Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Oszi reparieren - Tektronix 2466


von Martin B. (martin_b97)


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Hallo zusammen,

habe hier ein gutes Analog-Oszi Tektronix 2466 stehen, das mir 
eigentlich zu schade zum Wegwerfen ist und das ich eigentlich gut 
gebrauchen könnte.

Das Problem ist, dass die Fokussierung des Elektronenstrahls irgendwie 
nicht zu funktionieren scheint. Man sieht bei langsamer Einstellung der 
Timebase, dass sich ein heller Streifen oder Großer Punkt von links nach 
rechts bewegt, aber leider ist auch mit dem Focus-Rädchen nichts zu 
machen.

Es gibt einen Knopf "Beam Find", der wohl den Strahl auf ca. 10% seiner 
Breite komprimiert. Komischerweise, wenn ich diesen Taster drücke, ist 
der Strahl recht scharf zu sehen (und weniger breit logischerweise).

Ich habe das Ding schon zerlegt soweit es ging und mal durchgepustet, 
leider hat die Aktion keine Besserung gebracht.

Hat irgendwer eine Ahnung, was genau defekt sein könnte und was ich als 
Reparaturversuch unternehmen könnte?

Schon mal vielen Dank,
Martin

von Anja (Gast)


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Martin B. schrieb:
> dass sich ein heller Streifen oder Großer Punkt

was jetzt heller Streifen oder Großer Punkt.

Die Angaben sind leider sehr ungenau so daß man den Fehler nicht weiter 
eingrenzen kann.

Fragen:
- Stimmt der Abbildungsmaßstab in x und y Richtung noch? (ggf. Hinweis 
auf Fehler im Hochspannungskreis).
- heller Streifen könnte auf ein Schwingen oder ein 
Versorgungsspannungsproblem (Brumm) in der Y-Verstärker Versorgung sein.

Gruß Anja

von kunz (Gast)


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Schaltplan besorgen und alle Spannungen bzgl. der Bildröhre nachmessen. 
Anfangen beim Netzteil. Auf "schwangere" Elkos achten! Dann wieder 
melden.

von Manfred G. (magroma)


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Da brauchst du für die Röhre das Daten- und Anschlussblatt und misst die 
Spannungen am Sockel. Bei älteren Geräten fällt meist der Fokusregler 
selbst aus (Schleifer offen). Da der Spannungsteiler meist sehr 
hochohmig ist, kann auch ein Widerstand defekt sein. Mit einem 
Multimeter und etwas Erfahrung müsste der Fehler zu finden sein. Aber 
Vorsicht, am Sockel liegen auch Gleichspannungen an die richtig 
"beißen".

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Bei meinem HP war bei ähnlichen Symptomen ein kaputter Hochspannungs-
widerstand die Ursache.

von Martin B. (martin_b97)


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Hallo,

Dank schon mal für Eure Antworten,

Ich wollte gerade versuchen, ein paar Fotos zu machen. Leider zeigt sich 
jetzt (habe das Oszi aus dem Keller geholt, ist also kalt), dass auch 
das Drücken des "Beam Find" Knopfes keine vernünftige Fokussierung mehr 
bringt.

Mehr als einen grünen Schirm kann ich also im Moment leider nicht Bieten 
:-(

Da ich das Gerät schon offen hatte, kann ich nicht sagen, dass 
irgendwelche Bauteile (Elkos) komisch oder aufgebläht ausgesehen hätten.

Da im Inneren hohe Spannungen anliegen, wie auch öfters auch auf den 
Platinen vermerkt, habe ich bisher von Messungen am "lebenden Objekt" 
abgesehen.

Soweit erstmal,
Martin

von Krapao (Gast)


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> Man sieht bei langsamer Einstellung der
> Timebase, dass sich ein heller Streifen oder Großer Punkt von links nach
> rechts bewegt

So ähnlich?

http://www.cromwell-intl.com/radio/tek2445a.html

von kunz (Gast)


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Martin B. schrieb:
> jetzt (habe das Oszi aus dem Keller geholt, ist also kalt)
Da sieht man, wie wichtig es ist, den Taupunkt zu beachten :-)

von Martin B. (martin_b97)



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Hallo nochmal,

anbei sieht man nun die Darstellung des Oszis bei nicht gedrücktem "Beam 
Find" Taster (IMAG0042) und gedrücktem "Beam Find" Taster (IMAG0041).

