ist ja eine Kapazität zwischen zwei 
Potentialen. Da mein Netzteil einen Trafo hat müsste es ja Galvanisch 
vom Oszi getrennt sein.

Dann kann doch die Kapazitive Last, die das Oszi darstellt, doch nur 
eine Kapazität zwischen den beiden Punkten sein an dem ich den Tastkopf 
anschließe. Und wenn die verpole dürfte das ja nichts ausmachen.

Das diese Annahme falsch ist, ist mir klar. Das beweist das Experiment 
und eure Aussagen gehen ja auch in die Richtung.

Kann jemand genau erklären (oder hat nen Link dafür) wo welche 
Kapazitäten wirken und wie diese sich verändern wenn man die Polung 
tauscht.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@  Philipp M. (spannungsabfall)

>Kann jemand genau erklären (oder hat nen Link dafür) wo welche
>Kapazitäten wirken

Die parasitäre Koppelkapazität in deinem Trafo, das können einige nF 
sein.

MFG
Falk

von Helmut L. (helmi1)


Lesenswert?

Eingang des Skopes

Eingang Skope---------+----------------> zum Y Verstaerker
                      |
                     15pF Eingangskapazitaet
                      |
GND Skope-------------+---------------->
                      |
                     PE

Netzteil des Skopes

             Trafo
NetzSkope----   ----Versorgungs Skope
             I  I
             I  I
NetzSkope-+--   --+--GND
          |       |
          --- nF--|  einige nF Koppelkapazitaet zwischen Netz und Skope
                     durch Trafo und Netzfilter

Also nix mit symetrischen Eingang.

von tip (Gast)


Lesenswert?

Operationsverstärkerschaltungen sind prädestiniert dazu bei kapazitiver 
Belastung am Ausgang zu schwingen! Das geht sehr schnell, weil sich eine 
Phasenverschiebung ergibt, die aus einer Gegenkopplung eine Mitkopplung 
machen kann.

Teilweise können wenige nF oder weniger schon ausreichen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.