Irgendwas passiert beim Drücken dieses Tasters, so dass der Strahl 
wieder fokussiert wird. Kann es dieser Taster selbst sein?

Grüsse,
Martin

von W.S. (Gast)


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Hab grad auf meinem mal nachgeschaut. Also, Hochspannung und Helligkeit 
scheinen bei deinem OK zu sein.

Teste mal, ob und wie das Bild bei gedrücktem Beamfinder auf die Knöpfe 
zu horizontalen und vertikalen Verschieben reagiert. Beim Vertikalen 
(richtigen Kanal nehmen...) sollte sich der Strich von -1 Raster bis +1 
Raster um die Mittellinie bewegen lassen. Beim Horizontalen wird 
lediglich der Lnke oder rechte Endpunkt heller oder dunkler. Bei dir 
scheint die ganze Linie ein bissel zu weit links zu stehen. Ich tippe 
also auf die Justage der Horizontal-Endstufe.

W.S.

von Martin B. (martin_b97)


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Hallo,

Vertikal lässt sich der Strich bei gedrückter Beam Finder Taste von +2 
nach -1.5 Div verschieben, Horizonatal von -2 bis +0,5 Div, wobei 
jeweils der linke oder rechte leuchtende Punkt heller wird bzw. einer 
von beiden komplett verschwindet.

Ich frage mich jetzt nur, was ich (oder du) mit dieser Information 
anfangen kann.

Martin

von Jochen F. (jamesy)


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Das hört sich an, als ob eventuell die Spannung der Horizontal-Endstufe 
zusammengebrochen ist.
Am Besten mal bei Tek, Ebaman oder Bama oder KO4BB das Servicemanual 
herunterladen.

von Martin B. (martin_b97)


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Ok, ich lad mir mal die Manuals und Servicemanuals runter (wusste gar 
nicht dass es die online gibt) und bin dann erstmal mit Stoff versorgt, 
was ich beim Überfliegen so gesehen habe.

Danke für die Hinweise.

von Gästle (Gast)


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Manfred G. schrieb:
> Bei älteren Geräten fällt meist der Fokusregler
> selbst aus (Schleifer offen).
> Da der Spannungsteiler meist sehr
> hochohmig ist, kann auch ein Widerstand defekt sein. Mit einem
> Multimeter und etwas Erfahrung müsste der Fehler zu finden sein.

Das fällt mir auch bei den Schirmbildern ein. Würde die (hochohmigen) 
Widerstände um die Focusspannung mit dem Ohmmeter durchklingeln.

von Bastler (Gast)


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Giebt es an deinem Oszi einen Asting Regler? damit läst sich das Gerät 
auch noch Fokusieren. Ist an meinem Tektronix D65 so.

von Martin B. (martin_b97)


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Hallo Bastler,

ja, es gibt einen Astig Regler. Der beeinflusst auch die Fokussierung, 
aber leider nur wenn ich gleichzeitig den Beamfinder Knopf drücke, 
ansonsten siehts aus wie auf dem Bild oben.

Ich komme leider erst am Wochenende dazu, die ganzen Sachen mal zu 
messen.

Grüsse,
Martin

von Jochen F. (jamesy)


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Als Arbeitshapothesewürde ich mal davon ausgehen, daß die 
Plattenspannungen der horizontalen Ablenkung nicht stimmen und daher die 
Defokussierung herrührt. Der Beamfinder legt ja nur einen Widerstand 
drüber und schaltet die Helligkeit hoch, das hat wenig zu sagen.
Schlechter Fokus kann auch durch andere als die Geometrie- und 
Fokuselektroden erzeugt werden.

von Andrew T. (marsufant)


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@ TE:
Fehlerursache sind defekte Widerstände im Bereich der  Fokusspannung, 
genauer der Spannungsteiler der die Fokusspannung erzeugt.

Der Fokusregler selber ist ok, aber die Widerstände (am Poti A und E) 
sind hochohmig geworden.

diese mußt Du austauschen.

Du kannst einfache 0.125W Metallfilwiderstände als Ersatz nehmen

von Martin B. (martin_b97)



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Hallo,

danke für die bisherigen Tips. Leider komme ich trotzdem nicht so recht 
weiter. Ich habe mal den Hochspannungsteil geöffnet und einige 
Widerstände gemessen. Die meisten lagen unter dem im Servicemanual 
angegebenen Wert. Ich denke für eingelötet gemessen ist das besser als 
zu groß.

Anbei noch ein Bild mit gedrücktem Beamfinder, Readout und aktivierten 
delta_t Cursors. So sieht das ja recht vernünftig aus, nur ohne 
Beamfinder ists nix.

Das einzige vorkommen des Beamfinder finde ich im Schaltplan übrigens 
bei "Channel switch and output amplifiers", der geht quasi direkt in den 
U600 und U800.

Grüsse,
Martin

von Kupfer Michi (Gast)



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Das klingt mir stark nach dem gleichen Problem wie bei meinem Tek2445B - 
vermutlich ein U800 (Tek 155-0241-02)  Defekt.

Nach dem Einschalten ist bei mir zunächst alles OK. Nach ca. 30-60min 
beginnt die X Ablenkung/Skalierung sich zu verstellen und klappt dann 
kurz darauf ganz ganz nach links weg. Mit X10 Magnifier sieht man noch 
etwas, Beam Find scheint genauso wie bei dir noch in Ordnung zu sein.

Bis vor einiger Zeit ging das Problem nach einer weiteren Stunde wieder 
ganz von allein weg und man konnte danach ohne Probleme weiter arbeiten, 
jetzt bleibt das Problem bestehen.

Erst nach ausschalten und ein paar Stunden warten kann man wieder für 
eine 1/2 Stunde Arbeiten => Thermisches Problem.

Der X Signallauf ist bis zum Eingang U800 OK, am Ausgang (=X-Ablenkung 
Röhre) hab ich noch nicht messen können um damit den U800 als Problem 
festzunageln, aber alles deutet darauf hin.

Im Netzt ist bei der Tek2445/Tek2465 Serie der U800 als Übeltäter wohl 
bekannt. Durch einen Fabrikationsfehler soll sich unter 
Temperaturbelastung das Chip Die ablösen.

Der IC wird nicht mehr hergestellt, Ersatz gibts nur noch durch 
Kanibalismus.

Ich hab schon ein paar SPICE Simulationen gemacht, da ich auf die 
verrückte Idee gekommen bin, den U800 diskret mit ein paar schnellen 
OpAmps nachzubauen.

Problem ist jedoch geeignete HV BJTs als Treiber für die 
X-Ablenkungsplatten mit genügend hohem fT zu finden (bisher hab ich nur 
2SA1538/2SC3953 120V/400MHz gefunden) - mal sehen ob ich Zeit dazu hab.

von Martin B. (martin_b97)


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Hallo Leidensgenosse,

ich habe ja gehofft, dass ich hier kein U800 Problem habe, sondern etwas 
anderes. Habe auch schon viel darüber gelesen. Der Vorbesitzer des Oszis 
hat mir auch erzählt, dass es am Anfang ok war und erst nach einiger 
Zeit der Fehler auftrat. Seit ich es habe ist es aber von Anfang an so.

Wenn du in der normalen Ansicht (ohne BF (=Beamfinder)) den Vert. Pos. 
Knopf des angezeigten Kanals drehst bewegt sich da was? Bei mir sieht es 
so aus als würde der Strahl abgelenkt, jedoch nur eine Reflexion von der 
linken Röhrenseitenwand dargestellt (ich muss mal ein Video machen).

Wenn ich hier:

http://www.ko4bb.com/Manuals/Tektronix/Tektronix_-_2465_Oscilloscope/Tektronix_2465_Service_and_Instruction_Manual_Oct84.pdf

nach der "Display diagnostic procedure" auf Seite 09-48a vorgehe, komme 
ich zu "Refer to the Horizontal troubleshooting hints at left" auf Seite 
9-48, wo ich gerade noch dahinter klemme.

Edit: Die Darstellung mit gedrücktem BF ist bei mir immer gleich, egal 
wie lang das Ding schon läuft, also eher nicht thermisch.

Edit2: Wir sollten uns auf ein Service Manual einigen, wenn wir 
Messungen vergleichen wollten. Welches benutzt du?

Grüsse,
Martin

von Kupfer Michi (Gast)



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>Service Manual ... Welches benutzt du?

Ein Manual für mein 2445B hab ich nicht, ich orientiere mich an dem 
2465B (siehe Anhang, das Manual habe ich von irgend einem der bekannten 
Archives).
Soweit ich verstanden han ist das 2445B bautechnisch nur die 
bandbreitenbegrenzte Version des 2465B.

> dass es am Anfang ok war und erst nach einiger Zeit der Fehler auftrat.
> Seit ich es habe ist es aber von Anfang an so.

Wenn das auf das Die Bonding Problem zurückzuführen ist, ist dieses 
Verhalten durchaus möglich.

Mechanischer/thermischer Stress verschiebt zunächst die 
Transistorparameter und irgend wann fällt das Ding komplett aus.

>Wenn du in der normalen Ansicht (ohne BF (=Beamfinder)) den Vert. Pos.
>Knopf des angezeigten Kanals drehst bewegt sich da was

Siehe IMG_1579 vs. IMG_1582
aber nach einiger Zeit wandert der letzte Rest ganz nach links aus dem 
Bild raus.
Mit der X10 Mag Einstellung (IMG_1581 & IMG_1584) sieht man noch den 
letzten Zipfel des Signals wenn man X-Pos ganz nach rechts dreht.
Die Doppelüberlagerung des Sinus entsteht dadurch dass am Ende schon der 
Strahlrücklauf beginnt aber noch nicht dunkel getastet ist.

Die Spannungsdifferenz an Messpunkt 62 / 63 muss also bei mir 
katastrophal nach links weckgerutsch sein.
BeamFind scheint das aber irgend wie wieder zurückziehen zu können, was 
mir nicht ganz klar ist wieso.

> ... wenn wir Messungen vergleichen wollten

Ich möchte solang bei meinem Oszi weningstens eine 1/2 Stunde noch 
läuft, erst alle Singnale & Timings rund um U800 aufzeichnen, in der 
Hoffnung das Ding als Hybrid nachbauen zu können.

Bevor ich diese Aufzeichnungen nicht habe will ich das Ding nicht mehr 
viel einschalten und herumexperimentieren, da der IC jederzeit komplett 
ausfallen kann (muss mir noch 10:1 Vorteiler für meine FET Probes 
basteln).

Weist du zufällig was der U800 derzeit auf dem Gebrauchtmarkt kostet?

Ich habe auch gelesen dass es in Japan jemanden gibt der ab und zu 
kaputte U800 durch eine rebonding Prozedur wiederaufarbeitet, dies 
klappt aber nicht immer.

Die Tage der 24x5 Serie sind also gezählt.

Hab ich schon erwähnt dass ich DSOs hasse?

Ich hab mir als Ersatz auf die Schnelle ein Tek TDS-510A  (4Kanal, 
500MHz AnalogBW) zugelegt.

Aber damit Analogschaltungen zu entwickkeln ist einfach nur ein Krampf, 
von der Menübedienung ganz zu schweigen.

Daher will ich undingt für den Haupteinsatz ein gutes Analog Oszi haben.

von Kupfer Michi (Gast)


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Was ich noch erwähnen wollte:

Vor dem U800 Fehler hatte ich auch einmal einen ähnlichen Strahlausfall 
durch defekte SMD Caps auf dem A5 Board (Readout Generierung).

Damals fing nach dem Einschalten nach einer Zeit die Readoutschrift an 
zu Zittern und driftete zur Seite und anschliesend war das ganze Bild 
dunkel und sah so ähnlich aus wie dein IMAG0042 Bild.

Die 5 SMD Caps (C2011, C2331 C2010, C2113,C2965) hatten ein Leck und 
hatten die umliegenden Leiterbahnen schon arg korrodiert.

Dadurch kam anscheinend das ganze Readout Timing relativ zur X Ablenkung 
durcheinander. Warum dann aber auch der Signalstrahl ausgefallen ist hab 
ich nicht weiter verfolgt.

Falls du dir sicher bist, dass nicht doch der weiter oben schon erwähnte 
Focus Biaswiderstand defekt ist, solltest du auch mal an dieser Ecke 
schauen.

von Martin B. (martin_b97)


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Kannst du mir die Position oder Bauteilnummer des betroffenen 
Biaswiderstands nennen? Ich bin mit der Röhrentechnik nicht so versiert 
und bin mir nicht sicher, ob ich den richtigen identifiziert habe.

Danke,
Martin

von Peter ⛄ W. (Firma: Huddel und Brassel Ltd.) (jaffel) Benutzerseite


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Wie waere es wenn du mal die Ablenkspannungen an der Roehre misst ? 
Vermuten kann man viel.

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